Audi A6 C8 (2018) und BMW 5er G30 im Vergleich
Welche Business-Limousine besser ist

Auto Salon Genf 2018

Audi war mit dem A6 im Vergleich zum BMW 5er zuletzt etwas ins Hintertreffen geraten und möchte nun mit der neuen Generation aufholen. Ob das gelingt, klärt der Vergleich mit dem 5er.

Audi A6 C8 und BMW 5er G30 im Vergleich
Foto: ams

Die Zahlen vom vergangenen Jahr zu nehmen, ist etwas unfair: Die neue Generation G30 des BMW war gerade erste auf dem Markt, während der Audi A6 seinem Modellwechsel entgegen trudelte. So gesehen muss Audi Platz 3 im deutschen Premium-Triumvirat der Oberklasse nicht peinlich sein. Im Gegenteil, mit 38.856 Neuzulassungen schlug sich das angejahrte Modell nicht schlecht. Für den BMW 5er meldet das Kraftfahrt-Bundesamt 42.840 Exemplare. Meistverkaufter der Klasse war in Deutschland die E-Klasse von Mercedes mit 47.845 Neuzulassungen. Bei ihr ist das Angebot allerdings auch schon komplett ausgerollt. Wir vergleichen die beiden neuesten Konkurrenten: Den brandneuen Audi A6 mit dem BMW 5er, zunächst statisch – der A6 stand noch nicht zum Fahren bereit.

Alle Frühlings-Weltpremieren

Karosserie und Innenraum

BMW 540i xDrive, Seitenansicht
Wolfgang Groeger-Meier
Der 5er hat einen sechs Zentimeter längeren Radstand als der Audi.

Wer die Abmessungen von Audi A6 und BMW 5er anschaut, wird zunächst wenige Unterschiede feststellen: Länge und Breite sind praktisch identisch. Die Höhe der beiden Limousinen unterscheidet sich um einen Zentimeter.

Der sechs Zentimeter längere Radstand des BMW gibt einen Hinweis auf das unterschiedliche Konstruktionsprinzip: Der Audi kam als Frontantriebsauto auf die Welt, der Motor liegt darum vor der Vorderachse. Das sorgt für einen vergleichsweise langen vorderen Überhang und eine gewisse Kopflastigkeit. Die ist bei den Modellen mit Frontantrieb durchaus gewollt, damit mehr Gewicht auf der Antriebsachse lastet, was die Traktion verbessert, auch wenn sich die Achslast beim Beschleunigen dynamisch nach hinten verlagert.

Gemeinsamkeiten: Gewichtsverteilung, Kofferraumvolumen

Audi weist aber darauf hin, dass die Quattro-Modelle unter anderem dank der in den Kofferraum verlegten Starterbatterie und des Lithium-Ionen-Akkus für den Mildhybrid eine ausgeglichene Gewichtsverteilung von 50:50 haben. Auch der 5er verteilt laut BMW sein Gewicht gleichmäßig auf die Achsen. Noch eine Gemeinsamkeit: Beide Limousinen-Kofferräume sind mit 530 Litern angegeben, die Sitzlehne klappt dreiteilig im Verhältnis 40:20:40.

Erster Eindruck: So sitzt es sich in A6 und 5er

Audi A6 Limousine (2018) Interieur
Audi
Im Raumangebot gibt es zwischen A6 (Bild) und 5er keine wesentlichen Unterschiede.

Wer im Fond sitzt, wird in beiden Limousinen genügend Platz und komfortable Polster vorfinden, der Unterschied ist gering. Vorn unterscheiden sich beide Limousinen hingegen deutlich: BMW setzt den Monitor auf die Armaturentafel und auf konventionelle Schalter, ergänzt um Gesten- und Sprachsteuerung. Das hat den klaren Vorteil, dass sich nicht nur BMW-Fahrer in den Basisfunktionen sofort zurechtfinden.

Geht es tiefer in die Menüs, kommt das an sich sehr kluge iDrive inzwischen an seine Grenzen; BMW versucht dem, durch Kacheln und mehrere Bedienmöglichkeiten entgegegenzusteuern: Außer über den Drehdrückkipp-Knubbel neben dem Wählhebel bietet der Touchscrenn auch Wisch- und Zoomgesten an. Während die Gestensteuerung Geschmackssache ist und ihre Funktionssicherheit vom Geschick des Bedieners abhängt, überzeugt die aufmerksame Sprachsteuerung als guter Zuhörer und zuverlässiger Befehlsempfänger.

Audi installiert bis zu drei Monitore, von denen einer vor allem für die Klimabedienung zuständig ist. Einen praktischen Drehregler für die Lautstärke und zum Stummschalten haben beide, doch ansonsten unterscheidet sich die Bedienkonzepte deutlich: Im Audi klickt sich der Fahrer auf einem der beiden Touchscreens durch die Menüs. Dabie reagieren die Glasflächen ähnlich wie echte Schalter. Das sieht schick aus und funktioniert sehr gut. Der optionale 12,3-Zoll-Monitor beeindruckt mit scharfer Darstellung und rechnet ruckfrei die 3D-Ansichten der 360-Grad-Kamera durch – das Auto kann mit den Fingern gedreht und gekippt werden.

Assistenz und Vernetzung

Audi A6 Limousine (2018) Interieur
Audi
Audi instrumentiert den A6 mit bis zu drei Bildschirmen.

Die Parkkamera ist nicht der einzige Trick, den der A6 beim Einparken draufhat: Per Smartphone-App parkt die Limousine auch ohne Fahrer ein. Das kann der 5er ebenfalls, hier steuert der Fahrer das Ein- und Ausparken über den Schlüssel. Freie Parkplätze findet der 5er über das Online-Navi, der A6 bekommt nach dem Marktstart eine ähnliche Funktion. Über Car-to-X soll der Audi seinen Fahrer außerdem vor Gefahren warnen können.

A6 und 5er beobachten gegen Aufpreis ihre Umgebung, fahren im Stau und auf der Autobahn teilautonom – hier schenken sich beide Firmen nichts. Auch die Fächer Konnektivität und Digitalisierung haken sie mit Bluetooth, WLAN und Wireless Charging locker ab. Für Android-Nutzer bietet der A6 außerdem eine Zusatzfunktion: Das Smartphone wird zum Zündschlüssel.

Antrieb und Fahrwerk

BMW 530e iPerformance Luxury Line, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
BMW bietet den 5er auch als Plug-in-Hybrid an, Audi hybridisiert alle A6 mild.

Abgesehen von der geografischen Nähe der Firmensitze von Audi und BMW ist der A6 zahlenmäßig ein Verfolger des 5er. Auch die sportliche Ausrichtung eint beide. Wobei Audi seine Sportlichkeit eher über Technik wie Allradantrieb und Allradlenkung herleitet, während BMW mit ausgewogener Gewichtsverteilung und austariertem Fahrgefühl argumentiert. Denn Allradantrieb und –lenkung liefert auch BMW. Wo also liegt der technische Vorsprung des jüngeren Audi? Auf der Hand: Denn Audi liefert sämtliche neuen A6 mit Mildhybrid-Technik aus. Die Sechszylinder bekommen ein Bordnetz mit 48 Volt, das stärkeres Rekuperieren und längere Rollphasen mit ausgeschaltetem Motor erlaubt. Bis zu 0,7 Liter Benzin oder Diesel soll das sparen – auf der Straße.

BMW hat beim 5er kein 48-Volt-Bordnetz, aber dafür einen Plug-in-Hybrid im Angebot. Dass der 5er ein breiteres Motorenprogramm bietet, liegt schlicht daran, dass er schon fast anderthalb Jahre auf dem Markt ist. Audi startet zunächst mit einem Benzin- und Dieselmotor. Der 50 TDI hat drei Liter Hubraum und 286 PS, der TFSI kommt auf 340 PS.

Fazit

Mit seinem Einstiegspreis von 58.050 Euro kostet der A6 50 TDI exakt 2.350 Euro weniger als ein BMW 530d xDrive. Und das, obwohl der A6 im Vergleich zum Vorgänger um 2.500 Euro teurer geworden ist. Von Audi ist zu hören, dass eine bessere Ausstattung den höheren Preis ausgleichen soll. Der finanzielle Abstand zwischen A6 und 5er bliebe dann gewahrt. Doch wegen ein paar Prozent Preisunterschied wird sich niemand für den einen oder anderen entscheiden, dafür sorgt schon der klare Unterschied im Charakter der beiden Limousinen: Hier der fahraktive 5er mit seinem intuitiven iDrive und den klassischen Proportionen einer Limousine mit Standardantrieb. Dagegen gibt der A6 durch optische Betonung des Quattro-Allrads, ein Bildschirm-intensives Bedienkonzept und Mildhybridisierung den Dr.-Ing. der Oberklasse.