Bowler Renn-Land-Rover verkauft
Defender mit 570-PS-V8 für 120.000 Euro

In Paris hat RM Sotheby's seltene Bowler-Renn-Defender versteigert – so viele Bowler waren bisher selten auf einmal im Angebot. Die V8-Modelle brachten sechsstellige Erlöse, ein V6-Modell mit immerhin 335 PS starkem Jaguar-F-Type-Motor ging dagegen fast als Schnäppchen für gut 50.000 Euro weg.

2015er Bowler Pennine V6 110 Prototype
Foto: RM Sotheby's

Offroad-Rennspezialist Bowler hat seine Zusammenarbeit mit Land Rover seit 2012 massiv verstärkt, um immer bessere Renn-Defender zu bauen, seit Dezember 2019 gehört die kleine Firma komplett zum Jaguar-Land-Rover-Konzern. Die in der Serie zwar für ihre ausgesucht guten Geländefähigkeiten aber nicht unbedingt für ihre Spritzigkeit bekannten Defender baut Bowler mit V6- und V8-Triebwerken und vielen Verstärkungen zu Gelände-Rennmonstern um. Heraus kommen seltene und teure Defender der bis 2016 gebauten Generation. RM Sotheby's hat jetzt eine umfangreiche Sammlung dieser Umbauten angeboten – selten war die Gelegenheit für Fans so gut, sich zwischen einer reichhaltigen Auswahl an Bowler-Modellen entscheiden zu können. Wir stellen vier der Fahrzeuge mit ihren geschätzten und tatsächlichen Auktionserlösen vor.

Unsere Highlights
2015er Bowler Pennine V6 110 Prototype
RM Sotheby's
Der Bowler Pennine V6 110 Prototype von 2015 basiert auf dem 110 Crew Cab Chassis des Land Rover Defender.

Bowler Pennine V6 110 Prototype von 2015

Die Einführung des Bowler Pennine gilt als Meilenstein in der Geschichte von Bowler. Der Gelände-Renner basiert auf dem 110 Crew Cab Chassis, unter seiner Fronthaube wummert der V6-Kompressormotor aus dem Jaguar F-Type – mit 335 PS. Die an den F-Type-Motor gekoppelte Achtgang-Automatik von ZF hat Bowler praktischerweise gleich mit übernommen. Das Auto wiegt unter zwei Tonnen und hat bei einem Test des britischen Automagazins Top Gear den Spurt von null auf 97 km/h (60 Meilen pro Stunde) in 5,4 Sekunden geschafft. Das Fahrwerk und die Bremsen hat Bowler auf Wettkampfanforderungen ausgelegt – dabei kamen rundum Scheibenbremsen zum Einsatz.

Innen gibt es, wie bei den meisten Bowler-Modellen, Rennsitze, einen FIA zertifizierten Überrollkäfig, einen mittig montierten 80-Liter-Tank, LCD-Armaturen von Bosch, eine Gegensprechanlage und einen Terratrip-303-Rallye-Computer. Das Fahrzeug hat an vielen Wettkämpfen teilgenommen und unter anderem 2019 die Bowler Comp Safari gewonnen.

2015er Bowler Pennine V6 110 Prototype
RM Sotheby's
Den Antrieb erledigt ein V6-Kompressormotor mit 335 PS aus dem Jaguar F-Type.

Der Bowler Pennine V6 110 ist das letzte Modell, das der im November 2016 plötzlich verstorbene Drew Bowler gefahren hat – Drew Bowler hatte den Umbauspezialisten 1984 gegründet. RM Sotheby’s rechnete beim Pennine V6 110 Prototype mit einem Versteigerungserlös in Höhe von 75.000 bis 100.000 Euro – heraus kamen aber nur 51.750 Euro. Vielleicht, weil das Auto mit Standort Großbritannien eher für englische Kunden interessant war.

2016er Bowler CSP V8 Prototype "P1"
RM Sotheby's
Der Bowler CSP V8 Prototype "P1" ist das erste Auto von Bowler, das auf der selbstentwickelten Cross Sector Platform (CSP) basiert.

Bowler CSP V8 Prototype "P1" von 2016

Der Bowler CSP V8 Prototype "P1" war das erste Auto von Bowler, das nicht auf einem klassischen Defender-Chassis basierte. Im Auftrag der britischen Regierung hatten die 35 Bowler-Ingenieure ein eigenes Chassis entwickelt, dass sich auch als Basis für Rettungs- und Militärfahrzeuge eignen sollte. Heraus kam die CSP (Cross Sector Platform), die bei vielen Testfahrern sofort Begeisterung auslöste – im Vergleich zum uralten verwindungsfreudigen Defender-Leiterrahmen-Chassis war die CSP von 2015 beinahe Weltraumtechnik.

2016er Bowler CSP V8 Prototype "P1"
RM Sotheby's
Ein Überrollkäfig schützt die Insassen - mit dem am Armaturenbrett hängenden organgefarbenen Hammer können sie bei Bedarf ein Fenster einschlagen, um das Auto zu verlassen.

CSP V8 Prototype "P1" entstand ein Jahr nach der Entwicklung der CSP. Sein Radstand beträgt 113 Zoll. Unter der Haube lauert der 5,0-Kompressor-V8, den Jaguar beispielsweise im F-Type SVR einsetzt. Dank seiner 570 PS gilt der CSP V8 Prototype "P1" als der wahrscheinlich schnellste und aufregendste Renner, den Bowler bisher gebaut hat. Als Getriebe kommt eine auf den Motor abgestimmte Achtgang-Automatik von ZF zum Einsatz, im Fahrwerk arbeiten Bilstein-Dämpfer und die rundum belüfteten Scheibenbremsen kommen von Brembo.

2016er Bowler CSP V8 Prototype "P1"
RM Sotheby's
Dank seines der 5,0-Kompressor-V8 aus dem Jaguar F-Type SVR gilt der Bowler CSP V8 Prototype "P1" als der wahrscheinlich aufregendste und schnellste Renner des Herstellers.

Das linksgelenkte Auto ist mit Katalysatoren ausgerüstet und nach wie vor dazu berechtigt, an verschiedenen Offroad-Wettbewerben teilzunehmen. Das Motec-Armaturenbrett ist aktuell nicht in dem Fahrzeug eingebaut – der neue Eigentümer muss entweder als alte reparieren oder ein neues kaufen. RM Sotheby’s empfiehlt den Bowler CSP V8 Prototype "P1" nicht Fahranfängern oder Personen mit schwachen Nerven. Der Versteigerungserlös sollte 100.000 bis 125.000 Euro betragen – heraus kamen 120.750 Euro.

2016er Bowler CSP V8 Prototype "P2"
RM Sotheby's
Auch der Bowler CSP V8 Prototype "P2" basiert auf der Bowler eigenen Cross Sector Platform (CSP).

Bowler CSP V8 Prototype "P2" von 2016

Auch der Bowler CSP V8 Prototype "P2" basiert auf der von Bowler selbst entwickelten Cross Sector Platform (CSP), die den alten vergleichsweise weichen Leiterrahmen des Defender vergessen machte. Wie beim "P1" kommt auch hier der 5,0-Liter-Kompressormotor von Jaguar zum Einsatz – mit 542 PS und einem maximalen Drehmoment in Höhe von 700 Newtonmeter.

2016er Bowler CSP V8 Prototype "P2"
RM Sotheby's
Dieses Modell ist linksgelenkt - eine gute Voraussetzung für den Einsatz in Festland-Europa.

Wieder gibt es ein maßgeschneidertes Wettkampf-Fahrwerk, den Federweg erhöht Bowler auf 30 Zentimeter. Für perfekte Traktion sorgen ein offenes Differential vorn, ein Mitten-Differential und ein elektronisch gesteuertes Differential hinten. Laut seinem aktuellen Eigentümer ist dieser Bowler aktuell in einer Art Straßen-Konfiguration unterwegs, aber jederzeit bereit, seine immense Leistung abzugeben. Zur Ausstattung des linksgelenkten Modells zählen ein Motec-LCD-Armaturenbrett, eine Heizung mit separater 6-Kilowatt-Klimaanlage und ein 90-Liter-Tank.

Auch beim Bowler CSP V8 Prototype "P2" ging RM Sotheby’s von einem Versteigerungserlös in Höhe von 100.000 bis 125.000 Euro aus – am Ende gab es, wie beim P1, 120.750 Euro.

2016er Bowler CSP V8 Prototype "P2"
RM Sotheby's
Auch hier setzt Bowler den 5,0-Liter-Kompressormotor von Jaguar ein – aber mit 542 PS.

Land Rover Defender 90 Hardtop XS by Bowler von 2015

Der Land Rover Defender 90 Hardtop XS by Bowler von 2015 ist der preiswerteste Bowler in unserer Auswahl – zumindest wenn es nach der Einschätzung der Auktionatoren von RM Sotheby’s geht. Dabei gehören inzwischen schon die unmodifizierten Defender-90-XS-Modelle mit 2,2-Liter-Turbodiesel zu den gesuchtesten Defendern, da sie erst zum Ende der bis 2016 gebauten Generation entstanden. Dieses Exemplar hier hat Bowler Motorsport aus Belper in der englischen Grafschaft Derbyshire umgebaut.

2015er Land Rover Defender 90 Hardtop XS by Bowler
RM Sotheby's
Der Land Rover Defender 90 Hardtop XS by Bowler von 2015 ist ein vergleichsweise zivil modifiziertes Modell.

Die Leistung und das Drehmoment hat Bowler bei diesem Defender mit einem Stage-1-Motor-Upgrade verbessert. Hinzu kommen ein Fast-Road-Suspension-Paket mit Federn und Dämpfern von Bilstein und von Bowler designte 18-Zoll-Leichtmetallräder. Innen gibt es ein Bowler Silver Gear Shifter-Set und ein Momo-Lenkrad mit einem Durchmesser von 35 Zentimetern. Außen unterscheidet sich dieser Bowler von seinen Seriengeschwistern beispielsweise über Leichtbaustoßstangen, Seitenschienen, hintere Stufen sowie Bowler-Plaketten auf der Motorhaube, dem Kühlergrill und auf der Fahrerseite.

2015er Land Rover Defender 90 Hardtop XS by Bowler
RM Sotheby's
Das Silver Gear Shifter-Set besteht aus sehr technisch aussehenden Schalthebeln für die Gänge und die Untersetzung.

Der Erstbesitzer dieses Modells ist der Bowler-Firmenchef Richard Hayward. Bisher hat er mit dem Fahrzeug weniger als 13.000 Kilometer zurückgelegt. RM Sotheby’s schätzte den Auktionserlös des Land Rover Defender 90 Hardtop XS by Bowler auf 50.000 bis 60.000 Euro – mit 52.000 Euro gabs etwas mehr als den Mindestschätzpreis. Auch dieses Fahrzeug stand in Chobham – bei der Einführung in die EU wären die Mehrwertsteuer und Zölle zu entrichten.

Umfrage
Wäre ein Defender-Umbau von Bowler etwas für Sie?
1569 Mal abgestimmt
Ja, dann ist der Defender endlich nicht mehr so behäbig.Nein, das widerspricht doch dem Charakter des Defender.

Fazit

Bowler baut seit Jahren faszinierende Renn-Defender, die teuer und selten sind. Jetzt hat RM Sotheby’s eine ganze Sammlung dieser raren Fahrzeuge in Paris versteigert – alle stammten vom ehemaligen Bowler-Eigentümer.

Die geschätzten Auktionserlöse haben sich als halbwegs realistisch erwiesen – der alte Defender ist bei Fans unvergessen und seltene Umbauten durch einen erfahrenen Offroad-Rennspezialisten wie Bowler wecken Begehrlichkeiten. Auf die beiden Prototypen "P1" und "P2" waren Sammler scharf – sie erzielten etwas mehr als den Schätzpreis. Die beiden Modelle mit Standort Großbritannien waren eher für britische Kunden interessant: Der Pennine V6 110 Prototype brachte erheblich weniger als den Schätzpreis und der straßentaugliche Defender 90 Hardtop XS by Bowler ging für etwas über den Mindestschätzpreis an einen neuen Eigentümer.