Porsche Panamera Sport Turismo (2017)
Sportlicher Luxus-Hybrid im Fahrbericht

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LA Auto Show 2017

Ein schnöder Kombi? Also bitte. Nicht bei Porsche. Und der Panamera Sport Turismo, sieht ja auch nicht danach aus. Er bietet erstaunlich viel Nutzwert, und ab sofort auch eine Hybridvariante mit 680 PS. Den Hybridrenner und somit die Topversion des schwäbischen Shooting Brakes gibt es hier im Fahrbericht.

Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo
Foto: Newspress

Zunächst einmal die gute Nachricht: Als Sport Turismo streckt sich der Porsche Panamera nicht noch mehr in die Länge, es bleibt bei den ohnehin recht üppigen 5,05 Meter. Und die schlechte Nachricht? Hm, da mag einem nicht so recht etwas einfallen, wirklich. Obwohl nie einem Porsche-Verantwortlichen das K-Wort über die Lippen kommen würde, haben sich die Entwickler rund um Gesamtprojektleiter Andreas Jaksch doch sehr am Nutzwert eines Kombis orientiert. Allein, dass die Ladekante um 143 Millimeter niedriger als bei der Fließheck-Variante liegt, war so nicht zu erwarten. „Natürlich muss der Sport Turismo praktikabel sein. Tiefer hätten wir mit der Ladekante aber aus Gründen der Steifigkeit nicht mehr gehen können“, sagt Jaksch.

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Der Innenraum

Dann verweist er auf die dreigeteilt umklappbaren Lehnen der Rücksitze, die von der D-Säule aus fernentriegelt werden können. Der Mitteplatz kann nun übrigens auch als solcher genutzt werden, Porsche klassifiziert den Sport Turismo aber sicherheitshalber als Vier-plus-Eins-Sitzer. Zu Recht, denn die Mittelkonsole ist nach wie vor durchgängig. Auf den Außenplätzen fühlt man sich dagegen sofort wohl, vor allem, wenn das riesige Panoramadach Licht in den Innenraum lässt. Es sei das größte, je in einem Porsche montierte Panoramadach, sagt Herr Jaksch – was vermutlich daran liegt, dass der Sport Turismo die größte Dachfläche bietet, die es je bei einem Porsche gab.

Porsche Panamera Sport Turismo
Porsche
Der Sport Turismo hat eine große Heckklappe und ein Ladevolumen von 515 Liter, das sich auf 1.390 Liter erweitern lässt.

Kofferraum nur wenig größer

Bis zur B-Säule sind beide Panamera-Varianten baugleich. Hintere Türen, Seitenwand und Heck fallen unterschiedlich aus. „Dass die Heckleuchten identisch sind, war ebenfalls Bedingung, sonst wäre nochmals aufwändige Langzeittests für die Bauteile nötig gewesen“, erklärt der Projektleiter. Schwingt die Klappe elektrisch auf, bleibt das Laderaumrollo an ihr festgeklipst. Darunter bietet der Laderaum ein Volumen von 515 Liter, das sich auf 1.390 Liter erweitern lässt (E-Hybrid: 425/1.295 Liter). Zudem hat der Sport Turismo 25 Kilogramm Mehrgewicht. Zum Vergleich: Der normale Panamera bietet 495/1.304 Liter, ein Cayenne 670/1.780 Liter. Ein Trennnetz kann hinter den Rücksitzen oder hinter den Fahrer und Beifahrer aufgespannt werden. Sollte es auch, denn der Sport Turismo fährt so dynamisch wie jeder Panamera – sagt Andreas Jaksch. „Unserer Fahrwerksspezialisten haben ihn aufgrund der erhöhten Nutzlast komplett neu abgestimmt“.

Porsche Panamera Sport Turismo
Porsche
Die Luxuslimousine kostet ab 97.557 Euro.

Allradantrieb Serie, fast 5.000 Euro Aufpreis

Zunächst standen fünf Motorsierungen zur Wahl: Dreiliter-V6-Turbo mit 330 PS, 2,9-Liter-V6 Biturbo mit 440 PS, Vierliter-V8-Biturbo mit 550 PS, Vierliter-V8-Diesel mit 422 PS und der Plug-In-Hybrid mit einer Systemleistung von 462 PS. Serienmäßig bei allen: Allradantrieb. Und ein elektrisch ausfahrbarer Dachspoiler, der bis zu 50 Kilogramm zusätzlichen Abtrieb generiert. Der Spoiler fährt übrigens auch dann aus, wenn das Panoramadach geöffnet ist, um Windgeräusche zu minimieren. Ab Panamera S sorgt die serienmäßige Luftfederung für den Niveauausgleich bei Beladung. Doch selbst wenn man diesen Ausstattungsvorteil berücksichtigt, kostet der Sport Turismo 4.885 Euro mehr als der Panamera (4S). Auch in diesem Preissegment (ab 97.557 Euro) keine gute Nachricht. Die Preise für den Panamera 4 E-Hybrid Sport Turismo liegen bei 112.075 Euro und für den Panamera 4S Sport Turismo bei 120.048 Euro. Die Diesel-Variante kostet 123.975 Euro und die Preise für den Panamera Turbo Sport Turismo starten bei 158.604 Euro.

Top-Version mit Hybrid und 680 PS

Kurz vor Marktstart schiebt Porsche eine neue Top-Version des Porsche Panamera Sport Turismo nach, den Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo. Der übernimmt den aus dem Panamera bekannten Hybridantrieb, der einen Vierliter-V8-Biturbo mit einem E-Motor kombiniert und so 680 PS und 850 Nm Drehmoment bereitstellt. Damit soll der Sportkombi in 3,4 Sekunden von Null auf 100 km/h beschleunigen und maximal 310 km/h schnell sein. Der Durchschnittsverbrauch soll bei 3,0 l/100 km liegen. Rein elektrisch kann der stärkste Sport Turismo bis zu 49 Kilometer weit und bis zu 140 km/h schnell fahren. Die Lithium-Ionen-Batterie mit einem Energiegehalt von 14,1 kWh ist je nach Ladegerät und Stromanschluss binnen 2,4 bis sechs Stunden aufgeladen. Der Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo kostet ab 188.592 Euro.

Fahreindruck Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo

Unser Redakteur Jörn Thomas konnte den neuen Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo bereits fahren:

Und wie fährt er? Gefährlich schnell. Warum gefährlich? Nicht etwa wegen unkalkulierbaren Fahrverhaltens oder mangels elektronischer Sicherheitssysteme. Nein, es ist die unauffällige Kraft, die aus den beiden Maschinen fließt. 850 Newtonmeter ab 1400/min. Kurz sacken lassen. Okay, es geht weiter: Leise, drehmomentstark und homogen schieben der Biturbo-V8 und die E-Maschine den schweren Wagen vorwärts. Traktion? Allradversichert. Dabei bleibt es im Inneren gespenstisch ruhig, während die Nadeln der teils TFT-animierten Instrumente bei Vollgas blitzschnell über die Skalen wischen, die Zahlen des Digitaltachos sich zu verheddern drohen. Im Hybrid-Modus cruist es sich entspannt, spielen sich Verbrenner und E-Maschine lässig den Antriebsball zu. Der Wechsel der Antriebsarten läuft geschmeidig, reines E-Fahren ist ja sowieso gediegen.

Beim Volllasten wiederum möchte dir der Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo die Nackenwirbel knacken lassen. Und auch die Bremse, die zunächst über die E-Maschine rekuperativ arbeitet und deshalb eine Art Pedalgefühlsimulation braucht, verdirbt das Spiel nicht mehr. Bei den ersten Plug-in-Hybriden von Porsche noch fad und synthetisch, packt sie inzwischen bissig zu – ohne allerdings die unbedingte Transparenz einer konventionellen Bremse zu erreichen. Komfort kann der Pana ebenfalls, die Dreikammer-Luftfederung ist Serie, wenn jetzt noch die aktive Wankstabilisierung und die elektronische Hinterachs-Differenzialsperre dazukommen, ist der Fahrdynamikpakt endgültig geschmiedet. Einfach faszinierend wie es die Ingenieure geschafft haben, dem Panamera-Topmodell trotz der gewaltigen Abmessungen und des Gewichts so Rückmeldung anzuerziehen. Und gefährlich. Aber das hatten wir ja schon.

Technische Daten
Porsche Panamera Sport Turismo Turbo S E-Hybrid Turbo S
Grundpreis188.592 €
Außenmaße5049 x 1937 x 1432 mm
Kofferraumvolumen425 bis 1295 l
Hubraum / Motor3996 cm³ / 8-Zylinder
Leistung404 kW / 550 PS bei 5750 U/min
Höchstgeschwindigkeit310 km/h
Verbrauch0,0 kWh/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten