VW- und Skoda-Neuheiten
Bringt Skoda die besseren Volkswagen?

Mit seiner Coupé-Studie zog Skoda auf dem Genfer Salon die Blicke auf sich. Auch die Ankündigung, ab 2016 einen großen SUV zu fertigen, hat für Aufsehen gesorgt. Viele fragen sich nun: Wer bringt eigentlich die besseren Volkswagen?

Skoda Superb, VW Passat, Frontansicht
Foto: Christian Schulte

In unserer reizüberfluteten Medienlandschaft die Blicke auf sich zu ziehen ist nicht so einfach – schon gar nicht auf einer Automesse. Da hilft schon mal eine auffällige Farbe – und die hatte die Skoda-Studie Vision C nun wirklich zu bieten: Knallgrün – was durchaus in der Tradition der Marke steht, denn das Logo trägt die gleiche Farbe. Aber auch die Form des Autos zog die Besucher an: Flach und breit mit scharfen Kanten und einer dynamischen Seitenlinie – Designchef Jozef Kaban hat mit seinem Team exzellente Arbeit geleistet. Die auto motor und sport-Leser haben das schon vorher gewusst: Bei der letzten Umfrage zur Wahl "Best Cars 2014" haben sie die Marke bei der Frage nach gutem Aussehen/Styling gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozentpunkte auf 27 Prozent hochschnellen lassen.

Der Abstand zur Konzernmutter VW schrumpft dadurch deutlich: Golf und Co. sind in Sachen Optik bei den Lesern abgewertet worden, statt 34 Prozent (2013) zeigten sich nur noch 31 Prozent der Leser vom VW-Design überzeugt.

Neuer Skoda Fabia ab Herbst

Der Trend spiegelt sich auch im Absatz wider: Natürlich hat Skoda keine Chance, an die VW-Volumina heranzukommen, aber im letzten Jahr stieg der Verkauf in Deutschland um 8,7 Prozent, während VW 4,6 Prozent nachgeben musste.

Der Konkurrenzdruck steigt: Während der geliftete Polo in diesen Tagen mit nur leichten optischen Retuschen präsentiert wurde, dreht sich der Fabia auf dem Pariser Salon im Oktober in neuer Form im Rampenlicht, was bei der nächsten Leserbefragung dazu führen könnte, dass Skoda beim Design noch stärker punktet. Der Fabia baut in Teilen auf dem neuen modularen Querbaukasten auf, wird leichter und sparsamer und überzeugt im Innenraum mit einem guten Platzangebot. Die Limousine gibt es ab November, der Kombi folgt 2015.

Basisbenziner wird der Einliter-Dreizylinder mit 60 PS, darüber rangiert die 75-PS-Variante dieses Triebwerks. Die Vierzylinder gibt es mit 90 und 110 PS, die Diesel ebenfalls mit drei Zylindern, aber 1,4 Litern Hubraum (75 bis 105 PS).

VW zeigt Jetta Coupé

In der Klasse darüber präsentiert VW auf der New York Auto Show Mitte April den überarbeiteten Jetta, der noch nicht die Golf-VII-Basis bekommt, wohl aber einen mit hochglanzpolierten Kunststoffen aufgewerteten Innenraum und ein modernisiertes Motorenprogramm. Fast zeitgleich steht in Peking das überaus reizvolle Jetta Coupé mit vier Türen, das vorerst nur für den asiatischen Markt gedacht ist, hierzulande aber eine interessante Alternative zum Octavia Coupé sein könnte. Für den Skoda gibt es allerdings noch kein grünes Licht.

Jegliche Spekulation um den größeren Bruder des Skoda Yeti sind dagegen beendet: Mittlerweile steht fest, dass der Tiguan-XL-Ableger 2016 an den Start geht – auf einer Länge von 4,60 Metern mit Platz für bis zu sieben Personen.

Technisch rüstet Skoda auf

Skoda-Kunden sind keine Minimalisten mehr, sie investieren in Assistenzsysteme und erwarten eine moderne Multimedia-Technologie. Deshalb wird Skoda generell auf diesen Gebieten aufrüsten: Front Assist mit Notbremsfunktion, Car-Play von Apple und Mirror-Link-Technologien zur Einbindung der Smartphone-Bedienoberfläche, ACC mit Lane Assist und irgendwann auch das Head-up-Display, das im Herbst zum ersten Mal beim Passat zum Einsatz kommt, werden künftig auch bei der tschechischen VW-Tochter zu haben sein.

Und VW? Das deutsche Mutterschiff setzt große Hoffnung in die nächste Passat- Generation, die stilistisch einen größeren Schritt machen soll, als es zuletzt bei Modellwechseln wie beim Golf der Fall gewesen ist. Das Mittelklasse-Modell kennzeichnet eine ausgeprägte seitliche Sicke mit darin integrierten Türgriffen, eine flachere Dachlinie und einen dreidimensional geformten Kühlergrill mit Chromeinlagen, die sich in den ebenfalls neu gestalteten Scheinwerfern (LED als Option) wiederfinden.

Das Gewicht sinkt um rund 100 Kilogramm, weil VW auch hier auf intelligenten Leichtbau setzt. Aerodynamische Kunstgriffe wie ein voll verkleideter Unterboden helfen zusätzlich, Verbrauch einzusparen. Weiteres Novum für den Passat: ein frei programmierbares Cockpit, wie es gerade für den Audi TT präsentiert wurde.

Das wird es für den neuen Superb (ab Ende 2015) noch nicht geben, wohl aber ein exzellentes Raumangebot, das durch den verlängerten Radstand entsteht. Stilistisch braucht sich auch dieser Skoda nicht zu verstecken. Durch eine komplexe Wölbetechnik der Karosserie wirkt die nächste Generation des Superb sehr wertig. 2015 dürfte das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Skoda und VW bei der "Best Cars"-Leserwahl in puncto Design also mal wieder spannend werden.

Neuheitenvergleich in der Mittelklasse

Skoda Superb

Preis: ab circa 25.000 Euro
Motoren: Benziner von 125 bis 300 PS, Diesel von 110 bis 184 PS
Ausstattung: Mit Front- und Allradantrieb, Kombi mit verschiebbarer Rücksitzbank und separat zu öffnender Heckscheibe

Die optischen Unterschiede zum Vorgänger sind bemerkenswert, das Raumangebot ist gigantisch: Bei fast unveränderter Außenlänge (aktuell 4,83 Meter) wächst der Radstand, was den Fondpassagieren zu gute kommt. Auch bei der Ausstattung legt der Superb zu: Es gibt ihn künftig mit adaptivem Fahrwerk und den Kombi mit separat zu öffnendem Heckfenster.

Top: Das preiswerte Raumwunder wird mit dem Modellwechsel im nächsten Jahr eine tschechische Schönheit. Mehr Raum fürs Geld gibt es in der Klasse nicht.

VW Passat

Preis: ab rund 27.000 Euro
Motoren: Benziner von 150 bis 300 PS, Diesel von 140 bis 184 PS
Ausstattung: Front- und Allradantrieb, Head-up-Display, Einparkassistent, Plugin-Hybrid

Der Passat speckt in der neuen Generation rund 100 Kilogramm an Gewicht ab und bleibt in der Außenlänge fast unverändert, wächst aber wie der Skoda im Radstand, und zwar um sieben Zentimeter. Kameras in der Heckklappe, den Außenspiegeln und im Kühlergrill überwachen das Umfeld des Autos, warnen vor Kollisionen und helfen beim Einparken.

Top: Der VW Passat bringt zwar zum Start die modernere Multimedia-Ausstattung mit, der Skoda Superb wird aber sukzessive aufholen.

Neuheitenvergleich bei den SUV

Skoda Snowman kommt 2016

Preis: ab circa 22.000 Euro
Motoren: Benziner von 150 bis 220 PS, Diesel von 110 bis 184 PS. Alle Motoren erfüllen die Euro-6-Norm
Ausstattung: Mit Front- und Allradantrieb lieferbar, als Fünf- und Siebensitzer

Der große Skoda-SUV ist 4,60 Meter lang und baut auf der Plattform des Tiguan XL auf, der 2015 in den Handel geht. Das tschechische Pendant ist als Fünf- und Siebensitzer erhältlich und wird unter der Bezeichnung Snowman im ostböhmischen Werk Kvasiny gebaut. Zur Multimedia-Ausstattung zählt die Integration der Smartphone- Bedienoberfläche.

Top: Für den Snowman spricht der günstigere Preis bei gleichzeitig sehr gutem Raumangebot. Auch der Offroad-Look steht dem Skoda gut.

VW Tiguan XL komt 2015

Preis: ab circa 26.000 Euro
Motoren: Benziner von 150 bis 300 PS, Diesel von 110 bis 184 PS, später auch als Plug-in-Hybrid
Ausstattung: Mit Front- und Allradantrieb, als Fünf- und Siebensitzer

Mit der nächsten Generation 2015 wechselt der Tiguan auf den quermodularen Baukasten des Golf, wird leichter, rund 20 Prozent sparsamer und bekommt als Option ein Head-up-Display. Verkauft sich der Golf als Plug-in-Hybrid gut, dann könnte dieses Antriebskonzept auch hier zum Einsatz kommen. Auf maximal drei Sitzreihen finden bis zu sieben Personen Platz.

Top: Die Siebensitzer-Variante dürfte vielmehr dem Touran Marktanteile wegnehmen als dem Skoda das Leben schwer machen. VW-Kunden sind Traditionalisten.

Neuheitenvergleich bei den Coupés

Skoda Octavia CC kommt 2017

Preis: ab circa 20.000 Euro
Motor: Die Studie verfügt über Erdgasantrieb, in der Serie dürfte das Coupé über Diesel und Benziner zwischen 110 und 250 PS angetrieben werden
Ausstattung: Front- und Allradantrieb

Der Entwurf eines viertürigen Coupés von Designchef Jozef Kaban hat auf dem Genfer Salon viel Aufsehen erregt. Ein Auto, das viele Beobachter eher bei Audi vermutet hätten, was die tschechische Marke durchaus als Kompliment verstehen darf. Noch ist Vision C wirklich eine Vision. Läuft es bei Skoda weiter so gut, könnte aber 2017 aus der Studie Wirklichkeit werden.

Top: Die Octavia-Variante ist mit der konturierten Motorhaube, der hohen Gürtellinie und der markanten Sicke über den Türgriffen wunderschön geformt.

VW Jetta Coupé kommt 2014 in China

Preis: vorläufig nur in China erhältlich
Motoren: Falls die Variante nach Deutschland kommt, dann mit den Motoren der Limousine inklusive Hybrid
Ausstattung: Frontantrieb, Kamerasystem zur Umfeldüberwachung

Der Jetta basiert noch drei Jahre auf der Plattform des Golf VI, wird im Herbst im Zuge eines Facelifts im Innenraum aber deutlich aufgewertet. Dann zieht auch das Umfeldüberwachungssystem Front Assist ein. Im April stellt VW in Peking auf gleicher Basis ein viertüriges Coupé vor – vorerst nur für China, späteres Angebot in Deutschland nicht ausgeschlossen.

Top: Die Coupévariante würde dem Jetta helfen, endgültig sein Biedermann-Image abzustreifen. Optisch ändert sich ansonsten trotz Facelift wenig.

Neuheitenvergleich bei den Kleinwagen

Skoda Fabia kommt November

Preis: ab 11.800 Euro
Motoren: Benziner von 60 bis 110 PS, Diesel von 75 bis 90 PS
Ausstattung: Neue elektromechanische Servolenkung, Müdigkeitssensor, Multikollisionsbremse

Dem kleinen Skoda kommt auf dem Pariser Autosalon im Herbst eine besondere Rolle zu: Er feiert als erster Kleinwagen des VW-Konzerns unterhalb des Golfs seine Premiere auf Teilen des quermodularen Baukastens. Der Skoda wächst mit dem Modellwechsel kaum, bekommt aber ein viel hochwertigeres Interieur und eine ganze Reihe neuer Assistenzsysteme. Der Kombi bleibt im Programm.

Top: Der Fabia wird mit seiner VW-Technik und attraktivem Skoda-Designeines der interessantesten KleinwagenKleinwagenangebote. Das City-Notbremssystem kommt hier als Option.

VW Polo kommt im April

Preis: ab 12.450 Euro
Motoren: Benziner mit 60, 75, 90 und 110 PS, Diesel mit 75, 90 und 105 PS
Ausstattung: LED-Frontscheinwerfer, elektronisch schaltbare Dämpfer und Front Assist mit City-Notbremsfunktion als Option

Der Polo rollt in diesem Jahr frisch geliftet in den Handel, äußerlich allerdings nur maßvoll modifiziert. Dabei übernimmt er aber Sicherheitssysteme von den größeren Brüdern. Dazu zählen der Park-Pilot, der Front Assist mit Notbremsfunktion und die automatische Distanzregelung ACC. Im Innenraum gibt es ein neues Kombi-Instrument.

Top: Der Polo rüstet in puncto Multimedia kräftig auf und könnte so eine interessante Alternative für Menschen sein, denen die Größe des Autos nicht so wichtig ist wie die Internet-Anbindung.

Skoda

Design: Skoda holt rasant auf und hat mit dem viertürigen Coupé gezeigt, dass sich dieser positive Trend fortsetzt.
Technik: Sparsame, saubere Motoren, die alle aus dem aktuellen VW-Regal stammen. Kosten Das Preis-Leistungs-Verhältnis bleibt besser als bei VW.
Multimedia: Auch hier wird Skoda mit der Einführung neuer Technologien schneller, aber VW hält seinen Vorsprung, speziell beim digitalen Cockpit.
Verarbeitung: Der Passat wird die Messlatte hochsetzen. Skoda ist nicht schlecht, aber im Vergleich noch nicht so weit.

Volkswagen

Umwelt: E-Up und E-Golf sowie den Plug-in-Hybriden kann Skoda nichts entgegensetzen.
Assistenzsysteme: Speziell beim autonomen Einparken legt VW vor.
Modellpalette: Viel umfangreicher als bei Skoda, nahezu jede Lücke ist besetzt.
Design: Die Töchter werden immer schöner, da muss VW in nächster Zeit dringend nachlegen und emotionaler werden. Die einzelnen Baureihen sollten sich auch angesichts der größer werdenden Zahl an Derivaten stärker unterscheiden und bei Modellwechseln mehr verändern.