Aston Martin-Filmautos von Geheimagent 007
Die britischen Dienstwagen von James Bond

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Wenn ein Aston Martin vorfährt, erwartet man folgendes: Ein perfekt gekleideter Gentleman steigt mit einem geschüttelten (nicht gerührten) Martini aus, hat dabei eine attraktive Dame im Schlepptau und die Tagesaufgabe "Welt retten" im Terminplan. Die Geschichte von James Bond und all seinen Astons.

Filmautos: James Bond Aston Martin
Foto: Aston Martin

Bond: "Wo ist mein Bentley?" Q: "Tut mit leid, der hat ausgedient." Bond: "Aber er hat mich nie im Stich gelassen!" Q: "Befehl von M, 007 - sie werden diesen modifizierten Aston Martin fahren." Mit diesem Dialog wird das berühmteste Auto der Filmgeschichte eingeführt. Major Boothroyd alias Q, Chef-Tüftler des Britischen Geheimdienstes, zeigt James Bond (Sean Connery) seinen neuen Dienstwagen. In "Goldfinger" hatte der Aston Martin DB5 seinen ersten Auftritt, und nicht zuletzt diesem Auto ist es zu verdanken, dass mit dem dritten Fall des Top-Agenten nach "Dr. No" und "Liebesgrüße aus Moskau" die Bond-Mania erst richtig in Fahrt kam.

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Der Aston Martin DB5 - eine Geheimwaffe

Der Aston Martin DB5 hatte alles, was ein Geheimagent für den stressigen Feierabendverkehr braucht: Zwei 7,6 Millimeter Maschinengewehre hinter den Frontblinkern, ein kugelsicheres Schutzschild zum Ausfahren im Kofferraum und einen Schleudersitz für unliebsame Beifahrer, bedienbar über einen geheimen Knopf im Schalthebel. Dazu kommen ausfahrbare Metallklingen zum Aufschlitzen gegnerischer Reifen. Und auch das Navigationssystem nahmen die Bond-Macher 1964 schon vorweg: Der Aston hat eine Peilvorrichtung samt Kartendarstellung auf einem Bildschirm, um Übeltätern auf den Fersen zu bleiben. In "Goldfinger" versprüht der Aston außerdem auf Knopfdruck einen Ölteppich, auf dem Goldfingers Verfolger in ihrem Ponton-Mercedes ins Schleudern geraten. In "Feuerball", wo der Aston Martin DB5 erneut auftaucht, spritzt dagegen ein Wasserstahl aus dem Heck, um zwei herbei rennende Schurken von den Füßen zu holen.

"Ich war der Glückspilz, der diesen Wagen auf einer Tour vorführen durfte - genauso wie man es mit echten Filmstars macht, um für einen neuen Film zu werben", erinnerte sich Mike Ashley, der ehemalige Europa-Verkaufsleiter von Aston Martin Lagonda, in einem Interview. Dabei führte Ashley der Presse auch viele Gadgets vor, die im Film gar nicht auftauchten: Ein Telefon in der Fahrertür, ausfahrbare Rammstangen, eine Vorrichtung zum Abwurf von Nägeln oder eine Schublade unter dem Sitz, in der Bond seine Waffen verstauen konnte. Insgesamt wurden vier DB5 mit Bond-Extras gebaut. Der edle Sportwagen tourte durch die ganze Welt, etwa zur Pariser Automesse 1964 und zur US-Premiere des Films in New York. In Frankreich narrte Mike Ashley sogar die Gendarmerie. Er raste in hohem Tempo an der Polizei vorbei, die über Funk ihre Kollegen verständigten. An der nächsten Straßensperre bediente Ashley den Nummernschild-Wechsler und war aus dem Schneider - die Gesetzeshüter hielten Ausschau nach einem englischen Kennzeichen, doch der Aston trug jetzt Schweizer Nummernschilder.

Die Queen besuchte das Aston Martin-Werk

Bald tauchten die ersten Fernsehspots auf, in denen der Aston Martin DB5 für Hosen oder Autowachs werben musste. 1966 besuchte die Queen höchstpersönlich das Aston Martin-Werk, wo sie neben der Produktion natürlich auch einen Blick auf den ausgestellten Bond-Wagen warf. Als Geschenk für Prinz Andrew erhielt die Queen ein elektrisches Kinderauto im Aston Martin DB5-Design - komplett mit allen Extras wie Nummernschild-Wechsler und Rauch-Generator. Der Blaublüter dürfte damit mit Inbrunst durch den Buckingham Palast gekurvt sein. Für Normalsterbliche fiel die Bond-Mania im Kinderzimmer etwas bescheidener aus, doch es gab wohl kaum einen Steppke, der nicht irgendwann einmal ein Modellauto des Aston Martin in seiner Spielzeugkiste parkte.

Der DB5 ist der berühmteste Aston Martin

Weil der graue Aston untrennbar mit James Bond verbunden ist, spielte er lange nach "Goldfinger" und "Feuerball" immer wieder mal in Bond-Filmen mit, taucht aber meistens nur ganz kurz auf. In "Goldeneye" (1995) lieferte sich der damals frischgebackene 007 Pierce Brosnan eine neckische Verfolgungsjagd mit seiner Gegenspielerin Xenia Onatopp im Ferrari 355 GTS. Dass der alte Aston Martin DB5 dem Renner aus Maranello davonfahren kann, ist natürlich reine Kino-Magie. Der Aston Martin DB5 ist der berühmteste unter Bonds Aston Martins, aber beileibe nicht der einzige. Als 1969 mit dem Film "Im Geheimdienst ihrer Majestät" George Lazenby als neuer Bond eingeführt wurde, gab es auch einen frischen Dienstwagen - den Aston Martin DBS. Der Nachfolger des DB6 schlug mit seiner kantigen Karosserie eine völlig neue Design-Richtung ein. Zunächst war der Wagen mit einem Sechszylinder ausgerüstet, kam 1969 aber in den Genuss einer kraftvollen V8-Maschine.

Dem Geheimagenten 007 brachte der Wagen, der im Gegensatz zum Aston Martin DB5 mit keinerlei Gadgets ausgerüstet war, allerdings kein Glück: Beim tragischen Ende des Films wird Bonds frisch angetraute Gemahlin Tracy im Wagen erschossen. Q hatte dem DBS also nicht einmal gepanzerte Scheiben spendiert. Beim nächsten Aston durften sich die Special Effects-Experten dagegen so richtig austoben. Roger Moore musste in seinen sieben Bond-Streifen zwar komplett auf den britischen Nobel-Sportler verzichten und fuhr in zwei Filmen den raubeinigen Lotus Esprit, doch als Timothy Dalton in "Der Hauch des Todes" (1987) sein Debüt als 007 gab, war die Zeit wieder reif für einen Aston Martin.

Pierce Brosnan fuhr Aston Martin V12 Vanquish

Zu Beginn kreuzt Bond im offenen V8 Volante durch die Gegend. Für den Einsatz in der verschneiten Tschechoslowakei wird der Wagen dann von Q "winterfest" gemacht - tatsächlich kam einfach nur das Coupé V8 Vantage zum Einsatz. Für Bond wurde der Wagen mit Raketenwerfern und ausfahrbaren Schlitten-Kufen ausgerüstet. Spikes an den Reifen sorgten für Grip auf Schnee und Eis, und mit einem Laserstrahl trennt Bond in voller Fahrt einem Lada-Polizeiauto einfach das Chassis von der Karosserie. Pierce Brosnan ging ebenfalls nicht leer aus und fuhr nach diversen BMWs im Film "Stirb an einem anderen Tag" (2002) endlich wieder Aston Martin. Q überreicht ihm die Schlüssel zum V12 Vanquish, dem edlen Supersportwagen mit Aluminium- und Kohlefaserkarosserie, 460 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 300 km/h.

Sieben Aston Martin für einen James Bond-Film

Aston Martin lieferte sieben Vanquishs für den Film, und die Ausstatter hatten alle Hände voll zu tun. Der Wagen hat ausklappbare Maschinenpistolen, Infrarot-Raketen im Kühlergrill und eine Rundum-Panzerung. Sogar ein Schleudersitz als Hommage an den guten alten Aston Martin DB5 ist an Bord, den Bond allerdings auf ziemlich unorthodoxe Weise nutzt: Als sich der Vanquish auf dem Eis überschlägt, katapultiert der Geheimagent den Wagen mit dem Rückstoß des Schleudersitzes wieder auf die Räder. Ein spezielles Gadget ließ sich nur mit der in Bond-Filmen eher unpassenden Digitaltechnik realisieren: Eine adaptive Tarnung macht den Vanquish auf Knopfdruck unsichtbar. Q nennt ihn deshalb auch den "Vanish" (englisch für: verschwinden).

Den bislang letzten Aston Martin fuhr der aktuelle 007 Daniel Craig in den Filmen "Casino Royale" (2006) und "Quantum of Solace" (2008). Der neue Aston Martin DBS V12 hatte im Bond-Streifen seine Premiere, bevor er auf den Markt kam - das zeigte wieder einmal die innige Verbundenheit der britischen Marke mit dem Bond-Universum. Der 517 PS starke Sportwagen auf Aston Martin DB9 -Basis wird auf der Kinoleinwand allerdings extrem hart rangenommen. In "Casino Royale" vollführt der DBS bei einem spektakulären Crash sieben Überschläge. Damit sicherte sich Stunt-Pilot Adam Kirley einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. Das Stunt-Team musste allerdings mit einer Luftdruckkanone nachhelfen, um das Auto umzukippen. Bei den ersten Versuchen wollte sich der DBS einfach nicht überschlagen und schlidderte nur den Asphalt entlang - die Filmemacher hatten nicht mit der extrem stabilen Straßenlage des Wagens gerechnet. Weniger glatt liefen die Actionszenen von "Ein Quantum Trost": Zwei Stuntfahrer wurden dabei schwer verletzt.

Der neue James Bond-Wagen steht noch nicht fest

Welchen Dienstwagen James Bond im 23. Film der Reihe pilotieren wird, ist noch nicht bekannt. Etwas anderes als ein Aston Martin allerdings würde irgendwie nicht zu dem Geheimagenten passen, der immer nur das Beste vom Besten genießt - bei Frauen, Drinks, Kleidung und eben auch bei Automobilen. Und sollte James Bond vielleicht doch irgendwann einmal Papa werden - immerhin hat es in einem Film ja schon mal zur Hochzeit gereicht - dann hätten die Briten ein Auto im Angebot: Der Aston Martin Rapide hat schließlich vier Türen.

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