Lexus LFA im Supertest
Japaner zeigt seine Nordschleifen-Gene

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Der Lexus LFA zeigt im Test, dass der neue japanische Luxus-Supersportwagen mit der europäischen Konkurrenz mithalten kann. Im Supertest auf der Nordschleife lässt der hochentwickelte Zehnzylinder sogar fast Formel 1-Atmosphäre aufkommen.

Lexus LFA
Foto: Rossen Gargolov

Mit einem weißen Blatt Papier begann bei Lexus vor zehn Jahren die Entwicklung eines Supersportwagens mit dem Ziel, eine Ausnahmeerscheinung in jeder Beziehung darzustellen. Das Ergebnis ist der Lexus LFA - ein sehr bemerkenswerter, im Grunde seiner Konzeption jedoch traditioneller Front/Mittelmotor-Sportler typisch japanischer Prägung.

Lexus LFA  auf Augenhöhe mit europäischen Konkurrenten

Oft sind es die bodenständigen Lösungen, die sich nach jahrzehntelanger, von kühnen Plänen und diversen Irrläufern geprägter Forschungsreise als die besten Alternativen herauskristallisieren. Trotz weltweit rasanter Entwicklungstätigkeit und bahnbrechender Ergebnisse in der Materialforschung tauchen doch immer wieder altbewährte Lösungen und Konzepte auf, die in ihrer Genialität offenbar nicht zu übertreffen sind. Das Front/Mittelmotor-Konzept etwa - idealerweise im Verbund mit dem Transaxle-Prinzip -, das aus Gewichtsgründen die konsequente Trennung von Motor und Getriebe vorsieht. Beides sind technologisch betrachtet olle Kamellen, allerdings solche, die auch von den wagemutigsten Sportwagen-Konstrukteuren stets aufs Neue als technische Ausgangsbasis in Anspruch genommen werden. Deshalb, weil es sachlich betrachtet nur noch eine denkbare Alternative dazu gibt - das eng verwandte Mittelmotorkonzept, bei dem der Motor nicht vor den Füßen der Besatzung, sondern hinter deren Rücken implantiert ist.

Dass auch andere Layouts - Motor über der Vorderachse oder hinter der Hinterachse -, hervorragend funktionieren, wenn nur die richtigen Leute mit dem nötigen Know-how dahinterstehen, ist ebenso eine Binsenweisheit wie die Tatsache, dass der technische Aufwand tendenziell umso kleiner ausfällt, je gleichmäßiger die Radlastverteilung im Konzept verankert ist. Und dies ist beim vorliegenden Layout definitiv der Fall. Obwohl bei der Kiellegung des Lexus LFA im Jahr 2000 seitens des Managements keine Bedingungen außer der einen gestellt wurde, mit dem ersten Lexus-Supersportler "nachhaltige und unverwechselbare Fahrerlebnisse vermitteln" zu müssen, war das Front/Mittelmotorkonzept eine von 500 als zwingend erachteten Voraussetzungen, um den bestmöglichen Supersportler japanischer Herkunft bauen zu können: "Es gab sonst keine Vorgaben, weshalb wir Ingenieure in Sachen Materialauswahl, internen Leistungsanforderungen und Prozesstechnologie völlig neue Wege einschlagen konnten."

Das kühne Unterfangen, sozusagen aus dem Nichts heraus und nahezu ohne finanzielle Fesseln einen Supersportwagen zu kreieren, der sich mindestens auf Augenhöhe mit der seit Langem etablierten deutschen, italienischen und amerikanischen Konkurrenz befindet, hat mit Blick auf das nunmehr fertige Resultat, dem Lexus LFA, einen sehr ambivalenten Ausgang genommen. Auf der einen Seite finden sich wenig überraschende, fast traditionell anmutende Sportwagen-Linien mit hohem konzeptionellem Bekanntheitsgrad. Auf der anderen überzeugen viele versteckte, pfiffige und gleichfalls immens teure Innovationen, die nach nunmehr jahrzehntelanger grüblerischer Entwicklungsarbeit einen Supersportler formten, wie er japanischer kaum sein kann. Das macht den Lexus LFA nicht nur originell und für den, der ein Faible dafür hat, extrem sympathisch - es macht ihn am Ende auch furchtbar teuer.

Unsere Highlights

Der Lexus LFA stellt  mehrere Fahrmodi zur Verfügung

Und, so verrückt es klingt, gerade deshalb auch extrem begehrt. Der Preis des Lexus LFA: 375.000 Euro. Die Lieferfähigkeit: stark begrenzt. Die für Deutschland vorgesehene Charge, 14 Exemplare des Lexus LFA, ist dem Vernehmen nach bereits in festen Händen. Und an eine Ausweitung der Lexus LFA-Gesamtproduktion - 500 Stück - ist nicht gedacht. Die Befürchtung, fahrdynamisch etwas ganz Großes verpasst zu haben, wenn man seiner nicht habhaft werden konnte, erscheint mit Blick auf die abgebildeten Resultate allerdings eher unbegründet. Schließlich gibt es vergleichbare Könner ihres Fachs, die sich dieser extrem scharfen japanischen Waffe auf den diversen Feldern gut erwehren können - wie das Umfeld der Lexus LFA-Konkurrenten beweist.

Der Lexus LFA hat über die Zahlenargumente hinaus allerdings ein paar Besonderheiten auf Lager, die - wenn auch fahrdynamisch teilweise nicht relevant -, den Horizont womöglich erweitern helfen oder doch wenigstens den Unterhaltungswert steigern können. Wenn etwa der mit unterschiedlichem Farbhintergrund (blauschwarz und weiß) aufwartende Drehzahlmesser auf Knopfdruck wie von Geisterhand bewegt zur Seite rückt, um weitere Untermenü-Displays (Ölstand, Reifendruck und Stoppuhr) freizugeben oder sich der Zeiger des Drehzahlmessers farblich dem Gemüt anpassen lässt, dann ist das Unterhaltungsprogramm des Lexus LFA doch allemal ein Interessantes. Und wenn schon die optische und akustische Warnschwelle für die Schaltdrehzahl frei wählbar ist, dann ist es bei einem Supersportler aus dem Land der aufgehenden Sonne erst recht eine Selbstverständlichkeit, dass auch das automatisierte, sequenzielle Sechsganggetriebe gleich mehrere Fahrmodi zur Verfügung stellt - Auto, Sport, Normal und Wet.

Die praktischerweise über einen Drehschalter am eindrucksvollen Instrumententräger gewählten Programme haben jeweils eine eigene Motor- und Bremskontroll-Charakeristik, die dem Lexus LFA-Fahrer die optimale Anpassung an die unterschiedlichen Fahrbedingungen ermöglicht. Das an Bord befindliche, adaptive Fahrwerk stellt selbstverständlich die passenden Dämpferkennlinien sowohl für die komfortable Überlandfahrt als auch für die Erkundung des Grenzbereichs auf der Rennbahn zur Disposition. Wenn Letzteres auch nicht mehr zwingend als Alleinstellungsmerkmal durchgeht, und auch der Lexus LFA-Motor in seiner Konfiguration - 72-Grad-V10 - konzeptionell gleichfalls kein Unikat ist, so muss spätestens an dieser Stelle mit Hochachtung zur Kenntnis genommen werden, dass es sich hier um eine ganz besondere Maschine handelt, eine mit höchst bemerkenswerter Attitüde. Der zusammen mit Yamaha entwickelte Vierventil-Saugmotor schafft es laut seiner Konstrukteure beispielsweise spielend, im Leerlauf innerhalb von nur sechs Zehntelsekunden bis 9.000/min hoch zu drehen.

Formel 1 Atmosphäre im Lexus LFA

Das würde in der Praxis zwar niemand ernsthaft versuchen (auch wir haben es im Supertest des Lexus LFA nicht nachgemessen), wird seitens Lexus aber als Beleg dafür aufgeführt, wie ultraschnell der Zehnzylinder auf kleinste Gasstöße reagiert. Es sind der extrem leichte Kurbeltrieb, die Pleuel und Ventile aus Titan, die Schlepphebel mit harter Karbon-Silizium-Beschichtung und integrierten Ölspritzdüsen sowie die in allen relevanten Bereichen reduzierte innere Reibung, die im Verbund dafür sorgen, dass dieser fast fünf Liter große V-Zehnzylinder faktisch zu den am höchsten drehenden Sportmotoren überhaupt gezählt werden darf. Der Gänsehaut erzeugende schrille Sound kommt zwar nicht mehr so grandios und mitreißend rüber wie bei den exaltierten Rennversionen, die bei den 24h-Rennen auf der Nordschleife im Rahmen der Lexus LFA-Enderprobung für erstaunte Gesichter und begeisterte Mienen sorgten. Der Lexus LFA schreit im Supertest in seiner verbliebenen Imposanz aber insofern stets nach Wiederholung, als er seine charakteristische Stimme nunmehr in einer sehr akzeptablen Lautstärke erhebt.

Trotz seiner eindrucksvollen optischen Präsenz, die ihn - nebenbei bemerkt - doch recht deutlich als Vertreter der japanischen Delegation ausweist, ist er Außenstehenden gegenüber verschlossener, als man aufgrund seines Auspuff-Dreigestirns vermuten würde. Das unterstreicht einmal mehr die insgesamt doch sehr zivilisierten Umgangsformen des Lexus LFA im Test. Bei ihm wurde tatsächlich an alles gedacht, jeder Aspekt abgecheckt und alle Eventualitäten in Frage gestellt. Wie gut, dass wenigstens im Cockpit und spätestens bei Annäherung an den roten Drehzahlbereich fast Formel 1-Atmosphäre aufkommt. Angesichts des scheinbar von jeglicher Massenträgheit befreiten Kurbeltriebs ist fast zu beklagen, dass der stabile Leerlauf unterhalb von 1.000 Umdrehungen einjustiert ist. Denn das beim Lexus LFA analog hochgezüchteter Rennmotoren gleichfalls beeindruckende, schlagartige Absterben bei Unterbrechung der Benzin- und Stromzufuhr ist in seiner Unmittelbarkeit ein untrügliches Zeichen rennsportmäßiger Herkunft - und damit ein faszinierender Vorgang, der naheliegenderweise umso eindrucksvoller ist, je höher die Drehzahl beim Betätigen des "Off"-Schalters eingestellt war.

Egal - das ungeheure Begeisterungspotenzial dieses Zehnzylinders bleibt auch so vollumfänglich wirksam, womit diesem Motor ein vorderer Platz in der ewigen Bestenliste zugestanden werden kann. Die Verbindung, die der 560 PS starke und mit einem bärigen Drehmoment von 480 Newtonmeter antretende Kurzhuber getriebetechnisch eingehen musste, ist aus Gründen, die sich angesichts der bisher gezeigten Entwicklungstiefe nur schwer erschließen, allerdings hör- und spürbar mit Kompromissen behaftet. So angemessen zügig und effizient die Gangwechsel im Lexus LFA auch sind - in der sportlichsten von sieben Stufen innerhalb von 0,2 Sekunden: Ohne mahlende, schabende oder klackende Geräusche gehen die Wechsel insbesondere dann nicht vonstatten, wenn einem der Sinn nach geschliffener Fahrkultur steht - also bei langsamer Fahrt und entsprechend gemächlicherer Getriebeaktivität. Die Geschliffenheit und Schnelligkeit eines modernen, sportlich konfigurierten Doppelkupplungsgetriebes, wie es etwa im neuen BMW M3 GTS vorzügliche Verwendung findet, kann das automatisierte, sequenzielle Sechsganggetriebe ungeachtet seiner technischen Funktionalität nicht darstellen.

Lexus LFA bietet sportliche Höchstleistung mit vollem Komfort

Weshalb sich die Frage stellt, warum sich die Väter des Lexus allein in diesem Punkt eine Ausnahme von der Regel gestatteten, die besagt: Nur das Beste und das Neueste sind gerade gut genug. Das zeigt beispielsweise die Tatsache, dass der Lexus LFA bis ins vierte Jahr seiner Reife noch mit einem Aluminiumchassis unterwegs war. Die Umstellung auf eine deutlich leichtere und zugleich steifere Konstruktion aus karbonfaserverstärktem Kunststoff (CFRP) wurde anlässlich eines neuen, hauseigenen Verfahrens initiiert, das nach Bekunden des Herstellers erstmals eine an Raumfahrtprogramme angelehnte Kunststofftechnologie beherrschbar machte. Bei den Komponenten für die steife und stabile Struktur der Fahrgastzelle wird das arbeits- und kostenintensive "Prepreg"-Handfertigungsverfahren eingesetzt, bei dem mit thermisch härtendem Flüssigharz imprägnierte Karbonfasermatten in einem Ofen erhitzt und in Formen gepresst werden. Die CFRP-Komponenten für die Bodenwanne mit integriertem Getriebetunnel, das Dach und die Motorhaube des Lexus LFA werden unter Einsatz eines Verfahrens hergestellt, bei dem vor dem Erhitzen und Aushärten das Flüssigharz in trockene, vorgeformte Karbonfaserteile eingearbeitet wird.

Etwa 65 Prozent des Nettogewichts der Lexus LFA-Karosserie entfallen auf dieses Material; die restlichen 35 Prozent auf Teile aus Leichtmetalllegierungen. Die gegenüber dem zunächst verwendeten Aluminium um vierfache höhere Festigkeit geht laut Hersteller mit einer Gewichtseinsparung von satten 100 Kilogramm einher. Dass sich die gelebte Leidenschaft in puncto Gewichtsreduzierung faktisch nicht so eindrucksvoll darstellt wie aufgrund des Tiefgangs in der Substanz erhofft, ist eine der Tragiken, die im Umfeld des Lexus LFA offensichtlich werden. Warum der Lexus LFA knapp 1.600 Kilo auf die Waage bringt, wo doch Chassis und Karosserie überwiegend aus Karbonfaser-Materialen bestehen und selbst der V10-Motor mit nur 200 Kilogramm als athletisches Leichtgewicht durchgeht, weiß niemand so genau - erklärt sich aber mit dem auf nichts verzichtenden Ausstattungsprogramm, das der Lexus LFA serienmäßig vorhält.

Ein überragendes Audiosystem von Mark Levinson mit zwölf Lautsprechern inklusive - immerhin in einer erleichterten Ausführung. Die wie immer diametral gegenüberstehenden Interessen - konsequentes Streben nach Fahrdynamik auf der einen und Erfüllung von Komfort- und Luxusansprüchen auf der anderen Seite -, sind allem Anschein nach im Schlussspurt der Entwicklung auch beim Lexus LFA kollidiert. Das Gefühl des Hin-und-her-gerissen-seins zwischen den Fronten kennen aber nicht nur die Konstrukteure zur Genüge - auch die Kunden wissen ein Lied davon zu singen: Sportliche Höchstleistung bitteschön, aber doch nicht zu Lasten des Komforts und schon gar nicht auf Kosten der Gesundheit.



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Supercheck Wertungen
Nürburgring Nordschleife
10
maximal 10 Punkte
7.38,00min

Die vorzüglichen Handling-Eigenschaften, eine Konsequenz aus extrem stabilem Chassis, perfekter Radgeometrie und einer sehr direkt arbeitenden, gleichfalls wenig nervösen Lenkung, sind die Basis für einen so außergewöhnlichen Auftritt des Lexus LFA im Test auf der Nordschleife. Hinzu kommt, dass der Lexus LFA abstimmungstechnisch ein Kind dieser Strecke ist. Die Rundenzeit ist auch insofern bemerkenswert, als es sich bei den am Testwagen Lexus LFA montierten Bridgestone-Reifen vom Typ S001 nicht um ausgewiesene Sportreifen handelt.

Rundenzeit Nordschleife, Lexus LFA
sport auto
Hockenheim-Ring Kleiner Kurs
10
maximal 10 Punkte
1.11,0min

Gute Resultate im Test auf der Rennstrecke sind - wie immer - nicht allein der technischen Basis geschuldet, sondern in großem Maße auch in das Vertrauen, das in ein neues System gesetzt wird. Der Lexus LFA ist diesbezüglich beispielhaft konditioniert: Abgesehen von einem in langsameren Biegungen sicherheitsbetonten Schieben über die Vorderräder lässt sich der Lexus LFA im Supertest fahrwerkseitig keine Schwäche anlasten. Lastwechseln gegenüber ist er weitgehend immun. Die große Bremse mit Keramikscheiben und Festsätteln zeigt auch im harten Rennstreckeneinsatz nicht die geringste Spur von Nachgiebigkeit.

Rundenzeit Hockenheim, Lexus LFA
sport auto
Beschleunigung / Bremsen
9
maximal 10 Punkte
17,3sek

Die vom Werk avisierten 3,7 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h verfehlt der Lexus LFA im Supertest auch unter Zuhilfenahme der Launch Control recht deutlich: 4,3 Sekunden. Der mögliche Grund: Die Anfahrdrehzahl erschien zumindest beim Testmodell etwas zu moderat, sodass ein guter Kompromiss zwischen Wheelspin und Traktion nicht zustande kam. Das automatisierte, sequenzielle Sechsganggetriebe schafft die Gangwechsel in der schnellsten von sieben Schaltstufen in 0,2 Sekunden. Die Keramik-Bremsanlage zeigt dauerhaft beachtliche Verzögerungsleistungen von bis zu 11,7 m/s². Der Bremsweg aus 200 km/h beträgt 132,5 Meter.

Beschleunigung 0-200 km/h:
12,5 s
Bremsen 200-0 km/h:
4,8 s
Windkanal
9
maximal 10 Punkte

Die zwangsläufig mit großen Kühlluftöffnungen in der Front und den Seitenbereichen sowie mit den gängigen Mitteln zur Auftriebsverminderung antretende Karosserie des Lexus LFA weist einen eher mäßigen cW-Wert von 0,345 auf - bei eingefahrenem Heckflügel. Da dieser aber bei 80 km/h automatisch ausfährt, muss in der Parxis von einem Wert von 0,391 ausgegangen werden. Das erklärt auch den langen Anlauf, den der Lexus LFA im Test zum Erreichen seiner Höchstgeschwindigkeit - Werksangabe: 325 km/h - veranschlagt. Während die Vorderachse bei 200 km/h um 235 Newton entlastet wird, herrscht an der Hinterachse ein Abtrieb von rund 370 Newton. Die Geradeauslauf-Eigenschaften des Lexus LFA sind bei alldem hervorragend entwickelt.

Vorderachse bei 200 km/h:
24 kg Auftrieb
Hinterachse bei 200 km/h:
37 kg Abtrieb
Querbeschleunigung
9
maximal 10 Punkte
1,35g

Konzeptionell bringt der Lexus-Sportler alles mit, was einer hohen Querbeschleunigung zuträglich ist: paritätische Achslastverteilung und damit ausgewogene Radlasten, einen tiefen Schwerpunkt sowie rundum breite Reifenformate. Die speziell für den Lexus LFA entwickelten Bridgestone S001 weisen vorn die Größe 265/35 ZR 20 und hinten 305/30 ZR 20 auf. Die geschmiedeten Leichtmetallfelgen von BBS sind 9,5 beziehungsweise 11 Zoll breit. Der maximale Querbeschleunigungswert im Test liegt damit bei achtbaren 1,35 g, was knapp unterhalb dessen liegt, was seitens der Konkurrenz aktuell mit reinrassigen Sportreifen möglich ist (1,4 g).

36-Meter-Slalom
10
maximal 10 Punkte
136km/h

Mit der direkten, dabei aber von den vertikalen Radbewegungen unbeeinflussten Lenkung zu arbeiten, ist ein beglückendes und konstruktives Unterfangen. Angesichts der bestechenden Agilität fällt es schwer zu glauben, dass der Lexus LFA über einen Radstand von üppigen 2.600 Millimeter verfügen soll - tatsächlich aber weist er dieses Maß auf. Mit geringen Lenkwinkeln, einem leichten Einknicken an der Hinterhand und einem im Ergebnis völlig unkritischen Fahrverhalten durcheilt er die Pylonenreihe so athletisch wie ein wahrhaftiger Supersportler. Die Lastwechsel-Empfindlichkeit ist gleich null.

Ausweichtest
10
maximal 10 Punkte
151km/h

Das gewisse "Mitlenken" der Hinterachse nach dem Einlenken ist - wie schon im Slalom - zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, stellt sich aber als konstruktiver Beitrag seinerseits dar. Die Geschwindigkeiten des Lexus LFA  im Supertest belegen das eindeutig. Mit kritischem Fahrverhalten wird die Lexus-Besatzung auch im äußersten Grenzbereich nicht konfrontiert. Der Wohlfühlfaktor erreicht spontan einen Spitzenwert, woraus sich auch das hohe Vertrauen ins System ableiten lässt. Die hervorragende Ergonomie am Fahrerplatz des Lexus LFA leistet ein Übriges.

Nasshandling
4
maximal 10 Punkte

Seinen gewinnenden Charakter beweist der Zweisitzer aus dem Land der aufgehenden Sonne selbst bei düsterer Regenstimmung. Wenn er auch nicht der Schnellste ist, so bewegt sich der Lexus LFA auch auf dem nassen Boden der Tatsachen mit verlässlicher Berechenbarkeit. Allerdings zeigt das mit Bridgestones bereifte Coupé hier nicht die leichte Untersteuerneigung, die etwa in engen Kurven auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim zu beobachten war, sondern er drängt mit dem Heck. Der Lexus LFA tut dies aber gut kontrollierbar, weshalb es nicht als Makel empfunden wird. Auch in der "Wet"-Einstellung zeigt das bordeigene Fahrsicherheitssystem mit konstruktiven und zugleich eleganten Regeleingriffen, was der heutige Stand der Technik ist.

Fazit

67 Punktemaximal 100 Punkte

Klammert man den exorbitanten Listenpreis einmal kurz aus, dann erscheint der neue japanische Luxus-Supersportler Lexus LFA im Supertest in einem tollen, ja geradezu schmeichelnden Licht. Tut man das nicht und setzt Preis und Leistung sachlich in Relation, dann tauchen doch einige Fragezeichen auf: So viel Materialeinsatz, so viel Geld - bei diesem Resultat? Dass es sich beim Lexus LFA um einen schnellen, technisch extrem anspruchsvollen und konkurrenzfähigen Sportwagen handelt, steht außer Frage. Der Zehnzylinder im Lexus LFA ist grandiosen Stück Maschinenbau mit irrer Leistung und begeisterndem Drehmoment. Mehr noch als die Zahlenwerte im Test, die er generiert, begeistert sein Charakter. Insbesondere das hochfrequente, an die Formal 1 erinnernd Klangspektrum hat begeisternde Wirkung - zumindest auf die Insassen des Lexus LFA. Chassis und Fahrwerk genügen gleichfalls höchsten Ansprüchen, und selbst im Luxus-Fach sind durchweg gute Noten angesagt. Ein etwas moderaterer Preis - und die Lexus-Welt wäre in Ordnung.

Technische Daten
Lexus LFA
Grundpreis375.000 €
Außenmaße4505 x 1895 x 1220 mm
Hubraum / Motor4805 cm³ / 10-Zylinder
Leistung412 kW / 560 PS bei 8700 U/min
Höchstgeschwindigkeit325 km/h
0-100 km/h4,3 s
Verbrauch16,3 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten