Exoten beim 24h-Rennen am Nürburgring 2012
Den Kleinen eine Chance

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Das 24h-Rennen am Nürburgring lebt von seinem bunt gemixten Starterfeld. Vom großen Porsche bis hin zum kleinen VW Golf III ist hier jeder willkommen. Im Rampenlicht stehen meist nur die Großen. Zeit, die Scheinwerfer auch mal auf die Kleinen zu richten.

24h-Rennen Nürburgring 2012
Foto: Dr. Jürgen Gebhardt

Sie als Statisten zu bezeichnen, wäre vermessen. Und doch führen die kleineren Autos beim 24h-Rennens am Nürburgring ein Schattendasein. Bei einem Starterfeld mit klangvollen Namen wie Aston Martin, Porsche, Audi und BMW ist es nicht leicht, auf der großen Bühne mitzuspielen. Doch die Fans schätzen die wenig verbliebenen Autos der kleineren Kategorie abseits des GT3-Gepose seit jeher.

Opel Manta seit 1989 beim 24h-Rennen

Einer der Lieblinge ist der Opel Manta von Olaf Beckmann, Volker Strycek, Peter Hass und Jürgen Schulten. Der Oldie mit dem Fuchsschwanz ist eine echte Rarität im Feld. Schon seit 1989 setzt Teamchef Olaf Beckmann das Manta-Mobil ein. 2000 erhielt er nach einem Unfall eine Runderneuerung. „Die Kosten beim Manta bleiben überschaubar“, sagt Beckmann. „Motorsport ist eine Suchtsportart. Man muss eben lernen, damit umzugehen.“

Die Truppe um Beckmann ist mit Leidenschaft und Herzblut dabei. Geht etwas kaputt, wird das heimische Ersatzteillager aktiviert. Vom Schrottplatz kaufte Beckmann mehrere Karosserien auf und richtete sich somit seinen eigenen Vorrat ein. Überhaupt ist bei einem betagten Auto wie dem Manta Erfindergeist gefragt. Die vorderen Achsschenkel sind beispielsweise eine Eigenfertigung, die Kardanwelle wurde vom BMW M3 übernommen und modifiziert.

„Es macht uns Spaß, der Underdog zu sein“, sagt Beckmann. Doch der Opel Manta ist nicht nur ein Underdog. In der SP3-Klasse fahren die Opelaner den neueren Autos um die Ohren. Im zweiten Qualifying belegten Beckmann und seine Jungs den zweiten Platz in der Klasse. Er setzt den 250 PS starken Manta ausschließlich mit Freunden ein. Die hätten eigentlich einen Orden für ihr Ehrenamt verdient. „So ein Team lebt von der Freundschaft“, sagt Beckmann. 2012 landete der Opel Manta auf Gesamtrang 53 und wurde dritter in seiner SP3-Klasse.

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VW Golf 3 Lightning und Thunder

So geht es auch Frank Hess und seinen Jungs. Die kleine Mannschaft setzt zwei VW Golf 3 beim 24h-Rennen ein. „So ein Golf 3 bietet jede Menge Vorteile“, sagt Hess. „Die Fehlersuche ist zum Beispiel einfacher. Wir haben nicht zehn Mann mit Laptop um das Auto herum stehen.“ In der Mannschaft kennt jeder jeden. Es ist ein echtes Familienteam. Catering? Was war das noch gleich? Hier kocht man noch selbst. Eine Art der Verpflegung, die im Motorsport vom Aussterben bedroht ist.

Die beiden VW Golf haben sogar noch Spitznamen. Der eine hört auf den Namen Lightning, der andere auf Thunder. Wenn das keine Namen mit Ansage sind. „Wir sind in der SP3-Klasse zwar nicht von der Rundenzeit her vorne, aber auf die Distanz haben wir eine Chance.“

GT4-Exot aus England Ginetta G50

Der Ginetta G50 GT4 gehört ebenfalls zu den Exoten im Feld. Dirk Kornmeyer und sein Fahrerkollege Hendrik Still wollten mal etwas anderes als Porsche und BMW haben. Es sollte ein Hingucker sein. In England wurden sie mit dem Ginetta G50 fündig.

„Wir hatten im ersten Jahr ein paar Anlaufschwierigkeiten, aber dann lief es richtig gut“, sagt Chefmechaniker Carsten. 2011 belegte das Team den 35. Gesamtplatz mit dem 330 PS starken Ginetta im 24h-Rennen am Nürburgring und den zweiten Platz in der Klasse. Die Ersatzteilversorgung ist aber auch in diesem Fall schwierig. Vor Weihnachten bestellte man Teile, zwei Tage vor dem 24h-Rennen kamen sie an. 2012 fuhr die Ginetta mit der Startnummer 67 auf Gesamtrang 97 und die Fahrzeugkollegen mit Nummer 63 erreichten sogar Platz 76.

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Erscheinungsdatum 04.02.2022

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