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Die 12 besten Oldtimerrallye-Autos

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Manche Autos sind die geborenen Rallyefahrzeuge – kräftig und robust, traktionsstark, schnell und fahrwerksmäßig auf der Höhe. Dass man nicht unbedingt viel Geld ausgeben  muss, um konkurrenzfähiges Material zu haben, zeigen unsere 12 Tipps.

Rallye-Auto, Citroën DS 19
Foto: Archiv

Natürlich lässt sich mit (fast) jedem Klassiker (fast) jede Rallye bestreiten – allerdings gibt es Autos, die sich in der Summe ihrer Eigenschaften deutlich besser für solche strapaziösen Einsätze eignen als andere. Wir stellen in einem Ranking die zwölf besten Rallye-Autos vor, mit denen Sie überall an den Start gehen können.

5 Kategorien beim Rallyeauto-Ranking

Was macht eigentlich ein gutes Rallye-Auto aus? Und – viel wichtiger – gibt es DAS perfekte Rallye-Auto? Diese Frage diskutieren die Motor Klassik-Redakteure zum Saisonstart stets aufs Neue, diesmal jedoch mit Folgen: Zwölf bereits bewährte Modelle mussten antreten, um unter Berücksichtigung von fünf Kategorien ihr endgültiges Rallye-Talent zu beweisen.

Das Ergebnis – eine Überraschung. Oder am Ende etwa doch nicht? Zum besseren Verständnis vorab kurz zu den Kategorien, in denen jeweils zehn Punkte zu vergeben waren: Ein gutes Rallye-Auto sollte einfach zu fahren und selbst in kritischen Situationen möglichst leicht zu beherrschen sein sowie über ein sportliches „Grundwesen“ verfügen („Fahrverhalten“). Es sollte ferner von seiner technischen Basis her in der Lage sein, eine entsprechende Fahrt durchzuhalten, ohne dass in jeder Pause Arbeiten fällig sind („Zuverlässigkeit“).

Mit Blechschäden und/oder technischen Problemen muss man während einer Rallye leider immer rechnen, daher lässt man einen Exoten mit schwieriger Teileversorgung besonders bei so anspruchsvollen Veranstaltungen wie dem Winter Trail besser in der Garage („Ersatzteile/Service“). Wer es gerne richtig sportlich mag, möchte sein Auto in Sachen Leistung und Fahrwerk womöglich optimieren, auch hierfür eignen sich bestimmte Modelle besser als andere („Tuning“). Zuletzt zum Preis: Warum unbedingt teuer, wenn es auch eine preisgünstigere Möglichkeit gibt („Preis“)? Genau.

Platz 12: Citroën DS 19 – der Gleiter unter den Racern

Stichwort Hydropneumatik: Vermutlich haben die Rallye-Piloten in den 60er-Jahren im wohnlichen Innenraum der Citroën DS gar nicht bemerkt, über was für Pisten sie ihr Auto treiben, und waren deshalb so schnell. Auf den verschneiten Strecken der Rallye Monte Carlo kamen obendrein die Vorteile des Frontantriebs zum Tragen, und in der Summe ihrer Eigenschaften zählte eine DS damals dann auch klar zu den Siegertypen der internationalen Rallye-Szene. Und heute? Heute nörgeln wir aus der Sicht eines Sportfahrers ein wenig am gefühlt ellenlangen Radstand oder der Kopflastigkeit einer DS besonders in engen Kurven herum, schätzen das Auto mit seinem gemütlichen Vierzylinder viel mehr als Gleiter denn als Racer.

Ein starker Auftritt ist der „Göttin“ jedoch immer gewiss, besonders wenn sie im zeitgenössischen Rallye-Look um die Ecke kommt. Ihre Technik ist besser als ihr Ruf, allerdings erfordert das Hydrauliksystem intensive Pflege. Rallye-ambitionierte DS-Piloten dürfen zudem nie vergessen, dass Blechreparaturen mitunter aufwendig und viele Karosserieteile inzwischen leider kaum noch verfügbar sind. Großartig schneller machen lässt sich eine Citroën DS nicht – man sollte sie vielmehr nehmen, wie sie ist: als eine Charakterdarstellerin.

Citroën DS: 2,0-Liter-Vierzylinder, Leistung: 84 PS, Gewicht: 1.270 kg, Vmax: 165 km/h, Bauzeit: 1955–1975, Preis im guten Zustand: 25.000 Euro (DS 19).

Wertung Citroën DS

  • Fahrverhalten: 6
  • Zuverlässigkeit: 6
  • Ersatzteile/Service: 7
  • Tuning: 4
  • Preis: 6
  • Gesamt: 29 – Platz 12

Platz 11: Lancia Fulvia – spielerisches Handling und anspruchsvolle Technik

Unvergessen, der 72er-Monte-Sieg von Sandro Munari – quasi der endgültige Ritterschlag für die Fulvia, mit der Lancia ab 1969 vier Jahre lang werksseitig die Rallye- WM bestritten hat. Da wundert es kaum, dass dieses Modell aus dem historischen Motorsport heute nicht wegzudenken ist, was – neben der attraktiven Form und der ruhmreichen Historie – in erster Linie dem spielerischen Handling zu verdanken ist.

Auf Strecken mit engen Kurven bereitet eine Lancia Fulvia am meisten Spaß, dort kaschiert sie dann auch recht gut ihren Frontantrieb sowie ihre vergleichsweise geringe Leistung von nur 89 PS. Trotz ihrer eigenwilligen (dafür sehr überschaubaren) Technik gilt eine gut gewartete Fulvia als zuverlässiges Rallye-Auto selbst für harte Wintereinsätze. Ersatzteile für den Fall der Fälle? Kaum ein Problem, nahezu alles ist zu relativ moderaten Preisen verfügbar, und das meiste lässt sich vergleichsweise rasch wieder instand setzen.

An rallyetauglichem Zubehör herrscht für die Lancia Fulvia obendrein kein Mangel, eingeschränkt ist einzig die Leistungsausbeute des 1,3-Liter- V4-Aggregats, dem nicht wirklich viel mehr als die serienmäßigen 89 PS zu entlocken sind. Aber weil dieses Auto eben nur 960Kilo wiegt, genügt das Gebotene vollkommen – für italophile Rallye-Einsteiger mit überschaubaren Budget wohl die beste Wahl, um die ersten Pokale zu ergattern.

Lancia Fulvia: 1,3-Liter-V4, Leistung: 89 PS, Gewicht: 960 kg, Vmax: 165 km/h, Bauzeit: 1965–1976, Preis im guten Zustand: 12.000 Euro.

Wertung Lancia Fulvia

  • Fahrverhalten: 8
  • Zuverlässigkeit: 7
  • Ersatzteile/Service: 9
  • Tuning: 5
  • Preis: 8
  • Gesamt: 37 – Platz 11

Platz 10 MGB – der hemdsärmlige Dauerläufer

Starallüren sind ihm fremd. Und weil er so genügsam daherkommt und sich für kaum etwas zu schade ist, wird er in seiner Heimat England regelmäßig bei Winter-Rallyes wie Le Jog eingesetzt. Dass der MGB nebenbei wie das sprichwörtliche Brett auf der Straße liegt und sich trotz seiner ziemlich betagten Fahrwerkskonstruktion nicht einmal vor engen Kurven fürchtet, dürfte sich inzwischen ebenfalls herumgesprochen haben.

Man braucht allerdings recht viel Kraft am Lenkrad, und mit dem Komfort ist das auch so eine Sache: Es gibt praktisch keinen. Der 95 PS starke Motor gilt dafür als zäher Dauerläufer, der nur in den seltensten Fällen die Schuld daran trägt, dass ein MGB ausnahmsweise einmal ungewollt am Straßenrand parkt.

Wenn überhaupt, spielt einem die Elektrik einen Streich, aber dank einer großen Spezialisten-Szene lässt sich das Auto nahezu optimal auf jegliche Art von Rallye- Einsatz vorbereiten. Dazu zählen auch Tuning-Optionen, die dem Vierzylinder viele zusätzliche PS entlocken. Ersatzteile? Alles problemlos und obendrein recht preisgünstig verfügbar. Wirklich etwas falsch machen kann man mit einem MGB nicht – weder als Anfänger noch als alter Hase.

MGB: 1,8-Liter-Vierzylinder, Leistung: 95 PS, Gewicht: 921 kg, Vmax: 169km/h, Bauzeit: 1963–1981, Preis im guten Zustand: 13:000 Euro.

Wertung MGB

  • Fahrverhalten: 7
  • Zuverlässigkeit: 7
  • Ersatzteile/Service: 10
  • Tuning: 7
  • Preis: 7
  • Gesamt: 38 – Platz 10

 Platz 9: Mini – Sympathieträger mit Kart-Fahrwerk

Dass der Mini Sport kann, hat er längst bewiesen. Vier Monte-Siege von 1964 bis 1967 sind nun einmal eine echte Ansage an alle Mitbewerber, denen er mit seinem Kartähnlichen Handling vor allem in engen Bergpassagen regelmäßig auf und davon fährt. Diese spielerische Beherrschbarkeit lässt zumindest zeitweise darüber hinwegesehen, dass die Besatzung ohne Platz und Komfort auskommen muss, aber zumindest Letzteres sollte man einem Rallye-Auto nicht zum Vorwurf machen – es hat ja schließlich auch etwas Gutes, wenn man als Fahrer stets bestmöglich über den Straßenzustand informiert ist.

In der Zuverlässigkeits-Disziplin zählt dieser Zwerg allerdings nicht gerade zu den Klassenbesten, da hilft nur eine gute Vorbereitung. Mini-Piloten profitieren wie ihre MGB-Kollegen von einer lebhaften Szene und einem nahezu unerschöpflichen Optimierungs-Katalog sowie einem sehr gut sortierten Ersatzteilhandel mit moderaten Preisen. Die meisten Arbeiten sind überdies in Eigenregie machbar. Der 1000er ab Jahrgang 1984 ist mit seinen 41 PS zu schwach? Je nach Aufwand und Budget sind durch diverse Tuning-Kits locker 10 bis maximal 40 zusätzliche PS realisierbar.

Mini: 1,0-Liter-Vierzylinder, Leistung: 41 PS, Gewicht: 680 kg, Vmax: 145km/h, Bauzeit: 1984–1991, Preis in gutem Zustand: 10.000 Euro.

Wertung Mini

  • Fahrverhalten: 8
  • Zuverlässigkeit: 6
  • Ersatzteile/Service: 9
  • Tuning: 6
  • Preis: 9
  • Gesamt: 38 – Platz 10

Platz 8 Volvo Amazon – zuverlässiger Schwedenpanzer

Eine Auto wie eine Burg – Volvo Amazon-Fahrer schätzen besonders das Gefühl absoluter Geborgenheit, wenn sie mit ihrem Auto mal wieder an einer skandinavischen Winter- Rallye teilnehmen. Doch längst zählt das Modell auch südlich von Schweden zu der Kategorie „besonders beliebter Alltags-Einstiegsklassiker. Das Fahrverhalten lässt zwar keine Sekunde einen Zweifel daran, dass man hier streng genommen eine Konstruktion aus den 50er-Jahren bewegt, die in erster Linie jedoch durch ihre Gutmütigkeit besticht.

Die Technik? Unspektakulär, klar. Aber robust und zuverlässig, was besonders für die 1800er-Modelle (ab 1961, 68 bis 96 PS) sowie für die spätere Zweilitervariante mit 103 PS gilt (ab 1968). Diese Volvo Amazon-Variante eignet sich für Rallye-Einsätze ohnehin am besten, weil sie bereits über Scheibenbremsen vorn sowie über ein Vierganggetriebe mit Overdrive verfügt.

Auch beim Amazon kümmern sich zahlreiche Spezialisten bei Bedarf darum, dieses Auto für einen Rallye-Einsatz an Motor und Fahrwerk zu optimieren. Bis zu 130 PS sind machbar, ohne dabei gleich die Zuverlässigkeit aufs Spiel zu setzen. Auch nicht ganz unwichtig für ein potenzielles Rallye-Fahrzeug: Die Teileversorgung gilt mit wenigen Einschränkungen als stabil – und das bei noch akzeptablen Preisen.

Volvo Amazon: 2,0-Liter-Vierzylinder, Leistung: 103 PS, Gewicht: 1.090 kg, Vmax: 186km/h, Bauzeit: 1968–1970, Preis in gutem Zustand10.000 Euro.

Wertung Volvo Amazon

  • Fahrverhalten: 7
  • Zuverlässigkeit: 9
  • Ersatzteile/Service: 8
  • Tuning: 7
  • Preis: 8
  • Gesamt: 39 – Platz 8

Platz 7: Mercedes 280 E (W123) – komfortabler und sicherer Dauerläufer

Viele bezeichnen ihn als letzten echten Mercedes. Weil man beim Mercedes W123 eben noch aus dem Vollen geschöpft hat – zigtausend Taxifahrer wissen an dieser Stelle, wovon die Rede ist, sie haben den robusten Vollmetallwagen als unbeirrbaren Dauerläufer in bester Erinnerung.

Der Durchhaltewillen des Mercedes W123 macht es gerade für anspruchsvollere Veranstaltungen wie den britischen Dezember-Marathon Le Jog oder die verschneite Histo-Monte interessant. Dort überzeugt die W123-Baureihe dann auch durch ihr sicheres und dabei gleichermaßen berechenbares Fahrverhalten. Dazu passt der gebotene Komfort, der die Besatzung sicherlich entspannt verschmerzen lässt, dass ein so vergleichsweise schwerer und großer 123er trotz Rallye-Lackierung und Zusatzlampen nie ganz den braven Limousinencharakter ablegen wird.

Das Angebot an Ersatzteilen für den Mercedes W123 gilt als nahezu optimal, und auch hier finden sich zahlreiche Spezialisten, mit deren Hilfe und Zubehör sich Fahrwerk und Motor für Rallye-Einsätze durchaus optimieren lassen. Wirklich nenenswerte Leistungssteigerungen sind jedoch nicht drin (und auch nicht erforderlich). Fazit: starkes Rallye-Auto zu einem überschaubaren Preis.

Mercedes 280 E: 2,8-Liter-Sechszylinder, Leistung: 177 PS, Gewicht: 1.505 kg, Vmax: 200 km/h, Bauzeit: 1975–1985, Preis in gutem Zustand: 11.000 Euro.

Wertung Mercedes 280 E (W123)

  • Fahrverhalten: 7
  • Zuverlässigkeit: 10
  • Ersatzteile/Service: 10
  • Tuning: 5
  • Preis: 8
  • Gesamt: 40 – Platz 7

Platz 7: Alfa Romeo Giulia – spielerische Leichtigkeit und Doppelnocker-Gedicht

Stark, kompakt und fahrsicher – so haben Automobiljournalisten die Alfa Romeo Giulia einst charakterisiert. Sie hat im Motorsport zwar nie eine tragende Rolle gespielt (das war ihrem hochspezialisierten Derivat Alfa Romeo GTA überlassen), gilt aber dennoch als Musterbeispiel einer Sportlimousine.

Weil sie sich mit einer spielerischen Leichtigkeit bewegen lässt und selbst in schnellen Kurven lange neutral bleibt, allenfalls leicht mit dem Heck nach außen drängt. Ihre Beherrschbarkeit verspricht selbst in schwierigen Situationen ein sorgenfreies Fahren, die Alfa Romeo Giulia fordert wenig, gibt aber viel zurück.

Emotionalität ist eine weitere ihrer Stärken, der Motor, diese geniale Doppelnockenwellen- Konstruktion, steckt voller in Jahrzehnten gesammelter Rennsportgene. Das Triebwerk der Alfa Romeo Giulia gilt nebenbei als recht zuverlässig, allerdings auch als pflegeintensiv. Eine große Alfa-Szene kümmert sich hingebungsvoll um den Erhalt des Modells, nahezu alle Teile sind verfügbar, und das bei einem vergleichsweise niedrigen Preisniveau. Für “härtere„ Rallye- Einsätze dürfte sich am besten die von 1974 bis 1978 gebaute Giulia Nuova Super 1600 eignen, die vorne bereits Scheibenbremsen trägt.

Alfa Romeo Giulia: 1,6-Liter-Vierzylinder, Leistung: 116 PS, Gewicht: 1.040 kg, Vmax: 179km/h, Bauzeit: 1974–1978, Preis im guten Zustand: 17.000 Euro.

Wertung Alfa Romeo Giulia

  • Fahrverhalten: 8
  • Zuverlässigkeit: 8
  • Ersatzteile/Service: 9
  • Tuning: 8
  • Preis: 7
  • Gesamt: 40 – Platz 7

Platz 5: Porsche 911 Carrera 3.2 – schneller Sorglos-Klassiker

Keine Rallye ohne Elfer. Der Motorsport bleibt die Welt des Porsche 911, und da ist es fast schon egal, in welcher Version er an den Start geht. In den meisten Fällen dürfte es sich heute jedoch um ein G-Modell handeln (1973 bis 1989), von denen ein später Carrera 3.2 vielen als beste Wahl zwischen Sportlichkeit und technischer Perfektion erscheint – er gilt als schneller Sorglos-Porsche, der vieles besser kann als seine Vorgänger.

Geblieben sind ihm jedoch jenes lustvolle Fahrverhalten und jene typische Leichtigkeit, mit denen sich ein Elfer durch Kurven manövrieren lässt, erst leicht untersteuernd, dann mit leichtem Übersteuern heraus. Als Porsche 911 Carrera 3.2 besticht er obendrein durch eine Reife und Zuverlässigkeit, die ihresgleichen sucht, und falls man trotzdem mal ein Ersatzteil benötigt, greift der Porsche-Händler einfach ins Regal.

Wer ernsthaft Motorsport betreiben will, wird sich in der Porsche-Welt ebenfalls zu Hause fühlen: Das Angebot an Tuning-Möglichkeiten für Fahrwerk und Motor des Porsche 911 dürfte wohl nur durch das zur Verfügung stehende Budget beschränkt sein. Einzig die Preissituation für Anschaffung und Unterhalt kostet dem Elfer in diesem Ranking am Ende eine Spitzenposition.

Porsche 911 Carrera 3.2: 3,2-Liter-Sechszylinder-Boxer, Leistung: 321 PS, Gewicht: 1.280 kg, Vmax: 238 km/h, Bauzeit: 1983–1989, Preis im guten Zustand: 40.000 Euro.

Wertung Porsche 911 Carrera 3.2

  • Fahrverhalten: 8
  • Zuverlässigkeit: 10
  • Ersatzteile/Service: 10
  • Tuning: 10
  • Preis: 3
  • Gesamt: 41 – Platz 5

Platz 4: Ford Escort RS 2000 – zuverlässig, berechenbar und bereit für Tuning

Er kann es noch heute – auf einer Landstraße anderen davonfahren. Doch um aus einem braven Escort einen rennsporttauglichen RS 2000 zu machen, musste Ford sich ein paar tief greifendere Maßnahmen einfallen lassen: Getriebe, Hinterachse und Bremsanlage stammen vom Ford Cortina, die Bodengruppe wurde verstärkt und das Fahrwerk tiefergelegt.

Der 100 PS starke Zweiliter-OHC passte am Ende nur mit neuer Ölwanne und neuer Getriebeglocke unter die Haube. Komfort? Der ist in den RS-Schalensitzen irgendwo auf der Strecke geblieben, und das kleine Lenkrad erfordert viel Kraft in den Armen, um den Ford Escort RS 2000 artgerecht auf Kurs zu halten.

Doch so ein Ford Escort RS 2000 bleibt stets berechenbar, lässt sich mit kleinen Drifteinlagen leichter als viele andere durch jeden noch so engen Parcours treiben. Sein spielerisches Handling ist noch immer seine Stärke, ebenso die sprichwörtliche Zuverlässigkeit seiner im Grunde braven Technik. Aus dieser lässt sich dank einer großen Tuning- und Zubehör-Szene (vor allem in GB) jedoch weit mehr Leistung schöpfen als die serienmäßigen 100 PS. Normale Ersatzteile sind kein Problem, einzig spezifische RS-Karosserieteile werden langsam rar.

Ford Escort RS 2000: 2,0-Liter-Vierzylinder, Leistung: 100 PS, Gewicht: 900 kg, Vmax: 175km/h, Bauzeit: 1973–1974, Preis in gutem Zustand: 25.000 Euro.

Wertung Ford Escort RS 2000

  • Fahrverhalten: 8
  • Zuverlässigkeit: 10
  • Ersatzteile/Service: 9
  • Tuning: 9
  • Preis: 6
  • Gesamt: 42 – Platz 4

Platz 3: Opel Kadett C GT/E – traktionsstarker Hecktriebler mit unverwüstlichem Motor

Der letzte Kadett mit Heckantrieb und obendrein Opels Homologationsmodell für den Rallye-Sport – es wäre grob fahrlässig, einen schwarz-gelben GT/E nur für den Alltagsbetrieb aufzuheben. Zurückhaltung ist eh nicht sein Ding, er liegt bereits 20 Millimeter tiefer auf der Straße als ein Serien-Kadett, verfügt schon über ein ZF-Fünfganggetriebe, ein Hinterachsdifferenzial mit Sperre sowie einen verstärkten Stabilisator an der Hinterachse.

An Traktion mangelt es dem Opel Kadett C GT/E dann auch nicht, seine Lenkung ist leichtgängig und sehr präzise. Besonders auf rutschigem Untergrund drängt es das starrachsige Heck jedoch fast immer ein wenig nach außen, eben ein typischer Übersteurer, der gerne gegengelenkt werden will.

Sein Zweilitermotor erfreut mit einer geradezu unverwüstlichen Standfestigkeit und dürfte zu den Lieblingsobjekten der Tuning-Szene zählen: 200 PS sind durchaus machbar, und bei Bergrennen trifft man schon mal auf Exemplare mit bis zu 300 PS. Leider werden Ersatzteile wie Türen, Kotflügel und Seitenteile allmählich rar, alles andere findet sich ansonsten noch im großen Opel-Baukasten. Am schwierigsten dürfte es jedoch sein, überhaupt einen Opel Kadett C GT/E zu erstehen.

Opel Kadett C GT/E: 2,0-Liter-Vierzylinder, Leistung: 115 PS, Gewicht: 970 kg, Vmax: 190km/h, Bauzeit: 1975–1979, Preis in gutem Zustand: 14.000 Euro.

Wertung Opel Kadett C GT/E

  • Fahrverhalten: 8
  • Zuverlässigkeit: 10
  • Ersatzteile/Service: 9
  • Tuning: 9
  • Preis: 7
  • Gesamt: 43 – Platz 3

Platz 2: VW Golf I GTI – grundsolide und mit guten Manieren

Der Super-Golf. Als er 1976 die Bühne betritt, ist VW plötzlich cool – kein anderes Auto hat die Klasse der schnellen Kompaktautos so geprägt wie der GTI. Schnell fahren gelingt mit ihm noch leichter als mit seinem direkten Konkurrenten, dem Opel GT/E. Er bleibt – irgendwie typisch für Wolfsburg – trotzdem stets der Vernünftigere von beiden, beweist allzeit gute Manieren. Kein Schlingern und kein ausbrechendes Heck und immer bereit, jeden Befehl sofort und unreflektiert auszuführen – so kennen wir den GTI.

Und schätzen ihn längst als verlässlichen Rallye-Partner, weil seine grundsolide Technik nur sehr selten eine Fahrt vorzeitig beendet: Weder der 1,6-Liter und erst recht nicht der ab 1982 verwendete 1,8-Liter kennen ernsthafte Probleme, das ganze Paket ist obendrein auch noch für Einsteiger überschaubar. Ersatzteile? Alles vorhanden, allerdings werden VW Golf I GTI-spezifische Teile langsam weniger, doch hier kann oft die gut aufgestellte Club-Szene helfen. Dort finden sich auch unzählige Anbieter für Fahrwerksoptimierung und Motor-Tuning.

VW Golf I GTI: 1,6-Liter-Vierzylinder, Leistung: 110 PS, Gewicht: 875 kg, Vmax: 185 km/h, Bauzeit: 1976–1983, Preis in gutem Zustand: 12.000 Euro.

Wertung VW Golf I GTI

  • Fahrverhalten: 9
  • Zuverlässigkeit: 10
  • Ersatzteile/Service: 9
  • Tuning: 9
  • Preis: 7
  • Gesamt: 44 – Platz 2

 Platz 1: BMW 318i (E 30) – anspruchslose Ausgewogenheit führt zum SIeg

Es gibt wenig, was man diesem BMW 318i (E 30) vorwerfen könnte. Heckantrieb, kaum Gewicht, eine sorgenfreie Technik und obendrein auch noch eine Rennsportikone – das Zeug zum Klassiker hat die zweite Dreier-Generation allemal.

Doch reden wir zuerst vom Fahrverhalten. Natürlich ist so ein BMW E 30 ein vergleichsweise junges, sprich: modernes Auto. Aber die Leichtigkeit, mit der ein Dreier über die Straße herfällt, lässt sich damit nicht ausschließlich erklären. Vielmehr ist es dessen anspruchslose Ausgewogenheit, die in der Summe ihrer Eigenschaften dieses Modell für jeden Rallye-Einsatz prädestiniert.

Startnummer aufkleben und unterwegs beim Fahren großen Spaß haben, lautet das Dreier-Rezept – nicht schlecht für ein Auto, das bis vor nicht allzu langer Zeit mit dem Image einer verbastelten Prollkiste zu kämpfen hatte.

Die Ersatzteilsituation? Gut bis sehr gut. Die Club-Szene? Hochaktiv. Das Angebot an (Tuning-)Zubehör für Fahrwerk und Motor? Nahezu unbegrenzt. Wem ein BMW 318i mit seinen 105 PS zu untermotorisiert ist, der greift zum 136 PS starken 318is, dem “M3 des einfachen Mannes„. Und: Die Sechszylinder 320i und 325i erhalten dieses Jahr ebenfalls die H-Reife.

BMW 318i (E 30): 1,8-Liter-Vierzylinder, Leistung: 105 PS, Gewicht: 1.030 kg, Vmax: 180 km/h, Bauzeit: 1984–1990, Preis in gutem Zustand: 5.000 Euro.

Wertung BMW 318i (E30)

  • Fahrverhalten: 10
  • Zuverlässigkeit: 10
  • Ersatzteile/Service: 9
  • Tuning: 8
  • Preis: 10
  • Gesamt: 47 – Platz 1

Fazit von Michael Schröder

O k., das beste Rallye-Auto für jeden Zweck wird es nie geben. Aber Rallye-Fans können sich mithilfe einiger Kriterien ihr passendes Auto heraussuchen, wobei natürlich der persönliche Geschmack (neben dem zur Verfügung stehenden Budget) die Hauptrolle bei der Kaufentscheidung spielen dürfte. Dass die Unterschiede jedoch oft gering sind, zeigt die Punktewertung – und dass am Ende ein “Billigheimer„ in der Summe seiner Eigenschaften vorne liegt, wird vielen Rallye-Einsteigern sicherlich gut gefallen. 

Basisausrüstung für den Rallye-Sport

Für die Teilnahme an einer Oldtimer-Rallye genügt jedes klassische Auto, das den Baujahrgrenzen des jeweiligen Veranstalters entspricht (meist 20 oder 30 Jahre). Das Auto sollte sich zudem in einem technisch guten Zustand befinden und ordentlich bereift sein. Grundwerkzeug und ein paar Ersatzteile wie Zündkerzen, Keilriemen oder Sicherungen gehören in den Kofferraum.

Winter- und Langstrecken-Rallyes erfordern je nach Modell weitere Vorbereitungen. Bei den meisten Klassik-Rallyes wird in den Prüfungen im sogenannten Gleichmäßigkeitsmodus gefahren: Eine genau definierte Strecke muss dabei so exakt wie möglich nach einer vorgegebenen Zeit oder Durchschnittsgeschwindigkeit absolviert werden – was Könner bis auf wenige Hundertstel genau erledigen.

Wer das ebenfalls probieren möchte, benötigt einen Wegstreckenzähler (etwa Retro-Trip oder Halda), mindestens zwei Stoppuhren und gegebenenfalls eine Schnitt-Tabelle oder einen Schnitt- Computer (nicht überall erlaubt). Und natürlich etwas Übung, zum Beispiel in Form eines Motor Klassik Rallye-Lehrgangs, Infos unter: https://event.motorpresse.de/auto/trainings/.

So ausgerüstet, steht einer Teilnahme an einer der drei Motor Klassik-Rallyes (Paul Pietsch Classic, Silvretta Classic und Sachsen Classic) nichts im Weg. Infos: https://event.motorpresse.de/auto/rallyes/.