Direkte Auswirkungen im Auto-Alltag
Kritische Aerodynamik-Punkte

Ein großer Teil automobiler Entwicklungsarbeit entfällt auf das Feilen an der Aerodynamik – zum Beispiel im Windkanal von Mercedes. Gerade bei Elektroautos schlagen sich schon wenige Prozentpunkte in einem spürbaren Reichweiten-Gewinn nieder. Hier erfahren Sie, wo die neuralgischen Punkte an einem Auto liegen, und wie die konkreten Auswirkungen auf den E-Auto-Alltag aussehen.

Wenn Sie jetzt hören, dass der Luftwiderstand im Quadrat zur Geschwindigkeit wächst, fühlen Sie sich vielleicht unangenehm an Ihre Schulzeit erinnert. Deshalb hier lieber ein paar griffigere Erläuterungen dazu, wie sich die Windschlüpfigkeit unmittelbar auf die E-Reichweite auswirkt.

Der große E-Ratgeber

Zunächst aber als Basis-Info: Je größer der Luftwiderstand ist, desto mehr Energie ist nötig, um ihn zu überwinden. Deshalb unterscheidet sich der Strom-Verbrauch von E-Autos im Stadtverkehr oft gar nicht so gravierend, weil sie dort ja mit maximal 50 km/h unterwegs sind. Interessant wird es etwa bei einer Reisegeschwindigkeit von 130 km/h auf der Autobahn. Ein Hyundai Ioniq 5 saugt da beispielsweise 27 kWh pro 100 Kilometer aus dem Akku, während es innerorts nur rund 13 kWh sind. Der aerodynamisch günstiger geformte Mercedes EQS kommt auf der Autobahn bei konstantem Tempo 130 im Schnitt mit 24 kWh aus, braucht in der Stadt aber ebenfalls um die 13 kWh.

Mercedes A-Klasse Limousine Windkanal cW Weltrekord
Mercedes

Im Windkanal vergehen viele Stunden Entwicklungsarbeit. Verdampftes Öl macht die Luftströme sichtbar.

Weniger Stress beim Fahren

Welche Faktoren sind hier also entscheidend? Vom cW-Wert haben Sie sicher schon gehört. Das ist der Luftwiderstandsbeiwert, der die Windschlüpfigkeit der im Fahrtwind stehenden Form beschreibt. Die Stirnfläche wiederum gibt in Quadratmetern an, wie groß diese im Wind stehende Fläche überhaupt ist. Es ist deshalb also möglich, auch für große Autos einen guten cW-Wert zu erzielen, wenn die Fläche strömungsgünstig gestaltet ist. Das hat übrigens noch einen weiteren Vorteil: Die Windgeräusche bei der Fahrt werden reduziert, wenn die Luft korrekt geleitet wird. Und je weniger Störgeräusche die Fahrt begleiten, desto niedriger bleiben Stresspegel und Ermüdung.

Der cW-Wert des Autors liegt übrigens bei 1,13 und das ist kein sonderlich guter Wert. Bei besonders ungünstigen Formen liegt der Wert über 1, bei besonders effizienten Autos unterhalb von 0,25. Das aerodynamische Optimum wäre übrigens eine Tropfenform – warum? Weil der "Fahrtwind" einem Tropfen Wasser beim Fallen von Natur aus die strömungsgünstigste Form verpasst. Damit könnten übertragen auf Autos sogar Werte unterhalb von 0,2 erzielt werden. Nach heutigem Stand existiert so ein Fahrzeug als Serienmodell allerdings noch nicht. Aber warum überhaupt die Zahlen-Klauberei? Das erfahren Sie im Video oben im Artikel.

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Fazit

Die Entwicklungsarbeit in Bezug auf Aerodynamik lohnt sich, weil Sie als E-Auto-Fahrer jedes Mal direkt davon profitieren, wenn Sie am Steuer sitzen. Geschlossene Felgen-Designs leisten einen großen Beitrag. Versenkbare Türgriffe sind dagegen vorrangig ein Design-Feature. Jedenfalls sollten Sie den cW-Wert eines Autos künftig bei Kaufentscheidungen als Kriterium einfließen lassen.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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