Chevrolet Corvette C8 ohne Konkurrenz
Preisbrecher bei den Mittelmotorsportwagen?

Die neue Corvette bricht mit der Tradition: Mittelmotor statt Frontmotor. Der V8-Sauger bleibt – vorerst. Die Mittelmotor-Konkurrenz ist teurer, aber auch leistungsstärker.

07/2019, Chevrolet Corvette C8 Sting Ray
Foto: GM

Die Infos über den Marktstart der neuen Chevrolet Corvette C8 sind spärlich. Die Produktion starte erst spät im Jahr. Die Basis-Stingray werde weniger als 60.000 US-Dollar kosten. Das sind umgerechnet keine 54.000 Euro. Dieser Preis ist in Europa nicht zu halten. Ansonsten wäre die neue Mittelmotor-Vette billiger als eine 252 PS starke Alpine A110 mit Vierzylinder-Mittelmotor.

Schauen wir auf das Auslaufmodell. Geiger Cars bietet die Stingray mit 20 Kilometern Laufleistung und Tageszulassung für 70.000 Euro an. Die C7 mit Frontmotor wird auf der deutschen Chevrolet-Seite mit 466 PS starkem V8-Sauger und Achtgang-Automatikgetriebe ab 91.450 Euro angepriesen. Die Corvette C8 wird aller Wahrscheinlichkeit nach darüber liegen.

Unsere Highlights
Porsche 718 Cayman GT4
Rossen Gargolov
Porsche Cayman GT4 ab 96.206 Euro. Sechs Zylinder, Saugmotor in Mittelmotorposition. Weniger Zylinder, kompaktere Abmessungen als die Corvette.

In Deutschland nur mit Turbo?

Noch gibt es keine Informationen, mit welchem Motor sie nach Deutschland kommt. Und wann. Gerüchte aus dem GM-Umfeld besagen, die C8 werde erst Ende 2020 in Deutschland angeboten. Und dann nicht mit Saugmotor, sondern mit einem Vierliter großen V8-Biturbo – der Emissionsvorschriften wegen.

Sollte es der Sauger doch nach Deutschland schaffen, und legt man einen Preis von um die 100.000 Euro zugrunde, wäre die Corvette ein ziemlich verlockender Sportwagen. Was sie ohnehin schon ist. Die Konkurrenz im Segment der Mittelmotorsportwagen ist rar. Beziehungsweise sie ist deutlich teurer.

Ein Porsche Cayman GT4, der bei knapp über 96.000 Euro startet, und damit preislich ähnlich liegen dürfte, lässt sich schwer mit der C8 vergleichen. Im schnellsten Cayman schlägt ein freisaugender Vierliter-Sechszylinder-Boxer mit 420 PS. Den Sprint auf Landstraßentempo soll der GT4 in 4,4 Sekunden schaffen. Chevrolet verspricht bessere Beschleunigungswerte. Das Drehmoment von bis zu 637 Newtonmeter soll den Sauger-C8 in rund drei Sekunden auf 100 km/h ziehen. Einen genauen 0-100-Wert gibt es nicht. Bislang hat Chevrolet nur die Sprintdaten von null auf 60 Meilen pro Stunde verraten. Bis 96 km/h soll der neue US-Sportwagen in unter drei Sekunden rennen.

Audi R8 V10 Performance, Drift
Dino Eisele
Audi R8: zwei Zylinder mehr, mehr Leistung, deutlich teurer als die C8. Geht mit 570 PS starkem V10-Sauger bei über 165.000 Euro los.

Konkurrenz teurer als C8-Vette

Es ist schwer, anhand des vermutlichen Preises und der Leistungsdaten einen echten Konkurrenten für die neue Corvette auszumachen. Ein McLaren 540C mit V8-Biturbo in Mittelmotorposition und 540 PS kostet über 160.000 Euro. Sprintwert: 3,5 Sekunden. Der Audi R8 mit emotionsgeladenem V10 liegt mit einem Basispreis von 166.000 Euro auf einem ähnlichen Niveau. Auch der R8 sattelt mehr PS, 570 in Summe, und fegt mit seinem Drehmoment von 560 Nm in 3,4 Sekunden auf Landstraßentempo. Beide theoretisch also langsamer als die Vette – zu höhrerem Basispreis.

Ferrari F8 Tributo und Lamborghini Huracán Evo, zwei weitere Mittelmotorsportwagen, spielen in einer anderen Preisklasse. Beim Lambo geht es ab 219.000 Euro los, beim Ferrari bei über 228.000 Euro. Dafür leisten beide deutlich mehr. Der Saugmotor des Huracán drückt 640 PS aus den zehn Brennräumen. Der biturbogeladene Achtzylinder des Ferrari sogar 720 PS. Beide spurten laut Hersteller in 2,9 Sekunden auf 100 Sachen. Damit wären sie wohl schneller als die Corvette. Zumal der US-Sportwagen mit dem optionalen Sportauspuff ausgerüstet werden muss, um den Imagesprint in einer Zeit um die drei Sekunden zu erledigen. Der Auspuff ist Teil des Z51-Pakets, dessen Preis bislang nicht kommuniziert wurde.

Ferrari F8 Tributo
Ferrari
Die Mittelmotorsportwagen Ferrari F8 Tributo und Lamborghini Huracán Evo spielen in einer anderen Liga: bei PS-Leistung und Preis.

So oder so. Die Corvette wird billiger sein als zwei Sportwagen, die um die 500 PS leisten, dafür ihren Motor aber weiter hinten oder wie der US-Sportwagen früher vorne tragen. Die Rede ist vom Porsche 911 GT3 RS (Heckmotor, 500 PS), der über 195.000 Euro kostet. Und vom Mercedes-AMG GT S (Frontmotor, 522 PS), der fast 140.000 Euro vom Bankkonto frisst.

Leistungswerte sind eine Sache. Doch Kunden schauen auch auf das Äußere, die Anmutung eines Sportwagens, das Prestige einer Marke, die Materialien im Innenraum, die Verarbeitungsqualität. Und auf die Wertstabilität. Corvette hat sein Angebot aufgestockt. Wie die C8 in diesen Punkten gegen die Konkurrenz abschneidet, kann man anhand von Bildern nicht klären. Das gilt auch für die Performance. Was sind schon nackte Zahlen? Für einen echten Vergleich braucht es einen echten Test – mit eigens erhobenen Messdaten. Erst dann lässt sich final beurteilen, ob die Mittelmotor-Corvette bei Preis-Leistung tatsächlich alle abhängt.

In unserer Fotoshow zeigen wir Ihnen die neue Corvette C8 – die amerikanische Mittelmotor-Revolution.