Maserati Quattroporte IV
Maserati Quattroporte ab 10.000 Euro

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Das kompakte, äußerlich unscheinbare Auto wirkt wie ein Mittelklasse-Exot. Ein Schuss Citroën Xantia steckt im Glashaus und in den keck geschwungenen Radläufen. Passanten, die einen Augenblick lang rätselnd an dem Wagen vorbeilaufen, würden den damaligen Neupreis des Maserati Quattroporte von 134.850 Mark nicht im Traum erahnen.

Maserati Quattroporte IV 2.8-24, Frontansicht
Foto: Reinhardt Schmid

Der Maserati Quattroporte erregt im Stand so viel Aufmerksamkeit wie eine schöne Frau im Kapuzenpulli. Bertone-Designer Marcello Gandini, sonst eher ein Freund spektakulärer Linien, siehe Lamborghini Countach, suchte mit dem unscheinbaren Viertürer aus Modena das andere Extrem. Die Vorgänger dieser vierten Quattroporte-Generation lebten zwar auch die schlichte Eleganz, aber wenigstens in eindrucksvoller Größe.

Die ist dem Vierer nicht gegeben, musste er doch aus Kostengründen mit einer Biturbo-Plattform auskommen. Sie wurde maximal auf den limousinentauglichen Radstand von 2.650 Millimetern gedehnt. Hat man erst die Fahrertür des Maserati Quattroporte hinter sich geschlossen, ist das Hadern mit der gewöhnungsbedürftigen Form vergessen. Es duftet so angenehm wie in einem teuren Schuhsalon. Es sieht auch so aus, das feine geraffte Leder ringsrum stammt von Poltrona Frau, ein Name, den Kenner nur ehrfürchtig hauchen.

Die innen größer als außen wirkende Luxuslimousine sitzt wie ein Maßanzug. Alles ist an Ort und Stelle, die Maserati-Uhr grüßt vertraut von nebenan, der Automatikwählhebel irritiert. Ein Schlüsseldreh, und der technisch immens hochgezüchtete V6, an dem jedes wichtige Bauteil viermal vorzukommen scheint, erwacht leise fauchend zum Leben. Ein paar Gasstöße stabilisieren heiser brüllend den Leerlauf und sorgen dafür, dass die vier Nockenwellen nebst ihrem aufwendigen Bewegungsapparat ordentlich geschmiert werden.

Der 90-Grad-V6 ist theoretisch kein Vorbild an Laufkultur, er dreht freilich den Spieß der ungünstigen Massenkräfte um und verwandelt sie in ein unnachahmliches Bellen beim manuellen Ausdrehen. Dann, wenn die beiden Turbolader dem V6 mächtig Druck machen. Die Kompaktlimousine von der Statur eines Alfa 164 legt sich dabei so heftig ins Zeug, dass der Kapuzenpulli wegfliegt und innere in äußere Schönheit übergeht. Beim nächsten Tankstopp sehen wir den Maserati Quattroporte schon mit anderen Augen.

Maserati Quattroporte heute für nur 10.000 Euro

Ein Maserati will gefordert werden, er ist ein Vollblutautomobil. Selbst dieses heute nur knapp 10.000 Euro teure Exemplar erzählt seinem Fahrer über die in jedem Drehzahlbereich wechselnde Klangkulisse von den goldenen Zeiten des Dreizacks, von Sebring und Mexico, von Ghibli und Khamsin.

Der Quattroporte kann auch Komfort, er muss nicht räubern. Drehmoment gibt es reichlich, hin und wieder müssen die hochdrehenden Turbinen im Alltag abkühlen, so wie die Leidenschaft des Fahrers. Aber nur bis zur nächsten Ausfahrt.

Fazit

Die lieben Nachbarn sehen nicht, was man fährt. Ein alter Citroën, ein früher Hyundai? Aber sie hören es. Dann wird klar: ein Maserati. Auf Kopfschütteln folgt Bewunderung und der Verdacht auf Lottogewinn. Wie, der hat nur 10.000 Euro gekostet?

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Motor Klassik 05 / 2024
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Erscheinungsdatum 11.04.2024

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