Lynk & Co. kombiniert Abo und Sharing
Miet’ Dich reich!

Der chinesische Autobauer Lynk & Co. will alles anders machen als die alte Autowelt. Statt einem Kaufvertrag gibt es auch ein Abo, statt langer Preis- und Ausstattungslisten gibt es nur zwei Motorisierungen und zwei Farben. Einfach soll es sein. Und wer will, kann sein Abo-Auto mit Lynk-Club-Mitgliedern teilen – und dabei sogar Geld verdienen. Echt?

Lynk & Co 01
Foto: Lynk & Co

Die Idee mit dem Auto-Abo ist nicht neu. Schon seit Jahren schielen die Autobauer weltweit neidisch auf Startups wie Spotify, Netflix und Co. die von ihren Kunden keine große Einmalzahlung erwarten, sondern ein Abo anbieten. Damit sind die monatlichen Kosten für den Kunden überschaubar, während er trotzdem Zugang zum gesamten Angebot hat. Zumindest, solange er das Abo nicht kündigt. Denn dann ist alles weg.

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Kann ein Abo-Modell auch beim Auto funktionieren?

Von der Premium- bis zur Budgetcar-Fraktion haben sich fast alle Hersteller bereits daran ausprobiert. Doch bisher hat die Idee noch nicht wirklich gezündet. Zu kompliziert sind die Prozesse, zu hoch die Preise und zu gering ist der Vorteil für die Kunden gegenüber einem klassischen Autokauf oder einem Leasingvertrag, bei dem der Preis ebenso in erträglich kleine Rate geteilt ist und das Auto am Ende auch noch den Besitzer wechselt. Denn vom einfachen Onlinevertragsabschluss wie beim Netflix- oder Spotify-Abo, das monatlich kündbar ist, sind die Verträge beim Auto-Abo noch meilenweit entfernt.

Beim chinesischen Startup Lynk & Co. soll das jetzt alles – wie bei Startups so üblich – völlig anders werden. Und dieses Mal könnte der Plan sogar aufgehen. Denn statt den Autokäufern, pardon, Abonnenten des Lynk & Co. 01 (siehe Bildergalerie) einfach nur eine hohe monatliche Rate anzubieten, die meist teurer ist als ein vergleichbares Fullserviceleasing, will die Geely-Tochter und Schwestermarke von Volvo, dass die Kunden ihr Auto auch mit anderen teilen – und damit sogar Geld verdienen. Außerdem macht der Lynk & Co. 01, wie unsere ersten Sitzproben und Fahreindrücke zeigen, keine schlechte Figur.

Doch alles der Reihe nach. Schon im letzten Jahr hat Alain Visser, der ehemalige Volvo- und Opel-Marketingboss und heutige CEO von Lynk & Co. verkündet, dass es den 01, ein kompakter SUV, der auf die gleiche technische Basis wie der Volvo XC40 (Recharge als PHEV) aufbaut, für einen Maximalbetrag von 500 Euro im Monat zu haben ist. Im monatlich kündbaren Abo-Modell. Man sei dann außerdem Teil einer Community, habe exklusiven Zugang zu Events und anderen Goodies, die überhaupt nichts mit dem Auto zu tun haben. Im Moove Podcast erzählte Visser von einer Life-Style-Membership, bei der das Thema Mobilität nur ein Baustein sei.

Was ist der Zusatznutzen bei Lynk & Co.?

500 Euro pro Monat für eine Clubmitgliedschaft klingt nicht gerade nach einem Schnäppchen. Schon gar nicht bei einem chinesischen Autostartup, dessen Vorgänger aus Fernost nie länger als ein paar Jahre auf dem europäischen Markt durchgehalten haben, bevor sie krachend scheiterten oder still und heimlich in der Versenkung verschwanden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man schon für 8 Euro mehr auf dem Neuwagenportal meinauto.de aktuell gleich zwei Mercedes A 250e im Leasing bekommt. Allerdings geknüpft an einen Vierjahresvertrag. Immerhin: Den technisch quasi identischen Volvo XC40 Recharge gibt es ab rund 450 Euro im Leasingrate im Monat. Das ist zwar etwas günstiger, dafür aber deutlich unflexibler als das Abo beim 01. Und jeder weiß: Flexibilität kostet Geld.

Während bei den anderen beiden Angeboten von Startpreisen die Rede ist, werden Visser und seine Kollegen nicht müde von einem Maximalpreis zu sprechen. Und genau darin steckt die eigentliche Revolution des Lynk & Co.-Konzepts. Denn ein Maximalpreis muss sich schließlich irgendwie reduzieren lassen. Nur wie?

Car-Sharing als Sparmodell

Die Antwort hierfür lautet Car Sharing. Denn wer sein Auto nicht nutzt, kann es der Lynk & Co. Community zur Verfügung stellen und dafür eine Nutzungsgebühr verlangen. Dafür muss der potentielle Sharingnutzer nur kostenloses Mitglied bei Lynk & Co. sein und Informationen wie etwa seine Führerscheindaten dort hinterlegt haben.

"Die Höhe der Sharinggebühr legt jeder Abonnent selbst fest, ebenso wie den Zeitraum des Sharingangebots und wer das Auto am Ende tatsächlich leihen darf", erklärt David Green, Chief Technology Officer bei Lynk & Co. Möglich wird das durch einen so genannten Digital Key, also einem digitalisieren Schlüssel, durch den das Auto über eine App geöffnet und gestartet werden kann, sobald der Besitzer den Schlüssel freigibt. "Wenn jemand dein Auto leihen möchte, bekommst du eine Anfrage und kannst anhand seiner Bewertungen selbst entscheiden, ob du zustimmst oder ablehnst." Wer also gut wirtschaftet und den Wagen häufig verleiht, bekommt seinen Lynk & Co. 01 monatlich für lau – oder geht sogar mit Gewinn raus.

Car-Sharing-Einnahmen versteuern?

Ganz so einfach ist es nicht. Das mussten selbst Branchengrößen wie ShareNow erkennen, die noch immer in den roten Zahlen stecken. Mit Carsharing Geld verdienen ist aber möglich, wie kürzlich das Sharing-Startup Miles vermeldete und als erster Carsharer in Deutschland schwarze Zahlen schrieb. Doch das Problem für das Lynk & Co.-Modell in Deutschland ist weniger systemisch als bürokratisch. Denn wer als Sharinganbieter auftritt, ist damit automatisch auch ein Unternehmer. Selbst wenn die Abwicklung von Lynk & Co. übernommen wird, müssten auf die Gewinne Steuern gezahlt werden. Damit ufert die vermeintliche Einfachheit, mit der Lynk & Co. den 01 an dem Mann und die Frau bringen will, schnell zur bürokratischen Irrfahrt aus.

Fazit

Ob die Idee mit dem Club und dem Carsharing wirklich aufgeht, muss sich erst zeigen. Dass gute Abo-Modelle und Sharingkonzepte aber in sämtlichen Branchen auf dem Vormarsch sind, lässt sich nicht leugnen. Außerdem hat das Lynk & Co.-Konzept den einzigartigen Vorteil nicht mit dem Kostendruck des alten Vertriebsmodells zu konkurrieren, wie es bei all die anderen Autobauern der Fall ist. Es könnte also tatsächlich erstmals klappen, dass ein chinesischer Autobauer in Europa Fuß fasst.