Nissan GT-R im Supertest
Nissan bläst jetzt mit 530 PS zum Angriff

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Mit dem Nissan GT-R gelang den Japanern der vielbeachtete Einstieg ins Supersportwagen-Segment: Nach nur zwei Jahren Bewährungszeit bläst der japanische Kultsportler nach gewissenhafter Überarbeitung nun mit 530 statt 485 PS erneut zum Angriff.

Nissan GT-R, Frontansicht
Foto: Rossen Gargolov

Wer sich nach nur zwei Jahren Marktpräsenz als Automobilhersteller veranlasst sieht, sein Produkt in technisch und optisch überarbeiteter Fassung anzubieten, ist nach den Gepflogenheiten des Marktes entweder unter verschärften Druck der Konkurrenz geraten - oder er hat ein Problem mit der Kundschaft. Vielleicht gibt es in diesem speziellen Fall aber auch einen anderen Grund, mit dem die Renovierung des japanischen Kultsportlers Nissan GT-R nach kurzer Zweijahres-Frist erklärt werden kann.

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Von einer Enttäuschung seitens der Kundschaft ist zumindest bezüglich der Leistungsbereitschaft des bislang 485 PS starken, viersitzigen Allrad-Coupés nichts bekannt. Die Begeisterung hat dem Vernehmen nach hier und da allenfalls durch technisches Ungemach und in Folge exorbitanter Ersatzteil und Schmiermittelpreise - Stichwort: Getriebeöl - gelitten. Die Gefahr, wegen zwischenzeitlich erstarkter Konkurrenz fahrdynamisch in die zweite Liga abzurutschen, zeichnete sich nicht mal schemenhaft am Horizont des Nissan GT-R ab.

Unter 7.20 Minuten auf der Nordschleife?

Angesichts der Rundenzeit, die der Nissan GT-R im Supertest 2009 zum Schrecken der Gegner absolvierte - 7.38 Minuten - hat die Konkurrenzfähigkeit nicht die Spur gelitten. So darf die kurzfristige Überarbeitung einzig und allein dem Ehrgeiz und dem Durchsetzungsvermögen eines Mannes zugeschrieben werden, der sich wie kein Zweiter mit Leib und Seele dem Projekt GT-R verschrieben und auf diese Weise selbst fast Kultstatus erreicht hat: Chefentwickler Kazutoshi Mizuno.

Fast so, als spielten Geld und Manpower keine Rolle, treibt Mizuno-san die Entwicklung des in Japan als Kultobjekt verehrten und auch in der virtuellen Welt extrem präsenten Nissan GT-R weiter in einem Tempo voran, dass es den hauseigenen Testfahrern fast schwindelig wird. Letztere scheinen auf der zu diesem Zweck vornehmlich befahrenen Nordschleife derart unter Druck zu kommen, dass sie es als unbedingte Verpflichtung ansehen, das interne Rekordregister in wahrer Kamikaze-Manier mit immer neuen Fabelwerten zu aktualisieren. So soll die Marke von 7.20 Minuten bereits unterschritten worden sein ...

GT-R ist schneller geworden

Die - nebenbei bemerkt - gesunde Erkenntnis, dass ausführliche Test- und Erprobungsfahrten der Automobilindustrie und solche, die von sport auto unternommen werden - nämlich Status-Quo-Bewertungen im Zeitraffer-Format -, wegen unterschiedlicher Bedingungen, Herangehensweisen sowie Bewertungsmustern kaum vergleichbar sind, lässt uns das Delta zwischen dem vom Hersteller angegebenen "Soll" und dem im Supertest des Nissan GT-R herausgefahrenen "Ist" selbstbewusst ertragen.

Die mit 7.34 Minuten in Ausgabe 11/2010 von sport auto bereits offiziell notierte, vom Autor im Rahmen einer von Nissan Ende Oktober 2010 bei kühler Witterung anberaumten "Time Attac" gefahrene Nordschleifen-Runde konnte mit dem aktuell zum Supertest bereitgestellten, in "Racing Blue" lackierten Exponat des Nissan GT-R zwar nicht auf die Sekunde genau wiederholt werden. Doch die unter deutlich wärmerer Frühlingssonne erreichte Rundenzeit von 7.36 Minuten bestätigt eine Tendenz, die sich zuvor schon in Hockenheim abgezeichnet hatte: Der Nissan GT-R des Jahrgangs 2011 ist nominell nicht nur um 45 PS stärker, sondern auch deutlich schneller geworden.

Verbesserungen bei Fahrwerk, Verbrauch und Karosserie

Dass es dazu erheblich mehr bedurfte, als nur das Motorsteuergerät neu zu kalibrieren und die Ein- und Auslasskanäle zu optimieren, liegt auf der Hand. Dank eines von vorn bis hinten modifizierten Abgasstrangs und neuer Katalysatoren soll es beim Nissan GT-R sogar zu Effizienzsteigerungen hinsichtlich des Verbrauchs und mithin der Emissionen gekommen sein. Diese Beweisführung ist uns allerdings nicht geglückt ... Über die Modifikationen am V6-Twinturbo hinaus ist laut Mizuno so gut wie jeder Aspekt neu betrachtet worden, der die Möglichkeit zur Steigerung der fahrdynamischen Klasse in sich birgt.

Selbst die subtilen, sich nur dem Kenner erschließenden Modifikationen an der aus einem Materialmix aus Stahl, Aluminium und Kohlefaser bestehenden Karosserie bleiben nicht ohne Wirkung. Bei leicht verschlechtertem cw-Wert, der sich aufgrund der nochmals vergrößerten Kühlluftöffnungen leicht erklärt, darf laut Windkanalprotokoll immerhin von einem verbesserten Abtrieb an der Hinterachse ausgegangen werden. Auch am Fahrwerk - die bewährte Doppelquerlenkerachse aus geschmiedetem Aluminium vorn und eine aus gleichem Material geformte Multilinkkonstruktion hinten -, ließen die Ingenieure eine Reihe von Verbesserungen in den Nissan GT-R von 2011 einfließen.

Defizit durch Gewicht von fast 1,8 Tonnen

An der Vorderradaufhängung wurden Federn, Stoßdämpfer und Stabilisatoren überarbeitet und zugleich der Nachlaufwinkel in Hinblick auf einen noch stabileren Geradeauslauf auf sechs Grad erhöht. An der Hinterachse des Nissan GT-R wurde die Höhe des Rollzentrums verringert, um den Reifen eine noch bessere Haftung zu ermöglichen. Die neu entwickelten, von Bilstein beigesteuerten "DampTronic"-Dämpfer müssen ihrem Aufgabengebiet nach zu urteilen wahre Universaltalente sein: Wegen ihrer geringeren Innenreibung sollen sie einem verbesserten Abrollkomfort zuträglich sein.

Das ist eine Ansage, die sich in der Praxis allerdings nur auf topfebener Straße nachvollziehen lässt. Obwohl die Dämpferkennlinien wie gehabt auf Schalter-Druck zwischen "Comfort", "Sport" und "R" unterscheiden, sieht es um den Federungskomfort auch in der vermeintlichen Komfortstufe doch eher mager aus. Vor allem bei langsamer Fahrt legt das gewichtsmäßig leider nicht optimierte Nissan GT-R-Coupé eine Steifbeinigkeit an den Tag, die auf Dauer an den Nerven zehrt. Aber schließlich war im ergänzenden Lastenheft von Komfortverbesserungen ja auch nicht die Rede.

Top-Geschwindigkeit von 315 km/h

Wes Geistes Kind dieses konzeptionell einzigartige Allroundtalent mit Namen Nissan GT-R ist, wird mit professionellem Blick auf die Bremsanlage offensichtlich: Im Scheibendurchmesser um zehn auf nunmehr üppige 390 Millimeter gewachsen, liefert das von Brembo beigesteuerte Trumm nicht nur vorzügliche Verzögerungsleistungen, sondern zeigt sich erstmals auch bei härtester Beanspruchung als unempfindlich gegen Fading. In Kenntnis der zu verzögernden Masse des Nissan GT-R von nunmehr 1.784 Kilogramm (Vorgänger: 1.778 Kilogramm) und der jetzt maximal erreichbaren Geschwindigkeit von 315 km/h zieht man angesichts dieser nachhaltigen Leistungsbereitschaft respektvoll den Hut.

Schlussendlich sind es die neuen Dunlop-Reifen mit der ellenlangen Typenbezeichnung SP Sport Maxx GT 600 DSST, die mit steiferen Laufflächen und härten Flanken sowie bewährter Stickstofffüllung das anvisierte Ziel endgültig konkretisieren: Der internationalen Sportwagenelite zeigen, wo der Hammer hängt - nicht mehr und nicht weniger. Bei aller Durchsetzungskraft, die sein optischer Auftritt in der Augen der Kennerschaft signalisiert, überrascht auch der neue Nissan GT-R mit einer Stimme, die kaum an einen bis an die Zähne bewaffneten Samurai-Krieger erinnert.

Lässig im Alltag dank 612 Nm Drehmoment

So, als trüge er seine Waffen unsichtbar unter der Mönchskutte, bewegt sich der Nissan GT-R akustisch unauffällig in der Menge, um zu gegebener Zeit die Furie herauszukehren. Wie angestochen stürmt er los, rast ins Ziel und zieht sich wie selbstverständlich aus jeglicher Affäre, sobald er ein Signal vom Gaspedal erhält. Dabei ist es dem mit einem perfekt konfigurierten Allradantrieb gesegneten Kampfsportler völlig schnuppe, welchen Gang man ihm zur Verfügung stellt.

Der wie eine Verheißung unter dem Gasfuß schlummernde Drehmomentberg - 612 Newtonmeter, konstant zwischen 3.200 und 6.000/min -, sorgt beim Piloten des Nissan GT-R im Alltag für eine Lässigkeit, die sonst nur von Genießern des Porsche Turbo-Schubs bekannt ist. Im Verkehr mitschwimmen, ohne zwangsläufig Blicke auf sich zu ziehen und die nächste Einkaufstour planen, ohne am Stauvolumen zweifeln zu müssen - kein Problem angesichts der artigen Zurückhaltung und der für einen Supersportler der 530-PS-Spitzenklasse üppigen Platzverhältnisse.

Einmal Luftholen und der GT-R ist auf Tempo 100

Die 45 Extra-PS, die dem mit neuen Farben antretenden Nissan GT-R generös zur Verfügung gestellt worden sind, nutzt er effektiv: Während der Vorgänger für den Sprint auf 100 km/h noch 4,1 Sekunden reklamierte, wird das Pensum jetzt mit Hilfe einer besser funktionierenden Launch-Control in nur 3,3 Sekunden erledigt. Bis 200 km/h wächst die Differenz zwischen Alt und Neu auf 1,6 Sekunden an: Was bisher in 13,1 Sekunden bewältigt wurde, ist jetzt bereits nach 11,5 Sekunden abgeschlossen. 

Nicht nur, dass die Flächenpressung zwischen Rücken und Sitzlehne bei weniger routinierten Mitfahrern leicht zu Schnappatmung führt: Der dramaturgische Verlauf der Beschleunigungsorgie ist einem heranrückenden Sturm nicht unähnlich. Das anschwellende Rauschen des Nissan GT-R könnte zwar als unheilvolle Ankündigung gewertet werden, der Vorgang bleibt aber als höchst Gewinn bringender und unterhaltsamer Akt stets in bester Erinnerung.

Nissan GT-R hat einmalig gute Fahrdynamik

Die launige Art, sich bis ans absolute Limit - und zuweilen auch etwas darüber hinaus - stets konstruktiv ins Geschehen einzubringen, ist eine Eigenschaft, die dem Nissan GT-R in dieser Qualität so schnell keiner nachmacht. Wer sich am Ende der Geraden beherrscht, den Bremspunkt nicht zu spät setzt und den Allradler damit nicht in und über den Scheitelpunkt hinaus mit zunehmendem Lenkeinschlag auf Kurs zwingen muss, wird spätestens ab Kurvenmitte mit einer Fahrdynamik belohnt, die nach wie vor ihresgleichen sucht.

"Vollgas voraus" - dieser schon etwas abgedroschene Slogan ist aufgrund der extrem hohen Fahrstabilität jederzeit anwendbar - sofern denn in passender Umgebung Anlass dazu besteht. Beispiel Hockenheim: Die hohe 1.10er-Zeit, mit der der Vorgänger des Nissan GT-R auf dem Kleinen Kurs vorstellig wurde und schon damit dem leidigen Thema Fahrzeugewicht galant die Dramatik entzog, wischt der Neue mit einer Leichtigkeit vom Tisch, die von der Konkurrenz erneut als anmaßend empfunden werden könnte. Die aktuell gemessene Rundenzeit von 1.10,0 Minuten korrespondiert in ihrer Brillanz tatsächlich nicht mit der Masse, die der mit allem Luxus ausgestattete Nissan GT-R auffährt.

Einzige Mankos sind Geräusche des Automatikgetriebes und Verbrauch

Es ist eine sich durchs Gesamtkonzept ziehende Ambivalenz, die den Nissan GT-R in der Summe so bemerkenswert macht: Die extrem austrainierte Sportlichkeit auf der einen und der auf den ersten Blick fast etwas bieder wirkende, zuweilen auch etwas knorrige Auftritt auf der anderen Seite. Wenn es innerhalb des extrem aufwändigen GT-R-Gefüges einen Minuspunkt gibt, den es aufzuzählen lohnt, dann sind es die mechanischen Geräusche, die allein bei den alternativ angebotenen automatisierten Gangwechseln seitens des Doppelkupplungsgetriebes im Nissan GT-R hörbar werden.

Angesichts der professionellen, in lastwechselfreien Gangwechseln gipfelnden Arbeitsweise des Getriebes lässt sich dieses akustische Relikt jedoch verschmerzen, zumal der Gesamteindruck des Nissan GT-R hinsichtlich der Verarbeitungsqualität und der Liebe zum Detail insgesamt deutlich gewonnen hat. Auch wenn dem Cockpit ungeachtet der feinen Veränderungen noch immer eine gewisse Urwüchsigkeit anhaftet, darf anerkennend vermerkt werden, dass es ihm an Unterhaltungswert, etwa in Form der, für den Nissan GT-R typischen, "Playstation" mit frei konfigurierbaren Displays, nicht fehlt. Selbst im Falle eines Staus ist für genügend Ablenkung gesorgt: Unter anderem durch das kombinierte Audio- und Navigationssystem mit nunmehr 40 Gigabyte großer Festplatte.

Es ist nebenbei in der Lage, ein individuelles Musik-Archiv von bis zu 300 CDs zu speichern. Nur ein einziges Instrument schafft es nicht, mit seiner analog erscheinenden Anzeige Freude zu verbreiten - obwohl man es nicht aus dem Auge lassen darf: Der Bewegungsmodus des roten Tankuhr-Zeigers im Cockpit des Nissan GT-R entspricht nämlich weniger einer gemächlichen Wanderung als vielmehr einem in diesem Zusammenhang durchaus unerwünschten Sprint.

Supercheck Wertungen
Nürburgring Nordschleife
10
maximal 10 Punkte
7.36,00min

Ungeachtet der um zwei Sekunden schlechteren Rundenzeit gegenüber der bei der „Nissan GT-R Time Attac“ im letzten Herbst gefahrenen Runde (7.34 min), drängt sich nach wie vor die Frage auf: Wie zum Teufel kriegen die GT-R-Ingenieure es hin, diesem 1.784 Kilogramm schweren Allradler ein solches Renn-Talent anzuerziehen? Motor/Getriebe sind eine Wucht, die Bremse hält, was sie verspricht, und die Traktion ist ein Gedicht. In puncto Fahrbarkeit sind keine Zweifel erlaubt.

Nissan GT-R, Bewusstseins-R-weiterung, Rundenzeit, Nürburgring Nordschleife
Hockenheim-Ring Kleiner Kurs
10
maximal 10 Punkte
1.10,0min

Die Umsetzung der Mehrleistung gelingt dem Nissan GT-R ebenso perfekt wie nachvollziehbar. Wie die bis auf eine Ausnahme auch leicht erhöhten Kurventempi ausweisen, ist die gegenüber dem Vorgänger um 0,7 Sekunden verbesserte Rundenzeit nicht allein das Ergebnis höherer PS-Zahl. Am Ende der Zielgeraden hat der Neue immerhin 206 km/h drauf - bisher waren maximal 200 km/h drin. Den Grenzbereich nimmt der GT-R überwiegend neutral bis leicht untersteuernd - in Abhängigkeit von den Reifentemperaturen.

Nissan GT-R, Bewusstseins-R-weiterung, Rundenzeit, Kleiner Kurs Hockenheim
Beschleunigung / Bremsen
9
maximal 10 Punkte
16,2sek

Der Zuwachs an Leistung zeitigt direkt bessere Beschleunigungswerte. Der 3,3-Sekunden-Sprint ist das Resultat eines simplen Vorgangs: „R“-Modus einschalten, Ganghebel auf „A“, Bremse halten, Vollgas geben – ab geht die Post. Bis 200 km/h gewinnt der neue GT-R gegenüber seinem Vorgänger 1,6 Sekunden. Fast scheint es so, als würden die Gänge reingeschossen. Das Doppelkupplungsgetriebe hält den nächsten Gang einfach vor, um ihn beim Erreichen der Höchstdrehzahl ohne Kraftschlussunterbrechung freizugeben.

Beschleunigung 0-200 km/h:
11,5 s
Bremsen 200-0 km/h:
4,7 s
Windkanal
9
maximal 10 Punkte

Die Karosserie-Modifikationen an Bug und Heck zeigen Wirkung, allerdings nicht in jedem Fall positive: Der Abtrieb an der Hinterachse ist entsprechend der Ankündigung tatsächlich um einige Prozentpunkte erhöht: 162 Newton gegenüber 80 Newton beim Vorgänger. Infolge des aufnickenden Moments erhöht sich aber gleichzeitig auch der Auftrieb an der Vorderachse auf 113 Newton (Vorgänger: 30 Newton). Der cW-Wert ist vornehmlich durch die vergrößerten Kühlluftöffnungen und durch die Veränderungen in der aerodynamischen Balance geringfügig schlechter geworden: 0,32 gegenüber bisher 0,31.

Vorderachse bei 200 km/h:
12 kg Auftrieb
Hinterachse bei 200 km/h:
17 kg Abtrieb
Querbeschleunigung
9
maximal 10 Punkte
1,35g

Mit 1,35 g liegt der maximale Querbeschleunigungswert trotz der neuen Reifenspezifikation von Dunlop auf identischem Niveau. Die tendenziell stärkere Ausrichtung der 20-Zöller in Richtung Trockengrip lässt sich anhand dieser Zahl also nicht schlüssig belegen.

36-Meter-Slalom
10
maximal 10 Punkte
140km/h

140 km/h Ein solch famoses Einlenkverhalten steht ihm als Schwergewicht eigentlich gar nicht zu. Bei aller Handlichkeit ist der 1,8-Tonner im Grenzbereich friedlich wie ein Lamm. Tendenziell leicht untersteuernd angelegt, fegt er mit einer Sicherheit durch den Pylonenparcours, dass es eine Freude ist. Dabei schwingt er mit dem Heck konstruktiv mit, ohne dabei den abrupten Ausfallschritt zu proben. Ein kritisches Aufschaukeln ist so gut wie ausgeschlossen, schon weil die Lenkung äußerst exakte Rückmeldung liefert. Ein Punkt mehr als der Vorgänger bedeutet Höchstpunktzahl im Slalom.

Ausweichtest
10
maximal 10 Punkte
115km/h

155 km/h Den schnellen Ausweichtest absolviert der Nissan GT-R gleichfalls mit der ihm eigenen Souveränität. Sicherer lässt sich ein Spurwechsel bei hohen Geschwindigkeiten nicht bewerkstelligen. Er läuft wie auf Schienen, sowohl in Kurven als auch geradeaus bei Tempobolzerei. Unruhen in der Lenkung sind dem GT-R grundsätzlich fremd, obwohl die harte Federung das Fahrverhalten nicht unbeeinflusst lässt. Zumindest in der „Comfort“-Einstellung hätte man etwas größere Zugeständnisse erwarten dürfen.

Nasshandling
5
maximal 10 Punkte

Obwohl der aktuelle Nissan GT-R mit der neuen, offenkundig mehr auf Trockengrip hin optimierten Dunlop-Reifenspezifikation gegenüber dem Vorgänger zwei Punkte wegen des gut zweieinhalbsekündigen Rückstands verliert, darf man ihm daraus keinen Strick drehen. Sein untadeliges Verhalten basiert auf einem völlig unprätentiösen Fahrverhalten: Kein übermäßiges Schieben über die Vorderachse, kein plötzliches Ausbrechen des Hecks. Und bei alledem ein hervorragend abgestimmtes, feinfühlig arbeitendes ABS: Mit leicht nach außen drängendem Heck auf den Kurvenscheitelpunkt zudriften und mit grandioser Traktion aus der Kurve herauspfeilen – nichts schöner als das.

Fazit

67 Punktemaximal 100 Punkte

Der Nissan GT-R ist ein Phänomen: Wer ihn nicht kennt, kann es nicht glauben. Wer ihn kennt, ist jedes Mal von Neuem überrascht. Das knapp 1,8 Tonnen schwere, mit all seinen Fasern typisch japanisch geprägte Allrad- Coupé geht wie die Hölle und ist sich bei aller fahrdynamischen Klasse trotzdem nicht zu schade, sich mit schnöden Alltagslasten zu befassen. Der Wagen ist groß, vergleichsweise geräumig und zwingt niemanden zum Einziehen des Kopfes. Die nach nur zwei Jahren Marktpräsenz nunmehr nachgeschobene Evolution geht extrem geschärft ins Rennen. Preislich nach wie vor ein Hit, ist das nunmehr 530 PS starke und mit eindeutig maskuliner Note antretende Allround-Genie ganz locker in der Lage, im Supersportwagen-Segment an ganz vorderster Front mitzumischen. Und trotzdem spuckt er erstaunlich leise Töne. Große Rücksicht auf aktuelle Befindlichkeiten, etwa hinsichtlich umwelttechnischer Verträglichkeit, nimmt er selbstverständlich nicht – wie soll er auch? Und außerdem: Warum?

Technische Daten
Nissan GT-R
Grundpreis90.900 €
Außenmaße4670 x 1895 x 1370 mm
Kofferraumvolumen315 l
Hubraum / Motor3799 cm³ / 6-Zylinder
Leistung390 kW / 530 PS bei 6400 U/min
Höchstgeschwindigkeit315 km/h
0-100 km/h3,3 s
Verbrauch12,0 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten