Peugeot 208, Ford Fiesta & B-Max
Die sparsame Kleinwagenzukunft

In Kleinwagen geben künftig verstärkt Dreizylinder-Motoren den Ton an. Bei Ford
startet die neue Motoren-Generation 2012 im überarbeiteten Fiesta, bei Peugeot im gleichen Jahr im Nachfolger des 207. Alles über Technik, Design und wie die Konkurrenz kontert.

Ford Fiesta Facelift
Foto: Christian Schulte

Bislang wurden Otto-Motoren erst ab vier Zylindern wirklich ernstgenommen. Alles darunter fiel unter das Stigma unkultiviert, laut und leistungsarm. Doch die Zeiten ändern sich - Stichwort Downsizing plus Aufladung. VW beweist bereits, dass ein 1,2-Liter als TSI ausreicht, um VW Golf oder Skoda Octavia zu guten Fahrleistungen und niedrigen Verbräuchen zu verhelfen. Doch für die Klassen darunter sind noch kleinere Motoren gefragt - und da sieht es nach einem Boom von Dreizylinder-Benzinern mit und ohne Aufladung aus. 

Unsere Highlights

Ford bringt Einliter-Turbo-Dreizylinder

So erweitert Ford zukünftig seine neue Ecoboost-Motorenfamilie um einen Einliter-Turbo-Dreizylinder nach unten. Er soll im Ford Fiesta bis zu 90 PS leisten und wird dort ab 2012 eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt erhält der Kleinwagen zudem eine Modellpflege, bei der seine Motorenpalette auch nach oben ergänzt wird. Neu im Angebot: ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit Direkteinspritzung und etwa 150 PS, der bereits Ende dieses Jahres seine Premiere im neuen Focus feiern wird. Später will Ford diesen Motor auch als Antriebseinheit für den VW Polo GTI-Konkurrenten Ford Fiesta ST einsetzen 175 PS sind für das Top-Modell angepeilt.

Am Design des Ford Fiesta soll sich nur wenig ändern

Während unter der Haube also einige gravierende Veränderungen auf den Ford Fiesta warten, soll das dynamische Design des kleinen Kölners nahezu unverändert bleiben. Da der Absatz stimmt, sieht man bei Ford in diesem Punkt keinen großen Handlungsbedarf. Lediglich der Grill wird leicht modifiziert. Wie bei den aktuellen Überarbeitungen von Ford S-Max, Ford Galaxy und Ford Mondeo in diesem Jahr erhält er die hexagonale Form. Darüber hinaus setzt Ford auch beim Fiesta die charakteristisch platzierten LED-Tagfahrlicht-Leisten für die höheren Ausstattungslinien Titanium und Ghia ebenso auf die Aufpreisliste wie neue Fahrerassistenzsysteme. Nach der Rückfahrkamera, die seit wenigen Wochen für den nach hinten unübersichtlichen Ford Fiesta zum Preis von 805 Euro im Angebot ist, werden ein Spurhalte- sowie ein Toter-Winkel-Assistent folgen. Trotz der neuen Motoren und dem üppigeren Angebot an Sicherheits-Features sollen die Preise beim Fiesta nach der Modellpflege nahezu unverändert bleiben.

Peugeot 207-Nachfolger mit neuem Design

Große Preiserhöhungen sind auch beim neuen Peugeot 208 nicht zu erwarten. Dabei unterscheidet er sich deutlich vom Vorgänger Peugeot 207. Da wäre zunächst das komplett neue Design. Das große Kühlermaul weicht einer dezenteren Version mit integriertem Peugeot-Schriftzug. Der nun dreidimensionale Löwe wird auf der Motorhaube von einer nach vorne zulaufenden Sicke eingerahmt. Auffällig sind die großen Lufteinlässe unten in den Kotflügeln. Am Heck nimmt der neue Chefdesigner Jean-Pierre Ploué Anleihen beim ersten modernen Kleinwagen von Peugeot, dem 205. Hinten wird der Peugeot 208 breit und kurz, was ihm einen muskulös-dynamischen Auftritt verleiht. Das Ganze ist nicht nur ein Designer-Kniff, der Peugeot 208 wird tatsächlich etwas kürzer als sein Vorgänger. Außerdem verordnen die Entwickler der Baureihe eine umfangreiche Diät. Der Neue soll mindestens 100 Kilogramm leichter werden.

Auch Peugeot setzt künftig auf Dreizylinder-Motoren

Bei den Motoren setzt Peugeot wie Ford künftig verstärkt auf eine neue Dreizylinder-Generation mit einem Hubraum von höchstens einem Liter, der bei den Franzosen mit und ohne Aufladung angeboten werden soll. Die Leistungsspanne liegt zwischen knapp 70 und gut 90 PS. Intern werde sogar darüber diskutiert, diesen Motor mit einer Leistung von bis zu 120 PS aufzulegen und dafür den bisherigen, gleichstarken VTi-Vierzylinder zu streichen. Auch die kleinen Dieselmotoren werden langfristig aus dem Programm verschwinden. Angesichts der Fortschritte bei kleinen Benzinern sind sie aufgrund der teureren Herstellung nicht mehr rentabel. Peugeot plant für die Zukunft zudem eine Hybridisierung des neuen Downsizing-Benziners, was den CO2-Ausstoß drastisch senken würde. Einen Einführungstermin gibt es aber noch nicht.

Sicher ist dagegen: Im Laufe des Modellzyklus wird der Peugeot 208 ein neues, 200 PS starkes Top-Modell namens Peugeot 208 GTI bekommen angetrieben vom 1,6-Liter-Turbobenziner aus der Kooperation mit BMW. Ob der Kombi SW bleibt, ist dagegen noch nicht entschieden. Da diese Karosserie-Variante in vielen Ländern der Welt nicht gefragt ist, steht sie auf dem Prüfstand. Klar ist aber, dass das Blechdach-Cabrio Peugeot 207 CC voraussichtlich gut ein Jahr nach Einführuung des Peugeot 208 erneut einen Nachfolger mit Variodach bekommen wird. "Die Verkaufszahlen dieses Konzepts stimmen, und außerdem unterscheiden wir uns damit sehr gut von Citroen", heißt es aus Paris.

Peugeot plant für jede Baureihe ein Topmodell

Die Schwestermarke wird ihr Cabrio in dieser Klasse, den offenen Citroen DS3, mit einem Stoffverdeck ausstatten. Anders als bisher wird es bei Peugeot auf der Kleinwagen-Konzern-Plattform noch ein Crossover-Modell mit optionalem Allradantrieb geben quasi einen kleinen Bruder des Peugeot 3008. Als Name ist aber nicht die eigentlich logische Zahlenkombination 2008 im Gespräch. Die neue Strategie: Jede Baureihe bekommt ein Top-Modell mit Buchstaben-Kombination. Beim Peugeot 308 wurde dies mit dem Sportcoupé RCZ bereits umgesetzt. Auch bei der Ausstattung wird es mit Optionen wie Start-Stopp-System und Xenon-Licht Neuerungen geben. Ob die aus den größeren Baureihen bekannten Systeme wie Head-up-Display, Abstandswarner oder Kurvenlicht für den Peugeot 208 zu haben sein werden, will man erst kurzfristig entscheiden. "Das hängt nur davon ab, ob wir genügend Kundenpotenzial sehen. Das sind für die Kleinwagen-Klasse recht teure Systeme", heißt es bei Peugeot. Und was wird aus dem Peugeot 206+? Das bisher als günstige Alternative zum Peugeot 207 weiterhin angebotene Vorgängermodell bleibt weiterhin im Programm. Die Motoren des Peugeot 206+ werden auf Euro 5 umgestellt, und er bekommt ebenso wie der Peugeot 207 den neuen 1.4 HDi mit 70 PS und Partikelfilter.

BMW und VW arbeiten an neuen Drei- und Vierzylindermotoren

Mit Fiesta und 208 stellen Ford und Peugeot die Weichen für Dreizylinder-Benzinmotoren. Und sind damit nicht allein. Bei Renault-Nissan steht mit dem neuen Micra Anfang 2011 ein direkteinspritzender Dreizylinder mit 98 PS, Kompressoraufladung und einem Normverbrauch von vier L/100 km zur Verfügung. Er wird neben der kommenden Twingo-Generation, bei der Renault mit Daimler kooperiert, auch beim nächsten Smart Einzug halten. BMW entwickelt ebenfalls neue Drei- und Vierzylindermotoren so wie VW für die Kleinstwagen-Familie VW Up an neuen Triebwerken arbeitet. Mit noch weniger Zylindern kommt Fiat aus. Für den Fiat 500 gibt es ab September einen Zweizylinder-Benziner mit knapp 0,9 Liter Hubraum, 85 PS und automatisiertem Schaltgetriebe. Zwei weitere Leistungsstufen mit 65 und 105 PS werden folgen. Mit all diesen kleinvolumigen Triebwerken werden die Autohersteller die magische Grenze von 100 g CO2/km auch mit Benzinmotoren ohne Hybridantrieb locker unterschreiten. Sie vereinen Sparsamkeit mit ausreichend Leistung und akzeptablem Geräuschniveau und vorbei ists mit den alten Vorurteilen.