Audi- und Mercedes-Neuheiten bis 2016
Vergleich der Premiumhersteller

Mercedes hat seine neue C-Klasse bereits enthüllt, Konkurrent Audi muss sich mit dem Konter in Form des A4 bis 2015 gedulden. Beide Premiumhersteller warten mit einigen Neuheiten auf.

Audi A4, Mercedes C-Klasse, Frontansicht
Foto: Christian Schulte

Geduld ist eine Tugend, die bei den meisten Autobossen nicht sonderlich ausgeprägt ist. Geduld heißt warten und womöglich zuschauen, wie andere bereits voranpreschen. Audi bleibt gerade nichts anderes übrig – zumindest wenn es um den A4 geht.

Während Mercedes mit der neuen C-Klasse schon im März in den Verkauf geht, lässt der Audi A4 noch ein weiteres Jahr auf sich warten – zwölf lange Monate, in denen die Mercedes C-Klasse als Technologieträger in diesem Segment punkten kann. Zumal auch das gründlich modifizierte Design für sehr viel Aufsehen sorgt.

Audi A4 muss auf Gebieten wie der Raumausnutzung punkten

Eine so deutliche Neupositionierung ist beim Nachfolger des A4 nicht zu erwarten. Denn obwohl mittlerweile der Designchef ausgetauscht wurde und jetzt Marc Lichte (vorher bei VW) den neuen Stil der Marke bestimmen wird, hat er auf den Audi A4 keinen Einfluss mehr. Ulrich Hackenberg hat als wiederberufener Entwicklungschef zwar noch einmal die Scheinwerferform schärfen lassen, mehr konnte er aber nicht ändern.

Der Audi A4 muss auf anderen Gebieten punkten – was ihm womöglich bei der Raumausnutzung gelingen könnte. Denn die Mercedes C-Klasse ist mit dem Modellwechsel zwar um 95 Millimeter auf 4,67 Meter Länge gewachsen, doch das Platzangebot hat davon wenig profitiert. Den Raum beanspruchen die neue Vierlenker-Vorderachse und die größere Batterie, die für die Plug-in-Hybriden (ab 2015) eingesetzt werden.

Hinzu kommen gewisse Zugeständnisse an die Optik: Die dynamisch geformte C-Säule und der flache Dachverlauf der Mercedes C-Klasse erschweren den Zugang zum Fond und sorgen für Einschränkungen bei der Kopffreiheit.

Mercedes C-Klasse mit optionaler Luftfederung

Der Audi A4 bleibt in seinen Dimensionen mit einer Länge von 4.701 Millimetern und einer Breite von 1.826 nahezu unverändert, die Höhe beläuft sich auf 1.417 Millimeter. Bei Rundumsicht sowie Ein- und Ausstieg dürfte Audi keine Kompromisse eingehen, dafür ändert sich das Package zu wenig. Da bislang in puncto Raumangebot in den Vergleichstests zwischen Mercedes C-Klasse und Audi A4 eine Pattsituation herrschte, hat der Audi A4 in dieser Hinsicht Chancen, gegenüber Mercedes etwas stärker zu punkten.

Schwieriger wird es, in Sachen Assistenzsysteme zu kontern. Obwohl eine Stereokamera nicht vorgesehen ist, will Audi durch spezielle Sensortechnik sicherstellen, dass auch der neue A4 wie die Mercedes C-Klasse auf Querverkehr reagieren kann und im Notfall automatisch abbremst, falls jemand überraschend vor das Auto springt. Eine Luftfederung rundum, wie sie für die Mercedes C-Klasse optional erhältlich ist, findet sich in der Aufpreisliste allerdings nicht.

Dafür treibt Audi bei allen A4- und A5-Ablegern die Vision vom autonomen Einparken weiter voran. Nicht zum Verkaufsstart, aber etwas später lässt sich dann über die Internet-Dienste des Autos ein Parkplatz reservieren und online bezahlen. Die Technologie des volldigitalisierten Cockpits übernehmen alle Mittelklasse-Derivate vom TT – der Fahrer kann also die Hinweise des Navigationssystems größer anzeigen lassen, wobei Tacho und Drehzahlmesser entsprechend kleiner dargestellt werden. Im Gegensatz zumAudi  TT ist hier aber ein zusätzlicher Bildschirm für den Beifahrer vorgesehen, damit der sich an Bewegtbildern erfreuen kann, während sich der Fahrer voll auf den Verkehr konzentrieren muss.

Ultra-Technologie ein Steckenpferd von Audi

Ein weiteres Steckenpferd des neuen Entwicklungschefs Ulrich Hackenberg: die Ultra-Technologie. Gemeint ist damit eine intelligente Mischbauweise verschiedenster Materialien. Dadurch steigt nicht nur der Anteil von Aluminium, Magnesium und Carbon, sondern auch der Einsatz naturbasierter Fasern wie Basalt oder Leinen.

Mit dem Audi A3 1.6 TDI Ultra (110 PS) hat die Marke bereits im letzten Jahr einen ersten Vorboten dieser Philosophie ins Rennen geschickt. Der CO2-Ausstoß liegt hier bei nur 85 g/km, die Gewichtseinsparung gegenüber der konventionellen Variante beläuft sich auf immerhin 100 Kilogramm. Mit dem Modellwechsel zieht dann auch beim Audi A4 der 1.4 TSI (122 und 180 PS) ein, der dank Zylinderabschaltung ebenfalls zu den Spartriebwerken zählt.

Mercedes und Audi setzen auf Plug-in-Hybrid

Beide Marken setzen künftig auch in diesem Segment auf Plug-in-Hybride, die Plattformen sind entsprechend konstruiert worden. Unterschiede in der Philosophie gibt es aber auch hier: Mercedes geht davon aus, dass eine rein elektrische Reichweite von 30 Kilometern ausreicht, und möchte auf den Einsatz allzu großer Batterien verzichten, Audi erhofft sich mit 50 Kilometern Vorteile bei der Abgaszertifizierung in den USA und China.

Spannend wird auch das Duell der Derivate: Neu ist das Mercedes C-Cabrio als Audi A5-Cabrio-Konkurrent – beide mit Stoffverdeck. Im direkten Vergleich zeigt sich Audi aber noch facettenreicher, denn mit dem Audi A5 Sportback gibt es auch eine viertürige Version. Dieses Segment überlässt Mercedes vorläufig dem frontgetriebenen CLA Shooting Brake auf A-Klasse-Basis.

Bei diesem Duell sollte man den Konkurrenten BMW nicht vergessen, der beide Marken toppt. Auf den geräumigen BMW 3er GT haben weder Audi noch Mercedes eine Antwort. Kein Wunder, dass bei der auto motor und sport-Wahl "Best Cars 2014" auf die Frage, welche Automarke sich derzeit im Trend befindet, ein klares Leservotum zustande kam: BMW mit deutlichem Abstand vor Audi und Porsche, gefolgt von Mercedes auf Rang vier. Bei dieser Aufholjagd muss die Marke mit dem Stern mehr Geduld an den Tag legen, als den Verantwortlichen lieb sein dürfte.

FAZIT: Mercedes hat die Nase vorn

Audi-Vorzüge, Design: Audi hat in Punkto Design etwas an Renommee verloren, liegt bei den auto motor und sport-Lesern aber noch vorne.

Multimedia: Eine Bank bei Audi. Das Touchpad gab es schon vor Mercedes, allerdings nicht in Form eines Handschmeichlers.

Kosten: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei Audi besser.

Audi-Nachteile, Technik: Für den neuen Audi A4 wird es keine Luftfederung rundum geben, auch eine Stereokamera als Extra fehlt.

Motoren: Der Baukasten ist für Plug-in-Hybride vorbereitet, sie kommen aber später als bei Mercedes, voraussichtlich erst 2016.

Mercedes-Vorzüge, Technik: Da die Mercedes C-Klasse viele Innovationen der S-Klasse übernimmt, ist sie ein Technologieträger in der Mittelklasse.

Design: Gegenüber Audi holt Mercedes stark auf und traut sich, mit der Mercedes C-Klasse neue Wege einzuschlagen.

Umwelt: Verbrauchseinsparungen durch niedrigen cw-Wert, ab 2015 Plug-in-Hybrid, zwei Modelle unter 100 g/km CO2.

Mercedes-Nachteile, Raumausnutzung: Nach der A-Klasse gibt es auch bei der Mercedes C-Klasse Einschränkungen bei der Raumausnutzung im Fond und der Rundumsicht.

Bedienung/Connectivity: Mercedes holt mit der neuen C-Klasse stark auf, aber BMW und Audi sind immer noch Benchmark.

Schaulaufen mit dem GLA

Der kleine SUV auf Basis der A-Klasse ist die jüngste Modellerweiterung von Mercedes. Wie sind die ersten Reaktionen in der Fußgängerzone?

Das Design eines Autos ruft Reaktionen hervor. Auch im Stand. So verwundert es nicht, dass sich auf dem Stuttgarter Schlossplatz schnell eine interessierte Menschentraube um den neuen Mercedes GLA gebildet hat. Selbst die kurzen Regen- und Graupelschauer schrecken nicht ab, Türen und Kofferraumklappe zu öffnen. "Interessantes Auto", sagt ein Mann in Anzug und schwarzem Mantel. "Der steht bei uns im Unternehmen gerade als Firmenwagen zur Diskussion. Der Kofferraum ist allerdings ziemlich klein – nichts für den Skiurlaub."

Drei ältere Herren nehmen den Innenraum des Mercedes GLA genauer in Augenschein. Im engen Halbkreis stehen sie beisammen und diskutieren. Das Thema: die Verarbeitungsqualität. Wie sich herausstellt, sind die drei ehemalige Daimler-Werksarbeiter und positiv überrascht vom Interieur des GLA. "Das ist ja alles schön und gut", sagt einer von ihnen, "aber wie sieht es eigentlich mit dem Preis aus?"

Auch andere Passanten horchen nun auf. Da war sie, die Preisfrage. Neben ihnen steht das Topmodell – der Mercedes GLA 250 mit 211 PS. Einstiegspreis: 35.284 Euro. Die Männer schmunzeln: "Nicht gerade günstig." Die Preise für den Mercedes GLA 200 beginnen allerdings bereits bei 29.304 Euro.

Und das Design? "Das Auto ist eher was für jüngere Leute", meinen die älteren Herren noch. Diese Ansicht teilt auch Denis Martin. Langsam läuft er einige Kreise um den Wagen und zieht seine Kopfhörer ab. "Der sieht ja noch besser aus als auf den Bildern." Sein Grinsen wird breiter. "Ein Swag-Mobil mit knackigem Hintern." Einige Regenschauer und Dutzende Passanten später wird klar: Das Design des Mercedes GLA kommt an – besonders bei der jungen Generation.