Ford Fiesta ST, Mini Cooper S und VW Polo GTI
Viel Fahrspaß für wenig Asche

Inhalt von

Scharfe Fiestas, Polos und Minis starten je nach Modell schon zwischen 3.000 und 5.000 Euro. Wie steht es um Auswahl, Kosten und möglichen Ärger? Wir verraten es Ihnen in unserem Gebrauchtwagen-Check.

VW Polo GTI, Händler
Foto: Rossen Gargalov

Sie quietschen, brummen, kreischen, quengeln und heulen. Ja ja, die lieben Kleinen, sie halten uns auf Trab, verlangen Zuwendung und kosten manchmal ganz schön Nerven. Ob der familiäre oder der automobile Nachwuchs gemeint ist? Nun, die Parallelen sind unübersehbar. Grund genug, einmal genauer hinzusehen, wenn ein wilder Kleinwagen ganz oben auf der Wunschliste auftaucht.

VW Polo GTI, Ford Fiesta ST oder Mini Cooper S?

Im Fokus stehen drei deutsche Exemplare: Ford Fiesta ST, VW Polo GTI und Mini Cooper S. Wobei der Mini zwar in England gebaut wird, aber Mutter BMW bekanntlich in Bayern sitzt. Dass der VW Polo GTI in Spanien gefertigt wird, ist längst bekannt. Also darf der Ford Fiesta ST aus dem Ford-Stammwerk in Köln-Niehl als einzig echter Deutscher im Bunde gelten. Doch egal ob England, Spanien oder Deutschland, welchen gebrauchten Kleinwagen gibt's wo am billigsten?

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Wer sich im Netz umschaut, wird sich wundern. Zum Beispiel, dass der gebrauchte Ford Fiesta ST mit rund 3.500 Euro den Einstieg am leichtesten macht. Dafür ist die Auswahl echt bescheiden: Keine 80 Autos tummeln sich im Netz. Okay, der kantige Kölner wurde auch nur von 2005 bis 2008 angeboten. Viermal so häufig: Der von 2002 bis 2006 verkaufte, äußerst beliebte Mini Cooper S der ersten Generation startet bei gut 4.000 Euro.

Am teuersten, wie fast zu erwarten: der VW Polo GTI. Der Wolfsburger mit dem Kürzel 9N3 kam erst 2006 auf den Markt, ist also hier der jüngste Wilde. Unter fünf Tausendern ist praktisch nichts zu bekommen. Die Auswahl: ähnlich knapp wie beim Ford Fiesta ST.

Gebrauchter VW Polo GTI ab 7.900 Euro

"Für 7.900 Euro gibt es sonst keinen Polo GTI mit knapp 70.000 Kilometern Laufleistung", preist Italo-Verkäufer Nicola di Lillo seinen Silberling an. Wo er recht hat, hat er recht, vergleichbare Exemplare kosten 1.000 bis 2.000 Euro mehr. Wo ist der Haken? Optisch ist der VW Polo GTI, nun ja, suboptimal. Die Beifahrertür dunkler nachlackiert, viele Schrammen ringsrum, dazu alle Felgen verkratzt.

"Das Auto lief vorher in Griechenland, da ist es mit der Liebe zum Auto nicht so weit her wie bei uns", erklärt der Verkäufer vom Automobil Salon Ludwigsburg. Doch der gebrauchte VW Polo GTI ist unfallfrei, wurde bis 2011 scheckheftgepflegt und hat bereits deutsche Papiere plus neuen TÜV.

Liebe auf den zweiten Blick also? Dafür stehen die Chancen nicht schlecht, denn di Lillo wäre bereit, die Schönheitsfehler am gebrauchten VW Polo GTI "für 600 Euro extra beheben zu lassen". Neue Inspektion und Garantie? Er grinst: "Man kann über alles verhandeln." Das klingt doch gar nicht übel. Und innen, auch so abgewohnt? Erstaunlicherweise nicht. Hier sieht der gebrauchte VW Polo GTI wirklich sauber aus. Kleinschäden wie die leicht abgewetzte Sitzwange links, ein eingerissenes Lautsprechergitter und das fehlende Rändelrad der Beifahrersitzverstellung lassen sich schnell aus der Welt schaffen.

Elektrik kann im VW Polo GTI Ärger machen

Also fix raus aus der Werkstatt und auf eine Probefahrtrunde. Mit seinem gurgelnden Ansaugbrummen macht der VW Polo GTI schon auf den ersten Kilometern richtig Laune. Auch sonst alles easy: Der 1.8 Turbo schiebt druckvoll an, die Lenkung direkt, das Getriebe knackig, Räder und Fahrwerk geben sich unauffällig und straff. Zu beachten ist generell, dass beim VW Polo GTI die Elektrik Ärger machen kann.

Ebenso sollte man auf die Domlager der vorderen Stoßdämpfer und die Hinterachslager achten. Trotz knappem Angebot steht der VW Polo GTI schon ein halbes Jahr auf dem Hof. Verkäufer Nicola di Lillo: "Es gibt aktuell keinen Günstigeren auf dem Markt. Die meisten Interessenten sind skeptisch, weil er aus Griechenland stammt." Na, da wünschen wir viel Erfolg.

Gebrauchter Mini Cooper S hat 75.000 Kilometer hinter sich

Jetzt aber weg vom griechischen Polo aus Spanien und hin zum britischen Bayern, der – wie es der Zufall will – keine 20 Meter weiter parkt. "Das sind meine Nachbarn, nette Jungs", empfängt uns Verkäufer Patrizio di Gioia von Digi-Car Automobile mit einem breiten Grinsen. Wie jetzt, noch ein Italiener? Darauf erst mal einen doppelten Espresso. Grazie, molto bene. Der metallic-blaue Mini Cooper S lief erst in Bergamo, dann in Mailand, bevor er nach Ludwigsburg importiert wurde.

Der erste Eindruck: normaler Zustand, hier eine defekte Sitzverstellung, dort ein kaputtes Handschuhfach. "Wird beides erledigt", so di Gioia, der alle Rechnungen der Vorbesitzer präsentiert und Befürchtungen nach einem gefälschten Tachostand zerstreuen kann. Denn trotz des Alters von fast zehn Jahren hat der gebrauchte Mini Cooper S erst 75.000 Kilometer runter. Auf der Hebebühne fällt der rostfreie Unterboden des Mini Cooper S auf. Typisch für ein italienisches Auto, denn der Mini sah "weder Schnee noch Streusalz", betont di Gioia.

Rote Nummern sind schon am Auto, also auf geht's. Auch der Mini Cooper S präsentiert sich unauffällig. Nur den nicht sehr hochwertigen Materialien im Cockpit sieht man ihr Alter an, sonst ist alles frisch. Das Sechsganggetriebe flutscht, das agile Handling begeistert komplett. Begleitet vom Kompressorheulen und Auspuffgrollen schiebt der 170-PS-Motor kräftig an. Kurz: Der Brit-Popper zeigt, wieso er in der Charisma-Skala ganz weit oben steht.

Mini mal anders

Doch leider kann ein gebrauchter Mini Cooper S auch Ärger machen. Die Mängelliste des R53 genannten Dreitürers ist lang. Besitzer berichten von diversen Klappergeräuschen, Rost, defekten Sitzen und Benzinpumpen. Generell gilt: Je jünger, desto besser, denn es gab einige Rückrufe und Serviceaktionen.

Alle Mini Cooper S kamen mit dem solideren Getrag-Getriebe, hier droht, anders als bei den schwächeren Minis, kein Ärger. Bei entsprechender Fahrweise kann aber die Kupplung relativ früh verrauchen. Erst der Nachfolger des Typs R56 war weniger anfällig. Die Werkstattkosten für die R53-Baureihe sind happig, bei den Ersatzteilen liegt er klar über dem Polo. Nur der Ford Fiesta ist noch teurer.

Unser junger Wilder Nummer drei hat fette GT-Streifen auf dem Blech. "Er wurde von einer älteren Dame gefahren", so Verkäufer Armin Rossmann von Brooklands Automobile im schwäbischen Ebersbach/Fils. Na, die Lady hat aber einen guten Geschmack! "Das Auto stand nur drei Wochen, es gab viele Interessenten. Gestern habe ich ihn für 5.990 Euro verkauft", so Rossmann weiter. Danke, dass wir trotzdem eine Probefahrt im Ford Fiesta ST machen dürfen. Der Zweiliter-Saugmotor zieht gleichmäßig durch, klingt aber für einen kleinen Sportler zu langweilig. Die Fünfgangbox ist nicht so exakt wie die des Mini.

ESP lässt sich im Fiesta ST komplett abschalten

Dafür macht das Fahrwerk richtig Spaß: Das ESP lässt sich komplett abschalten, leichtfüßig wuselt der Ford Fiesta ST ums Eck. Die Vorbesitzerin hat ihren Fiesta ST gut behandelt, nur die Scheuerspuren am linken Sportsitz künden von der hohen sechsstelligen Kilometerleistung. Dafür wurde der kantige Kölner durchgehend scheckheftgepflegt. Schönheitsfehler außen: Felge vorne rechts verkratzt, teilweise sich ablösende GT-Streifen und nur noch wenig Profil an den Vorderreifen.

Und Fiestas Zuverlässigkeit? Die Servopumpe kann recht früh die Grätsche machen, auch ist von vereinzelten Getriebeschäden die Rede. Wer beim Händler inklusive Garantie kauft, ist also im Vorteil. Dieser Rat gilt für alle drei heißen Kleinwagen. Wer zu billig einkauft, heult sonst am Ende womöglich am lautesten ...

Vertrauensfrage: Wenig Scheine, viele PS

Na, wenn das nicht verlockend klingt: Gut 4.000 Euro für 163 PS, und schon steht ein stylischer Mini Cooper S vor der Hütte. Rund 3.500 Euro, und schon gehört er mir, der Ford Fiesta ST mit dicken Streifen, aber knapp 200.000 Kilometern auf dem Tacho. Kann gut gehen muss aber nicht. Je älter, desto mehr Kilometer, desto mehr Vorbesitzer. Die Folgekosten bei einem (verbrauchten) wilden Gebrauchtwagen dieser Kategorie können kräftig zu Buche schlagen.

Die Kostentreiber heißen Reparatur- und Wartungsstau. Wer hier nicht eine gute und vor allem günstige Werkstatt hat, reibt sich schnell verwundert die Augen. Noch besser scheint ein begabter Kumpel mit eigener Hebebühne und viel Freizeit zu sein. Um das Budget weiter zu entlasten, sollte der Draht zu Oma/Onkel/Eltern ungetrübt sein. Denn das eine oder andere zugesteckte Scheinchen ("Hier, fürs Spritgeld!") oder auch eine bezahlte Versicherungsrechnung kann die Stimmung aufhellen. Denn wie erwartet spielen die wilden Kleinen in puncto Schadenshäufigkeit und der daraus folgenden Einstufungen im Konzert der Großen mit. Folge: deftige Gebühren.

Sportliche Alternativen

Opel Corsa OPC: Der turbogeladene Rüsselsheimer ist seit 2007 auf dem Markt. Mit 192 PS ab rund 7.000 Euro verfügbar. Die 210 PS starke Nürburgring-Edition erschien erst 2011, hat ein Bilstein-Fahrwerk, eine mechanische Sperre an der Vorderachse und kostet mindestens 14.000 Euro.

Renault Clio Sport: Zweiliter-Saugmotor mit 197 PS bei 7.250/min – diese Zahlen sagen alles. Der heiße Clio ist eine echte Empfehlung und startet als 2006er-Modell bei knapp 6.000 Euro. Geheimtipp: der Clio RS sport auto-Edition von 2012 – auf 99 Fahrzeuge limitiert, mit 201 PS und spezieller Ausstattung.

Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten