VW Variosport
Wann und wie kommt ein neuer Sharan?

VWs Familien-Van gibt es seit zehn Jahren. Irgendwann geht er in Rente. Einen direkten Nachfolger wird es nicht geben. Kommt die Hoffnung aus China?

VW Sharan und Viloran
Foto: Collage: auto-motor-und-sport.de

Um den Umbau in Richtung Elektromobilität schultern zu können, kehrt Volkswagen mit dem eisernen Besen durchs Modellportfolio. Was nicht global solide Umsätze verspricht, fliegt raus oder wird mit anderen Nischenmodellen zusammengelegt. Das Ende des Golf Sportsvan ist bereits besiegelt, der Touran wird womöglich keinen Nachfolger bekommen. Beim größeren Van Sharan ist das sogar sicher so. Auch, weil Modelle wie Caddy und Multivan sowie der kommende Elektrobulli ID.Buzz oder ein großer elektrischer SUV mit sieben Sitzen die Kunden versorgen, die viel Platz brauchen. Allerdings kann vor allem der Sharan noch lange im Programm bleiben, obwohl der Trend weg von Vans hin zu SUVs auch bei VW Spuren hinterlässt. Denn auch Konkurrenten fallen weg: So hat Opel den Zafira als Van aufgegeben und die Modellbezeichnung einem Kleinbus umgehängt, bei Renault deutet sich das Ende von Scénic und Espace an. Durch sein Alter rechnet sich der Sharan nämlich nach wie vor. Die Investitionen in Entwicklung und Maschinen sind längst abgeschrieben, durch das Ein-Motor-Setup kann er relativ leicht an aktuelle Emissionsvorgaben angepasst werden.

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Die Idee das Variosport hält sich hartnäckig

Dennoch wird es keinen Sharan III geben und der klassische MPV über kurz oder lang bei VW durchs Raster fallen – eben weil die Van-Idee international wenig lukrativ ist. Bislang heißt es aus Wolfsburg zur Sharan-Frage, dass das Modell noch eine Weile weitergebaut werde. Wahrscheinlich bis 2023. Und danach? Hilft nur der Umstieg auf den langen Tiguan. Oder E-Varianten wie den ID. Buzz. Oder VW überlegt es sich doch noch anders und bringt doch noch einen neuen Familien-Crossover nach Europa, der Golf Sportsvan, Touran und Sharan auf einen Schlag ersetzt. So ein Fahrzeug geistert schon länger als VW Variosport durch die Medien.

SAIC-VW Viloran
SAIC-Volkswagen
Elektrische Schiebetüren und Panorama-Glasdach: Damit könnten sich auch europäische Sharan-Fans anfreunden.

MQB-XXL in China und Amerika

Die Inspiration zur Variosport-Idee stammt aus China und den USA, wo Volkswagen auf Basis des Modularen Querbaukastens (MQB) große Familienautos anbietet. Zum Beispiel den VW Viloran, den Joint-Venture-Partner SAIC-Volkswagen in China verkauft. Der Viloran ist bewusst als eine Art Flaggschiff positioniert, tritt mir drei Sitzreihen und elektrischen Schiebetüren an. In der zweiten Reihe gibt es zwei super-komfortable "Captain's Chairs", die sogar eine Liegefunktion bieten. Das Cockpit wirkt hochwertig und ist ausschließlich vollausgestattet zu haben. Neben der aktuellen Infotainment-Generation gehören auch digitale Instrumente zum Serienumfang.

SAIC-VW Viloran
SAIC-Volkswagen
Der chinesische Viloran (hier im Vergleich zum VW Sharan) fällt durch seine Größe durchs Europa-Raster.

Luxus auf allen Plätzen

Beim Antrieb setzt der VW Viloran auf einen Zweiliter-Vierzylinder-TSI, der es auf 220 PS und 350 Nm Drehmoment bringt. Gekoppelt wird dieser im Viloran mit der Modellbezeichnung 380 TSI an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Vorderradantrieb. Der Viloran erhält obendrein ein Panorama-Glasdach, ein klangstarkes Dynaudio-Soundsystem und ein Fahrassistenz-Paket mit Abstandsregeltempomat, Stauassistent und allerlei Kameras rund um das Auto. Kostenpunkt in China: umgerechnet 42.000 Euro. Klingt nach einem saucoolen Sharan-Nachfolger, oder? Jein. Das Problem: Der Viloran ist mit seinen 5,3 Meter Länge schlicht ein ganzes Stück zu groß für Europa.

Da hilft es auch nicht, dass der zweite Joint-Venture-Partner in China, FAW-Volkswagen, mit dem Talagon bereits das nächste Familien-Flaggschiff auf MQB-Basis an den Start bringt. Der Talagon entstammt der Studie SMV und ist so etwas wie die Crossover-Version des Viloran. Wer's in China gerne etwas robuster hätte, findet im Teramont das passende SUV. In den USA heißt das MQB-Dickschiff dann Atlas. Egal wo: Für europäische Parkhäuser und Parkbuchten sind alle MQB-Riesen zu groß. Was bleibt ist die Hoffnung, dass die Wolfsburger sich doch noch aufraffen können, und eine etwas kürzere MQB-Version zusammenrühren, auf der dann ein VW Variosport für Europa aufbauen könnte.

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Fazit

Auf einen Sharan-Nachfolger zu wetten, macht im Augenblick wenig Sinn. Vor allem deshalb, weil die Wolfsburger ja auch ohne den Sharan durchaus noch Familienautos im Angebot haben. Wem der in verschiedenen Längen verfügbare Caddy oder der große Multivan zu "würfelig" ist, findet perspektivisch ja vielleicht noch am elektrischen ID. Buzz gefallen. Spannend ist lediglich der Blick nach China und auf die super-variable MQB-Plattform. Sollte sich in China der Bedarf für ein kompakteres Familienauto auftun, wäre so ein Variosport für Europa tatsächlich eine leichte Übung.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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