Ölklappen-Targa auf der Retro Classics 2015
Dieser Porsche 911 ist 250.000 € wert

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Unglaublicher Fund in Amerika: Ein Ölklappen-Elfer im unterirdischen Zustand - doch wenn der Wagen restauriert ist, kostet er eine Viertel Million Euro, wie Restaurierer Florian Scheuer sagt.

1972er Porsche 911 S
Foto: Kai Klauder

Was das Klima Floridas einem Porsche 911 S Targa von 1972 antut, wenn es 21 Jahre an ihm knabbern darf, kann man live auf der Retro Classics sehen.

Hartes Klima hinterlässt tiefe Spuren

Durchschnittstemperatur 26,1 °C, 7,2 Sonnenstunden pro Tag und eine Luftfeuchtigkeit von 74,9 % - was viele Menschen lieben und dazu bringt, in dem Sonnenstaat ihre Rente zu verprassen, ist für Autos, denen keine Garage vergönnt ist eine harte Strafe. Wie für den Porsche 911 S Targa, der in Halle 3 am Stand von Vehicle-Experts zu sehen ist. Diese Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen, denn so etwas bekommt man nicht noch einmal unter die Augen. Der Targa stand rund 21 Jahre in einem Garten in Jacksonville/Florida. Offenbar wurde er nicht abgedeckt, geschweige denn besonders gepflegt. Stattdessen war er die ganze Zeit den Naturgewalten ausgesetzt.

Unsere Highlights

Die Spuren sind dramatisch: Der Lack - es war einmal Silbermetallic Code 8010 - ist nur noch in Fetzen vorhanden, die Kunstlederausstattung im Innenraum arg angefressen. Es gibt zahlreiche Durchrostungen an Kanten, Übergängen, Falzen und Bodenbelch. Die Fenstergummis haben sich mittlerweile aufgelöst, die Weichmacher sind schon lange verflüchtigt.

Auch das Targadach ist nicht mehr vorhanden - genau wie ein Großteil des Unterbodens. Offenbar stand im Innenraum lange Zeit das Wasser zentimetertief, denn an vielen Stellen kann man direkt auf den Hallenboden blicken.

Seltener Ölklappen-911

Wer sich ein bisschen mit dem frühen 911 auskennt, erkennt, dass es sich bei dem arg gebeutelten Wagen um eines der seltenen "Ölklappen-Elfer" handelt, die nur im Modelljahr 1972 gebaut wurden. Hier sitzt auf der Beifahrerseite im Seitenteil auf Höhe des Targabügels eine kleine Klappe, hinter der sich der Öleinfüllstutzen verbirgt. Bei allen anderen Elfer sitzt der Einfüllstutzen im Motorraum.

"Darauf stehen die Deutschen extrem", sagt Florian Scheuer, Chef von Vehicle-Experts, "ich hatte schon zwei Ernst gemeinte Anfragen zu dem Wagen." Doch verkaufen möchte Scheuer den Wagen in diesem Zustand nicht, denn seine Firma ist auf die Restaurierung von Elfern spezialisiert."

Wie gut die Angestellten von Scheuer arbeiten, kann man sich auf dem Messestand an zwei fertiggestellten Elfern anschauen. "Wir machen alles außer die galvanischen Arbeiten - die lassen wir von einem Spezialbetrieb erledigen." Seine Firma sitzt im ungarischen Mosonmagyarovar, kurz hinter der Grenze zu Österreich.

Preissprung für frühe Porsche 911

Die Porsche findet Scheuer oder sein Scout meistens in den USA. "Dort ist zum Einen die Substanz meistens noch gut - und zum Anderen gibt es da eben noch Autos." Die Preise haben laut Scheuer eine enorme Fahrt aufgenommen. "Das ist schon fast wie beim Mercedes 300 SL nach der Euroumstellung, als es hieß: das wurde in 1:1 umgesetzt. Damals lag ein guter Flügeltürer noch bei 180.000 bis 200.000 Euro - und die Leute haben geschrien, dass sei zu teuer. Heute gibt es einen wirklich guten 300 SL kaum noch unter einer Million."

Den gleichen Trend sieht er auch bei den frühen 911-Modellen. "Ich habe hier schon T-Modelle gesehen, für die 139.000 Euro gefordert werden - das sind Beträge, da steige ich aus. Doch rund 200.000 bis 250.000 Euro für so ein Ölklappen-Elfer in Topzustand sind absolut marktgerecht", meint Scheuer, der jetzt einen Kunden für den "Gartenfund" sucht. "Sobald das okay kommt und die Verträge unterzeichnet sind, legen wir los."