LMP1-Regeln ab 2020
Hypercar-Design für Topklasse

24h Le Mans

ACO und FIA haben bei ihrer jährlichen Pressekonferenz im Rahmen des 24h-Rennens in Le Mans die Eckpunkte für das zukünftige LMP1-Reglement vorgestellt, das 2020 in Kraft treten wird. Der Erfolg der Vorschläge wird sich daran bemessen, wie viele Hersteller auf den Zug letztlich aufspringen werden.

Toyota GR Super Sport Concept - Le Mans 2018
Foto: ams

Die Vorstellung der LMP1-Regeln in der Pressekonferenz stand unter dem Motto: revolutionäre Regeln. Dem ist aber eher nicht so. Im Vergleich zum bisherigen Regelwerk für die Topklasse standen drei Aspekte im Vordergrund: 1. Deutliche Reduktion der Kosten. 2. Beibehaltung der Hybridtechnik. 3. Den bisher eher gesichtslosen Prototypen soll ein deutlich klareres Markengesicht verpasst werden, so dass die Fans sofort erkennen, um welchen Hersteller es sich handelt.

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Topklasse baut weiter auf Prototypenchassis auf

Der letzte Punkt ist für den ACO besonders wichtig. Die Franzosen stellen sich vor, dass zukünftige LMP1-Hersteller eine optische Kopie oder Anlehnung an Supersportwagen oder Hypercars umsetzen, die sie sonst für die Straße verkaufen. Es geht aber nicht darum, wie viele fälschlicherweise glauben, dass Hersteller ihre Hypersportwagen als Homolagtionsbasis benutzen: Die neue LMP1-Generation hat ein konventionelles Prototypenchassis als Basis. Wie viele Freiheiten beim Chassis-Reglement eingeräumt werden sollen, darüber streiten sich jene Hersteller, die am Tisch sitzen. Die eine Fraktion will mehr Freiheiten, zum Beipsiel Aston Martin, McLaren und Toyota, die andere will striktere Beschränkungen.

In Summe soll es sich dabei per Definition um Zweisitzer handeln, die vom Innenraum und der Cockpitgröße her größer ausfallen sollen als die bisherigen LMP1-Prototypßen, übrigens auch aus Sicherheitsgründen. Die Gewichtsverteilung wird vorgeschrieben sein, das Gesamtgewicht wird von aktuell 878 auf 980 Kilo ansteigen. Beim Bodywork dürfen die Hersteller wie erwähnt viel mehr spielen, um eine stärkere optische Ähnlichkeit zu ihren Hypercars oder Supersportwagen herzustellen. Dabei sind aber Grenzen für Luftwiderstand und Abtrieb vom Reglement vorgegeben. Außerdem sollen bewegliche aerodynamische Elemente erlaubt werden, um den Luftwiderstand zu reduzieren.

Systemleistung von 971 PS

Beim Powertrain – also Motor und Hybridsystem – sehen wir einen Mix aus Freiheiten und Limitierungen: Beim Motor gibt es wie bisher auch schon keine Vorgaben, aber der spezifische Kraftstoffverbrauch als Gradmesser für Effizienz wird vorgegeben. Jedoch wollen ACO und FIA ein Wettrüsten verhindern, deshalb liegen die aktuell diskutierten Werte eher hoch als niedrig – wieder aus Kostengründen. Der Verbrennungsmotor soll im Bereich von 700 PS Leistung leisten.

Toyota GR Super Sport Concept - Le Mans 2018
ams
Toyota GR Super Sport Concept: Das Hypercar kommt in Serie und könnte mit seiner Silhouette Grundlage für ein zukünftiges LMP1-Auto sein.

Die Aussagen zum Thema Hybridsystem sind noch etwas schwammig: Wir kennen die Leistung, angestrebt sind maximal 271 PS, was zu einer Systemleistung von 971 PS führt. Wir wissen, dass Energie nur an den vorderen Bremsen rekuperiert werden darf, und auch nur dort wieder abgegeben werden darf. Zu Deutsch: Allradantrieb wird erlaubt sein. Wieviel Energie zum Beispiel pro Runde in Le Mans rekuperiert und geboostet werden darf, wurde noch nicht publiziert, aber die internen Diskussionen liegen im Bereich von 5 MJ pro Runde. Autohersteller dürfen ihr eigenes System bauen, müssen aber eine Einheitselektronik verwenden. Eventuell soll auch ein Standardsystem eines Zulieferers zur Verfügung stehen, besonders für Privatteams, dann eventuell mit weniger Leistung. Ein Ausgleich könnte über das etablierte EOT-System erfolgen.

McLaren und Aston Martin als Kandidaten

Die Privatteams können aber auch den Powertrain von einem Hersteller zu einem vorab definierten Gesamtpreis leasen, also ähnlich wie in der Formel 1. Die Hersteller haben die Pflicht, Powertrain-Komponenten zugänglich zu machen, dazu müssen sie eine Mindestanzahl im Teilnehmerfeld an Fahrzeugen ausstatten. Das Kunden-Leasing erhält obendrein eine Kostendeckelung, die Details sind aber noch nicht fixiert.

ACO und FIA hoffen, mindestens zwei, besser drei Hersteller mit diesen neuen LMP1-Regeln für 2020 anzulocken. Toyota hat sich bereits indirekt in ihrer eigenen Pressekonferenz zum Weitermachen bis 2020 und zum Bau eines neuen Autos auf Grundlage des GR Super Concept Cars commitet, dass auf dem Genfer Automobilsaison gezeigt wurde. Dazu gelten McLaren und Aston Martin als potenzielle Kandidaten, sofern die Kostenlimitierungen, die bei 25 bis 30 Millionen Euro für ein LMP1-Zweiwagenteam in der WEC inklusive Le Mans gelten sollen, auch real eingehalten werden können. Jetzt müssen diese Eckpunkte aber erst einmal in ein technisches Regelwerk gegossen werden. Dafür haben ACO, FIA und die Hersteller weniger als fünf Monate Zeit. Die Uhr tickt also.

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