Auto gegen Motorrad
VW Käfer gegen Yamaha VMAX

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Der Käfer läuft und läuft und läuft. Okay, kennen wir. Nun ist Laufen auf der klassischen Dragsterdistanz, der Quartermile, ein eher suboptimaler Ansatz. Wenn aber ein VW-Käfer, Baujahr 1973, gegen ein aktuelles 200-PS-Motorrad antritt – dann sollte er echt düsen!

VW-Käfer gegen Yamaha VMAX
Foto: Markus Jahn

VW Käfer und Dragracing. Das klingt ähnlich verwegen wie Ernas Kegelkränzchen beim internationalen Sportbowling. Aber wenn so ein Käfer wild rumdragstert und nebenbei kräftigste Zweiräder herausfordert, dann steckt da wohl was dahinter. Also, heraus mit Fahrer und Maschine - und nun die ganze Wahrheit auf den Dragstrip. Wer allerdings den tätowierten Rockabilly erwartet, sieht sich getäuscht. Dem Wolfsburger Sportstudio entsteigt ein ruhiger, sachlicher, bescheidener Pilot. Thomas Kemp, so heißt der Käfertreiber - 44 Jahre jung und im wahren Leben Beamter.

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Der VW Käfer hat mittlerweile 308 PS

Aber was ist schon das wahre Leben. Für diesen Herrn bedeutet es garantiert sein Käfer. Mehr als die Hälfte davon verbrachte Thomas Kemp an, im, für, mit exakt diesem Fahrzeug. Schon als Achtjähriger saß Klein-Thomas auf der Rückbank - denn sein Papa erwarb dieses Wirtschaftswunder-Vehikel 1973. Exakt zehn Jahre später bekam der Sohnemann die Karre geschenkt - zur bestandenen Führerscheinprüfung.

1986 beginnt der jugendliche Autofreak sich, und natürlich auch den Käfer, für den Dragstersport zu begeistern. Und diese Leidenschaft führt zum aktuellen Zwischenstand eines automobilen Schaffensobjekts. Da formten sich über die Jahre die PS nur so an: 200, 235, 276, bis - ja, bis heute 308 PS andampfen. Mechanisch solide - basierend auf einem klassischen, luftgekühlten Vierzylinder-Boxermotor VW Typ 4. Ein paar Details gefällig? 308 PS hatten wir schon erwähnt, bleiben 680 Kilogramm Gewicht, vierfache 62-mm-Drosselklappenvergaser, Türen plus Stoßstangen und Hauben - alles Karbon, Titanventile, 103-mm-Kolben, 2,9 Liter Hubraum, 911er-Gebläse, Zweizoll- Fächerkrümmer, Floater Kupplung, Launch Control und - sowieso alles spezial und wirklich jedes Schräublein verändert.

Aber ernsthafte Interessenten schauen am besten mal bei einem Public-Dragsterday in Bitburg vorbei. Thomas Kemp dreht mit dem Schraubenzieher bestimmt die Schnellverschlüsse der Kotflügel auf - es folgt der freie Blick auf den mächtigen Motor. Übrigens: Bitburg in der Eifel, ehemalige US-Airbase und heute beliebtes Trainingsgelände des roten Kemp Mobils.

VW Käfer gegen 200 PS Yamaha VMAX

Da vervesperte der Käfer schon einige Opfer auf den 402,34 Metern der Quartermile-Rennbahn: Ein DTM-Auto, Ferraris, einen ehemaligen Formel 1 - nun sollte es eben ein kräftiges, schnelles Motorrad sein. Die Schwesterzeitschrift MOTORRAD ließ sich auf Anfrage nicht lange bitten, schickte ihren erfahrensten Tester und eine Yamaha VMAX. "Powercruiser" beschreibt recht harmlos den Einsatzzweck dieses von Yamaha mit 200 PS angegebenen Untersatzes. Mit 314 Kilogramm und langem Radstand steht sie eigentlich auf den zwei Rädern, um zwischen Herne, Tokio und San Francisco lästige Herausforderer an den Straßenampeln dieser Welt in die Schranken zu weisen. Aber bleiben wir in Bitburg, lassen die Dragsterampel herunterlaufen, spannen den Nacken, blicken nach vorn und warten wir auf Grün.

Als Erstes, so scheint es zumindest, wartet die Yamaha VMAX auf Grip. Der originale Straßenreifen wimmert über den Asphalt und malt schwarze Striche. Also Anfahrdrehzahl weit senken, Traktion suchen und Gänge durchhämmern. Das Ergebnis auf der Uhr: 3,0 Sekunden von null auf 100 km/h und 10,54 Sekunden für die Viertelmeile. Dann der Käfer: Er lupft kurz die Vorderräder, krallt sich förmlich in den Asphalt und schießt nach vorn. Um aus dem Stand auf Tempo 50 zu kommen, benötigt der rote Blitz gerade mal 5 Meter und 58 Zentimeter Distanz! Die Beschleunigung von null auf hundert Sachen beträgt 2,44 Sekunden, die Viertelmeile erledigt der Herbie in formidablen 10,34 Sekunden. Der Käfer sucht schon neue Gegner. Hätten sie noch was Entsprechendes in der Garage?

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

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