Peugeots Rückkehr nach Le Mans 2022
Hypercar-Prototyp mit 680 PS

Dreimal gewann Peugeot den 24h-Klassiker in Le Mans. 2022 kehrt der französische Autobauer in die neugeschaffene Topklasse zurück. Auch Alpine steht am Start. Die Franzosen greifen Toyota an.

Peugeot - Hypercar - Le Mans
Foto: Peugeot

Die französischen Autohersteller entdecken das 24h-Rennen von Le Mans wieder für sich. Renault lässt seine Sportmarke Alpine, die 1978 dort siegte, im nächsten Jahr von der LMP2 in die Topklasse aufsteigen. Vermutlich bedient man sich mit einem Chassis bei der Schweizer Mannschaft von Rebellion, die 2020 Jahr ein letztes Mal in Le Mans antritt.

Es dürfte eine Übergangslösung für Alpine sein. Denn ab 2022 sind in der Sportwagen-Weltmeisterschaft die kostengünstigen Daytona-Prototypen zugelassen, die auf Chassis von Ligier, Oreca, Dallara oder Multimatic aufbauen und ein Einheitshybridsystem mit einer Maximalleistung von 30 Kilowatt erhalten. Hersteller stülpen ihre eigene Verkleidung über das Monocoque und schaffen damit einen Bezug zur Marke. Ein solches Auto, das in Le Mans als LMDh geführt wird (Le Mans Daytona Hybrid) ist kostengünstiger als ein Hypercar-Prototyp.

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Peugeot - Hypercar - Le Mans
Peugeot
Erste Designstudie: Das Hypercar wird rund fünf Meter lang.

Ein Renn-Hypercar von Peugeot

Die beiden genannten Konzepte bilden ab 2022 die gemeinsame Topklasse. Peugeot, das seine Rückkehr im Dezember angekündigt hatte, geht den teuren Weg. Kurz vor dem Startschuss zum diesjährigen 24h-Rennen an der Sarthe gab der französische Autobauer bekannt, ein Hypercar zu entwickeln. In zwei Jahren will Peugeot damit am Start stehen.

Ein solches Le Mans-Hypercar bauen auch Toyota, Glickenhaus und Kolles. Aston Martin schmiedete Pläne, zog aber nach der Übernahme durch den kanadischen Milliardär Lawrence Stroll zurück. Der Fokus liegt auf der Formel 1 und dem Umbau der Sportwagenmarke. Aston Martin soll raus aus der Verlustzone, rein in die Profitabilität und es im Sportwagensegment mit Konkurrenten wie Ferrari aufnehmen.

Peugeot arbeitet seinerseits an einer Performance-Sparte für elektrifizierte Autos. In diesem Zug bietet es sich an, den Motorsport als Werbeplattform zu nutzen. Deshalb hat sich Peugeot gegen den Bau eines LMDh-Autos entschieden und für ein Hypercar. Das dürfte den Hersteller in der Entwicklung zwar das doppelte oder gar dreifache kosten, jedoch gestattet das Reglement freiere Hand bei der Konzeption: bei Chassis, Aerodynamik und Antriebsstrang.

Peugeot - Hypercar - Le Mans
Peugeot
Der Antriebsstrang kombiniert Verbrenner und Elektromotor. Die Systemleistung: 680 PS.

Fünf Meter lang, zwei Meter breit

Für das Le-Mans-Projekt hat sich Peugeot das Mineralölunternehmen Total ins Boot geholt, dem wiederum der Batteriehersteller SAFT gehört. Allein schon aus diesem Grund macht es Sinn, ein Hypercar-Prototyp für Le Mans zu entwickeln. Das Reglement stellt die Architektur für das Hybridsystem frei.

Allerdings bestehen Grenzen. Der Elektromotor darf maximal 200 Kilowatt (272 PS) an die Vorderachse abgeben. Zusammen mit dem Motor, dessen Leistung an die Hinterachse fließt, ergibt sich eine Systemleistung von maximal 500 Kilowatt oder 680 PS. Die LMDh-Autos leisten dasselbe, sind aber allein hinterradgetrieben, weil auch der Elektro-Boost von den Hinterrädern verdaut werden muss.

Das Peugeot-Hypercar ist hingegen temporär mit Allrad unterwegs. Beim Gewicht herrscht Gleichstand: 1.030 Kilogramm. Ansonsten werden die verschiedenen Fahrzeugkonzepte über eine Balance of Performance ausgeglichen, wie man sie aus dem GT-Rennsport kennt.

Für die Aerodynamik wird ein Rahmen festgelegt, der aus dem Verhältnis von Abtrieb und Luftwiderstand zusammengesteckt wird. Ein Hypercar hat trotzdem größere Freiheiten bei der Aerodynamik und damit beim Design. Ziel ist es, den Autos ein Markengesicht zu geben, damit jeder Fan einen Peugeot auch direkt als Peugeot identifizieren kann. Die Franzosen wollen beispielsweise die "typische Lichtsignatur in Form dreier Krallen" einbinden.

Beim diesjährigen Rennen enthüllte Peugeot ein erstes Designkonzept, das Grundzüge und Maße des Rennwagens veranschaulicht. Er wird um die fünf Meter lang und rund zwei Meter breit. Details über die Architektur des Motors blieb der französische Autobauer schuldig.

Peugeot 908 - V12-Diesel - Le Mans 2009
Motorsport Images
Den dritten Le Mans-Sieg feierte Peugeot 2009.

Drei Siege in Le Mans

Peugeot hat in der Vergangenheit Geschichte geschrieben in Le Mans. Die Franzosen gewannen 1992 und 1993 mit dem 905 Evo 1B an der Sarthe. Und sie zwangen Audi 2009 mit ihrem V12-Diesel im Kampf der Selbstzünder in die Knie. Im Jahr darauf folgte die Pleite. Alle vier Peugeots fielen aus. 2011 unterlagen die Franzosen abermals Audi. Im Frühjahr 2012 zog der Vorstand dann den Stecker – kurz bevor die neue Sportwagen-WM begann. Zehn Jahre später soll Peugeot das Starterfeld wieder bereichern.

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