AC Schnitzer ACS1 5.0d im Test
BMW 1er mit Triturbo-Diesel aus dem M550d

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In Zeiten von Abgas-Skandal und E-Mobilität zeigt AC Schnitzer, dass Diesel noch sexy sein kann: Der Tuner pumpt den BMW 120d xDrive auf 400 PS und 800 Nm Drehmoment auf. Knackt der Diesel-1er damit die Selbstzünder-Bestzeit in Hockenheim?

AC Schnitzer ACS1 5.0d, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Wie man das Thema Diesel in Zeiten von Abgas-Skandalen zumindest bei Autofans wieder populär machen kann? Man nehme einen BMW 120d xDrive und implantiere das Triturbo-Triebwerk eines BMW M550d. Tuner AC Schnitzer tauft seinen „Quasi-150d“ auf den Namen ACS1 5.0d.

Aus dem Reihenvier- wird ein Reihensechszylinder, aus ehemals 190 PS werden zunächst 381 PS. Dank moderater Leistungssteigerung drückt der potente Schnitzer-Diesel sogar 400 PS ab. Das maximale Drehmoment steigt von ehemals 400 Nm im 120d auf nun 800 Nm. Bei der Motoren-OP wird auch das Achtgang-Automatikgetriebe des M550d mit in den 1er verpflanzt – fertig ist der Dieselschreck im Kompaktwagen-Gewand.

AC Schnitzer ACS1 5.0d in 4,5 Sekunden auf Tempo 100

Und wie fährt sich der etwas andere Power-1er? Erstaunlich werksähnlich – schon auf den ersten Metern fragt man sich, warum BMW diese außergewöhnliche Hochzeit nicht serienmäßig anbietet. Auch Diesel-Kritikern ziehen die 800 Nm maximales Drehmoment die Mundwinkel fast automatisch bis zu den Ohrläppchen. Aus dem Drehzahlkeller marschiert die Schnitzer-Idee gut, richtig stark legt der AC Schnitzer ACS1 5.0d ab 2.500/min los. Die Vehemenz hat dann eindeutig Suchtpotenzial. Ab 4.500 Touren lässt die Überdosis Dieseldrehmoment dann wieder spürbar nach. Frühes Hochschalten ist also angesagt, um das Potenzial des ACS1 5.0d voll zu nutzen.

Laut Schnitzer sollen beeindruckende Sprintwerte möglich sein. Statt in 6,8 Sekunden soll der modifizierte 120d nach der Herz-OP in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h rennen. „Von 80 auf 180 km/h geht unser ACS1 5.0d jetzt in 7,9 Sekunden. Das Serienmodell braucht dafür 21,9 Sekunden“, vermeldet Roman Fenners, Entwicklungschef bei AC Schnitzer, stolz.

KW-Fahrwerk unterstützt die Sportlichkeit

Doch der ACS1 5.0d schaut nicht zum Geradeausbolzen in Hockenheim vorbei. Längsdynamik- und Bremswerte ermitteln wir bei seinem Kurzbesuch heute nicht. Im Test-Fokus steht die Rundenzeit. Der Allradler will heute den Dieselrekord auf dem Kleinen Kurs einstellen.

AC Schnitzer ACS1 5.0d, Motor
Hans-Dieter Seufert
Hier haust das Triturbo-Triebwerk eines BMW M550d im Motorraum eines 120d xDrive.

Aktuell rangiert auf dem Selbstzünder-Thron noch der RS 5 TDI Concept, ein Konzeptfahrzeug von Audi mit Dreiliter-V6-TDI samt Biturbo-Aufladung und E-Verdichter. Mit 385 PS absolvierte das Audi-Konzeptfahrzeug in 1.15,0 Minuten den Kleinen Kurs (sport auto 3/2015). Ameisenkurve, zackig einlenken, früh herausbeschleunigen – im etwas anderen Diesel-1er wird schnell klar, dass die Selbstzünder-Bestzeit heute fallen wird. Das auf rund 1.640 Kilo gewachsene Gewicht kann der Schnitzer-Diesel im Grenzbereich gut verheimlichen.

Dank KW-Gewindefahrwerk mit spezifischer Schnitzer-Abstimmung samt aggressiveren Spur- und Sturzwerten fährt sich der getunte 1er noch präziser als sein Serienpendant. Unter Last punktet er im Test außerdem dank des unveränderten Serien-Allradsystems mit sehr guter Traktion.

Rekord für ACS1 5.0d in Hockenheim

Sportreifen vom Typ Dunlop Direzza tragen ebenfalls entscheidend zu dem hohen Gripniveau bei. Ein typisches Problem gibt es aber: Das Serien-ABS harmoniert nicht perfekt mit den Semislicks. Um den gewachsenen Ansprüchen des 150d gerecht zu werden, ersetzte AC Schnitzer jedoch die serienmäßige Bremsanlage des 120d gegen die größere M-Performance-Bremsanlage.

AC Schnitzer ACS1 5.0d, Rad, Felge
Hans-Dieter Seufert
KW-Gewindefahrwerk und M-Performance-Bremsanlage runden das Gesamtkonzept ab.

Trotz nicht idealer Außentemperatur von 29 Grad Celsius und nicht taufrischer Reifen holt sich der AC Schnitzer ACS1 5.0d locker den Dieselrekord. Mit einer Rundenzeit von 1.13,8 min stellt er sowohl seinen Motorspender M550d (1.19,1 min) als auch den einzigen getesteten 120d (Vorfacelift mit 184 PS ohne Allrad, 1.20,1 min), aber auch den M135i xDrive (1.15,3 min) locker in den Schatten.

Und der Preis? Aus dem einst mit Sonderausstattung 48.469 Euro teuren BMW 120d xDrive wird ein Konzeptfahrzeug für 96.849 Euro. Der Austausch von Motor und Getriebe schlägt allein mit 30.000 Euro zu Buche. Bevor Sie jetzt aber überlegen, Ihren Porsche 911 Carrera (ab 96.605 Euro) für den Dieselschreck aus Aachen zu stornieren, sei noch schnell erwähnt, dass der BMW 150d für immer ein Traum bleibt: Das Diesel-Konzeptfahrzeug ist nämlich unverkäuflich.

Fazit

Konzeptfahrzeuge sind für Autofans immer wieder das Salz in der Suppe. BMW-Tuner AC Schnitzer setzt mit dem ACS1 5.0d eine Idee um, von der so mancher 1er-Fahrer mit Selbstzünder träumen dürfte. Der „Quasi-150d“ fährt sich erstaunlich „seriennah“, als ob er so ab Werk erhältlich wäre. Wie standfest das Konzept auf Dauer ist, kann unser Kurzeindruck nicht klären.

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

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