BMW 120i vs. 220i Active Tourer vs. Mini S Clubman
Nicht nur Freude am Fahren

Wegen seines neuen Formats bekommt der Mini Clubman einen neuen Platz innerhalb der BMW-Familie zugewiesen. Welchen, klärt der Vergleich mit dem viertürigen 1er und dem 2er Active Tourer.

BMW 120i, BMW 220i Active Tourer, Mini Cooper S Clubman
Foto: Dino Eisele

Sie wollten sich einfach nicht erziehen lassen, die Mini-Kunden. Oder nicht erwachsen werden, je nach Blickwinkel. Jedenfalls ging die Strategie, die sich der BMW-Konzern für die 2001 einverleibte Marke ausgedacht hatte, nicht auf. Demnach sollten die Fahrer des britischen Kleinwagens auf einen BMW umsteigen, wenn sie sich an den lustigen Schaltern satt gespielt, sich mit ihm schwindlig gefahren oder Isofix-Kindersitzbefestigungen eine höhere Priorität eingenommen haben. Doch sie wollten nicht. Also wuchsen die Mini-Familie und die Familienmitglieder selbst – so sehr, dass nun vielleicht der eine oder andere BMW-Fahrer in die Verlegenheit gerät, umzusteigen.

In den Mini Cooper S Clubman zum Beispiel, der in der jüngsten Generation viel geräumiger und etwas günstiger als ein 1er ist, zugleich viel günstiger und nur etwas weniger geräumig als ein BMW 220i Active Tourer auftritt. Und dann plumpst du tief in die streng zupackenden (für manchen Fahrer vielleicht etwas zu streng), mit grau-blauem gesteppten Leder aufgehübschten Sportsitze, freust dich über die nur noch leicht verspielten Bedienelemente sowie die karierten Auskleidungen der Ablagefächer und startest mit dem roten Kippschalter in der Mittelkonsole den Zweiliter-Turbobenziner. Der Vierzylinder leistet 192 PS und entwickelt 300 Newtonmeter, doch der Clubman wiegt 1.432 Kilogramm (14 mehr als der BMW 120i ), aber egal, da müsste ja schon was gehen.

Einen Mini, aber schnell!

Ja, da geht auch wirklich was, wenn der Direkteinspritzer nach kurzem Luftholen loszerrt. Er schubst den 4,25 Meter langen Viertürer in 6,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, das schaffen die anderen beiden nicht schneller, doch der Mini Cooper S Clubman schafft das wiederum kaum emotionaler als die BMW. Okay, einen etwas wuschigeren Ton haben sie in ihn hineingesoundengineert, aber selbst im Sport-Modus fehlt ihm jenes bisschen Drama, das die alten Cooper-S-Varianten so sexy machte.

Beim nutzwertorientierten BMW 220i Active Tourer, in dem das gleiche, nur etwas anders abgestimmte Triebwerk steckt, verwundert die Banalität des Antriebs eher weniger – und beim BMW 120i zählten die Vierzylinder-Benziner eigentlich noch nie zu den Stärken. In ihm steckt noch das 1,6-Liter-Aggregat, das sich spürbar lustloser durch das breite Drehzahlband hangelt und die schwachen Eckdaten in ebensolche Fahrleistungen übersetzt. Ob er wenigstens sparsam fährt? Nein, da hilft auch die optionale, sanft und fix arbeitende Achtstufenautomatik nichts – zumal sie ebenso im BMW 220i Active Tourer und im Mini Cooper S Clubman steckt. Einzig auf der Eco-Runde knausert sich der BMW 120i mit 5,7 l/100 km einen Vorteil heraus.

Freude am Fahren

Dennoch löst der BMW 120i das Markenversprechen der Freude am Fahren am konsequentesten ein, woran eigentlich schon am Scheitelpunkt der ersten gefahrenen Landstraßenkurve kein Zweifel mehr bleibt. Denn bis dahin lenkte der 1er flink, zugleich gefühlvoll ein, bleibt mit akzeptabler Seitenneigung dem Kurvenradius treu, lässt über die Lenkung unmissverständlich mitteilen, wo er hin möchte. Beim Herausbeschleunigen zerrt vorn nichts, dafür drückt es von hinten sanft – ja, die schöne Welt der hinterradgetriebenen Fahrzeuge. Seine ehrliche Agilität macht Laune, aber nie nervös, was auch am tollen Arbeitsplatz liegt.

Ergonomie? Top. Sitzposition? Angenehm tief. Sitze? Ausreichend groß, vielfach verstellbar, starker Seitenhalt – aber nur gegen Aufpreis, natürlich. Ebenfalls nicht serienmäßig im BMW 120i: der trotz aufputschender Fahrdynamik sehr ordentliche Federungskomfort. Dafür sorgen die adaptiven Dämpfer, deren Talent darin besteht, trotz der straffen Grundnote selbst auf kurzen Wellen zuverlässig anzusprechen und sie polterfrei zu verarbeiten. Ein universaltalentiertes Fahrwerk also? Nun, ein sehr sportliches mit gutem Restkomfort und nicht etwa ein sehr komfortables mit guter Restdynamik – ja, das trifft es.

Die Adaptivitätstheorie

Für den Mini Cooper S Clubman und vor allem für den BMW 220i Active Tourer wiederum gilt das nicht. Die zwei teilen sich die Frontantriebsarchitektur des Konzerns und damit auch die gegen Aufpreis lieferbaren verstellbaren Dämpfer. Sie arbeiten nicht adaptiv wie die des BMW 120i , sondern mit zwei fixen Kennlinien. Selbst in der komfortableren der beiden scheint speziell der BMW 220i Active Tourer immer mal wieder von Unebenheiten, haha, überrumpelt zu werden, reagiert erst patzig, um dann unterdämpft nachzuschwingen.

Wie soll sich das erst im Mini Cooper S Clubman anfühlen, der ja bislang für alles Mögliche gerühmt wurde, aber sicher nicht für den Federungskomfort? Überraschung: Der Clubman kommt besser mit Bodenwellen klar, hakt sie zwar spröder ab als der 1er, jedoch harmonischer als der BMW 220i Active Tourer – einfach weil die störenden Karosseriebewegungen ausbleiben. Dafür dreht der Mini Cooper S Clubman auf der Landstraße so richtig auf, stürzt sich jubelnd in jede Kehre, oder? Nein. Aber so was von überhaupt nicht. Nie fuhr sich ein Mini Cooper S Clubmann langweiliger, geknebelter. Kein hitziges Einlenken mehr, kein vorwitzig zuckendes Heck beim Lastwechsel, noch nicht einmal die ernsthafte Neutralität blieb ihm. Stattdessen schauspielert er, deutet den Fahrspaß mit tiefer Sitzposition und straffer Fahrwerksabstimmung nur noch an, um dann heulsusig zu untersteuern.

Im doppelten Spurwechsel lacht ihn sogar der BMW 220i Active Tourer aus, da ihn sein ESP weniger einbremst. Schön, wie der 220i seinen Fahrer mitreißt (vorausgesetzt, er kommt mit der hohen Sitzposition klar), ihm mit der feinfühligen Lenkung hilft, sich um ein neutrales Eigenlenkverhalten bemüht und sogar leichte, risikolose Lastwechselreaktionen offenbart. Zudem ermöglicht der höhere mechanische Grip eine schnelleres Durchschnittstempo im Slalom.

Leistungsmangel im 1er

Selbst der BMW 120i erreicht hier nicht ganz den Speed des, pardon, Vans – aus einem ziemlich kuriosen Grund: Leistungsmangel. In der zweiten Pylonengasse dreht der Turbomotor im vierten Gang in den Begrenzer, die Automatik schaltet hoch, und das kostet Zeit. Aber sonst? Hey, was für ein BMW! Ein extrem konfigurierter, zugegeben, schließlich rollt er auf 18 Zoll großen Michelin-Pilot-Super-Sport-Reifen, aber ein ganz Großer.

Ja, und was kann nun der Mini Cooper S Clubman? Anders sein, ein wenig zumindest, allein was das eigenständige Design mit den Heckflügeltüren betrifft. Dann wäre da noch der erhebliche Zugewinn an Nutzwert, den in diesem Maß bislang bestenfalls der Countryman generierte. Hinten sitzen? Aber gerne doch! Das Platzangebot zwingt niemandem eine Haltung auf, die langwierige orthopädische Behandlungen nach sich ziehen würde, und die Rückbank selbst büßt einzig wegen ihrer zu kurzen Sitzfläche einen Punkt gegenüber den BMW ein. Ganz hinten im Mini Cooper S Clubman wartet ein leicht zu beladener Kofferraum mit großem Zusatzfach unter dem Ladeboden. Ein wenig flach fällt er allerdings aus, wenn nur bis zum Laderaumrollo beladen werden darf.

Erwartungsgemäß übertrifft ihn bei alldem der BMW 220i Active Tourer, klopft jetzt ein Ass nach dem anderen auf den Tisch. Hinten einsteigen? Bitte, gerne – aufrecht und bequem, viel leichter als beim Einser und auch beim Mini Cooper S Clubman. Dazu gibt’s im Fond noch ein paar Millimeter mehr Innenhöhe. Dementsprechend lässig übertrifft auch das maximale Laderaumvolumen das der anderen bei Weitem. Dummerweise wurde bei der Entwicklung wohl übersehen, dass diese Eigenschaften nur dann wirklich nützlich sind, wenn die Zuladung passt. Ausgerechnet beim Active Tourer fällt sie jedoch mit 431 Kilogramm am niedrigsten aus.

Wohin nun mit dem Clubman?

Nein, um den Sieg bringt ihn das ebenso wenig wie die hohen Anschaffungskosten. Neben den erwähnten Vorteilen bei Platzangebot und Handling sprechen die guten Verzögerungswerte ebenso für den BMW 220i Active Tourer wie das umfangreiche Angebot an Assistenzsystemen, das niedrige Geräuschniveau und der im Vergleich bekömmlichste Unterhalt. Das deutlich ausgewogenere Fahrwerk steckt allerdings im 1er, abgesehen vom matten Motor auch am meisten BMW, mit entsprechenden Abstrichen beim Nutzwert.

Und wo sortiert sich nun der Mini Cooper S Clubman ein? Eigentlich eher außerhalb der BMW-Familie, als bunte Alternative zu Allerweltskompakten. Mini-Kunden, die sich bislang vor allem von der Agilität des britischen Rackers haben infizieren lassen (ja, auch der alte Clubman fuhr, pardon, geil) müssen sich künftig vielleicht doch mit einem BMW anfreunden. Und damit greift jetzt endlich die 2001 vom Konzern-Management aufgesetzte Strategie für die Marke.

Fazit

1. BMW 220i Active Tourer
425 von 1000 Punkte

Durch den geräumigen, variablen Innenraum sowie die Sicherheits- und Assistenzsysteme fährt der 220i an die Spitze – und auf der Straße sogar dem leichteren Mini davon.

2. BMW 120i
418 von 1000 Punkte

Fahren, ja, das bleibt seine große Stärke, da kann selbst der matte 1,6-Liter-Motor nicht viel dagegen tun. Agil, sicher und komfortabel huscht der Einser über Landstraßen.

3. Mini Cooper S Clubman
414 von 1000 Punkte

Von der Mini-Idee bleiben ein paar Design-Gags sowie etwas vorgetäuschte Agilität. Geräumig und sicher gibt er eher den wertkonservativen Kompakten, hier ist er sogar günstig.

Technische Daten
Mini Clubman Cooper S Cooper SBMW 220i Active Tourer Luxury LineBMW 120i M Sport
Grundpreis31.350 €40.450 €35.050 €
Außenmaße4253 x 1800 x 1441 mm4342 x 1800 x 1586 mm4329 x 1765 x 1421 mm
Kofferraumvolumen360 bis 1250 l468 bis 1510 l360 bis 1200 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder1998 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung141 kW / 192 PS bei 5000 U/min141 kW / 192 PS bei 4700 U/min130 kW / 177 PS bei 4800 U/min
Höchstgeschwindigkeit228 km/h228 km/h222 km/h
0-100 km/h7,2 s7,5 s
Verbrauch5,8 l/100 km5,6 l/100 km5,7 l/100 km
Testverbrauch8,0 l/100 km7,9 l/100 km