Viertürige Coupés
Mercedes CLC contra A5 Sportback & Co.

Mit dem CLS war Mercedes Vorreiter bei den Coupé-Viertürern der gehobenen Kategorie, doch eine Klasse tiefer war Audi schneller. Gegen die Neuauflage des A5 Sportback soll künftig der CLC auf Basis der C-Klasse antreten.

Audi A5 Sportback, Mercedes CLC, Frontansicht
Foto: Christian Schulte

Wenn Puristen wieder einmal darüber dozieren, dass viertürige Coupés eigentlich ein Widerspruch in sich seien, dann mögen sie zwar Recht haben, aber keinen Grund, sich darüber ernsthaft aufzuregen – Namen sind schließlich nur Schall und Rauch. Denn auch wenn man sie schlicht als Limousinen mit coupéartig flachem Dach bezeichnet, erfüllen sie ein menschliches Grundbedürfnis: das nach Schönheit und Individualität. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Kundschaft speziell dann zugreift, wenn sich etwas vom Einheitslook der Generation Golf unterscheidet. Dabei plant VW mittlerweile selbst einen entsprechenden Ableger von Deutschlands Bestseller.

Aber zunächst einmal will Mercedes seinen Vorsprung in diesem Segment weiter ausbauen. Nach dem erfolgreichen CLS, der vor zehn Jahren Vorreiter und Trendsetter war und seit 2010 in zweiter Generation – seit 2012 sogar als Sportkombi Shooting Brake – läuft, brachte der frontgetriebene CLA dieses Konzept in die Kompaktklasse. Nur in der Mittelklasse sind die Schwaben bislang nicht präsent, überließen das Feld den Konkurrenten Audi A5 Sportback und BMW 4er Gran Coupé.

Um aber bis 2020 der erfolgreichste Premium-Hersteller zu werden, muss Mercedes die Anzahl der Varianten steigern, und da bietet die C-Klasse noch einiges Potenzial. Schon im nächsten Jahr kommt ein Nachfolger des zweitürigen Coupés, dem 2016 ein Cabrio hinzugefügt werden soll. Beide unterscheiden sich von der Limousine durch eine eigenständige, betont sportliche Linienführung, und das soll in gleichem Maße auch für das viertürige Coupé mit dem Arbeitstitel CLC gelten. Mehr noch: Durch seine auf das Wesentliche reduzierte Formensprache wirkt es enorm muskulös.

Größeres Kofferraumvolumen beim Mercedes CLC

Das Cockpit mit frei stehendem Bildschirm stammt prinzipiell von der Limousine, die Bedienung erfolgt über ein Touchpad in der Mittelkonsole sowie alternativ über zwei ballförmige Einheiten im Lenkrad. Sprachsteuerung soll bis zum geplanten Verkaufsstart 2018 eine noch größere Rolle spielen als bislang. Nach der nächsten E-Klasse (Vorstellung Ende 2015) soll dann auch für die C-Baureihe Augmented Reality, also die Verknüpfung von realen Umfeldbildern mit Navigationsinformationen, als Extra zu haben sein.

Die Kopffreiheit im Fond dürfte durch das flachere Dach etwas bescheidener ausfallen, das Kofferraumvolumen wegen des höheren Heckabschlusses allerdings rund 20 Liter größer. In den Abmessungen orientiert sich der Coupé-Viertürer an der Limousine (4,69 Meter Länge) und übernimmt von ihr auch das Motorenprogramm, das allerdings bis dahin große Veränderungen erfährt.

So startet die nächste E-Klasse mit neuen Sechszylindermotoren, die erstmals seit langer Zeit wieder in Reihe statt in V-Anordnung konzipiert sein werden. Dabei sind nicht nur Benziner und Diesel eng verwandt, sondern auch die Aggregate mit drei und vier Zylindern: Sie alle haben ein einheitliches Stichmaß und Zylindervolumen, grundsätzlich Turboaufladung und zumindest optional die Neunstufenautomatik. Abgerundet wird die Palette vom Plug-in-Hybrid (Benziner mit 245 PS plus Elektromotor mit 85 kW und 340 Nm Drehmoment), der eine rein elektrische Reichweite von 30 Kilometern sowie Tempo 140 erlaubt.

Der Hybrid könnte für einen der wichtigsten CLC-Konkurrenten schon früher spruchreif sein, denn Audi schickt den Nachfolger des A5 bereits 2016 ins Rennen, ebenfalls als Plug-in, aber mit bis zu 50 Kilometern elektrischer Reichweite. Im Vergleich zum Vorgänger wird er jedoch schon deshalb sparsamer, weil sein Leergewicht durch diverse Leichtbaumaßnahmen um rund 80 Kilogramm reduziert werden konnte. Die Motoren wiegen 40 Kilogramm weniger, der Aufbau trägt rund 30 Kilo zur Erleichterung bei.

Nach dem neuen Passat und dem Nachfolger des Q7 (ab 2015) rollt hier das nächste Modell des VW-Konzerns an, das mit zahlreichen elektronischen Helferlein ausgestattet sein wird. Dazu zählen der Stauassistent mit Stop-and-go-Funktion und der weiterentwickelte Parkassistent, der es erlaubt, rückwärts und vorwärts halbautomatisch in Querlücken einzuparken. Der Front Assist, der bis 65 km/h eine Bremsung einleiten kann, reagiert nun sogar selbsttätig, falls Fußgänger oder Kinder vors Auto zu geraten drohen.

Druck auf Audi A5 Sportback wächst

Das alles wird serviert in einer optisch geschärften Hülle, die allerdings noch nicht jene Design-Revolution widerspiegelt, die sich viele von Audi erhoffen. Innen wird der Stilwechsel immerhin deutlicher ausfallen, denn wie beim TT kommt auch hier ein digitales Cockpit zum Einsatz, das dem Fahrer die Möglichkeit bietet, sich die Informationen des Infotainment- und Navigationssystems groß anzeigen zu lassen. Eine weitere Option für den Audi: das Head-up-Display.

Reicht das alles, um die Fans bei Laune zu halten? Der Druck auf den Audi A5 Sportback, der lange als das schönste viertürige Coupé in seinem Segment galt, wird größer: Mit dem BMW 4er Gran Coupé und dem Mercedes CLC schließen nicht nur die Premium-Konkurrenten auf, auch andere Marken ziehen nach – allen voran Jaguar mit dem XE auf einer ganz neuen Aluminium-Plattform, von dem es sogar eine Eco-Version mit weniger als 100 g/km CO2-Ausstoß geben soll.

Konkurrenz kommt auch aus dem eigenen Haus: VW positioniert den nächsten CC auf Passat-Basis noch eigenständiger als bislang und erwägt, selbst von Jetta und Skoda Octavia entsprechende Ableger ins Rennen zu schicken. Wenn 2016 noch ein kleiner Bruder des Porsche Panamera folgt, wird alleine der VW-Konzern eine breite Palette dieses Stils von der Kompakt- bis zur Luxusklasse anbieten. Angst vor einer übergroßen Modellvielfalt muss man dabei nicht haben: Der Trend zum Auto mit eigener Note wird sich in den nächsten Jahren eher noch verstärken.

Fazit

Gute Verkaufschancen: Viele Kunden wollen weg vom Mainstream und sich mit ihrem Auto abheben – deshalb funktioniert auch die Masche mit den viertürigen Coupés. In der Mittelklasse bietet Audi bereits seit 2009 den A5 Sportback und ab 2016 den Nachfolger, Mercedes zieht mit dem CLC erst 2018 nach. Trotzdem sind die Erfolgschancen der neuen Baureihe gut.

Markt der viertürigen Coupés boomt

Während das klassische Coupé-Segment stärkeren Schwankungen unterliegt, legen die viertürigen Coupés stetig zu. Das wird sich nach Einschätzung des Prognose-Instituts IHS auch nicht ändern. Dort rechnet man bis 2020 mit einem weltweiten Absatz von bis zu 365.000 Einheiten pro Jahr.