LMP1 24h-Rennen Le Mans 2013
Audi ist unschlagbar, Toyota nur Außenseiter

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Das Kräfteverhältnis in der LMP1-Klasse zwischen Toyota und Audi könnten deutlicher kaum ausfallen: Im Schnitt vier bis fünf Sekunden pro Runde beträgt die Differenz beim Nettospeed zugunsten von Audi.

Le Mans, LMP1-Klasse, Startaufstellung
Foto: John Brooks, Shimpei Suzuki

Audi R18 e-tron quattro ist eine Waffe

Und im Lager der Ingolstädter gibt man sogar offen zu, dass man noch schneller hätte fahren können. Die Dominanz von Audi wird auch bei Toyota anerkannt. Bei normalem Rennverlauf hat Toyota keine Chance. Der komplett überarbeitete Audi R18 e-tron quattro entpuppt sich als Waffe. Dank neuer Aerodynamik mit angeblasenem Diffusor produziert der Audi-LMP1 mehr Abtrieb, ohne beim Luftwiderstand große Einbüßen hinzunehmen. Im Qualifying fuhr Audi 1,5 Sekunden schneller als im Vorjahr, die Topspeeds sanken im Schnitt um sechs km/h. Toyota fuhr fast exakt so schnell wie letztes Jahr, aber die Topspeeds sanken um 10 km/h.
 
Auch beim Motor haben die Deutschen die Nase vorn. Nach Toyota-Schätzung beträgt der Nettovorteil mindestens 40 PS, was allein auf eine Runde in Le Mans 3,2 Sekunden bringt. Die deutliche Mehrleistung erlaubt es Audi mit mehr Abtrieb zu fahren und gleichzeitig die Reifennutzung zu verbessern. Nur beim Hybrid-System sollte Toyota weiterhin die Nase vorn haben, doch Hybrid ist bei einer Größenordnung von 3,5 MJ pro Runde ein untergeordneter Faktor, wenn der Verbrennungsmotor mit über 200 MJ pro Runde in die Rechnung einfließt. Bei der Zuverlässigkeit kann ebenfalls kein Zweifel darüber herrschen, dass Audi mit seiner langjährigen Erfahrung klar die Nase vorne haben wird.

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Toyota ist der krasse Außenseiter beim 24h-Rennen von Le Mans 2013

Audi hat im Übergangsjahr 2013 viel investiert - und viel gewonnen. Man kann also argumentieren, dass sie völlig zu Recht da stehen, wo sie stehen. Wie man es auch dreht und wendet, Toyota startet in das Rennen als krasser Außenseiter, auch wenn die deutsche Propaganda-Abteilung immer noch warnt: Toyota könne ein oder sogar zwei Runden mehr mit einer Tankfüllung fahren als Audi. Selbst wenn das so wäre, hätte Audi genügend in der Hinterhand, denn um einen Malus von zwei Runden zu kompensieren, müsste Audi gut eine Sekunde pro Runde schneller fahren als Toyota. Nach den bisher gezeigten Leistungen schüttelt Audi diese Sekunde locker aus dem Ärmel.
 
Die Drohgebärden aus Ingolstadt kommen im Le-Mans-Fahrerlager übrigens nicht sonderlich gut an, und auch der veranstaltende ACO scheint verstimmt: Wer vier oder fünf Sekunden schneller fährt als der Gegner, aber wegen einer BOP-Einstufung, die Toyota drei Liter mehr Tankvolumen bringt, gleich mit Ausstieg oder Nichtstart droht, der hat in der Argumentation jedes Maß verloren und auch auf politischer Ebene keine neuen Freunde gewonnen.
 
Bei Toyota hatte man im Winter intern errechnet, man werde mit dem neuen Technikpaket in Le Mans drei bis vier Sekunden schneller fahren als im Vorjahr. Diese Prophezeiung hat sich nicht erfüllt, also ist offenbar etwas schief gelaufen. Das neue Auto neigt zu starken Nickbewegungen, ist nicht stabil auf der Bremse und auch keine Offenbarung über Kurbs oder auf Bodenwellen. Dazu ist der letztjährige Vorteil, nämlich die sehr gute Reifennutzung und der bessere Reifenverschleiß, verlorengegangen. Das wurde aber nicht durch bessere Rundenzeiten erkauft, eher im Gegenteil. Zu Deutsch: Toyota hat mit dem zugegebenermaßen kleinen Budget in die falsche Richtung entwickelt, und Audi hat mit dem viel größeren Budget in die richtige Richtung entwickelt. Der Rennausgang am Sonntag wird dies aller Voraussicht nach ziemlich exakt widerspiegeln.

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