Mercedes-Benz Vans im Einsatz für Amazon
22 Fotos nach jeder Schicht

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Auch im Nutzfahrzeugsegment reicht es nicht mehr aus, einfach nur Autos zu verkaufen. Wie man sich vollumfänglich um eine Flotte kümmert und auch den Servicepartner vor Ort mit einbezieht, erprobt Mercedes-Benz jetzt in Bochum.

06/2018, Mercedes-Benz eVito
Foto: Bernd Conrad

Ein weißer Transporter, der die Pakete bringt. Mit ein paar Dellen und Streifschäden. Wer kennt das nicht. Was für unbedarfte Betrachter ungepflegt aussieht, lässt sich für Flottenbetreiber oftmals gar nicht vermeiden. Ständig wechselnde Fahrer, Termindruck mit bis zu 180 Auslieferungen pro Schicht und der dichte Großstadtverkehr hinterlassen ihre Spuren an den Kastenwagen.

Die Behebung der Blechverformungen lässt oft nicht nur der straffe Einsatzplan der Fahrzeuge kaum zu, für Kurierunternehmer ist das auch eine Kostenfrage. Oftmals werden die Transporterflotten von den Assekuranzen nur in der Haftpflicht versichert, das Risiko für einen Kaskoschutz ist zu hoch.

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100 elektrische Mercedes Vito bis Ende 2018

„In den Monaten Januar bis April 2018 hatten wir an 100 Flottenfahrzeugen Schäden in der Höhe von 200.000 Euro“, berichtet Carsten Verdirk, der den Essener Blitz Kurier betreibt. Sein Unternehmen ist Auslieferungspartner für Amazon im Ruhrgebiet. Seine für den Onlinehändler eingesetzten Fahrzeuge, Mercedes Vito mit Dieselmotor, werden jetzt teilweise durch elektrisch angetriebene eVito ersetzt. 30 Autos werden im ersten Schritt in den Dienst gestellt, bis zu 100 batteriebetriebene Vito sollen es bis Ende 2018 werden.

Mit den Lieferwagen nimmt der Kurierdienst an einem Pilotprojekt von Mercedes-Benz Vans, dem Daimler-Start-up Lab 1886, wo in der Vergangenheit unter anderem Ideen für das Car Sharing Car2Go und Moovel erdacht wurden, und den Fahrzeugwerken Lueg als betreuendem Mercedes-Händler.

In Bochum, direkt neben dem Amazon-Logistikzentrum, ist das erste „Base Camp“ für die Mercedes-Transporter entstanden. Zusammen mit Innogy sind 30 Ladepunkte zum Nachladen der eVito im Depot entstanden. Wenn ein Auto nach seiner Tour abends zurückkommt, kann es über Nacht wieder aufgeladen werden. Sechs Stunden benötigt die 41,4 kWh große Batterie des Vito, um wieder die volle Reichweite von 150 Kilometern (nach WLTP-Norm) zu bieten.

Von Daimler entwickelter Fahrzeugscanner

Vor dem Anschluss des Kabels muss jeder Fahrer mit seinem Transporter den eigens entwickelten Fahrzeugscanner durchfahren. Hier machen 22 Kameras Fotos des Autos von allen Seiten. Beschädigungen werden direkt erkannt und in der Fahrzeugakte vermerkt. Hier kommt dann Lueg als Händler und Servicepartner ins Spiel. Er kann dem Flottenbetreiber auf Basis der Fotos direkt einen Kostenvoranschlag für die Instandsetzung machen. Außerdem kann der Buchungswert der Nutzfahrzeuge, die im Rahmen eines Langzeitmietvertrages eingesetzt werden, entsprechend angepasst werden.

Für den Servicebetrieb kann das neue Umsatzpotenziale bedeuten, mit denen die bei Elektroautos wegfallenden Werkstattposten wie Ölwechsel und andere Arbeiten am Verbrennungsmotor zumindest teilweise kompensiert werden. Der Kurierdienst kann den Scanner und die Ergebnisse daraus nutzen, seine Fahrer für einen pfleglichen Umgang mit den Autos zu sensibilisieren.

Der Scanner in Bochum ist der erste seiner Art. Die Finanzierung von Hard- und Software hat Daimler übernommen. Was die Maschine, die in ihrer Größe einer Waschhalle für Autos ähnelt, einmal kosten soll, wurde noch nicht verraten. Der Pilotversuch in Dortmund ist auf sechs bis acht Jahre ausgelegt. Schon vorher sollen aber weitere Scanner hinzukommen, zum Beispiel im nicht weit entfernten Düsseldorf.

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