sport auto-Tuner Grand Prix-Historie
Die Geschichte von 1992 bis heute

Inhalt von

Unter dem Titel „Race of Champions – sport auto sucht das schnellste Straßenauto Deutschlands“ fand 1990 unter sport auto-Regie ein erstes Kräftemessen sportlicher Autos auf dem Kleinen Kurs von Hockenheim statt. Seit 1992 wird, mit Ausnahmen in den Jahren 1995 und 1996, offiziell der sport auto-Tuner Grand Prix ausgetragen. Aus einem kleinen Treffen entwickelte sich bis heute das Glanzlicht der europäischen Tuning-Branche. Rückblick auf eine 20-jährige Erfolgsgeschichte:

Tuner GP, Fahrerfeld, Startaufstellung
Foto: Archiv

1992
Bei der Premierenveranstaltung des zunächst nur sport auto-Grand Prix genannten Tuner Grand Prix gingen am 6. April 1992 insgesamt 17 Fahrzeuge an den Start. Ein richtiges Reglement gab es damals noch nicht. Das Einzelzeitfahren über fünf Runden Kleiner Kurs fand unter der einfachsten Prämisse statt: Das Fahrzeug musste straßenzulassungsfähig sein und durfte nicht auf profillosen Slicks an den Start rollen. Mit 1.16,47 Minuten gewann die Callaway-Corvette LT1 vor dem Schnitzer-BMW S3 3.0. Highlights neben schnellen Rundenzeiten: Ein penetranter Anrufer ließ das Autotelefon von Michael Krankenberg (†) endlos klingeln, während sich der BMW-Tuner engagiert im Grenzbereich bewegte. Für feurige Stimmung beim ersten sport auto-Grand Prix sorgte ein gewisser Mantzel-Omega 4.0, der mit einer undichten Benzinleitung Feuer fing und im Fahrerlager mit Löschschaum eingehüllt werden musste.

1993
80 Zuschauer, 29 Teilnehmer – zu Beginn des zweiten sport auto-Grand Prix der Geschichte sprachen wir bei sport auto von einer „Rekordbeteiligung“, aus heutiger Sicht vielleicht etwas amüsant. Die teilnehmenden Fahrzeuge wurden in Marken-Kategorien zusammengefasst und gewertet. Neben der BMW-Kategorie gab es Kategorien für Porsche-, Audi- und VW-Fahrzeuge. Alles andere wurde in einer „Exoten-Kategorie“ vereinigt. So startete hier ein Donkervoort S8 AT 16V beispielweise gemeinsam mit dem Hintermeier-Corsa Cabrio 16V und dem Elia-Espace V6 Kompressor. Sieger wurde ein fein präparierter Porsche: „Mit dem nur dürre 1.111 Kilogramm schweren 3,8-Liter-RS zauberte shk-Pilot Wolfgang Destrée märchenhafte 1.13,9 Minuten auf den rauen Asphalt des kurzen Hockenheimrings. Damit wäre er mit 1,3 Sekunden Rückstand nur ein paar Startreihen hinter dem 1988er DTM-Polesetter Christian Danner und seinem Alpina-BMW gestanden – und dies trotz Straßenreifen, Marke Pirelli P Zero“, schrieb sport auto damals.

Unsere Highlights

1994
Tuner Grand Prix 1994 – erstmals wurde das Kräftemessen der Tuningbranche nun offiziell unter dem noch heute bekannten Namen „Tuner Grand Prix“ ausgetragen. Insgesamt 34 Teilnehmer mit höchst unterschiedlichen Fahrzeugen schrieben sich ein. Um dennoch eine Vergleichbarkeit zu garantieren, bediente sich die sport auto-Redaktion diesmal des Leistungsgewichts zur Einteilung des Starterfeldes in fünf Klassen. So sollten sich die sportlichen Leistungen des mit 55 PS schwächsten Teilnehmers (Mini Speedster von Mini Restore) und des mit 620 PS stärksten Fahrzeuges (Hamann-Ferrari F40 Evo) halbwegs vergleichen lassen. Jedem Teilnehmer standen für seine Bestzeit drei gezeitete Runden zur Verfügung. Auf Wunsch standen von sport auto engagierte Rennpiloten wie Jürgen von Gartzen und Peter Oberndorfer für optimale Rundenzeiten parat. Voraussetzung für die Teilnahme war eine TÜV-Abnahme der Fahrzeuge und die Nutzung von straßenzugelassenen Reifen.

1997
Nachdem der Tuner Grand Prix in den Jahren 1995 und 1996 nicht an den Start ging, rollten 1997 40 getunte Boliden zum Showdown nach Hockenheim. Erstmals wurde das Feld wie noch heute üblich in unterschiedlichen Klassen je nach Fahrzeugkategorie aufgeteilt (Kompakt-Klasse, Kleinwagen-Klasse, offene Klasse, Mittelklasse, Fun-Car-Klasse, GT-Klasse). Wie im Rennsport wurde das Tuner Grand Prix-Reglement von manchen Teilnehmern sehr dehnbar ausgelegt: „Der Begriff Straßenzulassung wurde zuweilen auch bei der Reifenwahl wie heißer Gummi gedehnt“, schrieb sport auto damals. Ein früherer Teilnehmer wird heute noch deutlicher: „Es wurde schon damals beschissen, was das Zeug hielt.“

1998
Von Kleinwagen über gestandene Limousinen gar bis hin zur aufgewerteten M-Klasse stand eine illustere Mischung höchst interessanter Autos am Start. Der Zwerg in der Meute: ein 80 PS starker Rover Mini, mit rubenshaften Kotflügeln an der Hinterachse„, schrieb sport auto später über den Tuner Grand Prix 1998. Insgesamt 40 Teilnehmer kamen und gaben bei Außentemperaturen um 35 Grad Celsius Gas. Diesmal hatte die aus nicht weniger als sieben Fahrzeugen bestehende Porsche-Fraktion das Nachsehen: Es gewann mit dem Donkervoort D8C Turbo ein Exot aus der Funcar-Klasse. Wie heute traten damals immer mehr Rennprofis beim sport auto-Kräftemessen an. Ein Auszug der rennerfahrenen Gästeliste: Claudia Hürtgen, Kris Nissen, Wolfgang Kaufmann, Kurt Thiim, Jürgen Hohenester, Hubert Haupt, Thomas Winkelhock und Markus Oestreich.

1999

36 Tuner, 44 Fahrzeuge und insgesamt mehr als 15 000 PS – ein Novum war damals nicht nur in puncto Teilnehmern zu vermelden. Nachdem die bisherigen Tuner Grand Prix teilweise fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, zählten die Verantwortlichen 1999 rund 2000 Zuschauer, darunter eine Schulklasse, die mit einem Reisebus nach Hockenheim gepilgert war. Zu bestaunen gab es neben den etablierten Tunern auch absolute Exoten – wie den Delago GTO von Frankie’s Garage auf Corvette-Basis. Mit dem RS Tuning-Porsche 993 Leichtbau siegte jedoch ein Porsche. Ebenfalls eine Neuheit beim Tuner Grand Prix 99: Neben der damals üblichen Ermittlung der Rundenzeiten durch Lichtschranken wurden einige Fahrzeuge mit dem Corrsys-Messsystem ausgerüstet, wie es damals auch für den sport auto-Supertest verwendet wurde. Das mit einem optischen Sensor arbeitende System zeichnete die verschiedensten Parameter auf (Verzögerung, Geschwindigkeit, Querbeschleunigung, etc.).

2000
Zur Jahrtausendwende konnte der Tuner Grand Prix erneut Rekordzahlen vermelden – 59 Fahrzeuge von 48 Tunern starteten vor 7000 Zuschauern. Vom Porsche 550 Replica bis hin zur veredelten Chrysler Viper – zu den Fahrzeugen auf der Strecke gesellte sich erstmals eine Ausstellung von gebrauchten Autos im Fahrerlager. Erstmals gab es vor dem Zeitfahren ein freies Training für alle Tuner GP-Teilnehmer. Ein neu gestaltetes Reglement bot jeder Klasse 30 Minuten Fahrzeit, um die Schnellsten auf dem Kleinen Kurs zu ermitteln.

2001
Sieben Tuner Grand Prix-Ausgaben war alles gut gegangen. Die Akteure kämpften stets bei Sonnenschein und Temperaturen von rund 30 Grad Celsius um Zehntelsekunden. 2001 schüttete es erstmals während des Tuner Grand Prix wie aus Kübeln. So konnten die rund 12 000 Zuschauer im Motodrom zwar keine Bestzeiten bestaunen, aber internationale Beteiligung. Neben Tunern aus der Schweiz und aus Frankreich schipperte der japanische Tuner Jun Auto einen Mitsubishi Lancer Evo V nach Hockenheim. Fast sah es nach einem Sieg des damaligen DTM-Piloten Christian Abt im Audi RS4 von Abt aus, doch nicht Allradtechnik siegte bei den feuchten Streckenverhältnissen schlussendlich, sondern heckgetriebene Porsche-Power des Roock-Porsche 911 Turbo.

2002
47 Starter vor 16.000 Zuschauern – längst war der Tuner Grand Prix zu einer etablierten Veranstaltung bei den Tunern, aber auch bei den Zuschauern geworden. Motto: Pfingsten fährt man zu sport auto nach Hockenheim. Für den Gesamtsieg auf der Strecke zählten längst ausgefuchste technische Ideen. „Andererseits rufen die technischen Auswüchse beim Tuner Grand Prix Bedenken hervor, dass das bislang weitestgehend freizügige Regelwerk für die Zukunft einer Überarbeitung bedarf, um den Spieltrieb der Veredler nicht zu weit wuchern zu lassen“, schrieb sport auto damals. Das Wettrüsten kannte seinerzeit keine Grenze.

2003
35 Grad Celsius, 65 Starter und 20.000 Zuschauer, der Tuner Grand Prix 2003 stellte alle bisher vorangegangen Veranstaltungen in den Schatten. Um das über die Jahre entstandene Wettrüsten halbwegs auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, arbeitet sport auto gemeinsam mit der Sachverständigen-Organisation Dekra ein umfassendes Reglement aus, das bei der technischen Abnahme unter der Leitung von Dekra-Gutachter Frank Fricke streng überprüft wurde. Mit der Diesel-Klasse, der Offenen Klasse und der SUV-Kategorie standen drei weitere Einstufungen mehr in der Ausschreibung als bisher üblich. Der Sieger kam jedoch wie in den vergangenen Jahren mit dem Techart-Porsche GT Street S aus der GT-Klasse.

2004

Nach dem Zuschauerrekord im Vorjahr hielt es kaum jemand für möglich, dass 2004 noch größerer Andrang herrschte. 25 000 Zuschauer kamen, obwohl erstmals in der TGP-Geschichte Eintritt gezahlt werden musste. Doch die wahren Fans ließen sich von moderaten 6 Euro nicht abschrecken. Der steigende Grad der Professionalisierung der Teilnehmer auf und neben der Strecke sorgte für eine steigende Medienpräsenz. Journalisten aus Spanien, aus Italien, aus Russland, aus Polen und sogar eine sechsköpfige Abordnung aus Japan waren angereist und durften den Gesamtsieg des Gemballa GTR Evo beklatschen.

2005
Zum zweiten und bisher letzten Mal regnete es 2005 während des Tuner Grand Prix. Deshalb war ein Zuschauerrückgang auf immer noch beeindruckende 17.000 Besucher verständlich. An der Spitze entbrannte eine Regenschlacht: Cargraphic-Porsche 996 GT3 RSC versus Gemballa GTR Evo – mit dem glücklichen Ende für Marc Basseng im Cargraphic-Porsche, der den Sieg in der GT-Klasse und den Gesamtsieg einheimste.

2006
Mit 66 Fahrzeugen vermeldete der Tuner Grand Prix wieder einmal eine Rekordbeteiligung. Und noch einen Rekord gab’s zu bestaunen, der bis heute Bestand hat: Mit 1.04,765 erreichte Michael Düchting im Düchting-Donkervoort RS06 die schnellste Rundenzeit, die bis heute beim Tuner Grand Prix auf dem Kleinen Kurs gefahren wurde. Dass der Gesamtsieg wie im Vorjahr an Marc Basseng im Cargraphic-GT3 ging, hatte seinen Grund im damaligen Regelwerk des Tuner GP. So fuhr der Donkervoort mit straßenzugelassenen Sportreifen, die damals nur in der nicht zur Gesamtwertung zählenden, offenen Klasse zugelassen waren.

2007
Cargraphic die Dritte – nach den Gesamtsiegen in den Jahren 2005 und 2006 schnappte sich der Cargraphic-Porsche 997 GT3 RSC 4.0 auch 2007 den Gesamtsieg unter allen 56 gewerteten Startern. Welcher Stellenwert der Tuner Grand Prix auch unter der Rennfahrergilde beigemessen wurde, zeigte die Tatsache, dass Cargraphic-Pilot Marc Basseng trotz Langstreckenlauf am Nürburgring das sport auto-Pfingstfest nicht verpassen wollte. So eilte Basseng direkt nach seinen schnellen Runden in Hockenheim per Helikopter an die Nordschleife. Überraschend kam überdies ein Showact der besonderen Art – erstmals driftete ein Luftkissenboot durch die Sachskurve.

2008
Nach drei siegreichen Jahren in Folge musste die Cargraphic-Mannschaft beim Tuner Grand Prix 2008 die Trophäe für den Gesamtsieg an die Porsche-Truppe von Techart abgeben. Dass die Rundenzeiten im Vergleich zu den Vorjahren per se deutlich fielen, lag an der Tatsache, dass die straßenzugelassenen Sportreifen ab 2008 auch außerhalb der Offenen Klasse eingesetzt werden durften. Ein Meilenstein in der Tuner GP-Historie.

2009

17.000 Zuschauer erlebten nach dem Gesamtsieg im Vorjahr erneut einen Triumph von Porsche-Tuner Techart beim Duell gegen Dauerrivale Cargraphic. Neben der peniblen Vorbereitung stand wie am Anfang der Tuner Grand Prix-Geschichte jedoch auch noch der Spaßfaktor im Vordergrund. So schrieb sport auto damals: „Ganz unvorbereitet kam freilich auch die MTM-Mannschaft nicht nach Hockenheim. Schließlich waren neben dem einen oder anderen Satz Reifen nicht nur reichlich Weißbier und eine stattliche Anzahl an Weisswürsten im Gepäck, sondern beispielsweise auch vier Heizdecken.“

2010

Neben spannendem Motorsport von 46 Teilnehmern bot sport auto den 20.000 Zuschauer beim Tuner Grand Prix 2010 auch Highlights abseits der Piste. Erstmals gab es eine Renn- und Supersportwagen-Ausstellung mit 40 exklusiven Exponaten. Viel bestauntes Ausstellungsstück und exklusive Weltpremiere: sport auto und Porsche zeigten zum ersten Mal überhaupt den Porsche 911 GT2 RS der Öffentlichkeit. Auf der Rennstrecke schrieb sich mit dem MTM-KTM X-Bow nach der Porsche-Dominanz der vergangenen Jahre erstmals wieder ein anderes Fabrikat in die Siegerlisten ein. Neu: Nach dem Zeitfahren kämpften die Teilnehmer bei einem Finalrennen direkt gegeneinander.

2011
Mit 62 Startern vermeldete der sport auto-Tuner GP die zweithöchste Teilnehmerzahl seiner 19-jährigen Geschichte. Mit dem Hohenester-KTM X-Bow 350 erzielte wie im Jahr zuvor ein Fahrzeug aus der Funcar-Klasse die schnellste Rundenzeit aller Beteiligten. Während der Wertungsmodus, bei dem die gemittelte Zeit der fünf schnellsten Runden zählt, unverändert blieb, sorgte ein neues und offeneres Reglement für frischen Wind.

25./26. Mai 2012
Feieren Sie mit uns ein besonderes Jubiläum: 20 Jahre sport auto-Tuner Grand Prix. Wie in den letzten Jahren wird in unterschiedlichen Klassen um den Klassen- und den Gesamtsieg gekämpft – vom Kleinwagen über modifizierte Diesel-Coupés bis hin zum Supersportler. Das 2011 erfolgreich überarbeitete Reglement teilt die Starter in diesem Jahr in zwei Gruppen auf. In der Gruppe A starten Tuning-Fahrzeuge ohne Straßenzulassung. In der Gruppe B müssen alle Teilnehmer eine Straßenzulassung und TÜV-Eintragungen der jeweiligen Modifikationen vorweisen können. Neben dem Kräftemessen der Tuner erwarten Sie auf der Strecke noch Rennwagen-Demofahrten. Im Fahrerlager präsentiert sport auto die große Renn- und Supersportwagen-Ausstellung mit 60 außergewöhnlichen Exponaten.

Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten