Neuer Hyundai Santa Fe (2018) im Fahrbericht
Für Europa straffer

Hyundai bringt noch diesen Monat die Generation des Santa Fe auf den Markt. Wir haben den Wagen in der Europa-Abstimmung im Fahrbericht.

Karosserie wird größer

Optisch steht Hyundais größter und in Amerika designter SUV breit da. Die doppelten Frontleuchten setzen sich aus LED-Scheinwerfern und dem darüber angeordneten LED-Tagfahrlicht zusammen. Am Heck trägt der neue Santa Fe eigenständige Leuchten und zwei Endrohre. Und der Santa Fe ist gewachsen: 4.770 mm lang (plus 70 mm), 1.890 mm breit (plus 10 mm) und einem auf 2.765 mm verlängertem Radstand (plus 65 mm). Der 4.905 Millimeter lange Grand Santa Fe entfällt mit dem Marktstart der neuen Generation.

Unsere Highlights
Hyundai Santa Fe
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3-D-Effekt: Die LED-Rückleuchten des neuen Hyundai Santa Fe.

Mehr Platz im Innenraum

Für den in Europa entworfenen Innenraum des neuen Santa Fe verspricht Hyundai unter anderem eine verbesserte Übersicht nach hinten. Die hinteren seitlichen Scheiben sind um 41 Prozent größer als beim Vorgängermodell und der Fahrer soll über die Reihen zwei und drei besser hinwegsehen können. Einer guten Sitzhaltung zuliebe lassen sich die Sitzflächen der beiden vorderen Sitze elektrisch erweitern und in zehn verschiedenen Positionen verstellen. Die Kniefreiheit in Reihe zwei wuchs um 38 Millimeter, die Kopffreiheit um 18 Millimeter. Der Zugang zur dritten Reihe lässt sich jetzt mit einem Handgriff öffnen, dort wächst die Kopffreiheit um 22 Millimeter. Hyundai hat überlegt, ob diese dritte Reihe in Deutschland mit ins Angebot soll – die Bestellrate war bisher nicht berauschend. Nun ist sie aber doch zu haben, aber da hinten ist es eng – selbst größere Kinder dürften sich dort nicht wohl fühlen. Das Gepäckraumvolumen haben die Konstrukteure um 40 auf jetzt 625 Liter erhöht.

Ordentliche Oberflächen, gut verarbeitet

Optisch ist der Innenraum des neuen Santa Fe ordentlich: Die Verarbeitung wirkt gut und bei den Oberflächen haben sich die Hyundai-Einrichter Mühe gegeben. Modern gemusterte glänzende Kunststoffoberflächen und Leder dominieren die Optik. Die Verteilung der Bedienelemete erfolgt im Santa Fe durchaus logischen Gesichtspunkten und der Infotainmentbildschirm hat am oberen Ende der Mittelkonsole seinen perfekten Platz.

Die Verlängerung des Radstandes um 6,5 Zentimeter tut den Platzverhältnissen im Innenraum und somit den Passagieren gut: Sowohl Fahrer und Beifahrer als auch die Passagiere in Reihe zwei freuen sich über Freiheit für Beine und Kopf. Die Sitze sitzen sich bequem ohne zu weich zu sein – das Gestühl im Santa Fe verspricht optisch mehr Seitenhalt als es dann bei der Fahrt einlösen kann – aber der Seitenhalt ist deutlich besser als bei dem für den amerikanischen Markt gedachten Gestühl.

Hyundai Santa Fe
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Wir sind jetzt das Europa-Modell gefahren - es ist straffer abgestimmt als die Version für den amerikanischen Markt.

Lenkung in Europa besser

Für die Momentenverteilung des Allradantriebs hat Hyundai HTRAC entwickelt. Das Wort setzt sich aus „H“ für Hyundai und „Trac“ zusammen. HTRAC verteilt die Momente je nach Bedarf oder gewähltem Fahrmodus an die vier Räder und erlaubt so ein besseres Kurvenverhalten oder ein sichereres Fahren auf rutschigem Untergrund. Im Sportmodus gelangen bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterachse, im Komfortmodus sind es noch bis zu 35 Prozent, während im Eco-Modus die gesamte Kraft an der Vorderachse anliegt. Treten unerwartet schwierige Fahrbahnbedingungen auf, wechselt das System automatisch in den Allradmodus.

Während beim Modell für den US-Markt die spät ansprechende und indirekt agierenden Lenkung auffiel, gefällt das europäische System mit schnellem Ansprechen, einer spürbaren Portion Straffheit und geringem Spiel in der Mittellage. Eine Prise Indirektheit hat sich die Lenkung auch für den europäischen Markt erhalten. Zudem steigen Widerstand und Direktheit beim Umschalten von „Comfort“, „Eco“ oder „Smart“ in den Modus „Sport“. Schnelle Kurven nimmt der hohe SUV gekonnt ohne nennenswerte Seitenneigung – die 1.990 Kilogramm Gewicht spürt der Fahrer in der engen Kehre allerdings deutlich – aber echtes Kurvenjägertum wird bei so einer Masse kaum jemand erwarten. Und immerhin: Trotz gewachsenen Dimensionen und mehr Ausstattung ist das Gewicht gegenüber dem Vorgänger um 20 Kilogramm runtergegangen – dem vermehrten Einsatz hochfester Stähle sei Dank.

Querrillen, Gullydeckel und Schlaglöcher machten im Ami-Modell hingegen so viel Spaß wie ein frisch abgerissener Schnürsenkel: Wütend polterten die 19-Zoll-Räder über solche Unebenheiten. Davon ist in der Europaabstimmung kaum noch etwas zu spüren – die Unbillen des Untergrunds pariert das Fahrwerk jetzt ohne Zicken.

Ordentlich Zug mit Topdiesel

Europäische Kunden können zwischen einem Benziner und drei Dieselmotoren wählen – alle erfüllen die Abgasnorm Euro 6 d-temp. Der 2,4-Liter-Benziner mit 185 PS ist an eine Sechsgangautomatik und Allradantrieb gekoppelt. Den Zweiliter-Diesel gibt es in zwei Leistungsstufen mit 150 und 182 PS. Als Sechsgang-Handschalter lässt er sich wahlweise mit Front- oder Allradantrieb kombinieren, während die neue Achtgang­automatik die Kraft stets an alle vier Räder weiterleitet. Beim 2,2-Liter-Topdiesel mit 200 PS hat man die freie Wahl zwischen allen Antriebsarten.

Erste Fahreindrücke konnten wir mit dem mittleren Diesel sammeln, der ein knurriges Laufgeräusch an den Tag legt und beim Tritt aufs Gaspedal aus dem Stand seltsam zäh seine Kraft aufbaut, was nicht so recht zu den Drehmomentangaben von 397 Nm ab 1.750/min passt. Etwas Geduld braucht der Fahrer auch beim Beschleunigen jenseits von 120 km/h. Tempo 100 soll in zehn Sekunden erreicht sein, maximal sind laut Werk 201 km/h drin.

Der 2,2-Liter-Diesel geht hingegen erfreulich laufruhig ans Werk und hat mit seinen 200 PS und dem maximalen Drehmoment von 440 Newtonmeter mehr als genug Punch, um den großen SUV angemessen entspannt zu bewegen. Nach 9,3 Sekunden sind 100 km/h geschafft, maximal sind autobahntaugliche 205 km/h möglich.

Die neue Achtgangautomatik arbeitet meistens geschmeidig und situationsgerecht, sucht im Amerika-Modell jedoch bisweilen nach dem passenden Gang. In der jetzt gefahrenen Europaversion macht die Automatik einen tadellosen Job. Eine geschmeidig und spontan arbeitende Start-Stopp-Automatik hilft beim Kraftstoffsparen. Während der 2,0-Liter-Diesel mit Allradantrieb und Automatik 6,2 Liter pro 100 Kilometer konsumiert, sind es beim 2,2-Liter-Aggregat 0,1 Liter mehr.

Umfangreiches Konnektivitätsangebot

Drei Infotainment-Systeme bietet Hyundai für den neuen Santa Fe an. Das Standard-Audio-System besteht aus einem Fünfzoll-Monochrome-Bildschirm, Radio und der Möglichkeit, Geräte per USB, Bluetooth und AUX-in anzuschließen. Darüber rangiert das System „Display Audio“ mit einem Siebenzoll-Bildschirm und der Ausstattung mit Android Auto und Apple CarPlay. Als höchste Ausstattung gibt es ein Navigationssystem mit Achtzoll-Bildschirm, das ebenfalls Android Auto und Apple CarPlay beherrscht. Das Navigationssystem ist, ohne zusätzliche Kosten, mit einem sieben Jahre gültigen Abo des Hyundai Live-Service verbunden. Dieser beinhaltet Echtzeit Verkehrs-, Blitzer-, und Wetterinformationen sowie das Abrufen aktueller Spritpreise und Parkplatzinformationen. Zudem besteht die Möglichkeit, online nach Punkten von besonderem Interesse zu suchen. Jährliche Karten- und Software-Updates sind ebenfalls enthalten. Hardwaremäßig ist in der höchsten Infotainment-Ausstattung auch noch eine Rückfahrkamera dabei.

Ein Siebenzoll-Farbbildschirm sitzt bei allen Ausstattungen zwischen den beiden Rundinstrumenten. Ein dafür geeignetes Smartphone (Qi-Standard) lässt sich im neuen Hyundai Santa Fe induktiv laden. Damit niemand sein Telefon beim Verlassen des Wagens auf der induktiven Ladefläche vergisst, erscheint eine Warnung im zentralen Instrumentenbildschirm.

Sicherheit und Assistenten

Hyundai bietet für den neuen Santa Fe viele Assistenten an. So können eine Totwinkel-Warner, ein ab einer Geschwindigkeit von zehn km/h aktiver Notbrems-Assistent mit Fußgängererkennung, ein Heck-Querverkehrswarner mit automatischer Bremsfunktion, ein ab 60 km/h arbeitender Spurhalte-Assistent, eine Geschwindigkeits-Begrenzungsanzeige, ein sogenannter Safety Exit Assist und ein neuer Rear Occupant Alert für mehr Sicherheit sorgen. Der Rear Occupant Alert, also Rücksitz-Passagier-Alarm, basiert auf der Technik der Alarmanlage. Er erinnert den Fahrer beim Abstellen des Fahrzeugs daran, dass zum Beispiel noch Kinder auf der Rückbank sitzen. Das System überwacht die Rücksitze mittels eines Ultraschall-Sensors. Als erstes erinnert die Technik den Fahrer über den zentralen Instrumentenbildschirm daran, nochmal auf die Rückbank zu schauen, wenn er den Motor ausschaltet. Sollte der Fahrer den Wagen verlassen und die Türen verriegeln, obwohl der Ultraschall-Sensor Bewegung auf den Rücksitzen feststellt, aktiviert sich die Hupe und die Lichter blinken. Dies passiert auch, wenn sich Kinder versehentlich im Wagen eingeschlossen haben.

Der Safety Exit Assist, also der Assistent für sicheres Aussteigen, überwacht per Radar das Gebiet seitlich hinter dem Santa Fe. Sollte sich ein Fahrzeug von hinten nähern, werden die Insassen per Warnton gewarnt. Nähert sich ein Fahrzeug, während eine per Kindersicherung verriegelte Tür geöffnet werden soll, bleibt die Verriegelung erhalten und ein Warnton ertönt, bis die Gefahr vorbei ist.

Des Weiteren ist der neue Santa Fe laut Hersteller auch durch den vermehrten Einsatz von hochfesten Stählen steifer und sicherer geworden. Im Vergleich zum Vorgänger kommen beim neuen Modell 15 Prozent mehr hochfeste Stähle zum Einsatz. 57 Prozent der Stähle im neuen Santa Fe sind hochfest – das ist laut Hersteller aktuell mehr als bei jedem anderen Hyundai.

Das erstmals für den Santa Fe angebotene optionale Head-up-Display informiert mit scharfer, heller Schrift auf großer Fläche in der Windschutzscheibe über Navi-Ansagen, Geschwindigkeit und erkannte Schilder.

Preise und Marktstart

Aktuell sind die ersten für Deutschland gedachten Santa Fe noch auf dem aus Korea kommenden Schiff – in den nächsten Tagen legt es in Bremerhaven an. Unmittelbar danach startet die Auslieferung bei den Händlern. Die Preise beginnen bei 35.070 Euro für den 2,0-Liter-Diesel mit 150 PS, Frontantrieb und manueller Schaltung. Alle weiteren Preise haben die Koreaner trotz der in Kürze beginnenden Auslieferung noch nicht bekannt gegeben.

Fazit

Die europäische Variante des neuen Hyundai Santa Fe ist gelungen: Der gut verarbeitete große SUV gefällt mit modernem Design und hochwertigen Materialien. Sein Fahrwerk ist straff und poltert nicht, die Lenkung bietet mehr Direktheit und Rückmeldung als bei der amerikanischen Variante. Der 2,2-Liter-Diesel mit 200 PS arbeitet laufruhig und hat jederzeit genug Reserven, den Santa Fe dynamisch voranzutreiben. Die optionale dritte Sitzreihe ist allerdings nur etwas für ganz kleine Passagiere.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 08 / 2024
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Erscheinungsdatum 27.03.2024

148 Seiten