Pikes Peak Rekorde
Fällt 2018 die Loeb-Marke?

Schon in der Frühzeit war das Tempo bei der Jagd über 1.500 Höhenmeter beachtlich. Seit einem Vierteljahrhundert purzeln die Zeiten. Die wichtigste Schallmauer ist gefallen, aber die nächste ist schon in Sicht.

Pikes Peak Hillclimb 2013
Foto: Peugeot

19,99 Kilometer misst die Straße zu den Wolken. Der erste Sieger Ray Lentz bewältigte die 156 Kurven bei der Premiere 1916 in seinem Romano Dämon Special in 20.55,6 Minuten, ein Schnitt knapp unter 60 km/h. Vier Jahrzehnte später war die Pionierzeit des Autos längst vorbei. Bobby Unser fuhr in seinem Monoposto 14.27 Minuten – längst kalter Kaffee. In den späten Achtzigern lag selbst die frisch geschaffene Kategorie der Light Trucks schon bei 14:03 Minuten.

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1981 führte der Veranstalter eine Klasse für Rallyefahrzeuge ein, in deren Glanzzeit 1987 Walter Röhrl mit einem über 600 PS starken Audi Quattro S1 in 10.47,850 Minuten über WM-Kontrahent Ari Vatanen auf Peugeot triumphierte. Der Finne eroberte den Berg ein Jahr später zurück: Er war exakt 6,2 Zehntel schneller als Röhrl im Jahr zuvor.

Rekord auf Schotterpiste: Toyota Celica-Prototyp

Seit 1948 mit der Aufgabe betraut die Straße zu pflegen, hatte die Stadt Colorado Springs bereits 1950 begonnen, die Zufahrt zur Bergstrecke zu asphaltieren. Im Lauf der Jahre wurden immer mehr Abschnitte befestigt. 1998 kam die Umweltorganisation Sierra Club zu dem Schluss, dass die von den Autos der Touristen aufgewirbelten Staubwolken die nahen Wasser-Reservoirs verschmutzen und verklagte die Stadt wegen Verletzung des „Clean Water Act“. Die Stadt wurde verdonnert, bis spätestens 2012 eine Lösung für das „Erosionsproblem“ an ihrem Hausberg zu finden.

Erste Maßnahme zur Eindämmung der Staubentwicklung war der großzügige Auftrag von Bindemittel, der den Grip auf der Piste erheblich erhöhte. Den ewigen Rekord auf der reinen Schotterpiste setzte so 1994 der Neuseeländer Rod Millen in einem Toyota Celica-Prototyp in 10.04,060 Minuten.

2011 fällt die 10-Minuten-Marke

2002 wurde die erste Meile auf 2.800 Metern Höhe befestigt, danach kamen sukzessive weitere Kilometer hinzu. Die erheblichen Traktionsvorteile schlugen sich auf der Stoppuhr nur teilweise wieder, denn die Asphaltpiste ist deutlich schmaler als das ursprüngliche Schotterband. So dauerte es bis 2007, bis Nobuhiro Tajima Millens Zeit in einem 1.007 PS starken Suzuki-Prototypen unterbieten konnte. Die Uhr blieb bei 10.01 Minuten stehen. Das erneute Scheitern des Japaners mit dem markanten Kopf, der ihm den Spitznamen „Monster“ einbrachte, war 2008 noch öffentlichkeitswirksamer, weil der Veranstalter für das Knacken der 10-Minutengrenze dieses Mal eigens einen Sonderpreis in Höhe von 250.000 Dollar ausgelobt hatte. Tajima gewann zwar erneut das Rennen, blieb aber mit 10,18 Minuten deutlich über seiner Bestmarke.

Zum Rennen 2011 waren bereits 75 Prozent der Strecke geteert, und nun riss „Monster“ die Schallmauer nieder. 9.51,278 Minuten spuckte die Zeitnahme aus. Rhys Millen, Sohn des Schotterrekordhalters Rod Millen, musste sich mit 10.09 Minuten und Platz zwei zufrieden geben. Unmittelbar nach dem Rennen begann man, die letzten unbefestigten Reste der 19,99 Kilometer zu asphaltieren.

Auf der erstmals komplett durchgeteerten Piste blieben 2012 selbst zwei Motorradfahrer auf Ducati Multistradas unter den magischen zehn Minuten. Der Franzose Romain Dumas konnte mit einem Porsche 911 GT3R in 9:46,181 Minuten einen neuen Streckenrekord aufstellen, aber nicht feiern. Obwohl sich das Wetter kontinuierlich verschlechterte und sogar Schneefall einsetzte, konnte Rhys Millen in seinem Hyundai Genesis Coupé den Streckenrekord noch auf 9:46,164 Minuten herunterschrauben.

Loeb hält den Allzeitrekord

Dieses Feilschen um Zehntelsekunden war ein Jahr später schon passé. Peugeot kam mit einem Allradprototypen auf Basis des Peugeot 208 zum Berg. Der neunmalige Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb pulverisierte die vorige Bestzeit um rund anderthalb Minuten. Der immer noch gültige Rekord liegt seit Sommer 2013 bei 8.13,878 Minuten.

Unter neun Minuten blieben außer Loeb in der 101-jährigen Geschichte des Rennens zu den Wolken nur zwei: Romain Dumas, in den vergangenen vier Jahren drei Mal Gesamtsieger, schaffte mit einem Norma-Prototypen 2016 eine Zeit von 8.51,446 Minuten. 2018 peilt er mit VW offiziell „nur“ den Rekord für Elektrofahrzeuge an, der steht aktuell bei 8.57,118 Minuten, aufgestellt von Rhys Millen. In Wahrheit wollen die Hannoveraner auch Loebs Fabelzeit knacken, was sie natürlich offiziell niemals zugeben, ob mit Romain Dumas und dem VW I.D. R auch die nächste Schallmauer von acht Minuten fällt, bleibt allerdings abzuwarten.

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