Zahlreiche Rückrufe im ersten Halbjahr 2020
13 Millionen fehlerhafte Autos

Offenbar ist in der Auto Industrie der Wurm drin aber nicht bei allen Herstellern. Dennoch: 13 Millionen fehlerhafte Autos sind eine Hausnummer.

Rückruf 2020 Übersicht
Foto: auto motor und sport

Abgesehen von Streamingdiensten wie Netflix und Co., haben von diesem seltsamen Jahr 2020 bislang wohl die wenigsten profitiert. Auch in der Automobilindustrie läuft der Laden nicht so richtig. Zahlen der Plattform "finbold.com" zufolge, wurden zwischen Januar und Juli weltweit bereits rund 13,3 Millionen Fahrzeuge wegen verschiedener Mängel zurückgerufen. Immerhin: Die deutschen Marken machen in dieser Aufstellung keine allzu schlechte Figur. Anführer der wenig ruhmreichen Liste ist Toyota mit fast vier Millionen Mangel-Fahrzeugen. Ein großer Teil davon entfällt auf Probleme mit Benzinpumpen, die den Motor zur Aufgabe zwingen können. Erst auf Platz zehn steht mit VW ein deutscher Hersteller (rund 16.000 betroffene Fahrzeuge). Die Wolfsburger mussten den neuen Golf 8 wegen Problemen mit dem Notrufassistenten zurück beordern.

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Diese Zahlen nun in ein sinnvolles Verhältnis zu setzen, ist gar nicht so einfach, was inbesondere an Ausreißern wie dem Airbag-Debakel von Zulieferer Takata liegt. Dadurch hat sich die Statistik dann doch spürbar verschoben. So lag die Rückrufquote im ersten Halbjahr 2019 mit 233 Prozent weit über dem Durchschnitt der letzten Jahre (157 Prozent). Diese Quote setzt die Anzahl der zurückbeorderten Fahrzeuge ins Verhältnis zu den Neuzulassungen im gleichen Zeitraum. So wurden von Januar bis Juli 2019 also 2,3 Mal so viele Autos zurückgerufen, wie neue verkauft wurden.Allerdings betreffen Rückrufaktionen häufig Fahrzeuge, die nicht aus dem Jahr des Rückrufs selbst stammen. Suzuki musste beispielsweise jüngst Grand Vitara-Modelle aus den Baujahren 1998 und 1999 wegen fehlerhafter Airbag-Auslösungen in die Werkstatt holen. Da liegt die Erstzulassung bereits mehr als 20 Jahre zurück.

Die Kurve steigt

Betrachtet man nur den deutschen Markt, steigt die Kurve allerdings auch an. Circa 3,2 Millionen Autos mussten im vergangenen Jahr zurückgerufen werden. Im Jahr 2010 waren es noch weniger als die Hälfte. Im Umkehrschluss bedeutet das jetzt allerdings nicht zwingend, dass Material- oder Fertigungsqualität abnehmen. Stattdessen werden die rechtlichen Grenzen zusehends enger gezogen, während die Autos selbst gleichzeitig immer komplexer werden (Elektrifizierung, Assistenzsysteme usw.). So hatte beispielsweise Mazda mit einem automatischen Notbremsassistenten zu kämpfen, der ohne Not die Bremse ziehen konnte. Zum guten Teil ist allerdings der Diesel-Skandal für den Rückruf-Anstieg verantwortlich zu machen. Ähnlich wie im Fall Takata wird in der Folge genauer auf die entsprechenden Baugruppen geschaut – egal bei welchem Hersteller. Und wer genau schaut, der findet meistens auch etwas.

Mazda 3 CX-30 Rückruf KBA Notbremsassistent
Hersteller / ams
Der Mazda 3 und der Mazda CX-30 hatten mit einem fehlerhaften Notbremsassistenten zu kämpfen.

So gesehen ist die globale Zahl von 13,3 Millionen im noch laufenden Jahr gar nicht so hoch. Doch es muss abermals relativiert werden: Viele Rückrufe wurden auf Grund der Corona-Pandemie verschoben oder von den Fahrzeughaltern aus dem gleichen Grund noch nicht durchgeführt. Insofern dürfte noch eine gewisse Dunkelziffer lauern, die sich eventuell gegen Ende des Jahres zu erkennen gibt. Was die Hersteller alles tun, um die Qualität ihrer Produkte sicherzustellen, sehen Sie in unserer Fotoshow.

Fazit

Versierte Gebrauchtwagen-Käufer wissen: Was im Auto nicht drin ist, kann auch nicht kaputt sein. Doch moderne Fahrzeuge sind zumeist proper ausgestattet und sobald man ein Assistenzsystem verkauft, auf das sich der Kunde in Gefahrensituationen verlassen muss, ist ein Mangel an diesen Optionen sicherheitsrelevant.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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