BMW 135i Coupé und BMW Z4 sDrive 30i
Gebrauchte Bayern-Sportler

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Sportliche Bayern müssen nicht immer mit einem M beginnen, wie 135i Coupé und Z4 sDrive 30i zeigen. Beide werden von klassischen Reihensechszylinder-Motoren angetrieben und starten gebraucht schon bei rund 20.000 Euro.

BMW 135i Coupé, Händler
Foto: Arturo Rivas

Ob Z4 M oder M1, beide Modelle sucht man in der BMW-Preisliste vergeblich. Einen supersportlichen Ableger des Klappdach-Roadsters gibt es nur in Form des Kundensportwagens Z4 GT3. Der M1 von heute heißt i8, dafür wird wohl bald ein M2 erscheinen. Alles klar?

Nun, Gebrauchtwagenkäufer haben, wenn's nicht unbedingt ein M3 sein soll, die Auswahl zwischen dem 135i und dem Z4 als 30i oder 35i. In der Preisklasse um 20.000 Euro kommt beim Z4 nur der sDrive 30i mit Saugmotor und 258 PS infrage. Ein Z4 35i mit 306 oder als 35is mit 340 Turbo-PS ist nicht unter 25.000 Euro zu bekommen. Bleiben wir beim schnöden Mammon: Mit rund 18.000 Euro ist ein gebrauchtes BMW 135i Coupé erstaunlich günstig. Cabrios starten bei 20.000 Euro. Die günstigsten Modelle stammen aus den Baujahren 2007 und 2008.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Viele Power-1er liegen unterhalb der 100.000-Kilometer-Schwelle, die meisten Angebote bei mobile und Autoscout24 stammen von Händlern, nur wenige von privat. Ein kurzer Seitenblick auf das 1er M Coupé mit 340 PS: Der pausbäckige Zweitürer startet ab 35.000 Euro und ist damit doppelt so teuer wie die günstigsten 135i.

BMW 135i strahlt als metallic-sedonarotes Coupé

Unsere Suche nach einem Secondhand-1er mit turbogeladenem Reihensechszylinder führt uns nach Giengen an der Brenz. Beim Autohaus Kaufmann wartet ein metallic-sedonarotes Coupé auf einen neuen Liebhaber. Die Eckdaten: Handschaltung, erste Hand, gute, aber nicht zu üppige Ausstattung und erst 16.000 Kilometer auf der Uhr.

Das Exemplar soll 26.900 Euro kosten und wurde erstmals im November 2010 zugelassen, folglich pocht unter der Haube nicht der Biturbo-Motor N54 sondern der Nachfolger N55, der von einem Twin-Scroll-Lader beatmet wird. Der größte Vorteil: rund ein Liter Verbrauchsersparnis. Die Tatsache, dass unabhängig vom eingebauten Aggregat "TwinPower Turbo" auf der Motorabdeckung steht, könnte also beim abendlichen Benzingespräch an der Tanke für hitzige Diskussionen sorgen.

Hitzig, gutes Stichwort: Schlüssel rein, Startknopf gedrückt und dem Reihensechser gelauscht, der sich mit typisch bayerischem Leerlauf-Dialekt warm wummert. Der erste Gang geht stramm rein, und schon fühlt man sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Straffes und handliches Fahrwerk

BMW at its best. Beim gemütlichen Rollen durchs Industriegebiet des ostwürttembergischen Städtchens fällt auf: straffes und handliches Fahrwerk, dick gepolstertes M-Lederlenkrad, dezenter Motorsound. Zehn Minuten später und viele Grad mehr bei Kühlwasser und Motoröl: hinter dem Ortsschild direkt vom vierten in den zweiten Gang und den rechten Fuß runter aufs Pedal. Mit minimaler Verzögerung spricht der Turbomotor an und stürmt gierig die Drehzahlleiter empor. Der Sound wechselt dabei von dumpf-sonor hin zum BMW-typischen Jubeln bei höheren Drehzahlen – keine Frage, der Antrieb des 135i bestätigt, was man erwartet – ein Lockmittel allerfeinster Güte.

Federn und Dämpfer präsentieren sich auch bei der flotten Landstraßenpartie als stramme Kombination, zumindest kommt kein Gedanke nach einem Nachrüst-Sportfahrwerk auf. Tendenziell ist der BMW 135i untersteuernd ausgelegt, das Heck zum Sidestep zu überreden, geht nur mit Gewalt.

Abseits der Grenzbereiche überzeugt das 1er Coupé: Ergonomisch gibt's keinen Grund zum Jammern, als 2+2-Sitzer taugt der Zweitürer zumindest auf kurzen Strecken auch als Shuttle. Unser Testauto fühlt sich wie ein Jahreswagen an. Kein Wunder nach nur 16.000 Kilometern und bei dem top gepflegten Zustand. Verkäufer Rolf Preissing: "Unsere einjährige Garantie ist natürlich inklusive."

BMW Z4 sDrive 30i findet sich in Öhringen

Genau 136 Kilometer liegen zwischen dem BMW 135i Coupé von Autohaus Kaufmann in Giengen und dem schwarzen Z4, der in Öhringen bei Heilbronn aus dem Showroom strahlt. Der Opel- und Alfa-Romeo-Händler Klaiber hat den Roadster in Zahlung genommen, "weil die Kundin auf einen Opel-Insignia-Geschäftswagen umgestiegen ist", so Verkäufer Daniel Hotz. Nun, zumindest aus sportlicher Sicht kein optimaler Wechsel. Dem Käufer kann's egal sein, denn der Zweisitzer mit dem Metallklappdach wurde im März 2012 erstmals zugelassen und hat erst 22.000 Kilometer auf dem Tacho. Beim BMW Z4 aus zweiter Hand handelt es sich um das Modell sDrive 30i mit dem 258 PS starken Reihensechszylinder als Saugmotor. Dieser wurde im September 2011 durch den Zweiliter-Turbo mit nur vier Zylindern abgelöst. 2011? Korrekt, also muss dieser Z4 30i nach Produktionsende ein halbes Jahr auf Halde gestanden sein, bis er an den ersten Kunden ausgeliefert wurde.

Leider mit Automatik

Auch das kann der neue Besitzer ignorieren, denn bis auf eine kleine Smart Repair am vorderen rechten Kotflügel wirkt der offene Bayer wie neu. Selten: Alle Felgen sind ohne einen Kratzer! 35.990 Euro soll der scheckheftgepflegte Z4 kosten. Anders als der BMW135i ist der Roadster mit einem Navi ausgestattet – und leider auch mit einer Wandlerautomatik.

Der Sechsgang-Automat ist bei gebrauchten Z4 häufig anzutreffen und kostet reichlich Dynamik. Hinzu kommt der Nonsens mit den Schaltwippen. Entgegen der üblichen Logik "Links runter, rechts rauf" können die Z4-Wippen beides: Ziehen bedeutet raufschalten, drücken runterschalten, egal ob mit der linken oder rechten Hand. Intuitiv geht anders.

Wer den schwarzen Roadster von der Leine lässt, spürt bereits nach den ersten Kilometern: An die Agilität des BMW 135i kommt der Z4 nicht heran. Starke Karosseriebewegungen künden von einer eher weichen Fahrwerksabstimmung, zudem ist der Hang zum Untersteuern noch ausgeprägter.

Der Motor macht seine Sache sehr gut, dreht spontan und seidig hoch, begleitet von einem herrlichen Trompeten aus den beiden Auspuff-Endrohren. Aber ein wenig mehr Leistung könnte nicht schaden, denn man spürt das hohe Gewicht von 1,5 Tonnen. Also doch zum sDrive 35i oder 35is mit 306 oder 340 PS greifen? Der Turbomotor bietet natürlich mehr Qualm an der Kette, doch am soften Fahrwerk und dem braven Handling ändert sich auch mit mehr Leistung wenig. Und der Verbrauch liegt dann bei über 12, statt bei knapp 11 Litern.

Wenig Auswahl beim Z4

Mittlerweile hat das Autohaus Klaiber den Z4 nach längerer Standzeit ins Ausland verkauft. Anstatt für 35.900 Euro wechselte der Roadster für knapp 33.000 Euro den Besitzer. Aktuell findet man 2011er-Autos mit ähnlich geringer Laufleistung für unter 30.000 Euro. Aber: Die Auswahl ist geringer als beim BMW 135i.

Ob man nun seinen Wunsch-BMW aus privater Hand oder bei einem Händler kauft, ist natürlich auch eine Frage des Geldbeutels. Am teuersten ist meist der Vertragshändler, der aber auch als Einziger mit einer Werksgarantie lockt.

Ein Blick auf die laufenden Kosten: Das BMW 135i Coupé ist in der Haftpflicht kostspieliger als der Z4, schuld sind wohl die jungen heißspornigen Fahrer. Bei der Vollkasko herrscht Gleichstand, bei der Teilkasko ist der Z4 etwas günstiger. Die kleine Inspektion kommt beim 135i billiger, bei der großen Durchsicht ist er dafür teurer als der Z4. Viele Verschleiß- und Ersatzteile liegen auf ähnlichem Niveau, nur bei d en Bremsen und beim Auspuff gibt es größere Unterschiede.

Zündspulen checken

Laut Dekra-Statistik gelten beide Spaßmacher als weitgehend problemlose Fahrzeuge. Ärger können die Zündspulen der Sechszylinder machen. Hier empfiehlt sich zu checken, ob das gewünschte Auto in den Genuss der Serviceaktion von BMW kam. Bei der unerlässlichen Probefahrt gilt es auch, auf Fahrwerksgeräusche zu achten.

Bei höheren Laufleistungen neigen zudem die Gummilager der Vorderachse zum Verschleiß. Das gilt für 1er wie Z4 gleichermaßen – und ganz besonders für Autos, die nicht nur die Boulevards der City, sondern auch die Curbs von Rennstrecken gesehen haben.

Vertrauensfrage - Kompakter oder Roadster?

Wer es konsequent sportlich mag, sollte zum BMW 135i greifen. Das kompakte Coupé ist das agilere Auto als der Klappdach-Roadster. Das liegt nicht nur an seinem kräftigen Turbomotor. Speziell die straffere Fahrwerksabstimmung lädt mehr zur forcierten Gangart ein als die des weicher ausgelegten Z4. Preislich rangiert nur der 135i unter der 20.000-Euro-Grenze. Kein Wunder, er ist ja schon seit 2007 auf dem Markt, der Z4 sDrive 30i kam erst 2009. Angesichts der grundlegenden Umwälzungen im BMW-Modellprogramm hier zwei Empfehlungen: den Z4 mit klassischem Reihensechszylinder kaufen, bevor er einen aufgeladenen Vierzylinder bekommt – oder gleich den Vorgänger- Z4 mit Sauger wählen, der obendrein deutlich leichter war.

Sportliche Alternativen

Audi TTS: Mit dem Zweiliter-Turbovierzylinder und 272 PS ist der Audi TTS gut motorisiert. Fahrwerk und Lenkung präsentieren sich agil wie eh und je. Dank Allradantrieb ist man auch bei glattem Belag sicher und schnell unterwegs. Große Auswahl, 2008er-Modelle starten bei 18.000 Euro. Mehr Coupés als Roadster verfügbar. Mit DSG häufiger im Angebot als mit Schaltgetriebe.

Mercedes SLK 350: Die dritte Generation des Klappdach-Roadsters ist nicht die sportlichste, dafür ist der in Bremen gebaute Schwabe bei der Alltagstauglichkeit ganz weit vorn. Mit 305 PS steht der 3,5-Liter-V6 gut im Futter, auch wenn sich der Motor im Vorgänger spritziger gab. Der seit 2011 gebaute SLK 350 ist nur in geringer Auswahl verfügbar, Start ab 34.000 Euro.

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten