VW-Strategien für künftige Antriebssysteme
VW investiert bis 2022 19 Milliarden in Antriebe

Anlässlich des Motorensymposiums in Wien skizzierte VW die Zukunft der Antriebsaggregate. Klar scheint: Der Diesel lebt. Aber auch Erdgasantriebe sollen stärker in den Fokus rücken und die Investition in Alternativen will VW verdreifachen.

VW Wiener Motorensymposium 2017
Foto: Seibt

Was VW zum Wiener Motorensymposium angekündigt hat, konkretisiert Konzernchef Matthias Müller während der Hauptversammlung am 10 Mai. Zwar bekennt er sich klar zum Selbstzünder: "Diesel bleibt auf absehbare Zeit unverzichtbar", kündigt zugleich jedoch an, dass Volkswagen in den den nächsten fünf Jahren dreimal so viel Geld in alternative Antriebe investiert wie in den fünf Jahren davor.

9 Milliarden für E-Antriebe, 10 für Verbrenner

Statt drei Milliarden Euro sollen also neun Milliarden in Elektroautos und Plug-in-Hybride fließen. Bis Ende nächsten Jahres sollen zehn neue elektrifizierte Modelle auf den Markt kommen. In den nächsten neuen Jahren sollen es dann 30 E-Autos und Plug-in-Hybride sein. Für Europa und China kündigte VW Partnerschaften bei Batteriezellen an.

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In Benzin- und Dieselmotoren investiert der Konzern im selben Zeitraum 10 Milliarden Euro. Das Potential des Verbrennungsmotors sei noch nicht ausgeschöpft. "Bis 2025 machen wir unsere Verbrennungsmotoren um weitere 10 bis 15 Prozent effizienter und damit sauberer", sagte Müller. Der Verbrennungsmotor sei nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung, erklärte der Konzernchef.

Letzte Umrüstgenehmigung für EA 189 erteilt

Rund zwei Wochen vor Beginn des 38. Internationalen Motorensymposiums war das Ziel erreicht: Mit der Umrüstungsgenehmigung für eine Euro-6-Variante des EA189-Dieselmotors sind alle Versionen dieser Maschine, die VW in die tiefste Krise der Unternehmensgeschichte schickte, „abgehakt“. Mit neuer Software können die Motoren nun auf den geforderten Emissions-Stand gebracht werden.

Neues vom Wiener Motorensymposium

Anlässlich des Stelldicheins der Autobranche beim Motorensymposium stellte Friedrich Eichler, Chef der Aggregateentwicklung bei VW, die künftige Marschroute vor. Klar scheint: Der Verbrennungsmotor bleibt uns noch für längere Zeit erhalten. Aktuell sind rund drei Prozent der verkauften VW-Fahrzeuge voll- oder teilelektrisiert. Diesen Anteil möchten die Wolfsburger bis 2025 auf rund 45 Prozent ausweiten – 25 Prozent Elektroautos, 20 Prozent Hybridfahrzeuge. Nachdem aber, so Eichler, gleichzeitig das Absatzvolumen stark wachsen wird, bleibt die reine Zahl der Autos mit Verbrennungsmotor auf absehbare Zeit identisch zu heute.

Die Konsequenz aus Dieselgate ist für VW eine interessante Kehrtwende. Denn künftig soll es nicht mehr ausschließlich „Weltautos“ geben, sondern speziell für einzelne Märkte entwickelte Modelle mit eigenständigem Antriebskonzept – der VW Atlas in den USA macht den Anfang. In den USA ist das Thema Diesel-Vierzylinder für VW abgehakt, lediglich der Dreiliter-V6-Diesel soll noch weiterhin, speziell bei Porsche, angeboten werden.

Der Diesel lebt – in großen Autos

Generell wird es für den Selbstzünder besonders in den kleinen Klassen eng. Die erforderliche Technik für eine umfassende Abgasreinigung wird künftig schlicht zu teuer, um sie etwa in einen VW Polo zu integrieren. Bei größeren Fahrzeugen hat der Diesel jedoch nach Ansicht von Eichler eine unbedingte Daseinsberechtigung, auch in Zukunft. Und: bereits heute seien die Selbstzünder sauberer als ein Benzinmotor ohne Partikelfilter.

Das ist die nächste Baustelle auf dem Weg zum supersauberen Pkw-Antrieb: die Einführung von Partikelfiltern für alle Benzinmotoren des Konzerns. Drei davon, der 1.0 MPI als Einstiegsmotorisierung, ein 1.0 TSI für die Leistungsbereiche 90 bis 120 PS (66 - 88 kW) und ein 1.5 TSI für bis zu 177 PS (130 kW) Leistung stehen für die Volumenanwendungen auf dem Plan.

Erdgas soll forciert werden

Dabei will VW außerdem stark auf das Thema Erdgas setzen, wobei dem neuen Polo in der CNG-Variante eine Schlüsselrolle zukommen soll. Die Erfahrungen mit bisherigen Erdgasvarianten speziell im Hinblick auf Emissionswerte und Treibstoffkosten sollen dem CNG-Antrieb auf lange Frist die Rolle als Ersatz für sparsame Dieselmotoren zukommen lassen.

Um das Thema in Zukunft zu forcieren, muss vor allem die Infrastruktur ausgebaut werden, noch gibt es zu wenig Tankstellen speziell an den Autobahnen, müssen längere Fahrten strategisch geplant werden. Um das zu ändern, hat VW nun eine strategische Allianz mit Gasversorgern geschlossen, damit das Angebot ausgebaut werden kann. Ziel ist es, auf Autobahnen wenigstens alle 50 Kilometer eine Erdgas-Zapfsäule anzubieten.

Die Gefahr, dass ein CNG-Tank im Auto mangels Wartung durchrostet, wollen die Techniker ebenfalls beseitigen. Die Tanks werden künftig aus Kohlefaser-Verbundstoff gebaut.