Audi A8 3.0 TDI Quattro im Test
Agile Luxuslimousine

Der Audi A8 – eine Lichtgestalt? Auf Langstrecken definitiv. Innerhalb von 100.000 Kilometern muss sich allerdings auch eine Luxuslimousine ganz anderen Anforderungen des schnöden Alltags stellen.

Audi A8 3.0 TDI Quattro, Seitenansicht
Foto: Heinrich Lingner

Energie! Der futuristische Automatik-Wählhebel lässt jeden Audi A8-Fahrer in die Rolle des „Star Trek“-Kommandeurs Picard – oder wenigstens eines Jetpiloten – schlüpfen, kurzzeitig zumindest. Tatsächlich setzt das Achtstufen-Wandlergetriebe in Verbindung mit dem Dreiliter-V6-TDI einen beträchtlichen Schub frei, leistet das Aggregat doch 250 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 550 Newtonmeter bei nur 1.500 Umdrehungen. Bis allerdings der höchst sensible Hebel in Position D einrastet, fummelte sich der eine oder andere Fahrer dusselig . ein Bedienungsmangel, den auch auto motor und sport-Leser am Audi A8 3.0 TDI Quattro kritisieren.

Audi A8 3.0 TDI Quattro bringt die Testfahrer ins Schwitzen

Trotzdem fand die 5,14 Meter lange Limousine an einem warmen August-Tag ihren Weg in die Redaktion, und es war nicht die schiere Größe des Audi A8 3.0 TDI Quattro, die die Testfahrer in den ersten Tagen ins Schwitzen brachte. Die Klimaautomatik mühte sich mit merklicher Verzweiflung, die gewünschte Temperatur im weitläufigen Innenraum einzustellen. Ein zu hoher Kältemittelfüllstand war die für den Hersteller peinliche Ursache, die Fehlerbehebung verlief schnell und unkompliziert. Danach arbeitete die Vier-Zonen-Klimaautomatik über die gesamte Distanz zuverlässig und zugfrei.

Und ein kühler Kopf hilft im Audi A8, denn sein kraftvoller Antrieb riss selbst die Sportwagen-Freaks der Redaktion mit sich. „Wozu den V8-Biturbo?“, will Kollege Jörn Thomas wissen – berechtigte Frage, denn der Sechszylinder beschleunigt denAudi A8 3.0 TDI Quattro in 6,3 Sekunden von null auf 100 km/h. Das schaffen Sportskanonen wie ein Audi TT 2.0 TFSI oder ein VW Golf GTI auch nicht schneller.

Vor allem die Kombination mit dem optimal gestuften Getriebe sorgte immer wieder für Jubel bei den Fahrern, da es einerseits die sportlichen Fahrleistungen ermöglicht, auf Langstrecken das Drehzahlniveau konstant niedrig hält. Selbst bei hohem Tempo brummelt der Selbstzünder des Audi A8 irgendwo bei 2.000/min sanft vor sich hin, ermöglicht so schon mal einen Verbrauch von 6,1 L/100 km.

Die Automatik passt im Audi A8 3.0 TDI Quattro

Darüber hinaus passt die Automatik mit ihrer unaufgeregten, aber sehr beflissenen Arbeitsweise viel besser zu dem Triebwerk als das ruppigere Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, wie es in den übrigen Audi-Baureihen zum Einsatz kommt. Über die gesamte Laufzeit spritzte sich der TDI 9,0 L/100 km direkt ein und wirft so die Frage auf, wie das irgendeine alternative Antriebsart effizienter schaffen könnte.

In der Redaktion wird zudem hartnäckig diskutiert, weshalb Audi überhaupt andere Motoren für den A8 anbietet, wenngleich die Achtzylinder allein aufgrund ihrer schieren Gewalt mit der Opulenz einer Luxuslimousine harmonieren (siehe Heft 26/2013). Die Energie des Antriebs setzt der Audi A8 übrigens nicht nur auf Geraden bestens um.

Auch sich selbstverliebt dahinwindenden Straßen folgt der Audi A8 ohne jegliche Luxuslimousinen-Bräsigkeit, gibt gerne dem einen oder anderen Mittelklasse-Dynamiker Nachhilfe in Sachen Agilität. Fünflenker-Vorderachse, Trapezlenker-Hinterachse, adaptive Dämpfer und die serienmäßige Luftfederung helfen, Kurven gekonnt zu filetieren, ohne die Karosserie in allzu heftige Bewegungen zu versetzen.

Und so ganz nebenbei schafft es Audi, das Gewicht des A8 3.0 TDI Quattro unter zwei Tonnen zu drücken – in diesem Segment ein durchaus respektabler Wert, vor allem unter Berücksichtigung der geradezu bischöflichen Ausstattung des Testwagens.

Audi A8 3.0 TDI Quattro mit gefühlloser Lenkung

Ein verkappter Sportwagen also? Um sich dessen unverdächtig zu machen, verbaut Audi sicherheitshalber die in diesem Segment wohl gefühlloseste Lenkung mit variabler Übersetzung (1.300 Euro extra). Deren Synthetik lässt sich in drei Modi variieren, in keinem jedoch vermittelt sie brauchbare Rückmeldung. Enttäuscht notierte daher nicht nur Kollege Jochen Albig im Fahrtenbuch, dass die Lenkung des Audi A8 3.0 TDI Quattro „eine Zumutung“ ist. Im Rahmen der Modellpflege flog die elektrohydraulische Konstruktion zugunsten einer elektromechanischen raus, die ihren Job nun besser erledigt.

Ebenfalls nicht überzeugend: der Federungskomfort. Offenbar zu sehr auf Agilität fokussiert, rollt der Audi A8 mit seinen 19-Zoll-Rädern stets etwas zu herb ab. Im Komfort-Modus des Fahrwerks lässt sich der Audi A8 3.0 TDI Quattro dagegen auf langen Bodenwellen zu ausgeprägten Vertikalbewegungen hinreißen.

Völlig unbeeindruckt zeigt sich der Audi A8 allerdings, wenn ihm tatsächlich jemand die maximal möglichen 2,1 Tonnen an den elektrisch ausfahrbaren Haken hängt. Dann wiederum bleiben die Hubbewegungen minimal, und auch der Antrieb lässt sich von der zusätzlichen Last nicht stressen. Was zum Teufel macht das Boot da im Rückspiegel? Ach ja, stimmt, da war doch was.

Solche Fleißaufgaben bleiben die Ausnahme, stattdessen navigierte der getestete Audi A8 3.0 TDI Quattro ganze Familien samt Gepäck quer durch Europa und manövrierte trotz seiner stattlichen Abmessungen (1,95 Meter Breite ohne Spiegel) tapfer und verlustfrei selbst durch winklige Altstädte. Auf solchen Reisen offenbaren sich sowohl das hervorragende Raumangebot wie der erstklassige Sitzkomfort auf allen Plätzen (zugegeben, nichts anderes hatten wir erwartet) und das zuverlässige Navigationssystem mit aufmerksamer Sprachsteuerung und entbehrlichem Touchpad, aber auch die zu geringe Anzahl ordentlicher Ablagen oder die unübersichtliche Karosserie (Letzteres überraschte nun auch nicht wirklich).

Zuverlässige Assistenten

Prinzipiell erschließt sich die Bedienung über das MMI genannte System recht schnell, wenngleich es etwas mehr Konzentration erfordert als das BMW i-Drive, da sich die Tasten für die Grundmenüs nicht auf Anhieb blind erfühlen lassen. Apropos Tasten: Eine zusätzlich für die Feinjustierung der Sitze des Audi A8 wäre wünschenswert, statt den Fahrer zur umständlichen Bedienung an der Sitzkonsole zu zwingen. Dort findet er auch die diversen Massagefunktionen, Bestandteil des 5.670 Euro teuren Komfortsitzpakets. Sie kneteten selbst nach 100.000 Kilometern den Rücken gut durch, die Belüftung arbeitete noch immer effektiv, und auch die Polster zeigten praktisch keinen Verschleiß – wie eigentlich das ganze Auto.

So arbeitet am Ende der Abstandsregeltempomat weiterhin zuverlässig (es sei denn, das Wetter legt den Sensor lahm), Servomotoren saugen die Türen schmatzend ins Schloss, und auch der Schlüssel kann in der Hosentasche bleiben – die Sensorik büßte nichts von ihrer Sensibilität ein.
Erheblichen Verschleiß zeigt nach zwei Jahren dagegen der Wert des Fahrzeugs. Gerade einmal 40.825 Euro könnte der Audi A8 3.0 TDI Quattro noch bringen, also 38,8 Prozent des ehemaligen Neupreises. Allein der Wert der Sonderausstattungen schrumpft von ehemals 32.350 auf 8.000 Euro. Es sollte also eine ordentliche Portion Energie im Konto von A8-Besitzern stecken.

Lesererfahrungen: Praxiserfahrungen der auto motor und sport-Leser

Bisher bin ich mit meinem A8 4.2 TDI rund 30.000 Kilometer gefahren, wobei sich der Verbrauch bei 8,9 L/100 km einpendelte. Insgesamt bin ich sehr zufrieden, wenngleich sich der Abstandsregeltempomat bereits bei Sprühregen abschaltet und die Windgeräusche zu hoch sind. Zudem ist der Automatik-Wählhebel umständlich zu bedienen. (Claus Rückert, 91207 Lauf an der Pegnitz)
 
Ich habe mit meinem A8 4.2 TDI in den letzten zwei Jahren über 55.000 Kilometer zurückgelegt. Die Motor-Getriebe-Einheit ist ein Traum und ermöglicht einen niedrigen Verbrauch. Typisch Audi: die etwas knochige Federung. Das kann die S-Klasse besser. Die Lenkung arbeitet etwas synthetisch, aber man gewöhnt sich daran. Die Verarbeitung ist dagegen State of the Art.
(Siegfried Osenberg, 40549 Düsseldorf)
 
Mein Audi A8 4.2 TDI, Baujahr 2011, ist ein großartiges Auto, nur das MMI bereitet Probleme. So bricht das Telefon oft Gespräche ab, obwohl vom Festnetz angerufen wird und die Feldstärkeanzeige im Display auf Vollausschlag ist. Das Navi ist nicht in der Lage, eine Stauumfahrung anzubieten, obwohl mehrfach ein Update aufgespielt wurde. Zudem sucht das Radio nicht selbstständig stärkere Sender. (Winfried Thielecke, 38473 Tiddische)

Technische Daten
Audi A8 3.0 TDI Quattro
Grundpreis77.600 €
Außenmaße5135 x 1949 x 1460 mm
Kofferraumvolumen490 l
Hubraum / Motor2967 cm³ / 6-Zylinder
Leistung190 kW / 258 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h6,0 s
Verbrauch5,9 l/100 km