BMW Z4 M Coupé, BMW 1er M Coupé
BMW M-Power-Coupés im Gebraucht-Check

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Nicht nur für eingefleischte BMW-Fans hat die Kombination aus Reihensechszylinder und Heckantrieb eine magische Bedeutung. Zwei gebrauchte Power-Coupés mit M-Pfeffer im Check.

BMW Z4 M Coupé, Verkaufsraum
Foto: Dino Eisele

Mia san mia, jetzt red i, luia sog i - wer kennt sie nicht, die markigen Sprüche der Bajuwaren. Sie strotzen nur so vor Selbstbewusstsein, was beim Blick auf den Sport auch verständlich ist: Für Glanz und Gloria sorgen BMW als amtierender DTM-Champion und Rekordmeister FC Bayern München. Unvergessen auch die poltrige Präsenz von CSU-Urgestein Franz-Josef Strauß – gegen die die aktuelle Parteiführung nicht mal ansatzweise anstinken kann. Aber Politik ist ja so was von langweilig im Vergleich zu den bayerischen Kraftmeiern, die hier und heute "kauf mich" schreien.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Hier das BMW Z4 M Coupé, quasi der schnittige Dandy im weißen Anzug mit rotem Designerhemd, und dort das BMW 1er M Coupé, der Bodybuilder, dessen massige Muskeln aus dem schwarzen Tanktop hervorquellen. Zweisitzer gegen Viersitzer, Sauger gegen Turbo, 2006er- gegen 2012er-Baujahr – beide Sportler trennen nicht nur viele Zahlen und Fakten, sondern auch knapp 20.000 Euro. 26.500 Euro soll das BMW Z4 M Coupé im Gebrauchtwagencheck kosten, 44.900 Euro das BMW 1er M Coupé. Dafür eint sie der magische Buchstabe M – und die in Reihe angeordneten sechs Zylinder mit 343 und 340 PS.

Nach dem Produktionsstopp für den Z4 M im September 2008 (Kürzel E85/E86), mussten M-Fans bis zum Mai 2011 warten. Erst mit dem 1er M Coupé kam ein kompakter Kracher unterhalb des M3 auf den Markt.

BMW 1er M Coupé nur 6.309 mal gebaut

Vom Z4-Nachfolger E89 mit Metallklappdach gibt es bis heute keine echte M-Version. Das BMW 1er M Coupé (Kürzel E82) kam im Mai 2011 und ging schon wieder im September 2012. Der Nachfolger M2 lässt noch etwas auf sich warten. Kein Grund für Trauerflor, denn passionierte M-Liebhaber müssen nur ins Netz gehen: Auf deutschen Online-Portalen stehen knapp 60 Exemplare des BMW 1er M Coupés zum Verkauf – doppelt so viele wie vom länger gebauten BMW Z4 M Coupé.

Einige Mausklicks und zwei Telefonate später rückt die sport auto-Crew aus. In Weinstadt bei Stuttgart parkt der auffällige BMW 1er völlig unauffällig zwischen bunten Ferrari, Porsche und graublausilbernen Tesla Model S. Marc Stowasser, Geschäftsführer von Stowasser & Schmalzried Automobile: "Nur 6.309 Mal gebaut! Viele wissen gar nicht, was das für eine Rarität ist, und fragen, wieso der Einser so teuer sei."

Mit einem Preis von 44.900 Euro ist das saphirschwarze, gut 40.000 Kilometer alte Coupé dennoch als günstig zu bewerten. Für manche Autos im Netz werden knapp 70.000 Euro aufgerufen – auch wenn der Einser-Schüler bei seinem Debüt 2011 neu für 50.500 Euro in der Liste stand. Ob im Einzelfall tatsächlich so viele Scheine über den Tresen gehen?

500 Nm Drehmoment bei 1.500/min

Fakt ist: Bei rund 37.000 Euro geht's los, und vielleicht ist gerade jetzt ein günstiger Zeitpunkt für den stärksten 1er. Das glaubt auch Marc Stowassers Zwillingsbruder Jochen: "Langfristig besitzt das M Coupé Top-Potenzial, auch weil es ohne direkten Vorgänger und Nachfolger ist." Das klingt doch verlockend, also Tür auf und los geht's.

Doch erst mal geht gar nix, weil der Motor nicht anspringt. Batterie leer? Nö, Bedienfehler. Startknopf drücken reicht nicht, erst muss der Schlüssel in den Schacht geschoben werden. Früher war eben doch nicht alles besser. Mit sonorem Räuspern meldet sich der N54-Twinturbo des BMW 1er M Coupés zu Wort und wummert dezent aus vier Endrohren. Warmrollen durchs Industriegebiet: Der Power-Bayer gibt sich geschliffen und kultiviert – dicke Hose geht anders. Bis der erste Kanaldeckel die fetten 19-Zöller ins Stolpern bringt.

Das Ortsschild verschwindet im Rückspiegel, das Öl ist warm, also pedal to the metal! Wie von der sprichwörtlichen Tarantel gestochen schießt das BMW 1er M Coupé davon. Der doppelt aufgeladene Reihensechser packt die Drehmomentkeule aus und drückt mit 500 Nm auf die 265er-Walzen – die in den unteren Gängen echt kämpfen müssen, damit die schiere Kraft nicht in Schall und Rauch aufgeht. Die mechanische 100-Prozent-Sperre verhindert Schlimmeres, aber bei Vollgas aus dem Stand kann auch sie keine Wunder vollbringen.

Prüfung der Multilenker-Hinterachse wichtig

Schnell fühlt man sich mit dem Breitbau-Bayern wie verwachsen: Die Sportsitze, die Handschaltung, das Cockpit, die Bremsen, alles ist sehr überzeugend angerichtet, sodass man ganz automatisch zum glühenden BMW-Fan wird. Der Tank ist über halb voll, die Nordschleife nur 323 Kilometer weg, doch ein Blick auf die Uhr mahnt: Die Hebebühne wartet.

Apropos: Mit Rundenzeiten von 8.15 min in der Grünen Hölle und 1.14,1 min in Hockenheim ist der Über-1er eine echte Macht. Zehn Minuten später zeigt uns das BMW 1er M Coupé seine Unterwäsche: Alles frisch, nichts ausgeleiert. Trotz breiter Spur können wir keine Bordsteinschäden an den 9,0 bzw. 10 Zoll breiten Alus entdecken. Reifen, Bremsen und Abgasanlage sehen auch gut aus. Werkstattmeister Frank Espenlaub empfiehlt bei gebrauchten 1er M Lager und Gummis der aufwendigen Multilenker-Hinterachse zu prüfen. "Und das Differenzial sollte keine Geräusche machen."

Das kann speziell bei Autos, die oft auf der Rennstrecke unterwegs waren, auffällig werden. Zu beachten ist auch, dass der N54-Motor mit 340 PS Ärger wegen eines hängenden Wastegate-Ventils machen kann. In der Folge kann der hintere, thermisch höher belastete Turbolader des BMW 1er M Coupés kaputtgehen. Die Meldung im Display lautet: "Leistungsabfall. Weiterfahrt möglich". Wir raten: Direkt zum BMW-Händler und auf kulante Abwicklung hoffen.

BMW Z4 M mit legendärem S54-Reihensechser

Wastegate? Turbolader? Was ist das, werden die gusseisernen M-Anhänger fragen, für die nur ein hochdrehender Ottomotor in Frage kommt. So wie der legendäre S54-Reihensechser mit 3.246 Kubik und 343 PS bei 7.900 Touren. Außer im M3 kam er auch im BMW Z4 M zum Einsatz, der optisch deutlich weniger auf den Tisch haut als das BMW 1er M Coupé.

Die Auto Motiv München GmbH in Bergkirchen bietet den weißen Zweisitzer an, der zwischen schicken Audi, kernigen Dreier Cabrios und angriffslustigen Subaru Impreza kaum auffällt. Geschäftsführer Angelos Organlis sucht den Schlüssel: "Deutsches Auto, erste Hand. Das Auto wurde ein paar Jahre in Griechenland gefahren. Der Vorbesitzer hat dort ein Ferienhaus."

Stimmt, die letzten Ziele im Navi lauten Athen und Thessaloniki. 26.490 Euro soll das gebrauchte BMWZ4 M Coupé mit 90.000 Kilometern kosten, aber "es ist praktisch schon verkauft. Ein Kunde aus Österreich war gestern hier."

München, Griechenland, München, Österreich – das erinnert ja stark an die Karriere eines Fußballprofis. Na dann, Schlüssel ins Zündschloss und rumgedreht, wie einfach. Der Motor: läuft nicht! Und diesmal ist wirklich die Batterie leer. Uns rettet ein 12-Volt-Booster, und schon kann die Testrunde beginnen.

Kupplungswechsel beim BMW Z4 M nach 90.000 Kilometern

Kinder, wie die Zeit vergeht! Gut zehn Jahre liegen zwischen der Erstzulassung und heute. Enger Innenraum, veraltetes DVD-Navi. Fahrer über 1,90 Meter wundern sich über den geringen Verstellbereich des Sitzes. Augen und Hände entdecken leichte Abnutzungen an den Alublenden im Cockpit und an der Armauflage – völlig normal bei dem Alter und der Kilometerleistung.

"Die Armauflage richtet der Aufbereiter noch für 80 Euro. Hinten sind neue Reifen drauf, die vorderen Bremsen wurden bereits gemacht", so Inhaber Organlis. "Und die Kupplung wird noch getauscht, die hält selten länger als 90.000 Kilometer."

Die Kunststoffverkleidungen hinter den Passagieren knarzen, was das Zeug hält. Gut, dass der Motor kein Leisetreter ist – und mittlerweile warm ist, wie man an den LED des Drehzahlmessers wunderbar ablesen kann. Ein Scheppern, Sägen, Dröhnen, Trompeten, Fräsen: Wen dieses Akustik kalt lässt, der hat vermutlich am Kiosk die falsche Zeitschrift gekauft. Gänsehautgarantie!

Wenn der S54-Sechszylinder die Drehzahleiter erklimmt und bei knapp 5.000 auf Angriff schaltet, herrscht beste Laune auf den roten Ledersitzen. Von diesem Triebwerk werden Großväter ihren Enkeln mit feuchten Augen vorschwärmen. Der orange Bereich beginnt bei 7.500, der rote bei 8.000 Touren – gibt's noch Fragen?

Sechsgang-Handschaltung verlangt nach kräftiger Hand

Anders als der BMW 1er M Coupé will der Z4 M mit harter Hand geritten werden. Die Kutsche bockt, zickt und lässt die Insassen nie im Unklaren, was sich unter den vier Reifen abspielt. Schon nach ein paar schnellen Kurven spürt man: Der Grenzbereich ist schmal. Wer das DCS aktiviert, sollte schnell und richtig am Lenkrad drehen können. Dafür sitzt man tief und perfekt integriert und wird schnell eins mit dem Coupé.

Die Sechsgang-Handschaltung verlangt nach einer kräftigen Hand. Ohne ein wenig Übung bei der Koordination von Gas und Kupplung kann der Ampelstart zu einer peinlichen Slapstick-Nummer werden. Motor abgestorben oder Aufheulen plus quietschende Reifen – dazwischen ist nur ein schmaler Grat. Der BMW Z4 M ist eine ehrliche Haut: echter Sportwagen statt Eisdielen-Cruiser.

Neben dem Check aller Fahrwerksgummis lohnt der Blick ins Scheckheft: Häufige Ölwechsel deuten auf viele Rennstreckenbesuche hin. Wurde der Sechszylinder reichlich und lange in oberen Drehzahlregionen bewegt, verlangt er auch öfter nach neuem Schmierstoff. Da unterscheidet sich ein BMW Z4 M Coupé nicht vom M3. Dafür gibt es keinen Ärger mit dem SMG-Getriebe – beim Z4 war es nie im Angebot.

Vertrauensfrage

Powered by BMW M: Dieses Versprechen löst das BMW 1er M Coupé voll und ganz ein: Als hundertprozentiges BMW-Konzentrat, als Energydrink auf vier Rädern mit Turbo-Boost lässt der Viersitzer mit den breiten Backen keinen PS-Junkie kalt. Dem steht der BMW Z4 M in nichts nach: Exzessive Drehfreude statt Turbokeule heißt seine Devise, außerdem gibt er sich beim Fahren kantiger und rauer.

Beide topmotorisierten Bayern-Coupés eint, dass ein solider finanzieller Background vorhanden sein sollte, sonst fressen einen die Unterhaltskosten schnell auf. Beide Autos nehmen über 13 Liter Super Plus auf 100 Kilometer, wenn sie flott gefahren werden. Die Lebensdauer der Hinterreifen ist stark von der Schwere des Gasfußes abhängig. Ein Michelin Pilot Sport in 265/35 R 19 für den BMW 1er M Coupé kostet rund 270 Euro. Bei den Versicherungstarifen liegt der 1er mit VK 28 in Front, der Z4 kontert dafür mit TK 29. Wer sich das alles leisten kann, darf sich auf ungefilterten Fahrspaß freuen.

Sportliche Alternativen

Audi TT RS

Mit 340 PS steht der aufgeladene Reihenfünfzylinder den beiden BMW M Coupés in nichts nach. Auch beim Sound und bei der Traktion (Quattro) garantiert der Über-TT Spaß ohne Ende. 2009er-Modelle haben jüngst die 30.000-Euro-Schwelle unterschritten.

Nissan 370Z

Sechszylinder-Saugmotor in V-Anordnung, 3,7 Liter Hubraum und 330 PS: Die Papierdaten des Nissan 370Z lesen sich ebenso überzeugend wie die Zahl 18.000 – mehr Euro muss man für den gebrauchten Nippon-Sportler nicht unbedingt ausgeben.

Porsche Cayman/Boxster

Um bei der Leistung mithalten zu können, sollten die S-Modelle des Mittelmotor- Sportwagens im Fokus stehen. Je nach Modelljahr werden 280 bis 320 PS geboten. Frühe Autos von 2005 mit reichlich Kilometern auf dem Tacho starten bei 18.000 Euro.