VW SUVs Tharu, Tayron, Teramont und SMV für China
Update für den Dicksten

VW startet eine große SUV-Offensive in China, dem größten Markt für den Wolfsburger Konzern. Wir erklären die Modelle, die es schon gibt, wie Tharu und Tayron, was sie kosten und welche neuen SUVs VW noch plant.

VW SUVs für China
Foto: VW

China ist der größte Auto-Markt der Welt und der größte für die Wolfsburger. 4,2 Millionen Autos, also 40 Prozent seiner Pkw, hat der Konzern 2018 dort abgesetzt. Bei der Marke VW sind es sogar etwa 50 Prozent.

Mit einem SUV-Anteil von 40 Prozent bei den Neuwagenzulassungen ist China auch bei den SUVs ganz weit vorn. Bei VW sind bislang nur 20 Prozent aller in China verkauften Autos SUVs. Um das offenkundig bestehende Marktpotenzial zu heben, hat VW schon 2018 eine große SUV-Offensive für den chinesischen Markt angekündigt. Zwölf Baureihen dieser Fahrzeuggattung soll es bis Ende 2020 geben. Auf der Shanghai Autoshow 2019 hat VW allein drei neue Modelle gezeigt.

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In China gibt es VW zweimal

Um den Überblick über die vielen Modelle zu behalten, muss man wissen, dass VW in China mit zwei Joint-Venture-Partnern kooperiert: FAW (First Automotive Works) sitzt in Changchun im Nordosten Chinas und kooperiert neben VW noch mit Toyota und Mazda, baut aber auch Autos unter eigenen Markennamen wie Honqi ("Rote Flagge"). SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) hat seinen Hauptsitz in Shanghai im Südosten, kooperiert neben Volkswagen noch mit General Motors, hält rund die Hälfte an Ssang Yong und baut in Lizenz unter dem Namen Roewe die ehemaligen Rover-Modelle 25 und 75.

FAW und SAIC haben je ein eigenes Portfolio an VW-Modellen, häufig aus Europa bekannte Baureihe in einer der in China besonders gefragten Langversion oder eigene Baureihen mit VW-Technik. FAW baut neben Audi-Modellen (A3, A6, Q3) den VW Jetta (unter der Bezeichnung Bora oder Sagitar) und den Passat (Modellname: Magotan). Zu allem Überfluss hat VW Jetta gerade zu einer eigenen Marke für günstige Einstiegsmodelle gemacht, die auch zwei SUV (VS5 und VS7) anbieten wird.

SAIC baut neben Skoda-Modellen (Fabia, Octavia, Superb) Varianten den Polo (den Polo mit Stufenheck als Lavida), den Passat bzw. Santana, den Touran und den Tiguan.

Wie bei den konventionellen Modellen entsprechen sich auch die SUV-Modelle der Kooperationspartner nicht 1:1. Durch die in China üblichen Langversionen verwischen sich die aus Europa bekannten Abmessungsgrenzen in der Modellpyramide. VWs SUV-Portfolio (beider Kooperationspartner) in China staffelt sich auf Basis der uns bekannten Modelle wie folgt:

VW T-Cross lang

Der T-Cross für China kommt von SAIC. Von ihm verspricht sich VW auch im Reich der Mitte große Stückzahlen. Weltweit wird der T-Cross den Polo überflügeln, ist sich VW sicher. Gegenüber der Europa-Version ist das Design leicht verändert, vor allem aber ist der Radstand der China-Version neun Zentimeter länger (2,65 Meter) und damit nur noch drei Zentimeter kürzer als der des Tiguan. Insgesamt ist der Fernost-T-Cross sogar elf Zentimeter länger und erreicht mit 4,22 Meter fast das Maß des europäischen T-Toc (4,23 Meter). Das FAW-Pendant zum T-Roc L ist für Oktober angekündigt.

VW Tharu

VW SUVs für China
VW
VW Tharu

Das SAIC-Pendant zum Tiguan ist der Tharu basiert wie praktisch alle neuen VW auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) und hat den Radstand des Tiguan (2,68 Meter). Er sieht dem Tiguan auch ähnlich, ist aber mit 4,45 Meter rund vier Zentimeter kürzer. Die FAW-Entsprechung ist in etwa der T-Roc L, der gegenüber dem Europa-Auto 8,8 Zentimeter mehr Radstand und damit auch wieder die 2,68 Meter des Tiguan hat.

Insgesamt ist der lange T-Roc allerdings etwa 14 Zentimeter kürzer als der der Tharu. Den langen T-Roc gibt es in China ab umgerechnet etwa 17.000 Euro. Trotz des größeren Radstands liegt der Einstiegspreis in China fast 4.000 Euro niedriger als in Europa. Den Antrieb des Tharu übernehmen die bekannten VW-Vierzylinder-Benziner mit 1,4 oder 2,0 Liter Hubraum, die optional mit 7-Gang DSG kombinierbar sind. Die Preise des Tharu beginnen in China bei umgerechnet gut 22.600 Euro und reichen bis rund 30.600 Euro.

VW Tayron

VW SUVs für China
VW
VW Tayron

Der Tayron ist das FAW-Pendant zum Tiguan, auch wenn seine Seitenansicht mit den geschwungen Linien über den Radläufen an den Teramont (so heißt der US-Atlas in China) erinnert. In den Abmessungen liegt er mit 4,59 Metern Länge und 2,73 Meter Radstand zwischen Tiguan (4,49/2,68 Meter) und Tiguan Allspace (4,70/2,79 Meter). Letzteren baut und verkauft SAIC als Tiguan L in China. Er ist das meistverkaufte VW-Modell in China.

Den Tayron treibt standardmäßig der 1,4-Liter-TFSI mit bis zu 150 PS an. Preislich beginnt der Tayron in China bei umgerechnet gut 25.000 Euro, kann aber mit 2,0-Liter-Turbomotor, 220 PS und 7-Gang-DSG auch die 42.000 Euro-Grenze überschreiten. Ganz schön teuer, aber damit ist er etwa 4.700 Euro günstiger als ein vergleichbarer Tiguan mit dem normalen Radstand hierzulande.


VW SUV Coupé Concept

VW SUVs für China
VW
Das VW SUV Coupé Concept sieht aus wie ein Tayron Coupé.

Zur Shanghai Autoshow 2019 rollte VW auch ein Auto auf die Bühne, das schon lange auch durch die europäische Presse geistert: Ein SUV Coupé im Tiguan-Format. Es soll ein Ausblick auf ein demnächst von FAW kommendes Serienauto sein, das vermutlich Tayron Coupé heißen wird. Die Linienführung entspricht bis auf das Schrägheck dem Tayron und wirkt sehr gelungen. Das Auto könnte auch Europäern gefallen. Ob die so ein Modell jemals werden kaufen können, steht laut VW aber noch nicht fest. Selbst in China war das Auto noch ohne Antrieb und Technik. Beim Serienauto kommt die aber wieder vom MQB und als Motoren dürften auch hier die 1,4- und 2.0-Liter-Turbobenziner zur Verfügung stehen.

VW Teramont / X (Coupé)

VW SUVs für China
VW

Wie schon erwähnt: Der größte MQB-SUV (5,04 Meter lang, 2,98 Meter Radstand) ist der Atlas, den in China SAIC als Teramont im Angebot hat. Zur Shanghai Autoshow 2019 präsentierte VW den Teramont X, eine fünfsitzige Coupé-Variante des Teramont mit gleichem Radstand, aber ohne dritte Sitzreihe. Als Concept Car Atlas Cross Sport stand das SUV-Coupé im April 2018 bereits auf der New York Autoshow. Der siebensitzige Teramont kostet in China umgerechnet mindestens 41.000 Euro (2,0-Liter-Vierzylinder) bis rund 70.000 Euro (2,5-Liter-VR6 mit 300 PS).

VW Teramont Facelift 2021
VW
Sowohl an der Front als auch am Heck wurden die Scheinwerfer erneuert. Neben einer modifizierten Lichtgrafik gibt es auch mehr Chrom-Zierteile und ein beleuchtetes Logo.

Jetzt hat der große VW nach seinem US-Pendant Atlas ebenfalls ein Facelift zum Modelljahr 2021 erhalten. Front und Heck unterscheiden sich dabei deutlich vom Vorgänger. Prägend für den Look zeigen sich die neuen Scheinwerfer (jetzt Matrix-LED) und der überarbeitete Grill, der nun auch ein beleuchtetes VW-Logo beherbergt. Zudem dürfen sich die chinesischen Kunden über mehr Chrom-Zierteile freuen. Serienmäßig ziehen Stauassistent und Front-Kollisionswarner ein, zudem gibt es nun eine induktive Smartphone-Ladeschale.

VW SMV Concept (FAW)

VW SUVs für China
VW
Das VW SMV Concept ist 5,16 Meter lang.

Ebenfalls zur Shanghai Autoshow 2019 zeigte VW das Sports Multipurpose Vehicle Concept, einen 5,16 Meter langen MQB-SUV mit drei Sitzreihen, also noch mal acht Zentimeter länger als der Teramont von SAIC. Das SMV von FAW ist aber flacher und sieht weniger nach Offroader aus als der Teramont/Atlas. Es wirkt vanartiger und erinnert konzeptionell an die Mercedes R-Klasse, optisch an den die gleichzeitig vorgestellte Elektro-SUV-Studie ID. ROOMZZ. Vor allem an der Front mit durchgehenden LED-Streifen und dem beleuchteten Logo. Technisch dürfte er dem weitgehend dem Teramont entsprechen (also 220-PS-Veierzylinder bis 300-PS-VR6 mit 8-Gang-Automatik).
Trotz der üppigen Abmessungen soll es jüngere Kunden ansprechen. Die Ein-Kind-Politik im Reich der Mitte ist gelockert und in China gehören Eltern und Schwiegereltern zum engeren Familienkreis – soll die Familie verreisen braucht das Fahrzeug viel Platz. Wie schon der Atlas kommt auch dieses Auto nicht nach Europa. Es würde in keine Normgarage passen und das Absatzpotenzial wäre zu klein.

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Weitere SUVs von VW für China sind wie erwähnt der VS5 und der VS7 der neuen, eigenständigen Marke Jetta sowie ab 2021 der elektrisch betriebene ID. Crozz und Roomzz.

Fazit

China erweitert seine SUV-Palette im Reich der Mitte konsequent. Zwei Joint-Venture-Partner und die neue Marke Jetta sorgen schon jetzt für eine fast verwirrende Modellvielfalt, ab 2020/21 kommen dann noch die Elektro-SUVs Crozz und Roomzz dazu. Spätestens dann sollten so viele chinesischen Kunden bei VW fündig werden, dass sich der SUV-Anteil bei VWs Neuwagenverkäufen dem des chinesischen Gesamtmarktes angleichen kann. Auch in China lautet also die VW-Devise: Mit SUVs das Geld verdienen, das man in Elektroautos investieren muss.