Audi TT, BMW Z4, SLK und Boxster im Test
Auf die Rennstrecke statt vors Eiscafé

Dass sich Porsche Boxster S, Audi TT Roadster, BMW Z4 35is und Mercedes SLK 350 gut vorm Eiscafé machen, ist klar. Wir fordern sie deshalb im Test auf der Rennstrecke und vergeben die Punkte nach Sportwagen-Wertung.

Audi TT Roadster, BMW Z4, Mercedes SLK, Porsche Boxster, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Noch bevor die Kugel Stracciatella in der Waffel landet, steht der neue Porsche Boxster S oben ohne in der Sonne und verblüfft die elitäre Roadster-Gang. Schneller öffnen nämlich weder der Audi TT RS Roadster (zwölf Sekunden) noch die beiden Blechfalter BMW Z4 und Mercedes SLK - sie brauchen je 20 Sekunden und müssen dabei stillstehen.

Während der langen Testfahrt über Land zeigen die vier eigenständigen Charakter: Der Porsche Boxster S (ab 59.120 Euro) verkörpert den ausgewogenen Sportler, der nun besser federt als früher, der Audi TT RS Roadster (ab 59.600 Euro) mehr den kräftigen Brummer mit bester Traktion. Der BMW Z4 35is (ab 57.300 Euro) zieht ähnlich satt, enttäuscht aber mit seinem kippeligen Fahrverhalten. Der Mercedes SLK (ab 52.300 Euro) geht und brüllt nicht so brutal, federt dafür aber sanft. Und wie ist‘s auf der Rennstrecke?

Unsere Highlights

Porsche Boxster S hat mit 315 PS am zweitwenigsten Leistung

Wir erhöhen das Tempo, steuern auf den kleinen Kurs von Hockenheim und schicken den Neuling aus Zuffenhausen zuerst an den Start. Obwohl der Sechszylinder des Porsche Boxster S mit 315 PS am zweitwenigsten Leistung hat, beschleunigt er in nur 4,8 Sekunden von null auf 100 km/h und schlüpft mühelos durch die 11 Kurven. Wie er diese Leichtigkeit hinbekommt? Er wiegt mit 1.442 Kilogramm weniger als seine Konkurrenten und hat das beste Leistungsgewicht: 4,6 kg/PS.

Seine fein dosierbaren, bissigen Bremsen erlauben zudem die spätesten Bremspunkte. Für einen Notstopp aus 100 km/h braucht er nur 33 Meter. Jetzt ist jedoch das andere Extrem gefragt, die beste Rundenzeit. Dafür faucht der Porsche Boxster S noch mal um den 2,6 Kilometer langen Kurs, knallt im optionalen Sport-Plus-Programm sechs der sieben Gänge (Nummer sieben ist eine Sparstufe) durch das Doppelkupplungsgetriebe, lenkt mit viel Rückmeldung sehr direkt ein und bleibt bei etwas Gas stabil am Scheitelpunkt, stützt sich perfekt auf die Hinterräder und beschleunigt wunderbar aus den Kehren. Dabei hinterlässt er nie ein angestrengtes Gefühl. Traktion ist auf trockener Piste ebenfalls kein Problem - und solange der Porsche Boxster S leicht unter Zug bleibt, setzt auch das Heck nicht zum Überholen an. Am Ende zeigt die Messtechnik die Rundenzeit: 1:13,8 Minuten. Wow, fast so schnell wie der 911 Carrera S.

Audi TT RS Roadster macht es dem Fahrer einfach

Zum Glück hat der Audi TT RS Roadster die Zeit des Porsche Boxster S nicht gesehen, womöglich hätte er sich gar nicht angestrengt. Dabei macht er es seinem Fahrer denkbar einfach: Lenkung, Gasannahme, Bremse - alles wirkt harmonisch und auf hohem Niveau. Man muss kein Profi sein, um diesen Wagen sehr schnell zu bewegen. Genau genommen ist der Audi TT RS Roadster wie eine Traumfrau: Er verzeiht viel und zickt nie rum. Seine schnelle Runde beginnt er mit einer 450-Newtonmeter- Turbokeule, die ihn aus dem Stand in nur 4,4 Sekunden auf Tempo 100 spuckt. Und dank Allradantrieb kommt all die Kraft perfekt auf die Gerade.

Dann jagt er in die erste Kurve. Puhhh, die war zu schnell angegangen, was die quietschenden Vorderräder mit Untersteuern quittieren. Auch in der nächsten Ecke gibt seine Lenkung weniger Rückmeldung als die des Porsche Boxster S. Zudem ist der Audi tendenziell untersteuernder, drückt bei Lastwechsel gern mit dem Heck und braucht am Kurvenausgang ein paar Meter mehr Platz. Sein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe wäre perfekt, wenn es so schnell runter wie hoch schalten würde. Und seine Bremsen dürften noch kräftiger zupacken, was die 36,1 Meter von 100 auf null km/h zeigen. Die zweite Runde läuft besser, der Audi will mit weniger Power in die Kurve geführt werden, dann zieht er spürbar flüssiger um die Ecken und ist schneller auf den Geraden. Seine beste Rundenzeit: 1:15,5 Minuten.

Gänsehaut-Sound mit Biturbo-Reihensechszylinder

Nun darf der BMW Z4 35is brüllen. Und wie. Sein Biturbo-Reihensechszylinder erzeugt ähnlichen Gänsehaut-Sound und schnippst den Wagen mit 500 Newtonmeter kraftvoller nach vorn - egal bei welchem Tempo. Dass er beim Standardsprint mit fünf Sekunden dem Audi den Vortritt lässt, liegt an seinem höheren Leergewicht und der schlechteren Traktion. Auf der Jagd nach der besten Rundenzeit wird sein Fahrwerk zum Handicap.

Der BMW Z4 35is liegt nicht so satt und zuckt schon bei kleinen Unebenheiten mit dem Heck hin und her - das mag auf der Rennstrecke kalkulierbar sein, auf der Landstraße bewirkt es das Gegenteil. Ein weiterer Störfaktor ist die künstlich spitze Lenkung. Ergebnis: 1:17,6 Minuten.

Pole-Position für neuen Porsche Boxster S

Zum Schluss sprintet der Mercedes SLK 350 los. Dabei wird jedoch schon auf der Start-Ziel-Geraden klar, dass sein V6-Saugmotor eher ein verhaltener Typ ist - sowohl beim Sound als auch beim Punch. So brav der 306 PS starke SLK Nullhundert angeht (6,1 Sekunden), so verhalten zieht er aus Kurven heraus. Er ist als Einziger mit einer klassischen Wandlerautomatik bestückt und wechselt die Gänge schnell, aber nicht zackig. Mit seiner leichtgängigen Lenkung mag er es eher gemütlich als eilig. Zum Rennstrecken-Star ist er auf jeden Fall nicht geboren, was seine Rundenzeit beweist: 1:19,7 Minuten.

Am Ende des Tages kühlen die vier vor der Eisdiele ab. Auf der Pole-Position: der neue Porsche Boxster S, ein unglaublich schneller, agiler, ausgewogener Sportler. Der Audi TT Roadster ist fast so direkt, etwas schneller beim Sprint, aber insgesamt nicht so feinfühlig. Der BMW Z4 35is hat den besten Motor, aber das unharmonischste Fahrwerk. Und der Mercedes SLK 350? Er bleibt der liebenswerte Softi.

Fazit

1. Porsche Boxster S
320 von 1000 Punkte

Schnell und locker auf der Rennstrecke, komfortabel über Land und ratzfatz beim Dachöffnen. Saubere Leistung.

2. Audi TT RS Roadster
305 von 1000 Punkte

Stärkster beim Sprint, viel Traktion und kinderleicht schnell zu bewegen. Aber: Nicht ganz so exakt wie der Porsche.

3. BMW Z4 35is
284 von 1000 Punkte

Einen kraftvollen Doppelturbo-Benziner hat er; was dem Z4 fehlt, ist eine ausgewogenere Fahrwerksabstimmung.

4. Mercedes SLK 350
280 von 1000 Punkte

Auf der Rennstrecke wirkt der SLK 350 zu soft. Dafür führt er mit seinem fairen Preis die Kostenwertung an.

Technische Daten
BMW Z4 sDrive35is Porsche Boxster S Audi TT RS Roadster Mercedes SLK 350 BlueEFFICIENCY
Grundpreis57.300 €65.278 €61.950 €53.223 €
Außenmaße4244 x 1790 x 1284 mm4374 x 1801 x 1281 mm4198 x 1842 x 1348 mm4134 x 1810 x 1301 mm
Kofferraumvolumen180 l280 l250 l225 l
Hubraum / Motor2979 cm³ / 6-Zylinder3436 cm³ / 6-Zylinder2480 cm³ / 5-Zylinder3498 cm³ / 6-Zylinder
Leistung250 kW / 340 PS bei 5900 U/min232 kW / 315 PS bei 6700 U/min250 kW / 340 PS bei 5400 U/min225 kW / 306 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h277 km/h250 km/h250 km/h
0-100 km/h5,0 s4,8 s4,4 s6,1 s
Verbrauch9,0 l/100 km8,0 l/100 km8,6 l/100 km7,2 l/100 km
Testverbrauch12,8 l/100 km11,8 l/100 km12,4 l/100 km11,3 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten