BMW 2er Active Tourer vs. VW Golf Sportsvan
Erstes Kräftemessen für den Bayern-Van

Im Einzeltest hat der BMW Active Tourer schon gezeigt, dass er gleichermaßen Platz wie Spaß bringen kann. Aber ist er besser als die Konkurrenz? Ein Vergleich des 150 PS starken 218d mit dem beliebten VW Golf Sportsvan 2.0 TDI klärt das.

BMW Zweier Active Tourer, VW Golf Sportsvan 2.0 TDI, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Autotausch auf der Vergleichsfahrt nahe dem Versuchszentrum Boxberg. Der Kollege steigt aus dem BMW Active Tourer, blickt auf die optionalen 18-Zöller, und kommentiert grinsend: „Weißt du was? Das ist der erste BMW, bei dem in der Spitzkehre die Vorderräder scharren – aber Gaudi macht er schon.“ Recht hat er. Denn der 218d Sport Line wetzt enorm agil, ganz ohne Schaukelei übers kurvige Land, drückt derweil gern mal mit dem Heck etwas nach und lässt so den Frontantrieb schnell vergessen. Sicher nicht ganz unbeteiligt: die sehr direkt ansprechende, variable Sportlenkung (350 Euro). Wer zudem das ESP einmal komplett deaktiviert – auch bei diesem BMW ist das möglich –, kann spaßige Heckschwenks provozieren. Ob der Rest der Familie dann noch gerne mitfährt, muss jeder mit sich selbst ausmachen. In jedem Fall passend dazu: Die mit Stoff bespannten Sportsitze, die auf allen Plätzen viel Seitenhalt bieten.

Der mit adaptiven Dämpfern (1.000 Euro) und gemütlichen Komfortsitzen ausgerüstete Golf Sportsvan gibt sich da weniger spektakulär und nimmt Kurven neutraler sowie mit mehr Seitenneigung in Angriff. Dafür lässt er sich ohne Nachkarteln sehr sicher, ebenso präzise und auf dem Slalomparcours kaum langsamer um die Ecke scheuchen wie der BMW Active Tourer. Nerviges Untersteuern unterbindet sein ESP dezent im Vorfeld.

BMW 2er ist komfortabler als erwartet

Muss der Active-Tourer-Fahrer angesichts so viel Dynamik jetzt auf Komfort verzichten? Keineswegs. Trotz üppiger 225er-Runflat-Reifen präsentiert sich der BMW Active Tourer zwar straff, aber ausgewogen. So fängt er Querfugen und ähnliche Unbill kaum schlechter ab als der Golf und bietet auch auf langen Strecken ordentlichen Federungskomfort. Erst auf der Schlechtwegstrecke in Boxberg offenbart sich der 218d als kleiner Rüpel und poltert über die Piste. Anders der VW: Er steckt auch hier bereitwillig alles ein, ohne einen einzigen Rumpler – zumindest wenn der Komfort-Modus des DCC-Fahrwerks aktiviert ist. Dabei sei angemerkt: Für 500 Euro mehr bietet auch BMW verstellbare Dämpfer an.

BMW Active Tourer mit 330 Nm Drehmoment

Immer an Bord des BMW Active Tourer ist ein stark renovierter Zweiliter-Diesel. Von 143 auf 150 PS erstarkt, arbeitet der Vierzylinder nun spürbar kultivierter und sorgt für sehr ordentlichen Schub – ohne untenrum zu schwächeln. Sein Drehmoment? 330 Nm. Den bewährten 2.0 TDI im Golf-Van kann er aber nicht toppen. Dafür arbeitet der ebenfalls 150 PS starke Diesel viel zu kultiviert, zieht noch stärker an und ist obendrein sogar um 0,3 l/100 km sparsamer.

Da die Münchner leider nur einen BMW Active Tourer mit Achtgangautomatik (Steptronic Sport) zur Verfügung stellen, der VW aber mit einem sauber rastenden Schaltgetriebe vorfährt, werden Sie in den Tabellen keine Elastizitätswerte finden. Klar ist dennoch: Durchbeschleunigt auf 180 km/h nimmt der 1.474 Kilo schwere Sportsvan dem genau 17 Kilogramm schwereren Bayern locker 3,4 Sekunden ab. Warum BMW diesen Weg geht, ist klar. Die Automatik schaltet weich, sortiert die Gänge immer passend zum Drehmomentverlauf und harmoniert bestens mit dem starken Diesel. Nur die Launch Control wirkt in einem Van deplatziert. Dem Sportsvan soll dies aber natürlich nicht zum Nachteil gereichen. Denn der BMW-Automat will bezahlt sein. Mit 2.250 Euro. So sammelt der günstigere VW am Ende mächtig Punkte. Dazu aber gleich mehr.

Gleichstand beim Platzangebot

Erst widmen wir uns den Innenräumen. Der BMW Active Tourer empfängt seine Insassen mit tiefer montierten Sitzen sowie einem schicken, fahrerorientierten Interieur samt roten Kontrastnähten an Sitzen, Türen, Armaturenbrett und sauber eingepassten Lichtleisten. Ebenso an Bord: die klassischen Rundinstrumente sowie das intuitiv bedienbare iDrive System. All dies lässt den Van deutlich hochwertiger dastehen als den ebenso gut verarbeiteten, aber drögeren Sportsvan. Trotz Highline-Ausführung samt Klavierlackeinlagen und dem ebenso bedienerfreundlichen Touchscreen fehlt dem VW hier das Flair – was BMW viele Kunden bescheren könnte.

Nahezu Gleichstand herrscht hingegen im Fond. Hier wie dort können sich die Passagiere lässig recken und strecken. Eine längs verschiebbare sowie neigungsverstellbare Rückbank, die der VW serienmäßig mitbringt, kostet beim BMW Active Tourer allerdings 300 Euro. Dahinter ist Platz für 468 und 500 Liter (VW) Gepäck. Sind die serienmäßig dreigeteilten Sitzbänke zu einer ebenen Ladefläche umgeklappt, ergibt sich mit 1.510 und 1.520 Liter (VW) fast Gleichstand. Praktische Unterbodenfächer bieten beide. Ein Gepäcknetz zum Sichern der Ladung samt Ösen im Dachhimmel verkauft indes nur BMW für 190 Euro.

BMW Active Tourer mit 34.000 Euro der Teurere

Ansonsten sind die beiden Testwagen als Sport Line und Highline üppig ausgestattet. Klimaautomatik, die erwähnten Sitze, Mittelarmlehnen, 12-Volt- und USB-Anschlüsse, Parkpiepser – alles vorhanden. Wenn auch mit massiven Preisunterschieden. Selbst ohne Achtgangautomatik ist der BMW Active Tourer mit einem Grundpreis von 34.000 Euro satte 3.875 Euro teurer als ein Golf Sportsvan Highline ohne Adaptiv-Fahrwerk. Da der aber neben der Rückbank zudem serienmäßig mit Bi-Xenon-Scheinwerfern, Sitzheizung und einigem mehr aufwartet, erhöht sich sein Preisvorteil nochmals um rund 1.900 Euro.

Als wäre das noch nicht genug, fängt sich der BMW Active Tourer auch noch im Sicherheitskapitel eine kleine Schlappe ein. So bremst der 218d mit Werten um die 35 Meter zwar kaum schlechter als ein M3 (34,9 m) und setzt nach einem Unfall einen automatischen Notruf ab – doch Helferlein wie Totwinkel-Warner, Spurhalteassistent mit Lenkeingriff und adaptives Kurvenlicht bietet nur der VW.

Dafür können Sportsvan-Interessenten von Extras wie Head-up-Display, elektrisch öffnender Heckklappe oder Internet nur träumen. Wenn sie es denn tun. Vielleicht freuen sie sich einfach nur auf einen ausgereiften Van mit einem feinen Diesel.

Fazit

1. VW Golf Sportsvan 2.0 TDI
520 von 1000 Punkte

Komfortabel, stark, geräumig, fahrsicher und bezahlbar – der Sportsvan ist ein klasse Auto für alle, die einen soliden Van suchen.

2. BMW 218d Active Tourer
502 von 1000 Punkte

Gegen den ausgereiften VW zu verlieren ist nun keine Schande. Der BMW Active Tourer ist einen Tick agiler, aber deutlich teurer.

Technische Daten
BMW 218d Active Tourer Sport LineVW Golf Sportsvan 2.0 TDI Highline
Grundpreis39.100 €31.475 €
Außenmaße4342 x 1800 x 1586 mm4338 x 1807 x 1613 mm
Kofferraumvolumen468 bis 1510 l590 bis 1520 l
Hubraum / Motor1995 cm³ / 4-Zylinder1968 cm³ / 4-Zylinder
Leistung110 kW / 150 PS bei 4000 U/min110 kW / 150 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit210 km/h212 km/h
0-100 km/h9,0 s8,7 s
Verbrauch4,1 l/100 km4,3 l/100 km
Testverbrauch6,5 l/100 km