Sommerreifen-Test 2015 (235/35 R19)
Welcher ist der beste Sportreifen?

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Gesucht in unserem Sommerreifen-Test 2015: die besten Sportreifen der Dimension 235/35 R19. Nur sieben Kandidaten mit bester Reputation schaffen es in die Endausscheidung. Wir unterziehen die Sommerreifen einem knallharten Performance-Vergleich auf nasser Stecke, auf trockenem Rundkurs und im Prüflabor. Wer bietet den ultimativen Grip?

sport auto - Sommerreifentest 2015 - Sportreifen - Größe 235/35 R19 - VW Golf R
Foto: Dino Eisele

Die Leser von sport auto, das wissen wir aus unseren Umfragen, kennen keine Kompromisse. Das Beste oder nichts! Kein Wunder, dass auch bei der Reifenwahl vor allem die Top-Marken im Fokus stehen. Mit kaufentscheidend sind zudem die Informationen des seit 2012 auf jedem Reifen angebrachten EU-Labels. Hier finden sich Angaben zu Rollwiderstand, Nassgriff und Abrollgeräusch eines Reifens, A steht dabei für die beste, F für die schlechteste Kategorie. Die Folge: Für eine vorteilhafte Kennzeichnung werden zunehmend besonders leicht laufende Nässespezialisten entwickelt. Bleibt angesichts dessen nun die für Sportfahrer wichtige Trocken-Performance auf der Strecke? Das wollen wir in unserem Sommerreifen-Test 2015 überprüfen.

Unsere Highlights

Pirelli P Zero der Nässekönig im Sommerreifen-Test 2015

Von der Traumnote "A-A" sind sportliche Größen wie 235/35 R19Y angesichts des physikalischen Zielkonflikts zwischen niedrigem Rollwiderstand und bestem Nassgriff jedoch weit entfernt. Ein realistisches "C-A"-Label schaffen unter den Sportreifen allerdings schon der Dunlop Sportmaxx und der Continental SportContact 5 P. Mit "E-A", also etwas höherem Rollwiderstand, folgen der Nokian Z-Line, der neue Hankook Ventus S1 Evo² und der Pirelli P-Zero. Der Bridgestone Potenza S 001 und der günstige Kumho Ecsta PS 91 starten zum Vergleich eine Nassgriff- und Rollwiderstandsklasse schlechter mit "F-B".

Die Einstufung der Reifen in die jeweiligen Label-Klassen wird von den Herstellern selbst vorgenommen. Kann man sich auf die Angaben in der Praxis verlassen? Tatsächlich schießen die labelschlechtesten Kumho und Bridgestone in unserem Sommerreifen-Test 2015 mit 39,8 und 37,5 Metern Bremsweg aus Tempo 80 gleich mal weit an den anderen vorbei.

Für ein A-Label muss hier noch mächtig Entwicklungsarbeit geleistet werden. Besser: Dunlops Sportmaxx RT, dessen vorbildlich niedriger Rollwiderstand allerdings zur Ehrenrettung herhalten muss. In unserem Sommerreifen-Test 2015 mit rund 35 Metern dann absolut im grünen A-Bereich: Nokian Z-Line, Hankook Ventus S1 Evo² PS 91 und Continental SportContact 5P, ausgebremst nur von Nässekönig Pirelli P Zero, der einen nochmals zwei Meter kürzeren Bremsweg in den Asphalt stemmen kann.

Sportreifen der Größe 235/35 R19 im Fahrdynamikcheck

Was können wir noch vom Reifen-Label ablesen? Richtig, die Abrollgeräusche und den Rollwiderstand. Während die angegebenen dB-Werte erfreulicherweise von allen teils deutlich unterboten werden, wird die Angabe des Rollwiderstandes offensichtlich etwas toleranter ausgelegt. Bridgestone neigt hier etwas zur Übertreibung, während Dunlop, Kumho und Nokian nach unseren Messungen im Sommerreifen-Test 2015 eine Klasse besser verdient hätten.

Über die Fahrdynamik schweigt das Label. Wir aber nicht: In sechs Einzeldisziplinen fühlen wir den sieben Top-Reifen allein im Nassen auf den Zahn. Zunächst in Führung im Sommerreifen-Test 2015: der erst kürzlich überarbeitete Pirelli P Zero. Beim Nassgrip ist er nicht zu toppen: Der P-Zero-bereifte VW Golf R begeistert mit neutralem Handling, reagiert verlässlich auf gezielte Lastwechsel, kommt allerdings bei Starkregen und tieferen Pfützen an seine Grenzen – hier fehlt es dem Sportreifen an Profiltiefe.

Mit geringfügig weniger Grip bei Bremsen und Seitenführung, dafür ohne Aquaplaning-Schwächen pflügt der Continental SportContact 5 P durchs Wasser, macht mit leichter Untersteuertendenz bei kalkulierbaren Lastwechselreaktionen auch hohe Geschwindigkeiten leicht beherrschbar – im Nasshandling eine klare 10! Einen Wimpernschlag dahinter folgt Hankook mit dem Ventus S1 Evo² K 117: Ausgezeichnete Aquaplaning-Sicherheit in unserem Sommerreifen-Test 2015, hohes Gripniveau und gutmütige Handling-Eigenschaften mit breitem Grenzbereich machen den neuen Hankook Ventus S1 Evo² zum sicheren Allrounder.

Gleiches gilt für den schnellen Nokian Z-Line sowie den gutmütig abgestimmten Dunlop Sportmaxx RT. Der Bridgestone gefällt mit direkter Lenkansprache, wirkt aber auf dem kräftigen VW Golf R zu unruhig. Kumho Ecsta PS 91 outet sich als wasserscheu in unserem Sommerreifen-Test 2015 der Größe 235/35 R19.

Sommerreifen-Test 2015 auf dem Race Track

Können die Nässespezialisten ihre Führung auf dem staubtrockenen und anspruchsvollen Race Track verteidigen? Der Kumho kann hier mächtig aufholen, mit ordentlicher Lenkpräzision, super Seitenführung und ausgewogenem, fahraktivem Handling fährt der Koreaner sogar an das Niveau der Spitzengruppe heran. Bridgestones Potenza gelingt das mit schmalem Grenzbereich und dürftiger Lenkpräzision nicht wirklich. Der Nokian hingegen gibt sich im Sommerreifen-Test 2015 leicht beherrschbar und jederzeit sicher, für schnelle Rundenzeiten auf dem flotten Kurs ist aber seine Mischung zu weich, er neigt daher zum Untersteuern.

Nicht minder sicher und sogar noch ein Quäntchen braver: der besonders leise und rollwiderstandsarme Dunlop Sportmaxx RT – mehr vornehme Zurückhaltung muss allerdings bei einem Sportreifen wirklich nicht sein.

Die Spitzenplätze dieses dicht besetzten Feldes machen die bereits nass überzeugenden Conti, Hankook und Pirelli unter sich aus: Mit messerscharfem Handling, bestem Lenkungs-Feedback, exakten Lastwechselreaktionen und schnellen Rundenzeiten drängt der SportContact an die Spitze, dicht gefolgt vom Newcomer Hankook. Es sind nur Zehntel, mit denen sich der Hannoveraner in den Rundenzeiten, durch dynamischeres Lenkansprechen oder ein stabileres Heck beim Spurwechsel absetzen kann.

Drei starke Profile in Führung

Und der Pirelli P Zero? Der kann zwar in Präzision und Dynamik, nicht aber bei den Rundenzeiten auf dem anspruchsvollen Rundkurs mithalten. Der Grund dürfte im heißen Asphalt und seiner weichen Mischung zu suchen sein. Dennoch schnappt Pirelli den beiden Handling-Cracks den Testsieg beim hoch gewichteten Trockenbremsen vor der Nase weg: 32,8 Meter! Hankook und Conti stehen erst knapp zwei Meter später.

Die Nassspezialisten des sport auto-Sommerreifen-Tests 2015 sind also auch im Trockenen kaum zu schlagen. Kompromisse sind, abgesehen vom Rollwiderstand, vernachlässigbar. Anders sehen das einige Fahrzeughersteller. Um die Fahreigenschaften ihrer Modelle auf nasser und trockener Straße noch exakter zu definieren und die firmeneigenen Anforderungen an Kraftstoffeinsparung und Reifenhaltbarkeit zu erfüllen, werden spezielle Reifen oft bereits zusammen mit den Fahrzeugen entwickelt.

Diese Sommerreifen mit OE-Spezifikation (Original Equipment) sind in Mischung und Konstruktion oft speziell an die besonderen Anforderungen dieser Autos angepasst und können sich trotz gleicher Typbezeichnungen deutlich von den getesteten Standardreifen unterscheiden. Erkennbar sind sie an kleinen Zusatzkürzeln auf der Reifenseitenwand.

So steht etwa AR und ARR für OE-Reifen für Alfa Romeo, AO, RO1 und RO2 für Audi, ein Sternchen für BMW, K1 für Ferrari, L für Lamborghini, LS für Lotus, MC für McLaren, MO und MOE für Mercedes und N0, N1 und N2 für Porsche. Zwar dürfen OE-Reifen auch auf anderen Fahrzeugen genutzt werden, über die Performance lassen sich aber keine gesicherten Vorhersagen treffen. Dass ein für die Alfa-4C-Hinterachse optimierter Pirelli P Zero auch auf dem Golf R Höchstleistungen vollbringt, darf bezweifelt werden. Mit dem sport auto-Testsieger hat er sicher nur wenig gemein.

So haben wir im Sommerreifen-Test 2015 getestet

Um bestmögliche Genauigkeit und Ergebnissicherheit zu gewährleisten, werden, soweit durchführbar, sämtliche Versuche in diesem Sommerreifen-Test 2015 mehrfach durchgeführt. In allen Kriterien werden die Produkte nach einem zuvor festgelegten Muster bewertet. Grundsätzlich erhält der beste Sommerreifen eines Versuchs die maximal mögliche Punktzahl von 10 Punkten. Das Bewertungsschema folgt einer progressiven mathematischen Funktion, wodurch sichergestellt ist, dass auch hochwertige, in ihren Eigenschaften nah beieinanderliegende Produkte ausreichend trennscharf bewertet werden können.

Dieses Schema gilt gleichermaßen für die objektive Bewertung durch Messgeräte wie für die subjektive Benotung durch die erfahrenen Testfahrer, was etwa bei der Beurteilung des Komforts und des Handlings zum Tragen kommt. Beim Handling auf nasser oder trockener Bahn führt ein ausgewogenes, sicheres und den Erwartungen der mutmaßlichen Zielgruppe entsprechendes Fahrverhalten zu einer Optimalbenotung.

Ungenügende Haftung oder ausgeprägte Lastwechselreaktionen im Grenzbereich führen zu Punktabzug. Die Aquaplaning-Tests, jeweils getrennt in Längs- und Querrichtung, geben Auskunft über die Reaktion der Reifen etwa beim Durchfahren von tiefen Spurrinnen. Die Höhe der kritischen Aufschwimmgeschwindigkeit bei Geradeausfahrt oder die erreichbare Querbeschleunigung bei Wasserdurchfahrt nach VDA-Kriterien sollen jeweils die Sicherheitsreserven der Reifen aufzeigen.

Der Rollwiderstand der Reifen wird grundsätzlich in jeweils zwei unterschiedlichen Testlaboratorien auf Rollenprüfständen ermittelt. Die Ergebnisse fließen als Mittelwert abzüglich vorgesehener Toleranzen in die Wertung ein. Grundlage der Bewertung ist die – auch für das Reifen-Label relevante – europäische Gesetzgebung zur Reifenkennzeichnung

Im Detail: Die Räder im Test

Für die Fahrversuche und Rennstreckentests wurde der VW Golf R mit Zubehörrädern von Borbet ausgestattet. Die attraktiven, im Flow- Forming-Verfahren hergestellten Felgen mit fünf Doppelspeichen werden derzeit, in Sterlingsilber lackiert, in 19-Zoll-Größen angeboten. Mit verschiedenen Einpresstiefen und Lochkreisen passen die Räder auch an viele Audi- und Mercedes-Modelle der Kompakt-, Mittel- und Oberklasse. Der Preis pro Rad (UVP) beträgt rund 239 Euro.

Bei den 17-Zoll-Reifen liegt die mögliche Bremsverzögerung generell etwas höher, die Differenzen zwischen den ein-zelnen Konkurrenten sind kleiner. Bei Trockenheit dominiert der Bridgestone, der auch auf Nässe ein hohes Bremsvermögen zeigt, aber ganz knapp hinter dem Conti-nental landet. Dass die größere Reifenbreite auf Nässe gewisse Nachteile hat, beweisen die Aquaplaningversuche auf gerader Strecke. Da-bei wird auf einem sieben Millimeter starken Wasserfilm solange beschleunigt, bis Schlupf an den Antriebsrädern signalisiert, dass der Reifen aufschwimmt und damit den Bodenkontakt verliert. Die gemessenen Werte beziehen sich auf einen Schlupf von 15 Prozent. Sie lassen ganz erhebliche Unterschiede erkennen. Bei den 16-Zöllern verdienen sich der Goodyear und der Vredestein die beste Bewertung, alle anderen Reifen schneiden immerhin noch mit „gut“ ab. Bei den 245ern im 17-Zoll-Format ist eine bessere Benotung ohnehin nicht drin. Bridgestone und Continental fallen stark ab. Speziell der Conti, dessen Aufschwimmgeschwindigkeit um 14,2 km/h unter der des Spitzenreiters Dunlop liegt, leistet sich einen Ausrutscher, der ihn in der Gesamtwertung weit zurückfallen lässt. Auch beim Aquaplaning in Kurven, bei dem die maximale Querbeschleunigung beim Durchfahren einer Pfütze gemessen wird, schneidet der Conti nicht gut ab. Die Fahreigenschaften auf nasser Fahrbahn lassen bei den 16-Zoll-Reifen nur marginale Unterschiede erkennen, was natürlich auch daran liegt, dass der frontgetriebene Audi generell eine ausgeprägte Gutmütigkeit aufweist. Als Bester qualifiziert sich der Bridgestone, der den Rundkurs nicht nur als Schnellster bewältigt, sondern dabei auch sehr präzises Fahrverhalten mit geringer Untersteuerneigung zeigt.

Der Mercedes E 500, der wie der Audi die Handlingprüfung mit ausgeschaltetem ESP absolviert, um die Differenzen zwischen den Reifen besser erkennbar zu machen, unterstreicht dagegen klar, dass die Reifenwahl bei einem starken Hecktriebler die Fahreigenschaften weit stärker beeinflusst. Der Dunlop und der Pirelli sind auf Nässe eine Klasse für sich. Sie bleiben über einen weiten Bereich neutral, reagieren sehr exakt auf die Lenkung und lassen bei hohem Leistungseinsatz einen sehr weichen, gut beherrschbaren Übergang zum Übersteuern erkennen. Ein gutes Fahrverhalten zeigen auch der Conti und der Bridgestone, während der Michelin abfällt. Mit ihm neigt der Mercedes zu heftigem Untersteuern und bricht beim Herausbeschleunigen aus Kurven unmittelbar mit dem Heck aus. Die mit Abstand schlechteste Zeit auf dem Handlingkurs unterstreicht zudem, dass die Seitenführung des Michelin nicht ganz das hohe Niveau seiner Konkurrenten erreicht. Mit seinem erstklassigen Bremsvermögen schiebt sich der Michelin trotzdem auf Platz eins. Bridgestone, Dunlop und Pirelli liegen mit gleicher Gesamtbewertung dicht dahinter, nur der Continental fällt klar zurück. Ein ähnliches Kopf-an Kopf-Rennen ergibt sich auch bei den Reifen der 16-Zoll-Dimension: Goodyear, Dunlop und Semperit liegen gleichauf, vermögen aber den eindeutig die Maßstäbe setzenden Bridgestone nicht zu gefährden. Das Schlusslicht bildet hier der Vredestein, bei dem nur die Aquaplaning-Eigenschaften wirklich überzeugen können.