VLN-Ergebnis 5. Rennen 2012
Schnelle Brüder beim Marathon-Sprint

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Mit einem Marathon haben die Rennen der VLN Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring immer weniger zu tun. Wer nicht stets am Anschlag fährt, der schaut am Ende in die Röhre. Der fünfte Lauf mit der schnellsten Durchschnittsgeschwindigkeit in einem Vier-Stunden-Rennen und dem ersten Mercedes-Sieg der Saison war ein Musterbeispiel.

VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring 07-07-2012,
Foto: SB-Medien

Eine Thermoskanne Tee, ein paar Plätzchen und eine Picknickdecke - das wäre die gemütliche Variante gewesen, um den fünften Lauf zur VLN Langstreckenmeisterschaft zu verfolgen. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass nach dem 24h-Rennen amNürburgring oft ein wenig die Luft raus ist. Die Starterliste mit rund 150 Autos zur Saison-Halbzeit schien da ins Bild zu passen.

Renn-Flügeltürer siegt im Fotofinish

Denkste, es war die nervenaufreibende Variante mit viel Kaffee, unzähligen Zigaretten und zitternden Händen. 0,338 Sekunden - ein Wimpernschlag machte nach vier Stunden den Unterschied zwischen dem Sieger Alex Roloff im Rowe-Mercedes und Marc Lieb im Manthey-Porsche, der zweitknappste Zieleinlauf der VLN-Geschichte.

Unsere Highlights

Spulen wir eine Viertelstunde zurück: Roloff kommt in Runde 26 zum letzten Stopp, Lieb hat den finalen Service schon hinter sich. Roloff quetscht sich nach der Boxenausfahrt vor Lieb. Der Nervenkrieg beginnt. Auf der Döttinger Höhe prescht Lieb zunächst vorbei, doch Roloff kontert.

„Ich habe einfach die Arschbacken zusammengekniffen“, sagt er. Beim nächsten Umlauf trennen die beiden 0,2 Sekunden. Die Uhr auf der Start-Ziel-Geraden zeigt noch 19 Sekunden an, sie müssen eine weitere Runde um die Nordschleife brettern. Roloff hat eine der schwierigsten Herausforderungen seiner Karriere vor sich, 24,369 Kilometer trennen ihn vom Sieg.

Mit Porsche-Werksfahrer Marc Lieb hetzt ihn ein echter Nordschleifenspezialist. Teamchef Olaf Manthey weiß um die Qualitäten seines Kutschers: „Ohne Marc hätten wir gegen die dicken Brummer keine Chance.“ Nachdem der Nadelstreifen-Porsche und der langnasige Mercedes SLS AMG auf die Nordschleife abgebogen sind, bleibt den Verantwortlichen an der Boxenmauer nur noch die Telemetrie. Und das Fingernägelkauen. Fernsehbilder gibt es nur vom Grand-Prix-Kurs. Über Funk feuern die Rowe-Jungs ihren Schützling an. Nicht ganz jugendfrei. Roloff ist so konzentriert, dass er nicht mal mehr antworten kann.

Es war ein geiles VLN-Rennen

Auf der Döttinger Höhe laufen der SLS und der RSR auf einen Überrundeten auf. Beinahe kommt Lieb vorbei. Aber nur beinahe. Roloff macht sich breit. Wenige Sekunden später feiert Rowe den zweiten VLN-Sieg in der noch jungen Teamgeschichte. Kurz nach der Siegerehrung muss Roloff erstmal seine Gedanken ordnen, bevor er den Journalisten antworten kann. „Die letzten beiden Runden waren brutal“, so der 31-Jährige. „Marc ist kein Nasenbohrer. Es ging einfach nicht zu Ende.“ Dieses Gefühl hatte auch Olaf Manthey: „Ich dachte Marc packt es, denn das bin ich von ihm gewohnt. Aber wir fühlen uns nicht als Verlierer. Es war ein geiles Rennen.“

Mit Porsche-Werksfahrer Marc Lieb hetzt ihn ein echter Nordschleifenspezialist. Teamchef Olaf Manthey weiß um die Qualitäten seines Kutschers: „Ohne Marc hätten wir gegen die dicken Brummer keine Chance.“ Nachdem der Nadelstreifen-Porsche und der langnasige Mercedes SLS AMG auf die Nordschleife abgebogen sind, bleibt den Verantwortlichen an der Boxenmauer nur noch die Telemetrie. Und das Fingernägelkauen. Fernsehbilder gibt es nur vom Grand-Prix-Kurs. Über Funk feuern die Rowe-Jungs ihren Schützling an. Nicht ganz jugendfrei. Roloff ist so konzentriert, dass er nicht mal mehr antworten kann.

Es war ein geiles Rennen

Auf der Döttinger Höhe laufen der SLS und der RSR auf einen Überrundeten auf. Beinahe kommt Lieb vorbei. Aber nur beinahe. Roloff macht sich breit. Wenige Sekunden später feiert Rowe den zweiten VLN-Sieg in der noch jungen Teamgeschichte. Kurz nach der Siegerehrung muss Roloff erstmal seine Gedanken ordnen, bevor er den Journalisten antworten kann. „Die letzten beiden Runden waren brutal“, so der 31-Jährige. „Marc ist kein Nasenbohrer. Es ging einfach nicht zu Ende.“ Dieses Gefühl hatte auch Olaf Manthey: „Ich dachte Marc packt es, denn das bin ich von ihm gewohnt. Aber wir fühlen uns nicht als Verlierer. Es war ein geiles Rennen.“
 
Lieb wähnte den Grund für den verlorenen Sieg schon beim Start: „Ich habe noch keine rote Ampel gesehen, da waren sie schon links und rechts an mir vorbei.“ Funktionierte womöglich die Ampelschaltung nicht richtig? Oder roch es nach Frühstart? Rennleiter Hans-Jürgen Hilgeland sagte nach dem Rennen: „Wir haben uns gemeinsam mit den Sachrichtern den Start angeschaut und kein Fehlverhalten festgestellt. Sobald die rote Ampel erlischt, ist das Rennen freigegeben.“
 
Roloffs Teamkollege Jan Seyffarth blies am Start zum Angriff und schuf mit einem starken ersten Stint und rund 30 Sekunden Vorsprung die Grundlage für den Sieg. Lieb musste sich auf Platz drei mit Christopher Mies im Audi R8 herumschlagen und verlor wertvolle Zeit. „Er hat sehr geblockt“, maulte Lieb. Darüber hinaus zwang ein schleichender Plattfuß die Manthey-Truppe zum Strategie-Brainstorming. Liebs Teamkollege Jochen Krumbach musste eine Runde früher als geplant zum zweiten Stopp. „Sonst wären wir flexibler gewesen“, meinte Manthey. „So konnte jeder beim letzten Stopp sehen, ob wir für 28 oder 29 Runden tanken.“

Pech für den Sieger des vierten VLN-Laufs

Einige der Favoriten interessierte das schon gar nicht mehr. Sie saßen bereits beim Kaffee in der Lounge oder waren auf dem Nachhauseweg. Lokalmatador Phoenix traf es nach dem Sieg beim vierten VLN-Lauf ganz hart. Bereits in der ersten Runde löste der Audi R8 von Luca Ludwig und Christer Jöns eine Massenkarambolage aus. Ludwig war mit einem schleichenden Plattfuß am rechten Hinterrad unterwegs. In der Kompression kurz vor der Fuchsröhre platzte der Michelin-Pneu und der R8 bog in die Planke ab. Beim Zurückwirbeln auf die Strecke riss er den Wochenspiegel-Manthey-Porsche und den Cup-Porsche von Uwe Alzen ins Verderben. Der zweite Audi R8 verabschiedete sich mit einem Radlagerschaden an der Hinterachse.
 
Dafür schaffte der Raeder-Audi erstmals eine Zielankunft in dieser Saison – und mit Platz drei gleich auf dem Podium. „Unsere Jungs haben immer einen guten Job gemacht“, sagte Frank Biela. „Dass wir jetzt die erste Zielankunft feiern, müssen wir Fahrer uns zum Teil auch selbst ankreiden.“

VLN-Läufe mutieren zu Sprintrennen

Schon lange entscheiden bei der VLN die Details über Sieg oder Niederlage. Die VLN-Läufe mutieren zu Sprintrennen, auf der Strecke und in der Boxengasse. Es geht nicht mehr um Sekunden, sondern um Zehntel und um die richtige Taktik. „Du musst von Anfang an ganz genau rechnen“, sagt Manthey.

Die Professionalität nimmt stetig zu. Das führt dazu, dass alle Teamchefs aus der Spitzengruppe Laufburschen engagiert haben, um die Tankzeit der Konkurrenz zu überprüfen. Die beträgt in der GT3 dank Tankdurchflussmengenbegrenzer 144 Sekunden – egal, ob 100 oder 120 Liter nachgefüllt werden. Doch es dominiert Misstrauen: Aus dem Porsche-Lager hallt es, Mercedes sei zu kurz gestanden, Mercedes mault, der Porsche-Stopp sei verdammt schnell  gewesen.  Wer  hat  Recht?
 
In Wahrheit spielen mehrere Variablen bei der Tankzeit eine Rolle. Zum einen natürlich der Tankmengenbegrenzer, zum anderen kommt die Geschwindigkeit der Zapfsäule dazu. Auch die Restmenge Sprit im Tank kann den Druck und damit die Standzeit beeinflussen. Selbst der Winkel des Tankpilots und wo der Sprit im Tank aufprallt kann einen Unterschied ausmachen. In einem Rennen, in dem es um Zehntelsekunden geht, werden diese Faktoren plötzlich immens wichtig.

VLN-Rennen werden an der Box entschieden

Auch Norbert Kreyer, Mitglied des Technikausschusses von ADAC Nordrhein, DMSB und VLN, hat die Stopps als Achillesverse identifiziert. Beim großen Wettrüsten spielen Verbrauch und Standzeit eine wichtige Rolle. „Es ist deutlich zu erkennen, dass die Rennen oft an der Box entschieden werden“, so Kreyer. Die magische Frage lautet: Wer hat wie viel Restsprit an Bord? Eine Lösung: Der Technik-ausschuss stellt an jede Tanksäule einen Laufburschen. Diese Variante hält Kreyer aber nicht für praktikabel. Deshalb arbeiten seine Kollegen und er nun an einer Lösung, das Thema Verbrauch besser regeln zu können.
 
Gleiches gilt für die Bereiche Aerodynamik und Reifen. Lautete der Richtwert für die Rundenzeiten im Rennen im vergangenen Jahr noch 8.30 Minuten, bolzen die GT3-Brummer mittlerweile in 8.12 Minuten um die Nordschleife. Die Rundenzeitenverbesserungen sind vor allem der Aerodynamik und den Reifen zuzuschreiben. Zudem kommen die Hersteller neuerdings jedes Jahr mit Update-Paketen an den Ring. So wird wohl auch in Zukunft in der VLN keine Zeit mehr für Teekannen, Plätzchen und Picknickdecken bleiben.


Der sechste Lauf der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring, das 35. RCM DMV Grenzlandrennen, findet am 21. Juli statt. Die Distanz beträgt vier Stunden.

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

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