Mercedes G-Klasse LAPV Enok 6.2 Panzerwagen
Begleitschutz für Terroristin Daniela Klette

Nach der Verhaftung wurde RAF-Terroristin Klette von einem Panzerwagen eskortiert. Was war das für ein Auto? Das können wir aufklären.

LAPV Enok
Foto: dpa Picture Alliance

Nach der Festnahme der seit über 30 Jahren gesuchten RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin wurde die Gefangene am Dienstag, 27. Februar, nach Niedersachsen überführt. Nach der Verkündung des Haftbefehls vor dem Amtsgericht in Verden/Niedersachsen wurde die 65jährige von einem SEK-Kommando in die Haftanstalt überführt. Am Schluss des Konvois mit drei dunklen Audi A8 in Führung: Ein stark gepanzerter Geländewagen. Aber was für einer?

Das ist kein Survivor

In verschiedenen Medien wurde der Wagen als "Survivor" bezeichnet, doch das stimmt nicht. Der Survivor ist ein gepanzerter Transporter auf Lkw-Basis für den Einsatz bei Demonstrationen, Katastrophen und Amoklagen. Bei dem Begleitfahrzeug handelte es sich jedoch um einen (kleineren) LAPV 6.2 auf Basis der Mercedes G-Klasse Militärversion.

Unsere Highlights

Light Armoured Patrol Vehicle – leichtes, gepanzertes Patrouillen-Fahrzeug, kurz LAPV. Das ist der Kurz-Code für den "Panzer-G" von Mercedes. Zwei Versionen stellen die Stuttgarter in Zusammenarbeit mit dem Spezialausrüster ACS aus Friedberg für Armee-Kunden weltweit her: den LAPV 5.4 und den LAPV 6.1/6.2, bei der Bundeswehr unter dem Namen "Enok" geführt.

Panzer-G mit Portalachsen

Der LAPV 6.1 unterscheidet sich vor allem durch seine Fahrwerkstechnik grundlegend vom "Enok" 5.4, welcher auf der Standardversion des militärischen G461-Baumusters aufbaut. Beim LAPV 6.1 kommen Portalachsen (wie beim G63 AMG 6x6) zum Einsatz, die mit riesigen 37-Zoll-Reifen bestückt sind. Das gibt dem LAPV 6.1 seine charakteristische Brachial-Optik und bringt nebenbei den Vorteil eines besseren Schutzes vor Minen durch die höhere Bodenfreiheit. Die Typbezeichnungen 5.4 und 6.1 rühren vom Gesamtgewicht der Fahrzeuge her – beim 6.1 eben 6,1 Tonnen. Die später überarbeitete Version trägt entsprechend die Bezeichnung 6.2.

2015 hatte die Bundeswehr unter anderem 49 Einheiten des LAPV 6.1 geordert, die bis Ende 2017 ausgeliefert und beim Kommando Spezialkräfte in Dienst gestellt wurden. Der weiterentwickelte LAPV Enok 6.2 wurde später auch bei Polizeibehörden in Dienst gestellt. Die Bundespolizei unterhält rund 30 Fahrzeuge, bei der Polizei Bayern sind zwei und bei der Polizei Niedersachsen ein LAPV 6.2 im Einsatz – letzterer dürfte das Begleitfahrzeug gewesen sein. Hierbei handelt es sich um eine überarbeitete Variante des ursprünglichen Modells, die verschiedene technische Upgrades erhielt. Bei der Bundespolizei wird der LAPV als "Geschütztes Einsatzfahrzeug 2 – Luftsicherheit (GEF-2 LuSi)" geführt.

LAPV 6.1 auf Beadlock-Felgen

Gegenüber dem bisher bekannten Modell des LAPV 6.1 fällt beim weiterentwickelten LAPV 6.2 der neue Stoßfänger auf. Bei dem neuen, charakteristisch geformten Stahl-Bumper ist eine Seilwinde integriert, die mit Kunststoffseil und modernem Schnellverschluss-Adapter ausgerüstet ist. Oberhalb des Windenfensters befindet sich eine Zugmaulkupplung.

Der leer 4,8 Tonnen schwere LAPV 6.2 rollt auf speziellen sogenannten Beadlock-Felgen. Diese besitzen einen verschraubten, äußeren Felgenring, mit dem der Reifen auf dem Rad fixiert wird. Auf diese Weise kann mit massiv verringertem Luftdruck gefahren werden, ohne dass die Reifen auf der Felge "wandern" oder abspringen. Dies ist besonders bei Fahrten in tiefem Sand oder im Tiefschnee von Vorteil.

Fazit

Der Enok trägt den Namen des waschbär-ähnlichen Marderhunds, der ursprünglich aus Sibirien stammt. Im kürzelfreudigen Militärjargon handelt es sich beim Enok um ein "LAPV", ein "Light Armoured Patrol Vehicle". Mit dem Mercedes G/Wolf teilt der Enok zwar die Optik und viele technische Komponenten vor allem im Antriebsstrang, die Ausführung unterscheidet sich aber deutlich vom ungepanzerten Modell.