Mercedes- und BMW-Zukunftsmodelle
Die Neuauflagen von 3er und C-Klasse

Im nächsten Jahr kommt viel Schwung in die Premium-Mittelklasse: Mercedes präsentiert die überarbeitete C-Klasse schon im Januar, BMW kontert zum Jahresende 2011 mit der Neuauflage des 3er.

Mercedes C-Klasse, BMW 3er
Foto: Christian Schulte

In der Autoszene genügt der Blick in die Verkaufsstatistik, um festzustellen, was Volkes Stimme verlangt: Nach VW in Deutschland besonders häufig Mercedes und BMW. Dort, wo noch vor Jahren Opel Astra und Ford Focus als Verfolger des Dauerbrenners Golf rangierten, stehen mittlerweile BMW 3er und Mercedes C-Klasse - selbst gegen Ende ihres Modellzyklus. Nächstes Jahr dürfte also zusätzlich Schwung in die Mittelklasse kommen, und zwar gleich zu Beginn, wenn Mercedes die renovierte C-Klasse an den Start schickt. 

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Mercedes C-Klasse nähert sich an E-Klasse

Hausintern wird diese Auffrischung Modellpflege - kurz Mopf - genannt und enthält vorwiegend kosmetische Änderungen. In diesem Fall greift Mercedes aber stärker ins Blech ein, gestaltet die Scheinwerfer mit wellenförmigem Abschluss neu, versieht die Front mit einer neuen Schürze und führt serienmäßig in Chrom gefasste Tagfahrleuchten ein. Insgesamt also eine Angleichung an die Mercedes E-Klasse und eine deutliche Aufwertung, die sich im Innenraum fortsetzt: Die Instrumententafel der Mercedes C-Klasse wird komplett überarbeitet, der bisher versenkbare Bildschirm erhält einen festen Platz oberhalb der Mittelkonsole. Außerdem sollen weich geschäumte Oberflächen den aktuell nicht so tollen Material- und Qualitätseindruck sicht- und spürbar verbessern. Verantwortlich dafür ist ein Team unter Interieur-Designchef Hartmut Sinkwitz, das schon im Mercedes SLS für den richtigen Feinschliff sorgte und seine Bemühungen nun auf alle Baureihen ausdehnt.

Mehr Assistenzsysteme und neue Motoren

Im Rahmen der Modellpflege wird zugleich das Angebot an Assistenzsystemen erweitert. So warnt auch die Mercedes C-Klasse künftig vor drohender Übermüdung des Fahrers, gegen Aufpreis gibt es zusätzlich Spurhalte- und Totwinkel-Assistent, die Distronic Plus mit Bremseingriff, aktive Parkführung, Rückfahrkamera, Tempolimit-Assistent mit Einblendung der aktuellen Geschwindigkeitsbegrenzung sowie ein Licht-Paket mit Bi-Xenonscheinwerfern, LED-Tagfahrleuchten und variabler Ausleuchtung der Fahrbahn. Noch mehr tut sich bei den Motoren, wo die weitere Absenkung des Verbrauchs höchste Priorität genießt. So wurden bereits im Laufe des Jahres die Vierzylinder-Benziner auf Direkteinspritzung und Turbo-Aufladung (CGI) umgestellt, jetzt folgen sukzessive das neue Automatikgetriebe mit sieben statt fünf Fahrstufen sowie die Kombination mit einer Start-Stopp-Funktion.

Zudem bereichern zwei Spar-Diesel das Programm - das neue Einstiegsmodell Mercedes C 180 CDI mit etwa 115 PS und der Mercedes C 220 CDI mit 7G-Tronic und Start-Stopp, der nur 119 g CO2 pro Kilometer ausstoßen soll. Und während der V6-Diesel im Mercedes C 350 CDI von 231 auf 265 PS erstarkt, bekommt der Mercedes C 350 CGI einen komplett neuen 3,5-Liter-V6 mit 306 PS bei um rund 20 Prozent gesenktem Verbrauch.

BMW 3er wird zum Jahresende 2011 vorgestellt

Ähnliche Sparziele hat sich auch BMW für den neuen 3er gesetzt, der zum Jahresende 2011 vorgestellt und ab Frühjahr 2012 geliefert wird. Ein wichtiger Baustein sind die zusammen mit PSA entwickelten Vierzylinder-Benziner mit Turbo-Aufladung, die bis zu 245 PS leisten. Erst darüber kommt der Dreiliter-Sechszylinder in BMW 328i (258 PS) und BMW 335i (306 PS) zum Einsatz. Neben dem serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe steht gegen Mehrpreis eine Achtgang-Automatik zur Wahl, die helfen soll, die ehrgeizigen CO2-Ziele zu erfüllen.

Moderne Technik in einer drahtig-eleganten Karosserie

Die Dieselpalette reicht im neuen BMW 3er vom BMW 316d (115 PS) bis zum BMW 330d (245 PS), wobei Letzterer wie der BMW 320d bereits heute die Euro 6-Abgasnorm erfüllt, wenn er mit dem optionalen NOX-Speicherkat ausgerüstet ist. Flankiert werden diese Verbrauchssparmaßnahmen durch ein Paket aus Bremsenergie-Rückgewinnung, bedarfsgerecht geregelter Lichtmaschine, beweglichen Kühlerjalousien zur Verringerung des Luftwiderstands sowie einer rein elektrisch unterstützten Servolenkung. Moderne Technik also, die in einer drahtig-eleganten Hülle steckt, für die BMW-Designchef Adrian van Hooydonk verantwortlich zeichnet. Der Stil ist zwar bereits durch die größeren BMW 7er und BMW 5er der aktuellen Generation bekannt, wirkt aber leichter und dynamischer. Hervorragende Merkmale des neuen BMW 3er sind die neu geformten Scheinwerfer, die großen Lufteinlässe in der Frontschürze sowie die komplex gewölbte Motorhaube mit einer mittigen Vertiefung, die sich vom BMW-Logo über dem Nierengrill bis hin zur Frontscheibe zieht.

BMW 3er Touring und 3er GT werden folgen

In der Länge wächst der BMW 3er um knapp vier, im Radstand um fünf Zentimeter. Mit einem größeren Raumangebot als zuvor soll besonders der im Herbst 2012 folgende Kombi (Touring) aufwarten, schon weil es erstmals zusätzlich einen BMW 3er GT geben wird, der wie die entsprechende BMW 5er-Variante ein Fließheck mit großer Ladeklappe bekommt. In beiden Modellen sorgen spezielle Arretierungssysteme für Ordnung und Sicherheit im Gepäckabteil, während Rückfahr- und seitliche Positionskameras auf Wunsch eine optimale Umfeldüberwachung beim Rangieren ermöglichen.

Bei der Ausstattung folgt BMW im neuen 3er dem Muster von Mercedes: Alles, was für die großen Baureihen angeboten wird, zieht auch hier ein. Im Falle des 3er dürfen Käufer also wählen zwischen Abstandsregeltempomat mit Stop-and-go-Funktion, adaptivem Fernlicht, aktiver Einparkhilfe, Head-up-Display oder einer Anzeige des temporären Geschwindigkeitlimits. Für einen späteren Teil des Modellzyklus steht sogar eine ganz spezielle Antriebsvariante zur Wahl: der BMW 3er mit Dreizylinder-Motor. Gegenüber der Mercedes C-Klasse würde ihn diese Option einzigartig machen. Solche Pläne hat Mercedes zumindest in der Mittelklasse noch nicht - die C-Klasse könnte es eher als Brennstoffzelle geben.

Mercedes CLS und BMW Gran Coupé - Die neuen Konkurrenten

Bislang stand Mercedes mit seinem viertürigen Coupé praktisch allein auf weiter Flur, doch der überraschende Erfolg des Mercedes CLS - 170.000 Exemplare in sechs Jahren - weckte nach VW (Passat CC) nun auch die bayerische Konkurrenz. Allerdings zeigt BMW in diesem Herbst erst eine Studie des Gran Coupé, dessen Serienversion nicht vor 2012 kommt, während bei Mercedes bereits die zweite Generation in den Startlöchern steht: Ihr Debüt erfolgt auf dem Pariser Salon Ende September, die Markteinführung im Januar. Obwohl der neue Mercedes CLS durchaus Ähnlichkeiten mit dem Vorgänger zu erkennen gibt, wirkt er deutlich plastischer und expressiver. Besonders markant sind die geschwungene Seitenlinie mit den stark herausgearbeiteten Radläufen und der weit hervorragenden Kühlermaske mit großem Stern, der ähnlich wie beim Flügeltürer-Sportwagen SLS AMG nur noch von einer Spange gehalten wird.

CLS basiert auf der aktuellen E-Klasse

Als High-Light im Wortsinn können die Scheinwerfer gelten, die erstmals alle dynamischen Lichtfunktionen in LED-Technik bieten. Insgesamt 71 LED sollen den Mercedes CLS auch bei Nacht stilsicher in Szene setzen, wobei sich die Heckleuchten wie Katzenaugen ins seitliche Blech ziehen. Im Innenraum bleibt es beim Konzept mit vier Einzelsitzen, doch eine sanft vom Cockpit in die Türen fließende Bordkante - Wrap-around-Effekt genannt - soll die Passagiere wie ein Kokon umgeben und eine Wohlfühlatmosphäre schaffen. Technisch basiert der Mercedes CLS auf der aktuellen Mercedes E-Klasse, allerdings mit einer reduzierten Motorenpalette der neuesten Generation: zwei Diesel mit 204 und 265 PS sind zum Start lieferbar, dazu zwei Benziner mit 306 und 435 PS. Zudem werden erstmals Varianten mit Allradantrieb angeboten.

Das BMW Gran Coupé nutzt ebenfalls die Technik der konventionellen Limousine und orientiert sich mit knapp fünf Meter Länge auch an den Abmessungen des Mercedes CLS, der es auf 4,95 Meter bringt. Hier wie dort steht eine ganze Armada von Assistenzsystemen bis hin zum automatischen Bremseingriff zur Verfügung. Auf ein M-Modell mit V10-Motor muss man jedoch verzichten: BMW ersetzt dieses Triebwerk durch einen V8-Biturbo.