Goodwood Festival of Speed 2010
Earl of March empfängt den Auto-Adel

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In Goodwood feierten am 2. bis 4. Juli zehntausende Oldtimer-Fans feierten das Festival of Speed im Garten des Earl of March in Südengland. Für einen Maserati Tipo 61 Birdcage von 1960 wurde die Veranstaltung allerdings zu einem teuren Vergnügen.

Goodwood Festival of Speed 2010: Alfa Romeo-Skulptur
Foto: Dieter Rebmann

Samstagnachmittag, strahlender Sonnenschein. Zehntausende säumen bei diesem ungewöhnlichen schönen Wetter die Strecke. Deutschland liegt gegen Argentinien in Führung, es scheint ein friedlicher Nachmittag zu werden. Doch dann schießt der Maserati Tipo 61 Birdcage als millionenteure Rarität die 1,86 Kilometer lange Strecke im Park von Lord March herunter.

Fahrer Tom Edwardes will dem Publikum eine echte Show bieten, treibt den 2,5-Liter-V8 über die Strecke und lupft das Gaspedal zu einer kleinen Tanzeinlage auf der Strecke. Doch das Heck versteht die Aufforderung zu einer flotten Sohle falsch und verursacht einen echten Dreher – der Maserati kreiselt von der Strecke und touchiert die Strohballen, die Mensch von der Maschine trennen.

Goodwood 2023

Kleine Ursache – große Wirkung: Die Blessuren unterhalb des Scheinwerfers dürften nur gegen einen fünfstelligen Betrag zu beheben sein, doch immerhin: Das Publikum hatte seine Show.

Viele Formel 1-Stars am Start in Goodwood

Die lieferte auch eine ungewöhnlich große Ansammlung von Formel 1-Stars auf dem diesjährigen Festival of Speed in Goodwood: Nico Rosberg, Mark Webber, Jenson Button ließen es sich nicht nehmen, in F1-Boliden der Vergangenheit den Berg im Park von Goodwood  hinabzurauschen und rollten im Brawn-Mercedes BGP 001 von 2009, dem Red Bull Cosworth RB1 von 2005 oder dem McLaren-Mercedes MP4/23 von 2008 die herrschaftliche Strecke hinunter.

Volkstümliche Nähe – wirklich ein Festival of Speed

Das Besondere am Festival of Speed in Goodwood ist dabei immer wieder die volkstümliche Nähe: Die Fans stehen dicht an der Strecke und können danach im Fahrerlager direkt die Reminiszenzen an über 100 Jahre Automobilbau bewundern. Dabei ist es besonders die Begegnung mit den alten Rennstars, die die Massen elektrisieren. Als es John Surtees mit einem Ferrari 158 krachen ließ, waren die Fans vollkommen außer Häuschen: „Ich bin mit Auto zwar Champion geworden“, gab der Routinier zu Protokoll. „Aber gleichzeitig lag in diesem Modell auch der Grund für mein Ausscheiden bei Ferrari: Ich bin mit dem Motor einfach nicht klar gekommen.“

Wer ungewöhnliche Begegnungen sucht, kommt in Goodwood auf seine Kosten: Red Bull-Formel 1-Konstrukteur Adrian Newey ist schließlich normalerweise nur am Rande eines F1-Kurses zu beobachten. In Goodwood packte ihn aber selbst das Rennfieber: Er rollte in einem RB5 von 2009 den Speedway hinunter.

Formel 1-Autos, Motorräder, Le Mans-Boliden

Goodwood lässt keine Wünsche offen: Motorräder liefern sich spektakuläre Showeinlagen, Le Mans-Boliden vom Schlage eines Audi R15 TDI Plus mit Allan McNish am Steuer oder Rallye-Autos wie der Toyota Corolla WRC von 1998 sorgen für Stimmung auf der Strecke. Der Charakter einer reinen Oldtimer-Veranstaltung tritt indes immer weiter in den Hintergrund: Hersteller wie Audi, BMW, Mercedes, Jaguar und Alfa nutzen die Massenveranstaltung, um ihr aktuelles Modellprogramm in riesigen Motorhomes zu präsentieren, Und auch alternative Antriebskonzepte dürfen nicht fehlen: Im Corso mit Audi E-tron und Rinspeed UC? wurde es aufgrund der rein elektrischen Vortriebsweise still auf der Strecke.

Vorkriegsmodelle begeistern

Zeit für die Klasse der Vorkriegsmodelle: Mit dem Mercedes Simplex rollte als ältester Auto der Welt ein echter Sympathieträger vom Berg, gefolgt vom Darracq 200HP von 1905, der vom ersten erfolgreichen V8-Motor der Welt angetrieben wurde. Ein kurzer Gasstoß, ein lautes Aufheulen des ehrwürdigen Triebwerks  – und die Massen waren so begeistert, wie bei keinem einzigen F1-Boliden, der vorher vom Berg rollte.

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