BMW 2er AT, Mercedes B-Klasse, VW Sportsvan
Dynamisch, stressfrei und Spaß dabei

Transporter für Sportgeräte? Auch. Aber vor allem haben Vans die Kurven für sich entdeckt – siehe den Namenszusatz Sportsvan beim VW Golf. Selbst die Mercedes B-Klasse wurde deutlich agiler. Neuester Dynamiker: der BMW 2er Active Tourer.

BMW Zweier Active Tourer, Mercedes B-Klasse, VW Golf Sportsvan, Seitenansicht
Foto: Dino Eisele

Obwohl Sie etwas höher sitzen, angenehmer einsteigen und ab und an Sperriges transportieren wollen, haben Sie sich gegen einen SUV – und damit gegen die aktuelle Mode – entschieden? Nehmen Sie stattdessen einen Van, denn der beherrscht den Alltag besser, ist komfortabler, sparsamer und agiler. Sowohl der VW Golf Sportsvan als auch die Mercedes B-Klasse haben gegenüber ihren Vorgängern an Dynamik gewonnen. Und der BMW 2er Active Tourer wirbt mit in der Van-Klasse bisher ungekannter Kurvenkompetenz.

BMW 2er Active Tourer ist ein Kurvenstar

Nun gibt es deutlich wichtigere Anforderungen an einen Van als Einlenkverhalten oder Lenkpräzision. Doch gerade diese vermeintlichen Nebensächlichkeiten bringen Farbe ins Alltagsgrau. Selbst Pflicht-Erledigungen fallen mit dem BMW 2er Active Tourer leichter, wenn man nicht schwer am Lenkrad kurbeln muss, um die Fuhre um die nächste Biegung zu wuchten.

Der BMW 2er Active Tourer zeigt hier, was derzeit möglich ist. So freudvoll, wie er sich in die Kurven stürzt, lässt er vergessen, dass er im doppelten Sinne ein Erstlingswerk der Münchner ist: der erste Van und der erste BMW mit Vorderradantrieb. Letzteres kann gerade der 218d mit seinem mächtigen Dieseldrehmoment von 330 Nm kaum verheimlichen: Bei winterlichen Verhältnissen bringt er seine Kraft kaum auf die Straße, scharrt mit den Gummis, bevor die Traktionskontrolle zügelnd eingreift.

Auch im VW muss die Elektronik ran, um die überschäumende Motivation des 2.0 TDI einzubremsen. Unter optimalen Bedingungen auf der Teststrecke beschleunigt der VW Golf Sportsvan allerdings sogar einen Hauch schneller aus dem Stand auf Tempo 100 als der BMW 2er Active Tourer. Hier zeigt sich der Vorteil des etwas niedrigeren Gewichts – nicht jedoch auf der Landstraße.

VW Golf Sportsvan zeigt einzigartige Leichtigkeit

Kurven nimmt der VW Golf Sportsvan zwar ebenfalls kompetent, jedoch nicht so willig wie der BMW 2er Active Tourer. Dennoch ist das Fahren von einer einzigartigen Leichtigkeit und vor allem Selbstverständlichkeit geprägt. Unangestrengter lässt sich in der Klasse der kompakten Vans kaum Strecke machen. Dank in der Kennlinie verstellbarer Stoßdämpfer (Option) legt der VW großen Wert auf einen guten Federungskomfort, schluckt vor allem kurze Bodenwellen besser als der ebenfalls mit aufpreispflichtigen Stoßdämpfern ausgerüstete, aber etwas straffer abgestimmte BMW.

Und die Mercedes B-Klasse? Für sie gibt es nur eine optionale Tieferlegung sowie serienmäßig das sogenannte Komfortfahrwerk, über das der Testwagen verfügte – ohne Möglichkeit, die Dämpferkennlinie zu verstellen. So bleibt die Auslegung ein Kompromiss. Immerhin fanden die Ingenieure einen guten Mittelweg aus Agilität und Langstreckentauglichkeit: Beim Federungskomfort zieht der Mercedes mit dem BMW 2er Active Tourer gleich.

Mercedes B-Klasse gleitet stressfrei dahin

Um am BMW 2er Active Tourer aus München dranzubleiben, muss der Daimler-Fahrer allerdings kräftig kurbeln. Vor allem beim Einlenken bremst das hohe Gewicht des B 200 CDI den Elan deutlich: Wer zu zackig ums Eck will, erntet sanftes Untersteuern. Dann reicht es, vom Gas zu gehen, und man befindet sich wieder auf Linie. Dass die Lenkung etwas verzögert anspricht, sorgt auf der Autobahn für einen unerschütterlichen Geradeauslauf und damit für stressfreies Dahingleiten auf langen Touren. Gerade in engen Kurven erfordert die etwas indirekte Auslegung allerdings auch mehr Arbeit am Lenkrad. Dabei bieten die kaum konturierten Sitze eher Komfort als Seitenhalt.

Zweifel an der Qualität des kompakten Vans kommen nicht auf. Die Mercedes B-Klasse fühlt sich so unerschütterlich an, wie sich das für einen Mercedes gehört. Doch das ist kein Alleinstellungsmerkmal mehr; auch der BMW 2er Active Tourer sowie der VW Golf Sportsvan sind bestens verarbeitet und werden ihrem Premium-Image gerecht. Edel muten alle drei allerdings erst an, wenn der Käufer zusätzlich Geld in die Verschönerung steckt – etwa für ein beledertes Armaturenbrett oder Edelhölzer. Dann errechnet der Konfigurator vor allem im Falle des BMW und Mercedes Preise aus, die viele vor einem Kauf zurückschrecken lassen dürften.

Für den derzeit günstigsten BMW 2er Active Tourer mit 136 PS müssen Interessenten mindestens 27.200 Euro hinblättern. Das Basismodell der B-Klasse ist 100 Euro billiger, leistet dann aber auch nur 122 PS. Wohingegen es einen 85 PS starken VW Golf Sportsvan immerhin bereits ab 19.625 Euro gibt (siehe hierzu auch den Finanzierungscheck auf unten).

BMW 2er Active Tourer, B-Klasse und Sportsvan sind gleichauf bei der Variabilität

Der hier im Test antretende B 200 CDI samt Doppelkupplungsgetriebe ist mit 136 PS zwar deutlich schwächer als die Konkurrenz (150 PS), passt allerdings in der Ausstattungslinie Urban für 34.754 Euro preislich besser zum BMW 2er Active Tourer (218d: 37.900 Euro als Sport Line mit Adaptivdämpfern und Achtgangautomatik) als ein ähnlich ausgestatteter B 220 CDI.

In Sachen Höchstgeschwindigkeit hält der aerodynamisch günstig geformte Mercedes noch gut mit, fällt beim Überholvorgang auf der Autobahn aber erwartungsgemäß hinter dem BMW 2er Active Tourer ab. Sein Vierzylinder-Diesel läuft etwas unkultivierter, dennoch sparsam – bei der Verbrauchsrunde von auto motor und sport begnügt sich der B 200 CDI mit 4,9 Litern auf 100 Kilometer.

Was noch auffällt: Der Mercedes eilt sanft durch die sieben Gänge seines Doppelkupplungsgetriebes – endlich, will man sagen, denn frühere Testwagen fielen häufig durch Ruckeln auf. Ähnlich gut erledigt der BMW 2er Active Tourer mit der optionalen Achtgang-Wandlerautomatik die Gangwechsel, erhält aber in der Wertung einen zusätzlichen Punkt für eine Fahrstufe mehr.

Als Einziger tritt der VW mit manuellem Getriebe an; anders war der Sportsvan zum Zeitpunkt des Vergleichs nicht verfügbar. Das beschert dem Sportsvan in der Bewertung einen Preisvorteil. Gleichzeitig werden ihm entsprechend Punkte beim Schaltkomfort abgezogen – dieser ist bei Automaten, wie BMW 2er Active Tourer und Mercedes B-Klasse, naturgemäß höher.

Gleichauf liegen alle drei Probanden übrigens bei der Variabilität: Für alle gibt es eine verschieb- und neigungsverstellbare Rückbank samt Lehnen, die sich geteilt klappen lassen. Umlegbar sind gegen Aufpreis ebenso die Beifahrerlehnen. Hier, bei der Kernkompetenz, beantwortet sich die Frage nach dem besten Van interessanterweise nicht – Unterschiede betreffen nur Kleinigkeiten. Etwa dass die ausgebaute Hutablage im VW unter den doppelten Kofferraumboden passt. Im Gegenzug lässt sich im Mercedes der doppelte Ladeboden einhändig bedienen und im BMW 2er Active Tourer gewitzt falten. Letzterer bietet zudem besonders viele Ablagen.

BMW 2er Active Tourer belegt Platz 2

Deshalb verdankt der VW seinen Sieg nicht unbedingt nur Van-spezifischen Vorteilen. Er darf mehr Gewicht mitschleppen, ist mit seinem großen Display sowie sinnvoll angebrachten Tasten am einfachsten zu bedienen und bietet den besten Fahrkomfort. Dass der teure BMW 2er Active Tourer seinen zweiten Platz bis zur Gesamtwertung knapp rettet, verdankt er seinem souveränen Antrieb samt einzigartigem Talent bei der Fahrdynamik. Als neueste Entwicklung im Feld hinkt er aber bei den Assistenzsystemen hinterher, was ihn Punkte kostet. So schließt der modellgepflegte Mercedes dank geringstem Minimalverbrauch und leichten Vorteilen bei Neupreis sowie Wartungskosten aus Sicht des BMW am Ende noch einmal bedrohlich dicht auf.

Finanzierungs-Check – Der BMW ist günstig im Leasing

Der neue BMW 2er Active Tourer führt sich gut am Markt ein. Denn gegenüber der Konkurrenz von Mercedes und VW können sich die Leasingangebote der Marke sehen lassen. Allerdings gibt es weniger Barzahler-Rabatt.

Wer für den BMW 2er Active Tourer Nachlässe möchte, der sollte sich die Finanzierungen genauer anschauen. Denn gegenüber der Konkurrenz von Mercedes und VW gibt die weiß-blaue Marke bei dem Van weniger Barzahler- Rabatt. Doch entscheiden sich die Kunden für das Leasing, erhalten sie ein wirkliches gutes Angebot – vor allem im Vergleich zur Mercedes B-Klasse. Der Van der Marke mit dem Stern ist in Sachen Anschaffung fast gleich teuer, doch bei nahezu identischer Anzahlung (20 Prozent) beträgt der Unterschied bei einer Laufzeit von drei Jahren in der Monatsrate mehr als 30 Euro. Auch gegenüber dem günstigeren VW Golf Sportsvan steht der Active Tourer nicht schlecht da. In der Endabrechnung ist er nur geringfügig teurer für den Kunden – ein attraktives Angebot.

Fazit

1. VW Golf Sportsvan 2.0 TDI
520 von 1000 Punkte

Im Grunde seines Herzens ist der Sportsvan ein variablerer Golf mit höherem Dach – und wegen seiner Ausgewogenheit kaum zu schlagen.

2. BMW 218d Active Tourer
493 von 1000 Punkte

Der BMW 2er Active Tourer bietet alles, was einen guten Van auszeichnet – und setzt außergewöhnliche Agilität obendrauf. Aber er ist sehr teuer.

3. Mercedes B 200 CDI
490 von 1000 Punkte

Nur knapp landet die B-Klasse auf dem dritten Platz. Sie ist vergleichsweise schwer, und ihr schwächerer Motor legt etwas verhalten los.

Technische Daten
BMW 218d Active Tourer Sport LineMercedes B 200 CDI UrbanVW Golf Sportsvan 2.0 TDI Highline
Grundpreis39.100 €34.754 €31.475 €
Außenmaße4342 x 1800 x 1586 mm4359 x 1786 x 1557 mm4338 x 1807 x 1613 mm
Kofferraumvolumen468 bis 1510 l488 bis 1547 l590 bis 1520 l
Hubraum / Motor1995 cm³ / 4-Zylinder2143 cm³ / 4-Zylinder1968 cm³ / 4-Zylinder
Leistung110 kW / 150 PS bei 4000 U/min100 kW / 136 PS bei 3200 U/min110 kW / 150 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit210 km/h210 km/h212 km/h
0-100 km/h8,9 s9,9 s8,7 s
Verbrauch4,1 l/100 km4,0 l/100 km4,3 l/100 km
Testverbrauch6,7 l/100 km6,8 l/100 km