Toyotas Mondauto zum Verkauf?
Website kündigt „Preis auf Nachfrage“ an

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2029 soll das sechsrädrige Gefährt ins Weltall geschossen werden. Jetzt kann man das Toyota-Mondauto aber angeblich kaufen. Wir haben uns nach dem Preis erkundigt.

03/2019, Toyota Mondauto
Foto: Toyota

Toyotas Pläne, sich an Aktivitäten im Weltall zu beteiligen, werden konkreter. Dafür erneuerte der Autohersteller seine Kooperation mit der einheimischen Raumfahrtbehörde Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA), um ein „Team Japan“ der Astronautik zu formen. Ziel der Zusammenarbeit soll es sein, ein bemanntes, unter Druck befindliches und geländegängiges Fahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb und sechs Rädern zu bauen, das 2029 ins All geschossen werden soll. Jetzt taucht das für Mondtouren gedachte Fahrzeug auf der deutschen Neuwagen-Website von Toyota auf: Preis auf Anfrage. Also haben wir angefragt.

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Toyota Mondauto
Toyota
Trotz Brenstoffzellen-Antrieb ist das Toyota-Mondauto auch mit großen Solarpanels ausgerüstet.

Ein Sprecher von Toyota Deutschland beweist bei der Antwort Humor: Der Preis hänge in diesem Fall von der Zahl der gewünschten Exemplare ab – wie viele Trägerraketen uns denn zur Verfügung stehen würden. Die Japaner nutzen ihr extraterrestrisches Vehikel also in der Zeit bis zu dessen möglichem Einsatz augenzwinkernd für Werbezwecke. Schließlich wollen auch sie die Antriebsart Wasserstoff populär machen – und da haben sie noch einen weiten Weg vor sich. Ihr aktuell einziges Brennstoffzellen-Serienauto, der Mirai, verkauft sich in Deutschland nur in homöopathischen Dosen. Gründe dafür könnten der hohe Einstiegspreis in Höhe von 78.600 Euro in Kombination mit der verschwindend geringen Anzahl an Wasserstofftankstellen sein.

Und solange die Wasserstoff-Produktion hauptsächlich auf der Reformierung von Erdgas beruht, sind Effizienz und Gesamt-Umweltbilanz zumindest diskussionswürdig. Anders sähe es aus, würde der Wasserstoff mithilfe überschüssiger regenerativ gewonnener Energie per Elektrolyse durch die Zerlegung von Wasser (H2O) in seine Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) gewonnen. Dabei findet eine Umwandlung der elektrischen in chemische Energie statt. In der Brennstoffzelle findet dann der umgekehrte Prozess statt: Die im Wasserstoff gespeicherte chemische Energie wird wieder zu elektrischer Energie umgewandelt, als einzige Emission bleibt Wasser zurück. Diese Technik soll 2029 auch auf dem Mond funktionieren – der Webseiten-Gag ist also nicht als Abgesang auf Toyotas Mondauto-Projekt zu sehen. Anders sieht es bei Audi aus: Dort wollte man bereits 2021 ein gemeinsam mit dem Startup PTScientists entwickeltes unbemanntes Mondauto auf dem Erdtrabanten landen. Mit der Insolvenz von PTScientists im Juli 2019 liegt das Projekt der Ingolstädter aber erstmal auf Eis.

10.000 Kilometer elektrische Reichweite

„Bemannte Rover mit druckdichten Kabinen sind ein Element, das eine wichtige Rolle bei der umfassenden Erforschung der Mondoberfläche spielen wird“, sagt JAXA-Präsident Hiroshi Yamakawa. Dafür vertraue man sehr auf Toyotas technische Fähigkeiten – genau wie der Hersteller selbst. Obwohl der Mond schwierig mit Energie versorgt werden kann, will Toyota eine Reichweite von über 10.000 Kilometern erreichen. Damit dürfte sich eine ziemlich große Mondregion erforschen lassen; der Durchmesser des Erdtrabanten beträgt 3.476 Kilometer – und damit nur gut ein Viertel der Erde.

Toyota will einen Brennstoffzellenantrieb verwenden, weil die Technik eine hohe Energiedichte und ein guter Wirkungsgrad auszeichnet. Welchen Energieträger man nutzen will, gaben die Japaner noch nicht bekannt. Brennstoffzellen können außer Wasserstoff auch andere Brennstoffe wie Methanol, Butan oder Erdgas in elektrische Energie umwandeln. Erste Bilder zeigen zudem eine üppig dimensionierte Photovoltaik-Anlage; Toyotas Rover dürfte also auch Sonnen- in elektrische Energie umwandeln können.

Sechs Meter lang, 13 Kubikmeter Platz

Einige Daten des Mondautos stehen bereits fest. Zum Beispiel die Ausmaße: Es ist sechs Meter lang, 5,20 Meter breit und 3,80 Meter hoch. Den im Normalfall zwei (in Notfällen vier) Insassen stehen 13 Kubikmeter Lebensraum zur Verfügung. Darin sollen sich Astronauten für gewisse Perioden aufhalten können, ohne Raumanzüge tragen zu müssen.

Die Anforderungen an ein Expeditionsfahrzeug für den Mond sind vielfältig, schließlich herrschen an dessen Oberfläche völlig andere Bedingungen als auf der Erde. Seine Gravitationskraft beträgt nur ein Sechstel, die Strahlung ist höher, die Temperaturen sind rauer, es gibt nur eine sehr dünne Atmosphäre und demzufolge fast keinen Luftdruck. Außerdem gibt es auf der Oberfläche viele Krater, Felsen und Hügel. Toyotas Mondauto soll diese Herausforderungen dank Technologien zum automatisierten und autonomen Fahren bewältigen.

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Fazit

Immer weiter: Der Traum des Menschen, das Weltall zu erkunden und auf fremden Planeten herumzufahren, scheint nicht zu enden. Dabei haben die amerikanischen Mondautos der Apollo-Missionen gezeigt, dass solche Fahrzeuge unsagbar teuer sind und eher dem Prestige dienen, als für die Forschung unbedingt erforderlich zu sein. Beim ihrem Mondauto setzen die Toyota-Ingenieure werbewirksam auf einen Brennstoffzellen-Antrieb.

Dabei hatten schon die mit nicht wiederaufladbaren Batterien ausgerüsteten Mondautos der Amerikaner keinerlei Reichweitenprobleme – das Nachtanken von Wasserstoff wäre also nur bei einem längeren Aufenthalt auf dem Mond nötig. Und auch da stellt sich die Frage, ob nicht die Erzeugung von Solarenergie vor Ort sinnvoller und kostengünstiger wäre. Aktuell sind sowohl das JAXA-Auto an sich als auch die Verkaufsofferte auf der Toyota-Website reine Werbegags.

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