Erprobungsfahrt Audi RS Q3
Audi-SUV schnuppert Nordschleifenluft

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Jetzt ist es so weit: Auch die Sport-Tochter von Audi, die quattro GmbH, muss sich mit dem SUV-Thema auseinandersetzen. sport auto ging mit Entwicklungschef Stephan Reil im Audi RS Q3 für paar Runden auf die Nordschleife.

Audi RS Q3, Frontansicht
Foto: Hersteller

Mit knapp 230 km/h nimmt Stephan Reil, Entwicklungsleiter der quattro GmbH, den Streckenabschnitt Schwedenkreuz in Angriff. Klingt nicht besonders spektakulär? Nun, für ein SUV ist das eine ganz ordentliche Geschwindigkeit – findet Reil ebenfalls, tippt vor dem Linksknick nur kurz die Bremse an. Der Audi RS Q3 wankt zwar ein wenig, bleibt jedoch tapfer auf Linie. „Unser DRC-Fahrwerk konnten wir aufgrund der McPherson-Vorderachse im Q3 nicht realisieren, daher mussten wir uns anderer Mittel bedienen“, referiert Reil bei saunaähnlichen Temperaturen im Cockpit.

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Konventionelles Sportfahrwerk im Audi RS Q3

Weil die Adaption der hydraulischen, diagonalen Verbindung zwischen den Rädern, wie sie beispielsweise beim RS 4 Avant den Aufbau beruhigt, zu aufwendig gewesen wäre, nutzt das erste SUV von Audis Sport-Dependance ein konventionelles Sportfahrwerk, völlig unadaptiv. Das bedingt eine Tieferlegung um 25 Millimeter, zusätzlich stecken mindestens 19 Zoll große Räder an den Achsen des Audi RS Q3.

Und? Funktioniert's? Offenbar recht gut, soweit sich das vom Beifahrersitz aus beurteilen lässt. Während Reil das Geschlängel vom Wippermann über Eschbach in Richtung Brünnchen pariert, drängt der 4,41 Meter lange Audi RS Q3 bei Lastwechseln leicht mit dem Heck. „Wir haben das Haldex-Differenzial des Allradantriebs modifiziert und die Kardanwelle den höheren Kräften angepasst“, erklärt Reil beiläufig, dessen Vita auch einige Renneinsätze markieren.

Audi Q3 gut geeignet für RS-Ausführung

Wie konnte er sich also überhaupt auf ein SUV-Projekt einlassen? Druck von der Konzernleitung? „Wir haben das Projekt selbst angeschoben. Denn die SUV liegen nun mal im Trend, und mit dem Audi RS Q3 verfügen wir über ein vergleichsweise kleines und leichtes Fahrzeug, das mit unseren Vorstellungen von einem echten RS durchaus in Einklang zu bringen ist.“

Nun, und obendrein könnte sich der Audi RS Q3 als lukratives Geschäftsmodell erweisen – Stichwort: Baukasten. So stammt die Bremsanlage aus dem RS 5, und der komplette Antriebsstrang hat sich längst im TT RS und RS 3 bewährt. Das bedeutet also, dass der charismatische, langhubige (Bohrung mal Hub 82,5 x 92,8 Millimeter) Fünfzylinder ein zusätzliches Einsatzgebiet zugewiesen bekommt. Das 2,5-Liter-Triebwerk leistet 310 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 420 Newtonmeter bei vergleichsweise niedrigen 1.500 Umdrehungen.

Abgasanlage aus Platzgründen verändert

Die gegenüber dem TT leicht reduzierte Leistung (340 PS) ergibt sich aus der geänderten Abgasanlage, die sich mit nur einem Endrohr optisch einigermaßen bescheiden gibt. Reil: „Weil die Batterie ins Heck musste, blieb einfach kein Platz mehr für eine zweiflutige Abgasanlage.“ Doch der Verlust schadet der Dynamik und dem Klang nur marginal.

In 5,5 Sekunden soll der Audi RS Q3 von null auf 100 km/h sprinten und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h erreichen. Reil gibt zu, dass die Literleistung des Direkteinspritzers zwar nur durchschnittlich ist, besonders stolz ist er hingegen auf das früh anliegende Drehmoment und das Ansprechverhalten.

Viel Detailarbeit bei Nockenwellenverstellung

Die beiden Nockenwellen des Audi RS Q3 lassen sich hydraulisch um je 42 Grad Kurbelwinkel verstellen, angetrieben von einem zweistufigen Kettentrieb, der aus einer Zahnkette, einer Rollenkette und einem Zwischenrad besteht. „Wir haben viel Detailarbeit in die Verstellung der Nockenwellen investiert, damit sie immer auf der Gassäule stehen“ – spricht's und lässt erneut den rechten Fuß fallen. Fünfzylindrig grantelnd (Zündfolge 1-2-4-5-3, Zündabstand 144 Grad) stürzt der SUV auf den kleinen Sprunghügel am Pflanzgarten zu, das DQ500-Doppelkupplungsgetriebe legt eifrig die Gänge nach, begleitet vom Schnauben des Motors.

Im Sportprogramm des Audi RS Q3 fällt auf, dass das Getriebe den 2,5-Liter des Vorserienfahrzeugs beim Wechsel vom dritten in den vierten Gang kurz an den Begrenzer ditschen lässt – da muss der Getriebe-Applikateur noch mal ran.

Audi RS Q3 absolviert Nordschleifen-Dauertest

Ansonsten hat das SUV das Gröbste hinter sich, musste wie alle RS-Modelle einen 8.000 Kilometer Dauerlauf auf der Nordschleife überstehen. Bei den durchaus hohen Kurvengeschwindigkeiten bereitete auch der Öl-Nassumpf keinerlei Probleme. „Der verkraftet bis zu zwei g, damit fahren wir sogar Rennen“, sagt Reil. Er will doch nicht etwa? Nein, will er nicht. Stattdessen muss der Audi RS Q3 bis zum Erscheinen des nächsten RS3 in der zweiten Jahreshälfte die Rolle des Einstiegsmodells der quattro GmbH übernehmen – zum Preis von 54.600 Euro.

Und ganz nebenbei eröffnet das SUV neue Perspektiven: „Ein wenig ungewohnt war es anfangs schon, bei den ersten schnellen Runden so weit oben zu sitzen. Doch jetzt habe ich richtig Spaß dabei“, sagt Reil.

Ganz offensichtlich, denn obwohl das Werkstatt-Team wartet, lässt er die Ausfahrt bei T13 rechts liegen und startet zur nächsten Runde mit dem Audi RS Q3.

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten