Gebraucht-Tipp Mazda 3
Schön und gut, wenn die Pflege stimmt

Über lange Zeit wuchsen die Kompaktautos vieler Hersteller stilistisch immer weiter zusammen. Mazda hatte schon immer etwas dagegen und kontert bereits seit Jahren mit wertvollen Designerautos fürs Herz. Der von 2013 bis 2019 gebaute Mazda 3 zeigt, dass das auch in der scheinbar schnöden Kompaktklasse funktioniert.

Mazda 3 Facelift 2016
Foto: Mazda

Wir Autofreunde sind bekanntlich ständig auf Draht, was das Philosophieren über die verschiedensten Modelle angeht. Entweder, wir sind selbst auf der Suche nach einem neuen fahrbaren Untersatz, unser Rat wird von Freunden und Bekannten erfragt, oder wir unterhalten uns schlicht mit Gleichgesinnten über die schlaueste Wahl in einer bestimmten Kategorie.

Speziell, was die hierzulande weitverbreitete Auswahl westeuropäischer Konzernware angeht, wissen wir bestens über die einzelnen Stärken und Schwächen Bescheid, auf die es beim Gebrauchtkauf zu achten gilt. Gerade Kompaktkäufer landen dann letztlich meistens recht nahe am Urmeter Golf. Wer mehr Luxus will, zahlt saftige Aufpreise für süddeutsche Premiumware, nur um dem eigenen Auto noch immer hinreichend oft auf der Straße zu begegnen. Dass das auch anders geht, beweist der Mazda 3 – und das schon seit 2013.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Blicken wir also auf zehn Stärken des Mazda 3 (und ein paar Schwachstellen am Ende).

1. Der stilvolle Auftritt

Ja, bekanntlich liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Doch wäre der Mazda einfach nur ein zuverlässiger Japaner ohne optische Sperenzchen, wäre er ein Toyota. Klingt oberflächlich? Schon, doch achten Sie mal darauf, wie viele Leute zu Crossover und Co. greifen, nur um aus dem optischen Einerlei auszubrechen. Da wirkt der elegante 3 idealerweise mit hübschen Felgen und einer der Mazda-typisch auffälligen Lackfarben gleich wie eine willkommene Abwechslung. So viel ist sicher: Auch wenn die Bewertung der Optik in keines unserer Testschemen passt, ist sie beim Autokauf elementar.

Mazda 3 Skyactiv-D 150, Seitenansicht
Arturo Rivas
Macht was her. Viele Mazda 3 wurden in der irisierenden Präsentationsfarbe Soul Rot Metallic bestellt.

2. Die Limousine

Mögen Sie es noch eine Spur eleganter? Den Mazda 3 gab's auch als hübsche Kompakt-Limousine. Statt 364 Liter, wie im Fünftürer, passen dann immerhin 419 Liter Gepäck in den Kofferraum. Das verliert allerdings an Bedeutung, wenn man das hochpreisige Konkurrenzumfeld der Mazda 3 Limousine betrachtet. Da wären Mercedes CLA, Audi A3 Limousine, und erst bedeutend später erschien das BMW 2er Gran Coupé. Auch hier geht in erster Linie die Form vor der Funktion. Neben den deutlich biederer gezeichneten Stufenheckversionen der Standard-Kompakten gäbe es noch den Fiat Tipo als ansehnliche Budget-Alternative.

Mazda 3 (2017)
Mazda
Mit Stufenheck passt ein wenig mehr Gepäck in den Kompakten. Die Rücksitzlehne ist weiterhin umklappbar.

3. Feine Verarbeitung

Zwei Listenpunkte hat's gedauert, da waren wir bereits beim Vergleich zu Audi und Co. Zugegeben, um hier vollends auf Augenhöhe zu sein, braucht es schon den aktuellen Mazda 3, doch im Vergleich zu günstigeren Kompaktwagen, fällt unser Gebrauchtmodell dennoch mit feinen Fugen und satt-solidem Türgeräusch auf. Im Interieur bleiben die meisten Außengeräusche draußen, wodurch sich Hände und Blick auf wertige Materialien und eine auffallend saubere Verarbeitung konzentrieren können. Das Cockpit wird dadurch zur echten Wohlfühlzone.

Mazda 3 (2017)
Mazda
Das Cockpit gehört eindeutig zu den schöneren Orten im Leben. Hier gibt es im Klassenvergleich auffallend noble Materialien, die zudem sehr sauber verarbeitet sind.

4. Wirtschaftliche Werte

Wer das Herz für sich gewinnt, sollte auch den Kopf überzeugen können. Das gelingt dem kompakten Mazda durch seine Wirtschaftlichkeit. Sein angenehm niedriges Gewicht von gut 1.200 Kilo und eine günstige Aerodynamik (die Limousine schafft cW=0,26) sorgen für angenehm niedrige Verbräuche und rechnerische Maximalreichweiten von über 1.000 Kilometer sogar beim Benziner. Die solide Technik belässt es bei hinreichend günstigen Wartungskosten, ohne Budget für vorprogrammierte Katastrophen.

Mazda 3, Motorenvarianten
Hans-Dieter Seufert
Die Skyactiv-Motoren sind angenehm lebendig und dabei auch noch sparsam. TDI-Freunde könnten den Drehmoment-Bumms vermissen, doch dafür drehen die Mazda-Triebwerke schön linear.

5. Saugmotor-Benziner

Okay, um mit 51 Litern Benzin die 1.000-Kilometer-Marke zu knacken, braucht es den Basismotor und einen sehr geduldigen Gasfuß. Dass Sie so am Wegesrand keine Bäume ausreißen, ist klar, doch dafür trumpfen die Benziner mit einer völlig anderen Eigenart auf: Sie verzichten anders als praktisch das gesamte Konkurrenzumfeld in allen Varianten auf Turbolader. So entstehen auf dem Papier zwar keine Höchstleistungen, doch das frei-flockige Hochdrehen, das (für Vierzylinder) seidige Laufverhalten, und nicht zuletzt der lebendige Antritt der stärkeren Versionen erfreuen noch mal deutlich öfter, als der geringe Verbrauch. Im Maßnahmenpaket "Skyactiv" wurde die innermotorische Reibung reduziert, die Kompression erhöht, und das Lademangement außerhalb der Lastphasen gerückt. Das Resultat ist spritzig und sparsam. Gilt sogar für die objektiv nicht gerade bärenstarke Basismaschine.

Mazda 3 Skyactiv-G 165, Motor
Hans-Dieter Seufert
Dreht freudig: Der fächerbekrümmerte 165-PS-Zweiliter ist ein wunderbarer Saugmotor, der ohne Zwangsbeatmung frei dreht und dabei hübsch sparsam bleibt.

6. Drehzahl-Diesel

Und die Diesel? Hier hat man die Kompression (beim Selbstzünder von Natur aus höher als im Ottomotor) im Vergleich verringert, wodurch ebenfalls etwas mehr Drehfreude und vor allem ein ruhigerer Lauf entsteht. Dabei entsteht zwangsläufig eine Idee weniger Leistung, die jedoch durch Ladedruck wettgemacht wird. So drehen die Mazda-Diesel linearer hoch als TDI und Co. und vermeiden so einen konzentrierten Drehmomentberg bei mittleren Drehzahlen. Mit einer Verbrauchsangabe von 3,8 Liter auf 100 Kilometer, hält der 105-PS-Diesel mit den sparsamsten Kompakten mit.

Das Beste zum Schluss: Alle Motoren packen von Anfang an die Euro-6-Norm.

Mazda 3 Diesel Skyactiv D-105 Motor
Christian Bittmann
Auch die Diesel sind auf Laufverhalten und Sparsamkeit hin optimiert. 3,8 Liter Kombinationsverbrauch gibt Mazda für die (locker ausreichende) 105-PS-Version an. Mit etwas Langmut sind die sogar zu schaffen.

7. Freude am Fahren

Das Vergnügen lässt auch in Fahrt noch nicht nach. Das Auge darf sich über fein gemachte Kombiinstrumente mit zentralem Drehzahlmesser freuen und muss sich dank Head-up-Display in höheren Linien kaum von der Straße entfernen, Gesäß und Körper freuen sich über gute Sitze und eine prima Ergonomie, und das Sportlerherz frohlockt über die angenehm verbindlich rastende Schaltung, die mitteilsame und präzise Lenkung, sowie das angenehm straffe Fahrwerk. Hier muss fairerweise erwähnt werden, dass manch ein Konkurrent eine Idee komfortabler federt als der Mazda.

Mazda G-Vectoring-Control, Mazda 3
Mazda
Unter dem Begriff "G Vectoring Control" verbarg sich eine elektronische Optimierung der Kraftverteilung im Grenzbereich der Kurvenfahrt, kein echtes Torque Vectoring. Fährt trotzdem gut.

8. Lange Haltbarkeit

Neben diesen Vorteilen, die in erster Linie einen Genuss für Auto-Gourmets darstellen, bietet der Mazda 3 erfreulicherweise auch einen der guten alten Japan-Vorzüge: Er ist zuverlässig wie die Kehrwoche im Schwabenländle. Selbst mit mangelnder Pflege, ist speziell bei den Benzinern kaum mit Ausfallerscheinungen zu rechnen. Ein wenig Scheckheftpflege, und dem ewigen Autoleben, steht kaum etwas im Weg. Die Diesel gelten ebenfalls als solide, wollen dazu aber korrekt behandelt werden – dazu am Ende mehr.

Mazda 3, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Gute Figur: Schon in einem früheren Gebraucht-Check konnten wir dem Mazda 3 eine grundsätzliche Solidität zusprechen. Nur auf Rost gilt es zu achten.

9. Gute Ausstattungen

Gleich noch ein Japan-Vorzug: bis auf die zugegebenermaßen etwas spärliche (aber extrem seltene) Basislinie Prime-Line, kommt der kompakte Mazda als Gebrauchter fast immer mit allen nötigen Nettigkeiten daher, die das klassische Autofahren verschönern. Feine Lederbezüge für Lenkrad und Schalthebel, Sportsitze, Klimaautomatik, ein mit etwas Gewöhnungszeit sehr umfangreiches Infotainment-System, das Head-up-Display. Was fehlt, wird dann oft noch über die nicht seltenen Optionspakete abgedeckt. Was dann noch fehlt, ist ein vollständiges Angebot an aktiver Fahrassistenz.

Mazda 3 Facelift 2016
Mazda
Das Head-up-Display ist trotz seiner simplen Klappscheibenlösung gut ablesbar und informativ bestückt.

10. Im Vergleich günstige Gebrauchtpreise

Oft unabhängig von Leistung und Ausstattung kostet der Mazda im Schnitt 1.000 bis 2.000 Euro weniger als ein vergleichbarer Golf. Dessen Inserate überflügeln die Auswahl an Mazda 3 zwar ums 20-fache, doch auch die etwas weniger populäre Konkurrenz ist oftmals teurer als der Schönling aus Hiroshima. Angebot und Nachfrage bestimmen bekanntlich den Preis.

Und was ist schlecht?

Bis hierhin bestand der Artikel aus wohlverdienter Lobhudelei. Natürlich ist der Mazda 3 nicht komplett frei von Schwachstellen. Zunächst wäre da eine fiese alte Mazda-Krankheit: der Rost. Der Schutz vor selbigem ist ab Werk bestenfalls marginal vorhanden, sodass Exemplare mit wenig Pflege und salzfreudigen Straßenmeistereien im Umfeld von unten oft knuspriger aussehen, als manch ein viel älteres Auto. Einige pflegende Maßnahmen sind aus dem Vorbesitz also mitunter wichtiger als die minutiöse Durchführung von Ölwechseln. Bei praktisch allen Gebrauchtkäufen raten wir zu einer professionellen Unterbodenwäsche mit anschließender Hohlraumkonservierung. Leider hilft dies der oftmals rostanfälligen Auspuffanlage nicht weiter – da hilft nur der Tausch.

Mazda 3, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Der Unterboden sieht ohne pflegende Maßnahmen schon nach einigen Jahren überwiegend bräunlich aus - soweit alles noch unproblematisch, aber es lässt sich mit ein wenig Liebe vermeiden.

Gelegentlich kränkeln die in der obersten Linie Sports-Line serienmäßigen Xenon-Scheinwerfer. Bevor hier die Vorschaltboxen oder die Xenonbrenner getauscht werden, empfiehlt sich zunächst eine Kontrolle der Steckverbindungen auf Korrosion.

Die Dieselmotoren – wir tangierten es bereits kurz – sind etwas pingelig, was ihre Rußpartikelfilter angeht. Zunächst empfiehlt sich (wie bei jedem modernen Diesel) eine ausgewogene Fahrweise, die eine gewisse Langmut im Innerstädtischen ebenso umfasst, wie gelegentliche Vollgasetappen mit anschließender Kaltfahrphase. Das hält den Filter länger sauber als häufiger Kurzstreckenverkehr und der völlige Verzicht auf Drehzahl. Geht die Motorsteuerung dennoch in den Rekuperationsmodus (erkennbar durch ein dumpferes Auspuffgeräusch, höhere Leerlaufdrehzahl und einen minimalen Verbrennungsgeruch aus dem Endrohr), gilt es, der Elektronik Zeit zu lassen, das Programm vollständig zu beenden. Wer die Rekuperation ständig abbricht, riskiert, dass zu viel unverbrannter Kraftstoff ins Motoröl gelangt, und so dessen Schmierfähigkeit beeinträchtigt. Langstreckenautos sind hier eher zu bevorzugen.

Fazit

Mit dem Mazda 3 können Sie wenig falsch und viel richtig machen. Selbst, wer nur auf der Suche nach einem möglichst günstigen Kompaktauto ist, darf sich mit ihm ein wenig fürs Herz erlauben, ohne dass das mit höheren Kosten verbunden wäre. Das, und das wonnige Fahrverhalten machen den 3 zu einem echten Favoriten.