Skoda Fabia S2000
Eine Fahrt wie in der Achterbahn

Ein besonderes Highlight der diesjährigen Skoda Motorsport Experience auf dem Autodromo im Tschechischen Brünn war die Möglichkeit, in einem echten Rallye-Auto mitfahren zu dürfen. Wir haben die Einladung zur Mitfahrt im Skoda Fabia S2000 dankend angenommen.

06/2014, Skoda Motorsport Experience, Rallye, Fabia S2000
Foto: Skoda

Leichtgewicht mit 270-PS und Allrad

Rallye-Autos - das sind heutzutage stark modifizierte, auf Allrad-Antrieb umgebaute Kleinwagen. Rein äußerlich erinnert der S2000 zwar noch an den Fabia, technisch hat der Rallye-Bolide allerdings fast nichts mehr mit der Basis zu tun. Aufgrund der Leichtbauweise bestehen Karosserie und deren Anbauteile aus Carbon. Unter der Motorhaube wütet ein Reihenvierzylinder-Saugmotor mit zwei Litern Hubraum und 270 reglementierten PS. Geschaltet wird der Allradler per sequentiellem 6-Gang-Getriebe, dessen Gangstufen per Krückstock-Schaltung hineingerissen werden. Schalensitze und ein mächtiger Überrollkäfig sorgen für ein sicheres Gefühl. Viel mehr Komfort erhält der mit Trittblech ausgekleidete Innenraum des Skoda Fabia S2000 nicht. Rechnet man alles zusammen, kommt man auf einen Fahrzeug-Gesamtwert von 300.000 Euro.

Unsere Highlights

Das Startsignal bekommen wir von einer Mitarbeiterin des Skoda Motorsport-Teams. Sie begleitet uns zum Fahrerlager, wo der Skoda Fabia S2000 bereits auf seinen Einsatz wartet. Der Fahrer, WRC-Sieger Sepp Wiegand, sitzt bereits im Schalensitz vergurtet hinter dem Steuer. Kein Zutritt ohne Helm! Wir bekommen eine Sturmhaube und einen Rallye-Helm mit integriertem Sprechfunk ausgehändigt. Vor dem Einstieg noch ein letzter Check ob alles sitzt und ein Erinnerungsfoto für die Hinterbliebenen. Daumen hoch. Bereit zum Einsteigen.

Vom Motocross zur Rallye

Auf den Beifahrersitz gelangt man mit einem großen Schritt über den Holm des Überrollkäfigs. Ducken nicht vergessen. Die Rennschale passt wie angegossen, auf einer Platte aus Trittblech am Boden werden die Füße neben den Schaltern für Hupe und Scheibenwischer abgestellt. Der Helm wird noch mit dem Intercom verbunden und der Sechspunkt-Hosenträger-Gurt angelegt und ordentlich verzurrt. Man fühlt sich wie in der Achterbahn, kurz bevor es losgeht. Der 23-jährige Sepp Wiegand ist durch einen Zufall zum Rallyesport gekommen: "Ich bin bin eigentlich nur Motocross-Rennen gefahren. Irgendwann war meine Maschine kaputt und ich habe mir den zum Rallye-Auto umgebauten VW Lupo GTI meines Vaters geschnappt. Mit dem konnte ich gleich einige Siege einfahren und so bin ich dann bei den Rallyes geblieben“.

Skoda Fabia S2000 fährt wie auf Schienen

Mit einem lauten dröhnen springt der Motor des Skoda Fabia S2000 an und verfällt danach in einen unruhigen blechernd-metallischen Leerlauf. Das Fahrzeug ruckt, als der erste Gang eingelegt wird. Wir rollen, begleitet vom Wimmern des direkt-verzahnten Getriebes, aus dem Fahrerlager in Richtung der abgesperrten Rallye-Strecke. Der Streckenposten begrüßt uns mit hochgestrecktem Daumen, was soviel heißt wie "Bahn frei!". Los gehts! Vom Startpunkt neben der Rennstrecke geht es ohne Anzeichen von Schlupf auf einen Feldweg der gerade einmal so breit ist, wie das Auto selbst. Das Getriebe im Rallye-Autos ist sehr kurz übersetzt. Im Renneinsatz schaltet ein WRC-Pilot bis zu 60-mal pro Minute. Vollgas, durchgehend bis zu einer Linkskurve die am Waldrand entlang führt. Hart anbremsen und einlenken, rein in die Kurve. Hier im Skoda Fabia S2000 scheinen andere physikalische Grenzen zu herrschen. Ein tiefes Schlagloch interessiert den S2000 ebenso wenig wie ständig wechselnde Untergründe. Matsch, Asphalt, Schotter – kein Problem. Grip zum Bremsen und Beschleunigen ist permanent vorhanden. Im Drift geht es um eine leichte Kurve direkt durch eine Unterführung.

Fahren wie in Zeitraffer

Die Hälfte der Strecke liegt hinter uns. Zeit zu umzukehren. Mit einem Lupfer an der Fly-Off-Handbremse macht Sepp Wiegand eine perfekte 180-Grad-Wendung und steigt wieder voll aufs Gas. Zurück durch die Unterführung und am Ende ein kurzer Drift. Die Bäume am Rand der Fahrbahn verschwimmen im Temporausch, der Tacho zeigt 160 km/h. Es geht leicht Bergab und kurz vor der Senke scheppert es ordentlich, als wir das Schlagloch zum zweiten Mal durchfahren. Dann noch ein paar Rechts- und Linkskurven die wir gefühlt mit Vollgas nehmen. Ein im Fahrzeug installiertes Messgerät zeigt 1,5g-Querbeschleunigung an. Erst auf der Abschlussgeraden nimmt Wiegand Tempo raus und schon rauschen wir wieder am Streckenposten vorbei. "So, dass war´s“ teilt mir Wiegand über das Intercom mit. Wir fahren in gemäßigtem Tempo zum Fahrerlager zurück. Nachdem die Hosenträger-Gurte gelöst wurden, fällt der Ausstieg mit wackeligen Knien schwerer, als der Einstieg. Auch das ist wie in der Achterbahn.