BMW i8 Mirrorless auf der CES 2016
Wir haben den spiegellosen i8 ausprobiert

BMW präsentiert auf der CES in Las Vegas mit dem BMW i8 Mirrorless eine Kameratechnologie, die die klassischen Außenspiegel überflüssig macht. Wir haben den BMW i8 ohne Außenspiegel ausprobiert.

BMW CES 2016 Rückspiegel Kamera i8 Sperrfrist 6.1.
Foto: BMW

BMW i8 Mirrorless ohne toten Winkel

Wie schon bei zahlreichen Studien anderer Autohersteller, werden an den Stellen der Außenspiegel auch bei der BMW-Studie an kleinen Trägerarmen Kameras installiert. Eine weitere Kamera befindet sich am oberen Rand der Heckscheibe. Die Bilder der drei Kameras werden auf einem Display wiedergegeben, das an der Stelle des Innenspiegels prangt. Nach BMW-Darstellung sollen dabei die Bilder einen größeren Panorama-Blickwinkel vom rückwärtigen Geschehen zeigen, als es die Spiegel ermöglichen. Selbst kleine und schmale Verkehrsteilnehmer wie Fahrräder werden erfasst - einen toten Winkel soll es nicht mehr geben.

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Das Spiegeldisplay entspricht in seinen Abmessungen 300 mm x 75 mm ungefähr dem einen konventionellen Rückspiegel. Der Clou, es können Warnhinweise eingeblendet werden, je nach Verkehrsgeschehen. Setzt der Fahrer also den Blinker zum Überholen und nähert sich ein Fahrzeug von hinten mit hohem Tempo, so erscheint ein auffälliges Warn-Symbol im Spiegel. Will der Fahrer zum Beispiel nach rechts abbiegen und schlägt dazu das Lenkrad ein, so schenkt auch das Bild im Spiegel in die Abbiege-Richtung. Des Weiteren lassen sich in das Display entsprechende Linien zum besseren Einparken einblenden und auch der Beifahrer kann auf dem Screen seine Seite kontrollieren, um z.B. beim Aussteigen den Verkehr zu beobachten.

BMW CES 2016 Rückspiegel Kamera i8 Sperrfrist 6.1.
BMW
Statt Rückspiegel, zeigt ein Display Bilder von drei Kameras.

BMW i8 wird schmaler ohne Spiegel

Die schmalen und aerodynamischen Träger der Außenkameras reduzieren nicht nur die Sichtbehinderung nach vorne. - auch Windgeräusche werden minimiert, der cW-Wert optimiert, der Verbrauch gesenkt und Regenwasser von den Scheiben geleitet. Das Gorilla-Glas der Kameras ist bruchsicher, kratzfest und mit einer Antischmutzbeschichtung versehen. Dank der neuen Kameraspiegel reduziert sich zudem die Fahrzeugbreite des BMW i8 auf 1.942 mm.

BMW CES 2016 Rückspiegel Kamera i8 Sperrfrist 6.1.
BMW
Der BMW i8 ohne Außenspiegel fällt schmaler aus - auch der cW-Wert verbessert sich.

So fühlt sich das Fahren ohne Außenspiegel an

Unterwegs im BMW i8 Mirrorless, dem aktuell wohl teuersten Modell der Baureihe. Schließlich wurde bisher nur ein einziger Prototyp gebaut, dessen Wert im siebenstelligen Euro-Bereich liegt. Aber dieser Prototyp verwirklicht endlich das, was uns seit über zehn Jahren auf beinahe jeder Automesse als Traum verkauft wird: Der i8 Mirrorless kommt ohne Spiegel und ohne toten Winkel aus.

Die ausladenden Außenspiegel des i8 werden bei der Mirrorless-Variante durch von kleinen Armen gehaltene Kameras ersetzt. Diese Stummel müssen sein: Der Gesetzgeber verlangt, dass die Sichtachse nach hinten über die breiteste Stelle des Fahrzeugs eine gerade Linie bildet. Der Fahrer sieht das Geschehen hinter dem Auto und auch seitlich des Fahrzeugs in einem einzigen Bildschirm, der an der Stelle hängt, wo früher der Innenspiegel saß.

Komfortabel: Spiegeleinstellungen gehören der Vergangenheit an, die Kameras sind immer gleich positioniert. Der Prototyp ermöglicht zwei Darstellungen: Zum Einen eine dreigeteilte "Triptychon"-Ansicht zu Testzwecken, zum Anderen eine rechnerisch zusammengefügte Ansicht, die der späteren Serienansicht schon sehr nahe kommt. In die Mitte dieser Serienansicht wird ein Abbild des i8 projiziert, damit der Fahrer das Bild einordnen kann: Was passiert gerade direkt hinter dem Fahrzeug, was rechts und links davon.

BMW CES 2016 Rückspiegel Kamera i8
BMW
In die Mitte dieser Serienansicht wird ein Abbild des i8 projiziert, damit der Fahrer das Bild einordnen kann: Was passiert gerade direkt hinter dem Fahrzeug, was rechts und links davon.

Schluss mit dem Schulterblick

Und gerade wenn es um das Geschehen neben dem Fahrzeug geht, muss der Fahrer sich gründlich umgewöhnen: Der beim Spurwechsel instinktive Blick durch die Seitenscheibe und der Schulterblick sind nicht mehr notwendig - wer wissen will, was neben seinem Wagen los ist, muss in den Innenspiegel-Monitor schauen. Das Bild dieses Monitors ist auch bei dunklen Lichtverhältnissen und schlechten Wetterbedingungen exzellent. "Die Technik soll auf jeden Fall ein besseres Bild ermöglichen, als wenn der Fahrer sich umdreht und nach hinten schaut.", erklärt uns Philipp Hoffmann, Projektleiter des Mirrorless-Systems für den i8 und den i3. Ermöglicht wird dies nicht durch eine Nachtsichtfunktion, sondern durch eine sehr sensible Kameratechnik, so Hoffmann. Eine Besonderheit des Prototyps sind noch die kleinen Dreiecke in den Kamera-Armen rechts und links. Diese leuchten warnend, wenn sich ein Fahrzeug rechts oder links nähert. Diese Warn-Dreiecke sind nur für den Fall da, dass der Fahrer bei hohen Autobahngeschwindigkeiten versehentlich noch in Richtung der nicht mehr existenten Außenspiegel schaut. In die spätere Serienproduktion werden sie wohl keinen Einzug finden.

Projektleiter Hoffmann weist noch auf einen weiteren Vorteil der Mirrorless-Technik hin: Der Entfall der Außenspiegel sorgt beim i8 für eine um drei Prozent verbesserte Aerodynamik. Dies führt wiederum entweder zu einem um ein Prozent gesenkten CO2-Ausstoß oder zu einer um ein Prozent verlängerten Reichweite.

Wann geht die Mirrorless-Technik in Serie?

Die EU nimmt die Zulassungs-Regularien für Fahrzeuge ohne Spiegel jetzt in Angriff. Die verkaufsstarken Märkte USA und China passen ihre Zulassungsvorschriften nicht vor 2017 an. Da also der Gesetzgeber den technischen Entwicklungen hinterher hinkt, müssen Kunden auf die im Prinzip serienreife Technik noch ein bisschen warten.

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