24h Le Mans 2010: Peugeot 908 HDi, Aston Martin & Co.
Audis Rivalen um den Le Mans-Sieg

LeMans wird auch 2010 wieder großes Renn-Kino bieten: Die Flotte der Peugeot 908 HDi wird alles daran setzen, den Vorjahressieg zu wiederholen. Aston Martin und die anderen Prototypen-Teams werden dagegen wohl kaum über die Statistenrolle hinauskommen.

Peugeot 908 HDI
Foto: Peugeot

Unter sportlichen Gesichtspunkten wird das diesjährige 24-Stunden-Rennen in Le Mans ein echtes Highlight, denn Audi hat den Druck eines absolut ebenbürtigen Werksteams: Peugeot brach 2009 die ewig scheinende Siegesserie von Audi. Die Niederlage veranlasste die Bayern, den Audi R15 für 2010 stark zu überarbeiten, während die Franzosen mit dem bereits vier Jahre alten Peugeot 908 HDi dagegenhalten müssen. Das Duell lautet also: Altwagen gegen Neuwagen.

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"Ein älteres Auto kann bei den 24 Stunden von Le Mans im Sinne von Ausgereiftheit und Zuverlässigkeit sogar ein Vorteil sein", behauptet Peugeot-Technikchef Bruno Famin. In der Tat: Das alte Schlachtross 908 geht 2010 zwar in sein letztes Einsatzjahr, doch die Franzosen haben nochmals in allen Bereichen kräftig Hand angelegt.

Peugeot rüstet den alten 908 HDi nach

Der Leistungsverlust durch die vom Le Mans-Veranstalter ACO (Automobile Club de l’Ouest) verordneten kleineren Air-Restriktoren für die großvolumigen Diesel-Triebwerke - der Peugeot V12 weist 5,5 Liter Hubraum auf - wurde nahezu kompensiert. "Wir haben hart an der Reduzierung der Reibungsverluste im Motor sowie der Nebenaggregate gearbeitet", erklärt Famin.

Der Rest der Peugeot-Winterarbeit war Feinschliff am bewährten Konzept. "Vor allem bei der Traktion und der Fahrbarkeit haben wir spürbare Verbesserungen erzielt", lobt Peugeot-Werkspilot Nicolas Minassian. "Wir haben jetzt noch mehr Haftung in der Beschleunigungsphase, gleichzeitig benimmt sich das Auto bei Lastwechselreaktionen nun sehr gutmütig. Das macht das Fahren noch entspannter."

Peugeot sieht Audi in Le Mans in der Favoritenrolle

"Natürlich wird die Luft nach vier Jahren Entwicklungsarbeit immer dünner", räumt Peugeots Technikchef Bruno Famin ein. "Daher ist Audi mit dem überarbeiteten R15 Plus sicher in der Favoritenrolle. Ganz einfach deswegen, weil das Fahrzeugkonzept jünger ist und mehr Potenzial aufweist. Aber das Gleiche haben wir auch im letzten Jahr gedacht - und da war Audi überraschend langsam."

Doch selbst Famin glaubt nicht, dass Audi zwei Mal in Folge Fehler macht. Anders als 2009, wo die beiden Protagonisten schon im März bei den Zwölf Stunden von Sebring aufeinander trafen - und Audi auf Anhieb mit dem brandneuen R15 TDI gewann -, gingen sich die beiden großen Werksteams im Frühjahr aus dem Weg. Audi verzichtete auf den Start in Sebring, intensivierte stattdessen das Testprogramm.

Audi und Peugeot mit drei Werksautos in Le Mans

Rein numerisch kämpfen die Le Mans-Giganten mit gleichen Waffen: Je drei Werkswagen mit sehr guten Fahrerpaarungen stehen einander gegenüber. Dazu setzt das französische Privatteam Oreca einen weiteren 908 HDi auf dem Baustand von 2009 ein. Im Vorjahr setzte das französische Privatteam von Henri Pescarolo auf eine ähnliche Konstellation - und fuhr bis zum Ausfall munter auf dem vierten Gesamtrang.

Können andere Teams oder Hersteller in das Monsterduell zwischen Audi und Peugeot eingreifen? Die klare Antwort lautet: nein. Das hat einerseits damit zu tun, dass das dritte Werksteam in Le Mans, Aston Martin, nicht über die Ressourcen der beiden anderen Hersteller verfügt, und zweitens das Reglement trotz der jährlich vorgenommenen Anpassungen bei der Performance zwischen Otto- und Dieselmotoren die Selbstzünder tendenziell bevorteilt, und zwar sowohl bei der maximalen Motorleistung wie auch bei der Reichweite.

Aston Martin ohne Chance gegen LMP1-Diesel

George Howard-Chappell, Technikchef bei Aston Martin Racing, wagt die Prognose: "Die Diesel-LMP1 werden im Schnitt pro Runde zwei bis drei Sekunden schneller sein als unsere Lola B09/60 mit Siebenliter-V12-Ottomotor. Gleichzeitig können sie länger fahren, was Audi und Peugeot über die Distanz Standzeit in der Box spart." Immerhin konnte der Top-Aston 2009 mit Platz vier im Gesamtklassement beweisen, dass man ein standfestes und schnelles Auto hat. "Aber nicht schnell genug, um in den Kampf um den Gesamtsieg einzugreifen", wie der deutsche Aston Martin-Werksfahrer Stefan Mücke anmerkt. "Wir kämpfen 2010 um den Sieg in der LMP1-Benzinerklasse."

Bei den LMP1-Wagen mit Ottomotor muss Aston Martin kaum ernsthafte Konkurrenz fürchten, denn die renommierten Privat-Teams wie Oreca oder Rebellion Racing werden kaum in der Lage sein, die Werksabordnung der Briten unter Druck zu setzen. Diese kleinen Teams fahren sozusagen eine dritte Unterwertung in der LMP1-Klasse aus - die Privatfahrerwertung.

Acura 2010 großer Favorit in der LMP2

Unter den 55 startberechtigten Fahrzeugen in Le Mans finden sich insgesamt 30 Prototypen: 21 Fahrzeuge starten in der Top-Kategorie LMP1, weitere neun Autos in der kleinen LMP2-Klasse, die mit deutlich weniger Leistung vorlieb nehmen muss. In den vergangenen beiden Jahren erlangte diese reinen Privatteams und Amateurrennfahrern vorbehaltene LMP2-Klasse deshalb eine gewisse Berühmtheit, weil dort jener Porsche RS Spyder an den Start ging, der für den Einsatz auf den winkligen Rennstrecken in Nordamerika gebaut wurde. Mit zwei Klassensiegen zog sich der Porsche-Prototyp jedoch auch in Le Mans ordentlich aus der Affäre.

In diesem Jahr startet Porsche nicht mehr in der Prototypenklasse. Doch der alte Porsche-Widersacher aus der American Le Mans-Serie gibt heuer sein Le Mans-Debüt: Acura, die Luxusmarke von Honda, wird mit zwei Fahrzeugen in Le Mans vertreten sein und gilt als hoher Favorit. Pilot David Brabham peilt den Klassensieg an. Das erscheint möglich, denn der Highcroft-Acura ist bestens besetzt: Mit dem letztjährigen Le Mans-Gesamtsieger David Brabham und dem ehemaligen Audi-Werkspiloten Marco Werner, der ebenfalls auf drei Le Mans-Siege kommt, hat das Highcroft-Team alle Zutaten für den möglichen Klassensieg.

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