Rheinmetall präsentiert neue Ladelösung
Der Bordstein wird zur Steckdose

Autofahrende empfinden Bordsteine meist eher als Ärgernis. Dank Rheinmetall werden die Kanten endlich nützlich: Sie beherbergen Ladeanschlüsse für Elektroautos. Die neue Technik soll sich jetzt in einem Pilotprojekt bewähren.

Rheinmetall-Ladebordstein mit BMW i3
Foto: Rheinmetall AG

Diese Innovation hat zwar mehr mit Stein als Metall zu tun. Und es handelt sich dabei auch nicht um militärisches Gerät, sondern um eine Anwendung, die potenziell jeder Zivilist und jede Zivilistin nutzen kann. Trotzdem stammt sie vom Rüstungs- und Technologiekonzern Rheinmetall: Der Ladebordstein, der in den vergangenen Monaten im Technology Center des Düsseldorfer Unternehmens erdacht und im November 2022 vorgestellt wurde.

Das Prinzip ist so einfach, wie es der Begriff suggeriert: Es handelt sich um einen Bordstein, in den die nötige Technik integriert wird, um daran ein Elektroauto mit frischer Energie zu versorgen. Und das gar nicht mal so langsam: Per Wechselstrom (AC) lässt sich mit einer Leistung von bis zu 22 kW nachladen. Die nötige Ladeelektronik ist ebenfalls bereits eingebaut, und per Open Charge Point Protocol (OCPP) kann der Ladebordstein in bestehende Backend-Systeme oder bereits vorhandene Ladesystem-Strukturen eingefügt werden.

Unsere Highlights

Ladetechnik lässt sich nachrüsten, Pilotprojekt vereinbart

Rheinmetall hat seine Ladebordsteine jedoch nicht nur als Komplettlösung erdacht. Wo aktuell vonseiten der Kommunen noch kein Bedarf besteht, Ladeinfrastruktur bereitzustellen, dies aber perspektivisch der Fall sein könnte, ließen sich "Dummy-Bordsteine" installieren. Das Elektronikmodul lässt sich dem Düsseldorfer Konzern zufolge in wenigen Minuten nachrüsten. Ähnlich unaufwändig soll die Wartung der Ladebordsteine vonstattengehen. Zudem verspricht Rheinmetall eine lange Lebensdauer. Um diese und die nötige Sicherheit zu garantieren, unterzieht sie das Unternehmen umfangreichen Langzeittests.

Rheinmetall Ladebordstein
Rheinmetall
Zusammen mit der Stadt Köln startet Rheinmetall im Sommer 2023 ein Pilotprojekt zu den Ladebordsteinen.

Ab Sommer 2023 soll sich die neue Ladetechnik auch in einem Pilotprojekt im öffentlichen Raum bewähren. Rheinmetall hat dazu mit der Stadt Köln eine Zusammenarbeit vereinbart. Die Ladebordsteine sollen an zwei unterschiedlichen Standorten im Stadtgebiet montiert werden. Wie lange das Pilotprojekt laufen soll, ließen beide Partner noch offen.

Der Hintergrund für die überraschend anmutende, beim genaueren Nachdenken aber doch naheliegende Lade-Lösung liegt auf der Hand: Im urbanen Raum sind die Flächen für die bald dringend benötigte Ladeinfrastruktur für E-Autos jetzt schon knapp. So steht es auch im Masterplan Ladeinfrastruktur II der Bundesregierung, der im Oktober 2022 veröffentlicht wurde.

Die Idee hat Charme

Ideen, dieses Problem zu lösen, gibt es bereits. Zum Beispiel, Ladeanschlüsse in Straßenlaternen zu integrieren (siehe Fotoshow). Doch diese stehen nicht immer dort, wo die passende Parkfläche vorhanden ist. Bordsteine gibt es dagegen überall oder lassen sich vielerorts mit relativ geringem Aufwand installieren, was der Rheinmetall-Lösung durchaus Charme verleiht. Zumal der Weg vom Ladebordstein zum Anschluss am Auto besonders kurz ist, was verhindert, dass beispielsweise die Kabel über Gehwege gelegt werden müssen.

Umfrage
Wo laden Sie Ihr E-Auto?
1282 Mal abgestimmt
Haushaltssteckdose
Wallbox
Öffentliche Ladesäule

Fazit

Ladestationen statt Panzer: Der Düsseldorfer Rüstungs- und Technologiekonzern Rheinmetall erschließt neue Geschäftsfelder und ist dabei auf das Wachstumsthema Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge gestoßen. Der Gedanke, diese in Bordsteine zu integrieren, erscheint ebenso simpel wie sinnvoll. Nun muss Rheinmetall beweisen, dass das System tatsächlich funktionieren kann – und das möglichst auf die einfache Art, wie sie die Düsseldorfer versprechen. Ein erstes Pilotprojekt ist in Köln geplant.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten